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Kannetzky Cartesianische Prämissen

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Frank <strong>Kannetzky</strong><br />

von Begriffen des Geistes, des Sinns und des Verstehens auf Handlungen nichts,<br />

solange man Handlungen (und damit auch Sprechhandlungen) wesentlich unter<br />

Bezug auf den subjektiven Handlungssinn, also auf individuelle Absichten erklärt.<br />

Die Beschäftigung mit Descartes und Locke zeigt, wie tief die Vorstellungen<br />

von Geist, Sprache und Bedeutung, die mit dem Privatsprachenargument zurückgewiesen<br />

werden, in der philosophischen Tradition verankert sind und wie<br />

weit entsprechende Beschreibungen die Reflektion auf unser Tun prägen. Es ist<br />

ein Irrtum zu glauben, nur weil wir heute eine andere Terminologie verwenden,<br />

hätten sich die Konzeptualisierungen wesentlich verändert. Dies nachzuweisen<br />

und den Typus der aufgrund des Privatsprachenargumentes problematischen<br />

Begriffsbildungen zu charakterisieren, dienen die beiden folgenden Abschnitte<br />

zum cartesianisch-lockeschen Bild des Geistes. Damit sollte die systematische<br />

Relevanz und die Reichweite des Privatsprachenargumentes über bedeutungstheoretische<br />

Fragen hinaus klar werden: Es betrifft die Philosophie überhaupt.<br />

Den Nachweis dafür will ich im vierten Abschnitt führen, indem ich das Privatsprachenargument<br />

skizziere und vorschlage, es nicht nur als i.e.S. sprachphilosophisches<br />

bzw. bedeutungstheoretisches, sondern v.a. als handlungstheoretisches<br />

Argument zu lesen und es entsprechend für Intentionen und Handlungen<br />

überhaupt zu verallgemeinern (Privathandlungsargument). Es zeigt, insbesondere<br />

in dieser Verallgemeinerung, ein grundlegendes Problem des Philosophierens im<br />

Rahmen cartesianisch-lockescher <strong>Prämissen</strong>. Bekanntlich verweigert sich Wittgenstein<br />

dem Aufbau einer „positiven“ Theorie, und dafür gibt es gute Gründe. 5<br />

Nun ist hier nicht der Ort, eine solche Theorie aufzubauen, selbst wenn sie möglich<br />

sein sollte. Ich beschränke mich daher auf die Darlegung einiger Konsequenzen<br />

und methodischer Anhaltspunkte, denen eine Theorie des Geistes und<br />

der Handlung gerecht werden muss, wenn sie dem, was das Privatsprachenargument<br />

ex negativo zeigt, gerecht werden will.<br />

2. Das cartesianische Bild des Geistes<br />

2.1 Das cartesianische Subjekt<br />

Descartes hält sich einiges darauf zugute, dass seine Auffassungen einfach sind<br />

und mit dem gesunden Menschenverstande übereinstimmen, 6 dass sie jeder, der<br />

dardmodell der Handlung als intentionales Verhalten und folgerichtig in allen Theorien, die auf diesem<br />

Handlungsbegriff ruhen, insbesondere in Theorien kollektiven Handelns und der neueren Sozialphilosophie.<br />

Beispiele dafür sind, trotz großer Unterschiede im Detail, die Theorien des gemeinsamen<br />

Handelns und des „Wir“, wie sie von R. Tuomela, M. Gilbert, M. Bratman und J. Searle<br />

vorgelegt worden sind. (s. dazu auch <strong>Kannetzky</strong> 2004).<br />

5 Vgl. Raatzsch, R.: Eigentlich Seltsames. Paderborn: Schöningh, 2002, ders.: Philosophiephilosophie.<br />

Ditzingen: Reclam, 2000.<br />

6 Vgl. R. Descartes: Abhandlung über die Methode (im folgenden: Abhandlung), VI/17, S. 64 und<br />

passim. Zum cartesianischen Bild des Geistes im allgemeinen vgl. auch Ryles Der Begriff des Geis-

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