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SELEA-Abschlussbdericht - Staatliche Schule Gesundheitspflege (W1)

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Modellversuchsprogramm<br />

Selbst gesteuertes und<br />

kooperatives Lernen in der<br />

beruflichen Erstausbildung<br />

(SKOLA)<br />

Abschlussbericht<br />

des Projektträgers und<br />

der wissenschaftlichen Begleitung<br />

zum BLK-Modellversuch:<br />

»Selbständiges Lernen in der<br />

Altenpflegeausbildung«<br />

01.10.2007 - 30.09.2008<br />

<strong>Staatliche</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong> (<strong>W1</strong>) Hamburg<br />

Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie<br />

und Bewegungswissenschaft, Universität Hamburg<br />

Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Behörde für Bildung<br />

und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg unter dem Förderkennzeichen<br />

K 0976.00 gefördert.<br />

Projektleitung: Ekkehard Lauritzen<br />

Wissenschaftliche Begleitung: Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Allgemeine Angaben zum Modellversuch ................................................................. 3<br />

2 Kurzdarstellung des Modellversuchs »<strong>SELEA</strong>« ...................................................... 4<br />

2.1 Aufgabenstellung...................................................................................................... 4<br />

2.2 Voraussetzungen, unter denen das Vorhaben durchgeführt wird ......................... 5<br />

2.3 Planung und Ablauf von <strong>SELEA</strong> ............................................................................ 8<br />

2.4 Zusammenarbeit mit anderen Stellen und Projekten ............................................. 9<br />

2.5 Darstellung der wesentlichen Ergebnisse................................................................ 9<br />

3 <strong>SELEA</strong>-Beitrag zu den Zielen von SKOLA............................................................ 10<br />

3.1 Zuordnung der Aktivitäten zu den vereinbarten Zielen........................................ 11<br />

3.1.1 Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten........................................ 11<br />

3.1.2 Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz................................ 11<br />

3.1.3 Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung).................. 11<br />

3.1.4 Kernziel 4: Transfermaßnahmen......................................................................................... 12<br />

3.2 Erläuterung der Maßnahmen und Reflexion der Erfahrungen........................... 12<br />

3.2.1 Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten........................................ 12<br />

3.2.2 Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz................................ 15<br />

3.2.3 Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung).................. 16<br />

3.2.4 Kernziel 4: Transfermaßnahmen......................................................................................... 18<br />

3.3 Verwertbarkeit der Ergebnisse............................................................................... 20<br />

3.3.1 Zu Maßnahmenbereich I ..................................................................................................... 21<br />

3.3.2 Zu Maßnahmenbereich 4..................................................................................................... 28<br />

3.3.3 Zu Maßnahmenbereich 6..................................................................................................... 31<br />

3.4 Erfolgte oder geplante Veröffentlichungen........................................................... 41<br />

4 Impressum.................................................................................................................. 41<br />

5 Anhang........................................................................................................................ 42<br />

1


Verzeichnis der Abkürzungen<br />

AP<br />

AVJ<br />

BFS<br />

BLK<br />

BVS<br />

CULIK<br />

EbN<br />

FOS<br />

HIBB<br />

KG<br />

KomLern<br />

LI<br />

LunA<br />

LUST<br />

MB<br />

MK<br />

RTSC<br />

<strong>SELEA</strong><br />

SGA_fs<br />

SKOLA<br />

WiBeS<br />

Altenpflege<br />

Ausbildungsvorbereitungsjahr<br />

Berufsfachschule<br />

Bund-Länder-Kommission<br />

Berufsvorbereitungsschule<br />

Curriculumentwicklung Industriekaufleute<br />

Evidence-based Nursing<br />

Fachoberschule<br />

Hamburger Institut für Berufliche Bildung<br />

Kontrollgruppe<br />

Kompetenzfeststellung und individualisierte Lernentwicklung in der BVS<br />

Landesinstitut für Lehrerbildung und <strong>Schule</strong>ntwicklung Hamburg<br />

Lernen und nachhaltige Ausbildung<br />

Lehrer/-innen und Schüler/-innen im Team<br />

Maßnahmenbereich<br />

Modellversuchsklasse<br />

Real Time Strategic Change<br />

Selbstständiges Lernen in der Altenpflegeausbildung<br />

In schulischen Gruppen arbeiten - Fragebogen zur Selbsteinschätzung<br />

Selbstgesteuertes und kooperatives Lernen in der beruflichen Erstausbildung<br />

Wissensmanagement für Berufliche <strong>Schule</strong>n in Hamburg<br />

2


1 Allgemeine Angaben zum Modellversuch<br />

Projektkennung<br />

BLK-Nr.<br />

Förderkennziffer<br />

Bundesland<br />

Projektname<br />

Kurztitel<br />

Projekttyp<br />

Laufzeit<br />

Projektbeteiligte<br />

Anmeldende Stelle / zuständiges Landesministerium<br />

Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg<br />

Hamburger Strasse 31, 22083 Hamburg<br />

Verantwortlich: Michael Schopf<br />

Jochem Kästner<br />

71/05<br />

K 0976.00<br />

Hamburg<br />

Selbständiges Lernen in der Altenpflegeausbildung<br />

<strong>SELEA</strong><br />

Einzelvorhaben<br />

01.10.2005 - 30.09.2008<br />

Telefon: 040-42863-2126<br />

Telefax: 040-42863-4033<br />

jochem.kaestner@bsb.hamburg.de<br />

Projektträger / durchführende Seite<br />

<strong>Staatliche</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong> (<strong>W1</strong>)<br />

Lübecker Str. 2, 22087 Hamburg<br />

Schulleitung: Bernd-Rüdiger Ristow<br />

www.schule-w1.de<br />

Telefon: 040-42859-3466<br />

Telefax: 040-42859-2813<br />

w1@bsb.hamburg.de<br />

Projektleitung<br />

Ekkehard Lauritzen,<br />

<strong>Staatliche</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong> (<strong>W1</strong>)<br />

Lübecker Str. 2, 22087 Hamburg<br />

Telefon: 040-42859-3466<br />

Telefax: 040-42859-2813<br />

lauritzen.hamburg@t-online.de<br />

Wissenschaftliche Begleitung<br />

Sektion 3: Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen<br />

Fachbereich Erziehungswissenschaft in der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft,<br />

Universität Hamburg<br />

Leitung: Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

Kirsten Barre<br />

Wolfgang Hoops<br />

ugreb@ibw.uni-hamburg.de<br />

kirstenbarre@web.de<br />

whoops@ibw.uni-hamburg.de<br />

3


2 Kurzdarstellung des Modellversuchs »<strong>SELEA</strong>«<br />

2.1 Aufgabenstellung<br />

Innerhalb des BLK-Modellversuchsprogramms SKOLA befasst sich das Einzelvorhaben<br />

<strong>SELEA</strong> (Selbstständiges Lernen in der Altenpflegeausbildung) gezielt und praxisnah mit<br />

selbstwirksamem, kooperativem, selbst bestimmtem Lernen in der Altenpflegeausbildung.<br />

Gesellschaftlich relevant wird das Vorhaben in erster Linie durch die Umsetzung des neuen<br />

Altenpflegegesetzes, das seit dem 01.08.2003 bundesweit Gültigkeit hat. Mit recht konkreten<br />

Konsequenzen: Wie der Forderung nach einer dualen Ausbildung, die fortan auf<br />

eine professionelle Handlungskompetenz in Prävention, Curation und Rehabilitation ausgerichtet<br />

werden muss. Hierin ist der Gesetzgeber auf die Selbständigkeit des professionell<br />

Pflegenden bedacht, der Pflegehandlungen theoriegeleitet und gestalterisch plant, fachgerecht<br />

und sozialkompetent durchführt und sich selbstwirksam in der Lage sieht, Handlungen<br />

in ihren Folgen einzuschätzen. In Kontexten, wie dem Primary Nursing mit der erforderlichen<br />

Hermeneutischen Einzelfallkompetenz, ist beispielsweise dann auch zu prüfen,<br />

ob und wie standardisierte Sollensanforderungen wirksam geworden sind. Die gesetzliche<br />

Festschreibung der Professionalisierung bedeutet aber auch die Verlängerung einer Hauptdebatte<br />

aus dem pflegewissenschaftlichen Diskurs der vergangenen fünfzehn Jahre, eben<br />

deren Verwissenschaftlichung einzufordern. Von dieser in Deutschland neu entstandenen<br />

pflegewissenschaftlichen Plattform aus gehen durch theoretische, insonderheit pflegepädagogische<br />

Konzeptionen verstärkt Impulse aus, die die curriculare Praxis in der Pflegebildung<br />

vor neue fachrichtungsdidaktische Herausforderungen stellen 1 .<br />

Der kurze Aufriss lässt zweierlei erkennen: Zum einen, die Notwendigkeit eines Modellprojekts<br />

zum selbstgesteuerten Lernen in der Altenpflege wie auch das Erfordernis einer<br />

pflegedidaktischen Strukturierungshilfe, ohne die angesichts der komplexen Verschränkung<br />

beruflicher und gesellschaftlicher Problemebenen eine sortierte berufsspezifische Abarbeitung<br />

kaum möglich ist.<br />

Mit der Möglichkeit zur Durchführung eines Modellversuchs besteht nun im Rahmen von<br />

<strong>SELEA</strong> die Chance, eine dauerhafte Verankerung selbstbestimmten schulischen Lernens in<br />

der Altenpflegeausbildung über bereits auf curricularer Basis berücksichtigte schülerorientierte<br />

Unterrichtskonzepte in ihrer spezifisch pflegedidaktischen Modifikation zu gewährleisten.<br />

Neben diesen Aufgaben im Kontext der schulischen Curriculumentwicklung hat<br />

sich das <strong>SELEA</strong>-Team auch zum Ziel gesetzt, direkte Förderstrategien zur Begünstigung<br />

selbstbestimmter Lernprozesse, wie z.B. die Einführung von Lernportfolios, umzusetzen.<br />

Insbesondere Schülerinnen und Schüler in der Altenpflegeausbildung müssen darauf vorbereitet<br />

werden, ihren zukünftigen beruflichen Alltag mit den persönlichen Bedürfnissen<br />

des eigenen Lebens vereinbaren zu können. Mit dem Gedanken des selbstbestimmten Lernens<br />

verbinden sich in dieser Hinsicht große Hoffnungen: Von einer langfristigen und<br />

nachhaltigen Implementierung solcher Formen des Lernens in den berufsschulischen Alltag<br />

verspricht man sich nicht zuletzt eben dieses: Schülerinnen und Schüler zur selbstbestimmten<br />

Gestaltung ihres (beruflichen und privaten) Lebens zu befähigen und ihre<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen dahingehend zu fördern.<br />

1 Zum gesellschaftlichen Hintergrund ausführlicher der 1. Zwischenbericht (2006) der wissenschaftlichen<br />

Begleitung, S. 4f.<br />

4


Darüber hinaus bietet der Modellversuch Bedingungen für einen konzentrierten und intensiven<br />

innerschulischen Diskurs über notwendige Veränderungen von institutionellen und<br />

personellen Rahmenbedingungen, wie sie im schulischen Alltag ansonsten kaum zu ermöglichen<br />

wären. Von den Erfahrungen, die auf diesem Wege im Kollegium, in der Schulleitung,<br />

von den Schülern und anderen Beteiligten gemacht werden, können im Austausch<br />

mit den Betrieben, der Schulbehörde, anderen <strong>Schule</strong>n und Projekten zahlreiche Erkenntnisse<br />

aus dem Modellversuch kommuniziert und verbreitet werden, um so bei den jeweiligen<br />

Adressaten solcher Transfermaßnahmen möglicherweise wichtige Impulse für eigene<br />

Reflexionen über Optionen institutioneller Innovationen zu setzen.<br />

2.2 Voraussetzungen, unter denen das Vorhaben durchgeführt wird<br />

Als Berufsschule im Dualen System bildete die <strong>W1</strong> schon vor dem Modellversuch <strong>SELEA</strong><br />

im Bereich der Altenpflege und Altenpflegehilfe aus. Die Auszubildenden besuchten die<br />

<strong>W1</strong> in jedem Halbjahr für einen ca. sechswöchigen Block. Neben der betrieblichen Ausbildung<br />

in Pflegeheimen und ambulanten Diensten erfolgte eine überbetriebliche Ausbildung<br />

in der Zeit des betrieblichen Einsatzes. Die Ausbildung an der <strong>W1</strong> ist in Lernfelder gegliedert.<br />

Die unterrichtliche Umsetzung der Lernfelder erfolgt durch die jeweiligen Klassenteams.<br />

Durch das neue Altenpflegegesetz wurde dieser Bereich ab 2006 Altenpflege-Fachschule,<br />

das heißt unter anderem, dass der schulische Anteil der Ausbildung erhöht, die Kooperation<br />

mit den Akteuren im Betrieb verstärkt und die überbetrieblich-praktische Ausbildung,<br />

die bisher von verschiedenen kleinen zum Teil privaten Ausbildungsstellen übernommen<br />

wurde, fortan der <strong>W1</strong> zufallen sollte. Damit verbunden war eine intensivere Kooperation<br />

der Lernort-Akteure, die nun auch die Möglichkeit eröffnete, Elemente selbst gesteuerten<br />

Lernens im betrieblichen Bereich zu fördern ⎯ z.B. durch die Einrichtung von Schulstationen<br />

und Lerninseln.<br />

Im Verlauf des ersten Modellversuchsjahres war zunehmend deutlich geworden, in welchem<br />

Spannungsverhältnis sich die durch SKOLA-Programm und Projektantrag gestellten<br />

Ansprüche des Modellvorhabens zu den real vorherrschenden schulischen Bedingungen<br />

befinden 2 . Während die räumlich-materielle Ausgangssituation wesentlich verbessert werden<br />

konnte, blieben konzeptionelle Probleme der Bildungsplanung und des Schulmanagements<br />

(Stundentafel, Prüfungsordnung, fehlende personelle und inhaltliche Verzahnung<br />

von <strong>SELEA</strong>-Team und Abteilung Altenpflege), letztlich auch der Eigenarten der Berufskultur<br />

bis ins dritte Jahr des Modellversuchs bestehen und banden die Kräfte der <strong>SELEA</strong>-<br />

Akteure auf Nebenschauplätzen. Der Intention des Antrags, Selbstgesteuertes Lernen<br />

durch die pflegedidaktische Ausschöpfung allgemeindidaktischer Konzepte zu fördern und<br />

dieses im Rahmen der Entwicklung von Lernsituationen auf curricularer Ebene verbindlich<br />

zu verankern, standen deshalb auch in der Phase des Transfers verschiedene strukturelle<br />

Probleme entgegen:<br />

• Auf der Makroebene: Die neue Gesetzgebung für Pflegeberufe (s. 1.1 Aufgabenstellung) regelt<br />

die akademische Ausbildung der Lehrenden und die Professionalisierung der Pflegeberufe.<br />

Doch in Hamburg wurde bislang noch keine entsprechende Professur für die Pflegewissenschaft<br />

eingerichtet, so dass ein Staatsexamen in der beruflichen Fachrichtung Pflege nicht<br />

möglich ist. In dieser Situation wird die <strong>W1</strong> eine Fachschule für Altenpflege, obwohl Berufsschullehrer,<br />

anders als an Pflegefachschulen, nur in Ausnahmefällen einen akademischen Ab-<br />

2 Vgl. 1. Zwischenbericht der wissenschaftlichen Begleitung (2006), S. 5-9.<br />

5


schluss in der beruflichen Fachrichtung Pflege ausweisen können ⎯ eine extreme Erschwernis<br />

der Arbeitsbedingungen in <strong>SELEA</strong> (vgl. 3.3.3.1, S. 32)<br />

Zusammensetzung der Konzeptgruppe<br />

Studienfächer/<br />

-abschluss<br />

Berufsausbildung<br />

Bankkaufmann<br />

Unterrichtsfächer<br />

Funktionen in der <strong>Schule</strong><br />

1 Handelslehramt<br />

(Diplom)<br />

Politik, Soziologie, Berufskunde,<br />

EDV<br />

Mediothek,<br />

Altenpflegelernportal<br />

2 Staatsexamen Lehramt Mittelstufe,<br />

Biologie, Soziologie<br />

Lehramt Berufliche <strong>Schule</strong>n,<br />

Gesundheit, Sozialwissenschaften<br />

(Staatsexamen)<br />

3 Lehramt Berufliche <strong>Schule</strong>n,<br />

Textiltechnik, Psychologie,<br />

Pädagogik (Staatsexamen)<br />

Krankenschwester<br />

Gesundheit (Altenpflege,<br />

FOS)<br />

Unterricht in Modellklasse AP<br />

05 f, Beraterin für Gesundheitsförderung<br />

und Prävention<br />

keine<br />

Psychologie,<br />

Beschäftigungslehre<br />

Abteilungskoordinatorin (erweiterte<br />

Schulleitung), Unterricht<br />

in beiden<br />

Modellklassen<br />

Mediothek, Arbeitskreis Altenpflege<br />

4 Berufspädagogik,<br />

Pflegewissenschaften,<br />

Soziologie (Diplom)<br />

5 Lehramt Berufliche <strong>Schule</strong>n,<br />

Gesundheit, Sozialwissenschaften<br />

(Staatsexamen)<br />

6 Höheres Lehramt, Deutsch,<br />

Gemeinschaftskunde<br />

(Staatsexamen)<br />

Krankenschwester<br />

Gesundheit (Altenpflege),<br />

Beschäftigungslehre<br />

keine<br />

Gesundheit (Altenpflege),<br />

Rechtskunde<br />

Unterricht in Modellklasse AP<br />

05 f<br />

Elektroinstallateur<br />

Wirtschaft/ Gesellschaft,<br />

Rechtskunde, Sprache/<br />

Kommunikation<br />

Mediothek, Unterricht in<br />

Modellklasse AP 05 a<br />

• Auf der Makroebene: In Hamburg stand der wissenschaftlichen Begleitung nur der Bundesanteil<br />

der zugesagten Finanzmittel für Personal- und Sachkosten zur Verfügung, so dass, trotz<br />

Umwidmung der Sach- in Personalmittel, die Einrichtung einer halben Stelle für die wissenschaftliche<br />

Begleitung lediglich zwischen Mai 2006 und Februar 2008 möglich war. Zu Beginn<br />

wurde die wissenschaftliche Begleitung teils unentgeltlich, teils per Werkvertrag finanziert,<br />

dessen bürokratische Hürden wiederum zur Folge hatten, dass z.B. der Pretest zur Feststellung<br />

des Personalentwicklungsbedarfs erst im zweiten <strong>SELEA</strong>-Quartal erfolgte. In der<br />

Endphase war eine wissenschaftliche Begleitung des <strong>SELEA</strong>-Teams vor Ort nicht mehr möglich.<br />

• Auf der Makroebene: Bildungspolitisch war der Modellversuch gerade in eine Zeit des Umbruchs<br />

gefallen, weshalb die Modell-Klassen des Jahrgangs 2005 nach der alten Hamburger<br />

Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Altenpflege von 2002 unterrichtet und geprüft<br />

werden mussten. Erst mit dem Ausbildungsjahrgang 2006 wurde ein neuer Bildungsplan mit<br />

neuen Prüfungsmodalitäten eingeführt. Nun erweisen sich die im <strong>SELEA</strong>-Team bearbeiteten<br />

Lernfelder und modellhaft erstellten Lernsituationen mit dem neuen Bildungsplan als nicht<br />

kompatibel. An der Erstellung des neuen Bildungsplans war zwar die Abteilung Altenpflege<br />

maßgeblich beteiligt, jedoch kein Mitglied des <strong>SELEA</strong>-Teams oder der wissenschaftlichen<br />

Begleitung 3 . Bei den Lehrenden verursacht diese Situation eine zusätzliche und permanente<br />

Planungsunsicherheit (vgl. Anlage 2, S. 48).<br />

3 Alter wie neuer Bildungsplan sind nach Lernfeldern strukturiert, unterscheiden sich aber bereits in deren<br />

Anzahl und Umfang deutlich voneinander. Beide Bildungspläne bergen massive berufspädagogische Probleme.<br />

Die Lernfeldkonstruktion scheint in beiden Fällen weniger an beruflichen Handlungssituationen und<br />

Grundlagen der Pflegewissenschaft orientiert als an medizinischer Fachsystematik. Mit dem neuen Bildungsplan<br />

ist damit auch für die Zukunft abzusehen, dass anstelle einer pflegedidaktisch-exemplarischen<br />

Themenwahl ein auf Vollständigkeit zielender Inhaltskanon zu bewältigen sein wird, dessen Stofffülle<br />

kaum Raum für offene schülerorientierte Unterrichtsformen zulässt ⎯ schon in diesem Jahr fiel ihr die<br />

Freiarbeit zum Opfer.<br />

6


• Auf der Mesoebene: Bereits zu Beginn des Modellversuchs war seitens des Schulmanagements,<br />

die personelle Verzahnung von <strong>SELEA</strong>-Team und Abteilung Altenpflege versäumt<br />

worden, z.B. durch Aufnahme der Abteilungsleiterin in die Projektleitung von <strong>SELEA</strong> oder<br />

durch Sicherstellen der Lehre durch Mitglieder des <strong>SELEA</strong>-Teams in den Modellversuchsklassen.<br />

Auch im Ausbildungsjahrgang 2006 wurden keine Lehrenden des <strong>SELEA</strong>-Teams unterrichtlich<br />

eingeplant. So dass der neue Ausbildungsjahrgang wiederum ohne curriculare und<br />

pflegedidaktische Fördermaßnahmen selbstbestimmter Lernformen startete. Die innerschulischen<br />

Transferversuche im zweiten <strong>SELEA</strong>-Jahr zeigten insgesamt, dass die Unterstützung einer<br />

<strong>SELEA</strong>-übergreifenden, schulweiten Förderung des selbstgesteuerten Lernens seitens der<br />

Schulleitung in vieler Hinsicht hinter den Erwartungen des <strong>SELEA</strong>-Teams zurückblieb. 4 Es<br />

kam daher die Vermutung auf, dass man sich der Tragweite des SKOLA-Programms dort noch<br />

gar nicht bewusst sei. Dafür spricht möglicherweise auch die mangelnde Rezeption der im<br />

Vorfeld von SKOLA durchgeführten Modellversuche, so dass ein Transfer dieser Ergebnisse<br />

(z.B. CULIK) die Lehrerteams der <strong>W1</strong> noch nicht erreicht hat.<br />

• Berufskultur: Zu Beginn des dritten <strong>SELEA</strong>-Jahres zeichnet sich bezüglich des innerschulischen<br />

Transfers nach zwei pädagogischen Tagen eine ambivalente Situation ab: Die Resonanz<br />

im Kollegium schwankt zwischen grundsätzlicher Ablehnung gegenüber jeglichen Veränderungen<br />

und großem Interesse, Aufgeschlossenheit für die Arbeit des <strong>SELEA</strong>-Teams. Interessanterweise<br />

entfaltet der Modellversuch selbst in diesem Zusammenhang eine transferhemmende<br />

Wirkung, insofern er den Neid der nicht-beteiligten Kollegen weckt, die sich den innovativen<br />

Arbeitsanforderungen gleichermaßen gegenüber sehen, ohne in den Genuss einer zeitlichen<br />

Freistellung zu kommen. Als grundsätzlich problematisch wird immer wieder die starke<br />

Belastung der Kollegen angeführt, welche es auch denjenigen, die an den Modellversuchsergebnissen<br />

interessiert seien, stark erschwere, sich näher mit ihnen auseinanderzusetzen. Aufgrund<br />

dieser Situation beantragte die wissenschaftliche Begleitung zu Beginn des zweiten Jahres<br />

eine SKOLA-Ergänzungsstudie mit der Fragestellung, unter welchen Bedingungen die<br />

Lehrenden ein Interesse an schulischen Neuerungen entwickeln und welche Faktoren (Alltagsbelastungen,<br />

Zeitdruck, Berufskultur u.ä.) ihre Innovationsbereitschaft fördern oder hemmen.<br />

Ausgangsmaterial der Studie mit dem Titel: Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck wurden<br />

die Ergebnisse einer Forschenden Lernwerkstatt 5 in der Teamqualifizierung vom 18.11.2006<br />

und die Interviews der wissenschaftlichen Begleitung zur Evaluation der SKOLA-Dossiers<br />

Transfer und Personalentwicklung. Weitere Vergleichs-Interviews wurden mit Lehrenden in<br />

Pflegeschulen verschiedener Bundesländer zu Fragen des innerschulischen Transfers didaktischer<br />

Innovationen geführt.<br />

• Berufskultur: Seit Einführung des Lernfeldkonzepts (1996) zählt die fachrichtungsdidaktische<br />

Lernfeldinterpretation zur curricularen Ausgestaltung von Lernsituationen in gemischt besetzten<br />

Teams zu den Aufgaben der Lehrenden in beruflichen <strong>Schule</strong>n. Die durch den Lernfeldansatz<br />

implizierte Aufgabenverschiebung in Richtung didaktischer Mesoebene, konfrontiert die<br />

Lehrenden mit neuen Anforderungen. Dieser radikale Wandel im Anforderungsprofil professionellen<br />

Lehrerhandelns wurde, wie in den Jahren zuvor, wiederholt zum Thema: Es zeigte<br />

sich, dass die im Antrag vorausgesetzten Ausgangsbedingungen für die Verankerung selbstge-<br />

4 Eine prinzipielle Offenheit gegenüber den Initiativen des <strong>SELEA</strong>-Teams (beispielsweise die Durchführung<br />

einer zweitägigen Pädagogischen Jahreskonferenz zum Transfer des Selbstgesteuerten Lernens in alle übrigen<br />

schulischen Abteilungen) sei aus Gründen der Qualitätssteigerung und Imagepflege zwar deutlich<br />

fühlbar, doch sobald es um die verbindliche Übernahme von Verantwortung für die Verstetigung der Maßnahmen<br />

gehe (z.B. für die Durchführung kontinuierlicher Fortbildungsangebote), werde die konkrete Unterstützung<br />

vermisst.<br />

5 Die Forschende Lernwerkstatt mit Prof. Dr. Petra Grell war eine Veranstaltung in der Teamqualifizierung<br />

(MB 5.5, vgl. Anlage 4, S. 72) im Nov. 2006. Sekundär diente diese Veranstaltung ebenfalls der didaktischen<br />

Fortbildung der Lehrenden, denn die Forschende Lernwerkstatt eignet sich hervorragend zur Förderung<br />

des selbstbestimmten forschenden Unterrichts. Um diesen Aspekt zu vertiefen, lud das <strong>SELEA</strong>-Team<br />

Frau Grell zu einem weiteren Fortbildungstermin in die <strong>W1</strong> ein. Die von den Lehrenden freigegebenen Resultate<br />

der Forschenden Lernwerkstatt wurden in der Ergänzungsstudie Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck<br />

(MB 6) hinsichtlich der Transferproblematik in der <strong>W1</strong> weiter ausgewertet.<br />

7


steuerten Lernens auf curricularer Ebene, auch im dritten <strong>SELEA</strong>-Jahr an der Modellversuchsschule<br />

noch nicht hergestellt werden konnten. Von individuellen Widerständen gegen Lernfeldarbeit<br />

einmal abgesehen, fehlen selbst den entwicklungsbereiten und erfahrenen Lehrkräften<br />

oft die Handlungsvorstellungen für eine Gestaltung von Lernprozessen für die Durchführung<br />

offener Lernarrangements, es fehlt die Vertrautheit mit curricularen und fachrichtungsdidaktischen<br />

Instrumentarien, die notwendig sind, um in effektiver Weise die Selbstorganisation<br />

und Selbststeuerung der Schüler in den Mittelpunkt zu stellen. Demgegenüber sind traditionelle<br />

Strukturen und Gewohnheiten stark verhaftet und setzen sich durch ⎯ insbesondere unter<br />

Zeitdruck.<br />

• Lernende: Insgesamt begannen im ersten Modellversuchsjahr (2005) von <strong>SELEA</strong> 210 Schüler<br />

ihre Altenpflegeausbildung. Zwei der sieben Klassen nahmen als Modellversuchsklassen an<br />

<strong>SELEA</strong> teil (AP 05 a und f, je 30 Schüler) 6 . Die Schüler wurden den neuen Lehrformen gegenüber<br />

zunehmend aufgeschlossen, litten jedoch stark unter dem Widerspruch, dass zwar das<br />

Unterrichtsgeschehen zunehmend auf reale berufliche Handlungssituationen bezogen wurde,<br />

bisher vernachlässigte Größen wie Problemorientierung, Erfahrungsbezug, Selbstreflexion,<br />

Teamarbeit, Eigenverantwortung, hermeneutische Fallkompetenz einen neuen Stellenwert erhielten,<br />

dass aber das Prüfungswesen weiterhin durch starr vorgegebene Wissensabfragen dominiert<br />

blieb. Ein Transfer ihrer neuen Denkstrukturen und Handlungsentwürfe in die Prüfungsleistungen<br />

hinein, konnte nicht stattfinden. Im Gegenteil. Die Prüfungskataloge entfalteten<br />

trotz aller Bemühungen um schüleroffenere Unterrichtsformen subtil eine repressive Wirkung<br />

auf die Lehr-Lernprozesse.<br />

2.3 Planung und Ablauf von <strong>SELEA</strong><br />

Die dem Modellversuch zugrunde liegende Ablaufplanung (vgl. Anlage 2, S. 48) sieht eine<br />

Entwicklung des Modellversuchs auf drei Ebenen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung<br />

vor: erstens unterrichtliche (MB 1), zweitens lehrerqualifizierende (MB 4) und drittens<br />

transferorientierende Maßnahmen (MB 6).<br />

Planung und Ablauf von <strong>SELEA</strong> orientieren sich auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung<br />

(MB 1) an einer verbindlichen didaktischen Gestaltung von Lernumgebungen, die<br />

selbstorganisiertes Lernen konzeptionell absichern. Zehn Prozent der Unterrichtsplanungen<br />

in den Modellklassen werden in die SKOLA-Evaluation einbezogen. Sie sollen zeigen, wie<br />

sich unter Rückgriff auf entsprechende Unterrichtskonzepte (problemorientiert, erfahrungsorientiert,<br />

handlungorientiert 7 ) die Anforderungen an das selbstgesteuerte Lernen in<br />

ihrer Komplexität schrittweise steigern lassen. Ausgehend von der in motivationaler, kognitiver<br />

und metakognitiver Hinsicht differenten Schülerschaft, steht die sukzessive Ausbildung<br />

der Lern- und Denkprozesse im Zentrum. Zunächst gilt es aufzuzeigen, mit welchen<br />

Mitteln Berufsschüler zu den inhaltlich benötigten Formen selbstgesteuerten Lernens durch<br />

Berufsnähe und Fallorientierung motiviert werden können. Ferner sollen die Schwierigkeiten<br />

aufgezeigt werden, die Schüler von diesen Lernformen abhalten könnten.<br />

6 Einzelheiten zu den beiden Modellklassen s. Erster Zwischenbericht der wiss. Begleitung (2006), S. 6-9.<br />

7 Diese fachdidaktische Modifikation vorhandener didaktischer Konzepte und Modelle gilt es vor dem Hintergrund<br />

des neuen AltPflG (01.08.2003) zu erproben. Sie betrifft beispielsweise: a) im Problemorientierten<br />

Unterricht den Lernanlass. Pflegedidaktisch wird hier der Problem- und Bildungsgehalt authentischer<br />

und hinreichend komplexer Pflegesituationen entscheidend; b) im Erfahrungsbezogenen Unterricht die Erschließung<br />

des gesamten Bereichs gesellschaftlicher Tabuthemen (Ekel, Scham, Gebrechlichkeit, Tod) sowie<br />

intraindividuelles und interindividuelles (metakognitives) Wissen (z.B. die Selbstwahrnehmung im<br />

Spiegel der Fremdwahrnehmung mit den Schwerpunkten Empathie und Intervention in asymmetrischen<br />

Beziehungen, das Generationengefälle u.a.m.); c) im Handlungsorientierten Unterricht Muster gelingender<br />

patientenorientierter Pflege. Als Handlungsprodukt können hier vorbildliche Lösungen hermeneutischer<br />

Fallarbeit mit ihren vielfältigen kommunikativen Prozessen fachdidaktisch relevant werden.<br />

8


Im dritten Modellversuchsjahr steht der inner- und außerschulische Transfer im Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit (MB 6), wodurch gleichermaßen die Zielvereinbarungen zur<br />

Personalentwicklung eine hohe Bedeutung gewinnen (MB 4): Die SKOLA-Teamqualifizierungen<br />

werden fortgesetzt und das <strong>SELEA</strong>-Team übernimmt eine Coachingfunktion im<br />

Kollegium (vgl. den Leitfaden Anlage 3, S. 54; sowie die Anlage zur SKOLA-<br />

Ergänzungsstudie Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck, 2008, Anlage 4, S. 72). Auf<br />

der unterrichtlichen Ebene der Zielvereinbarungen wurde die Entwicklung von Lernsituationen<br />

weiter fokussiert, mit einer didaktischen Schwerpunktsetzung auf dem Handlungsorientieren<br />

Unterricht (Unterrichtsblöcke 5 und 6; MB 1, vgl. Anlage 4, S.) sowie eine<br />

Neugestaltung der Prüfungsvorbereitung und der Abschlussprüfung angebahnt.<br />

Arbeitsorganisatorisch wurden die Umstrukturierungen, die im zweiten <strong>SELEA</strong>-Jahr vorgenommen<br />

wurden, auch im dritten Jahr beibehalten. Die Gesamtgruppe, bestehend aus<br />

zehn Mitgliedern des Kollegiums, gliederte sich in Konzept- und Arbeitsgruppe sowie in<br />

Klassenteams mit je spezifischer Aufgabenverteilung. Die Lernsituationen wurden in speziell<br />

dafür eingerichteten Arbeitsgruppen entwickelt, die Konzeptgruppensitzungen fanden<br />

regelmäßig alle zwei Wochen statt.<br />

2.4 Zusammenarbeit mit anderen Stellen und Projekten<br />

Im Rahmen der Modellversuchsdurchführung war keine systematisch geplante, kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit mit anderen Stellen und Projekten vorgesehen, weil Lehrenden der<br />

<strong>W1</strong> in dieser Umbruchphase vordringlich Kooperationen mit den neuen Lernortpartner<br />

aufbauen mussten. Es fand allerdings auf offizieller und informeller Ebene ein regelmäßiger<br />

Austausch z.B. mit anderen Modellversuchsträgern statt. So entstand etwa ein Kontakt<br />

zum Modellversuch LUST am Schulzentrum Bremen-Walle, aus dem sich auch ein Treffen<br />

auf Schulleiterebene ergab, bei dem sich die <strong>W1</strong>-Vertreter über die Erfahrungen mit<br />

der Umsetzung des Lernfeldkonzepts im Bremer Schulzentrum informierten und interessante<br />

Anregungen mitbrachten.<br />

2.5 Darstellung der wesentlichen Ergebnisse<br />

Nachdem das erste Jahr durch die Konstituierung und Selbstfindung des <strong>SELEA</strong>-Teams<br />

und die Konzeption möglicher Vorgehensweisen (Präzisierungen der Zielvereinbarungen /<br />

direkte Förderung) gekennzeichnet war, stand im zweiten Jahr die kooperative und möglichst<br />

fächerübergreifende Entwicklung von Lernsituationen deutlich im Zentrum 8 . In dieser<br />

mittleren Phase sehen wir rückblickend auch den höchsten Grad an Motivation und<br />

Effektivität im <strong>SELEA</strong>-Team erreicht. Nicht zuletzt durch eine Stärkung der Selbstwirksamkeit.<br />

Denn mit Unterstützung des Schulmanagements gestalteten die Lehrenden aktiv<br />

ihr schulisches Umfeld neu, was sich insbesondere auch in Verbesserungen der räumlichen<br />

und materiellen Ausstattung für die Schüler auswirkte (z.B. Klassenzimmer, Mediothek).<br />

Die wissenschaftliche Begleitung konnte in diesem Zeitraum an den Konzeptgruppensitzungen<br />

teilnehmen. Auf der Basis eines Coaching Konzepts wurden in der ersten Phase<br />

regelmäßig schriftliche pädagogische Rückmeldungen zur Sensibilisierung für Entscheidungs-<br />

und Planungsprozesse gegeben, was auf Wunsch des <strong>SELEA</strong>-Teams nach zwei<br />

Monaten in ein Angebot der Beratungshilfe auf Anfrage bei der Entwicklung, Erprobung<br />

und Evaluierung der didaktisch-methodischen Unterrichtskonzepte umgestellt wurde. Parallel<br />

wurden die Prozesse der Theorierezeption in diesen Phasen von der wissenschaftli-<br />

8 Es handelt sich um die Lernsituationen zu den Themen „Sucht“, „Gesundheitsberatung“, „Pflegeversicherung“,<br />

„Diabetes und Gesellschaft“ und drei Lernsituationen zum Krankheitsbild des „Apoplex“.<br />

9


chen Begleitung durch die Bereitstellung von Materialien zur Allgemeinen- und Pflegedidaktik<br />

mit Best-Practice-Beispielen unterstützt (Teamqualifizierung).<br />

Gegen Ende des zweiten Jahres und im dritten <strong>SELEA</strong> Jahr lag der Fokus auf Fragen der<br />

Implementation planerischer und organisatorischer Neuerungen, die das selbstgesteuerte<br />

Lernen unterstützen, und damit auf dem Transfer (vgl. S. 32ff.). Eine Analyse von Problemen<br />

der Implementationsphase und des Transfers fand nur ansatzweise statt ⎯ in dieser<br />

Phase war das <strong>SELEA</strong>-Team stark durch die Prüfungsverfahren beansprucht und die Mittel<br />

für die wissenschaftliche Begleitung waren aufgebraucht, so dass im letzten Halbjahr die<br />

wöchentliche Teilnahme an den Sitzungen in der Modellversuchsschule entfiel. Die zwei<br />

Modellversuchsklassen verließen die <strong>Schule</strong> im April 2008. Eine Verstetigung der neuen<br />

Planungskultur und strukturellen Neuerungen (z.B. Methodenwoche, Freiarbeit) konnte<br />

insbesondere durch drei Pädagogische Tage angebahnt werden. Allerdings erschweren<br />

oder unterbinden konzeptionelle Entscheidungen des Schulmanagements, zu Beginn und<br />

am Ende des Modellversuchs, den Transfer (vgl. 2.2, S. 5f.). An der abschließenden Reflexion<br />

und Gesamtevaluation, beteiligten sich nurmehr fünf von zehn Teammitgliedern.<br />

Eine kurze Darstellung der wesentlichen Ergebnisse aus diesen drei Jahren hat mit dem<br />

didaktischen Leitfaden zu beginnen, den das <strong>SELEA</strong>-Team für den innerschulischen<br />

Transfer entwickelt hat (vgl. Anlage 3, S. 54). In diesem Leitfaden bündeln sich sichtbare<br />

und unsichtbare Resultate des Modellversuchs:<br />

• Teambildung und eine kooperative Planung wurden erstmals realisiert und als Entlastung und<br />

Bereicherung erfahren;<br />

• die Lehrenden konfrontierten sich in der Teamqualifizierung mit neuen allgemein- und pflegedidaktischen<br />

Theoriebeständen (Kategorialanalyse), verschüttete Anschlüsse zur Wissenschaftsorientierung<br />

wurden freigelegt;<br />

• Lernprozesse der Schüler rückten schon während der Planung von Lernsituationen ins Zentrum<br />

der Überlegungen, wenngleich die Partizipation der Schüler am Lernfeldteam noch vernachlässigt<br />

wurde;<br />

• die Lehrenden entwickelten gemeinsam eine experimentelle Haltung im Methodenrepertoire.<br />

Sie versuchten sich in der Methodenwoche, dem Portfolio, dem Lehrertagebuch, u.a.m.<br />

• die Lehrenden erschlossen sich neue Facetten ihrer Lehrerrolle: als Lernbegleiter ihrer Schüler<br />

und als Coaches ihrer Kollegen. Im Rahmen des inner- und außerschulischen Transfers wurden<br />

dem Lehrerkollegium der <strong>W1</strong> Lernsituationen zur Verfügung gestellt und auf der Internetplattform<br />

der <strong>W1</strong> auch Interessenten außerhalb der <strong>Schule</strong> angeboten.<br />

• die Lehrenden evaluierten regelmäßig die Selbsteinschätzung der Schülerinnen bezüglich ihrer<br />

Lernprozesse im Modellversuch <strong>SELEA</strong>. Anlässe waren: der Abschluss einer Lernsituation,<br />

das Blockende und das Ausbildungsende. Als Erfassungsform wurden schriftliche Evaluationsbögen,<br />

eine „Zielscheibe“, Evaluationsgespräche im Klassenverband, Einzelgespräche und<br />

ein World Café gewählt.<br />

• die Lehrenden griffen aktiv in ihre Berufskultur ein und setzten neue Maßstäbe durch strukturbildende<br />

Maßnahmen wie z.B. Vorleben einer gelingenden kollektiven Arbeitsstruktur (gegen<br />

Einzelkämpfertum), Einführung von Freiarbeit und neuer Formen der Prüfungsvorbereitung.<br />

Entscheidend war die Implementation von ›Pädagogischen Jahreskonferenzen‹ an der <strong>W1</strong> (vgl.<br />

S. 34), in welchen unter Beteiligung der Schüler aus den Modellversuchsklassen dem gesamten<br />

<strong>W1</strong>-Kollegium die Arbeit von <strong>SELEA</strong> näher gebracht wurde.<br />

3 <strong>SELEA</strong>-Beitrag zu den Zielen von SKOLA<br />

Das Vorhaben der <strong>W1</strong> knüpft an zentrale Leitziele des BLK-Programms SKOLA an: Die<br />

Förderung selbst gesteuerten Lernens und der Teamfähigkeit in der beruflichen Erstausbil-<br />

10


dung ist im Bereich der Altenpflege von besonderer Relevanz. Hier trat angesichts des extremen<br />

gesellschaftlichen Wandels am 01.08.2003 ein neues Altenpflegegesetz in Kraft,<br />

das die Tendenz zur Akademisierung des Berufes institutionalisiert (vgl. 2.1, S. 4). Systematisch<br />

und lernmethodisch rekurriert <strong>SELEA</strong> deshalb auf die fachdidaktische Ausschöpfung<br />

von Potentialen allgemeindidaktischer Modelle und Konzepte 9 . In den Zielvereinbarungen<br />

(vgl. Anlage 1, S. 44) wurde das Programm konkretisiert.<br />

3.1 Zuordnung der Aktivitäten zu den vereinbarten Zielen<br />

3.1.1 Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten<br />

„Angestrebt wird eine systematische Einführung und dauerhafte Verankerung selbst<br />

gesteuerten Lernens in der Altenpflege auf curricularer Basis. Die fachdidaktische<br />

Ausarbeitung der Lernfelder sollte prototypische Konzepte offenen schülerorientierten<br />

Unterrichts in den Teilcurricula verankern: Das Problemorientierte, das Erfahrungsbezogene<br />

und das Handlungsorientierte Konzept. Das Anliegen dabei ist die verbindliche<br />

didaktische Gestaltung von Lernumgebungen, die selbst organisiertes Lernen konzeptionell<br />

absichern.“<br />

3.1.1.1 Lernsituationen<br />

• Lernsituation „Wohnformen im Alter“ (Zielleitende Fragestellg.: MB I.1 und I.3)<br />

• Lernsituation „Bürgerschaftswahl“ (Zielleitende Fragestellg.: MB I.3 und I.6)<br />

• Lernsituationen „Inkontinenz“ (Zielleitende Fragestellg.: MB I.3)<br />

3.1.1.2 Methodische Maßnahmen<br />

• Freiarbeit (Zielleitende Fragestellungen: MB I.1 und I.6)<br />

• Prüfungsvorbereitung im Kurssystem (Zielleitende Fragestellg.: MB I.1 und I.3)<br />

Zur Darstellung der einzelnen Maßnahmen siehe 3.2.1, Seite 12ff.<br />

3.1.2 Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz<br />

„Die Auszubildenden werden in zunehmendem Maße auch pflegedidaktisch zu befähigen<br />

sein, die Selbstpflegekompetenz anderer Menschen (Bewohnerinnen und Bewohner<br />

der Altenheime und deren Angehörige) zu unterstützen und zu fördern und für hilfreiche<br />

Rahmenbedingungen Sorge zu tragen.“<br />

• Lernsituation „Gestaltung eines „Festes“ im Heim“ (Zielleitende Fragestellg: MB I.3 und I.6)<br />

Zur Darstellung der einzelnen Maßnahmen siehe 3.2.2, Seite 15ff.<br />

3.1.3 Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung)<br />

„Gleichzeitig sollen Bedingungen einer flankierenden Personalentwicklung ausgelotet<br />

und erprobt werden: Selbstorganisation, kooperatives Handeln und Selbstwirksamkeit<br />

müssen in der Aus- und Fortbildung theoretisch fundiert, unterrichtlich erprobt und im<br />

Lehrerhandeln erfahrbar werden. (2. und 3. Phase der Lehrerbildung).“<br />

9 Das Modellversuchsprogramm „Selbst gesteuertes und kooperatives Lernen in der beruflichen Erstausbildung“<br />

(SKOLA) hat sich zum Ziel gesetzt, den bildungsplanerischen Handlungsbedarf des KMK-<br />

Beschlusses zum selbst gesteuerten Lernen aufzunehmen und für die berufliche Erstausbildung konzeptionell<br />

wie praktisch umsetzen. „Das Programm verfolgt als Leitziel den Anspruch, an didaktischen Konzepten<br />

zur Förderung des selbst gesteuerten Lernens und der Teamfähigkeit […] auf den verschiedenen Ebenen<br />

der beruflichen Erstausbildung anzuknüpfen – falls notwendig, auch neue Konzepte zu entwickeln -,<br />

diese zu erproben und zu evaluieren.“ (Euler, Dieter/Pätzold, Günter (2004): Selbst gesteuertes und kooperatives<br />

Lernen in der beruflichen Erstausbildung (SKOLA). Informationen für Antragsteller. Broschüre. St.<br />

Gallen/Dortmund, S. 3).<br />

11


• Halbjährliche SKOLA-Teamqualifizierungen<br />

(Zielleitende Fragestellg.: MB IV.1 und MB V.5:<br />

Am 23. Nov. 2007 durch Prof. Dr. Ulrike Greb und Kirsten Barre, am 13. Juni 2008 durch<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb und Wolfgang Hoops in der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong>.<br />

Zur Darstellung der Teamqualifizierungsmaßnahmen siehe 3.2.3, Seite 16f.<br />

3.1.4 Kernziel 4: Transfermaßnahmen<br />

„Die in diesem Modellversuch gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten innovativen<br />

Ansätze sollen auf schulinterne und -externe Transferfähigkeit überprüft werden.“<br />

• 15. Hochschultage 12./13. März 2008 in Nürnberg (Zielleitende Fragestellg.: MB VI)<br />

• Pädagogischer Tag am 08. Mai 2008 (Zielleitende Fragestellg.: MB V.5, MB V.6 und MB VI)<br />

• Kooperation der Lernort-Akteure (Zielleitende Fragestellg.: MB V.6)<br />

• Neue Form der Prüfungsvorbereitung im Kurssystem (Zielleitende Fragestellg.: MB V.6)<br />

Zur Darstellung der Transfermaßnahmen siehe unter 4., Seite 18ff..<br />

3.2 Erläuterung der Maßnahmen und Reflexion der Erfahrungen<br />

3.2.1 Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten<br />

Auch im dritten Modellversuchsjahr, stand die Entwicklung und Implementierung von<br />

Lernsituationen (auch außerhalb der Modellversuchsklassen) im Zentrum der Planung. Auf<br />

einer ersten Konzeptgruppensitzung am 04.10.2007 wurde zunächst die Lernsituation<br />

„Wohnformen im Alter“ evaluiert und die Präsentation der Ergebnisse vor einer begrenzten<br />

Öffentlichkeit vorbereitet. Die Lernsituation „Wohnformen im Alter“ war bereits Ende<br />

des zweiten Modellversuchsjahres im 5. Block durchgeführt worden, der aufgrund der<br />

Blockplanung vom zweiten in das dritte <strong>SELEA</strong>-Jahr überging. Die weitere Planung und<br />

die Lernsituationen für den 6. und letzten Schulblock der Modellversuchsklassen wurde in<br />

der Sitzung am 08.11.2007 festgelegt. Die Planungen orientierten sich gemäß der <strong>SELEA</strong>-<br />

Konzeption dezidiert an einem Handlungsorientierten Konzept (Hilbert Meyer). Für den<br />

Unterrichtsblock Februar/März 2008 wurden unter Beteiligung der Lehrenden aus den<br />

Klassenteams in jeweiligen Arbeitsgruppen Lernsituationen zu den Themen Inkontinenz,<br />

Alterssicherung/Rente und Prüfungsvorbereitung im Kurssystem geplant, in unterschiedlichen<br />

Klassen durchgeführt und evaluiert (vgl. Abb. 1, und Anlage 5, S. 78) 10 .<br />

3.2.1.1 Kurzbeschreibung der Lernsituationen<br />

Lernsituation „Wohnformen im Alter“<br />

(Lernfeld 9: „Individuelle Interessen und Bedürfnisse alter Menschen verwirklichen helfen“)<br />

In dieser Lernsituation setzten sich die Schüler in Form einer Zukunftswerkstatt mit verschiedenen<br />

Wohnformen im Alter auseinander. Die Lernsituation wurde entsprechend der<br />

<strong>SELEA</strong>-Ablaufplanung am Handlungsorientierten Unterricht nach Hilbert Meyer ausgerichtet.<br />

Die Zukunftswerkstatt war für drei aufeinander folgende Unterrichtstage à 8 Unterrichtsstunden<br />

angelegt. Die Lernsituation wurde in den zwei Modellversuchsklassen AP<br />

05a und AP 05f sowie einer parallel laufenden Kontrollgruppenklasse AP 05d durchgeführt.<br />

Am dritten Projekttag präsentierten die Gruppen ihre Arbeitsergebnisse zunächst<br />

intern, bevor eine gemeinsame Präsentation aller Klassenergebnisse vor einer kleinen Öffentlichkeit<br />

stattfand (vgl. Anlage 5, S. 78 ).<br />

10 Die Planung eines Heimfestes wurde bereits im Sommer 2007, noch vor Beginn des dritten Jahres durchgeführt.<br />

Die schriftliche Dokumentation der Planung ist von Anfang Juli<br />

12


Nach Beendigung des Projekts haben es die zwei Modellversuchsklassen AP 05 a + f<br />

schriftlich evaluiert. In der Kontrollgruppenklasse AP 05 d wurde ein „Blitzlicht“ durchgeführt.<br />

Dabei zeigte sich, dass die Schüler hinsichtlich der Komplexität der Aufgabenstellung<br />

grundsätzlich zufrieden waren, einige jedoch Schwierigkeiten mit der Methode der<br />

Zukunftswerkstatt hatten. Dabei fiel ihnen insbesondere der Übergang von der Fantasiezur<br />

Verwirklichungsphase schwer. Nach Einschätzung der meisten Schüler förderte das<br />

Projekt sehr ihre Teamarbeit, weniger jedoch ihr „Faktenwissen“. Insgesamt zeigte sich die<br />

Mehrheit der Schüler zufrieden und stolz darüber, ein Projekt über mehrere Tage in einer<br />

Gruppe geplant und fertig gestellt zu haben, so dass hinsichtlich der Selbstwirksamkeit das<br />

Projekt aus Schülersicht einen gelungenen Beitrag leistete.<br />

Auf allgemeinen Wunsch der Schüler erfolgte schriftlich eine abschließende Gesamteinschätzung<br />

durch den Geschäftsführer der Köster-Stiftung, der zur Präsentation anwesend<br />

war. Ihm war aufgefallen, wie einstimmig alle Ideen darauf abzielten, eine Isolation pflegebedürftiger<br />

Menschen in der Gesellschaft zu vermeiden. Alle Projekte plädierten für<br />

weitgehende Partizipation der Bewohner, kleine überschaubare Einheiten und Bildungsangebote.<br />

Mit den Vorstellungen von Bauernhof, Finca oder Seniorendampfer knüpften die<br />

Schüler seines Erachtens gut an das Leben der Bewohner an, um biografische Bezüge auch<br />

im Alter aufrecht zu erhalten. Nur wenige hätten auf Projekte von „alt und jung“ gesetzt.<br />

Als „interessant“ bewertete er den hohen Stellenwert von Tieren in den Projekten. In seiner<br />

Eigenschaft als Geschäftsführer einer Senioreneinrichtung schlug er abschließend vor, eines<br />

oder mehrere der Projekte hinsichtlich der Investitionen, Personalausstattung und laufenden<br />

Kosten beispielhaft durchzurechnen, um sich deren Realisierbarkeit vor Augen zu<br />

führen.<br />

Pflegedidaktische Anmerkung der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Die Beurteilung des Geschäftsführers der Köster-Stiftung verdeutlicht noch einmal den<br />

Stellenwert der institutionellen Perspektive im pflegedidaktischen Kriteriensatz des Strukturgitters.<br />

Offenbar blieb die gesundheitspolitisch-ökonomische Perspektive in der Planungsphase<br />

unberücksichtigt. Pflegedidaktisch wäre auch noch einmal zu prüfen, wie die<br />

berufliche und berufspolitische Interaktion der Pflegenden ›mit der Einrichtung‹ gestaltet<br />

wurde. Über welche konkreten manageriellen Handlungsmöglichkeiten Pflegende verfügen,<br />

um zur Humanisierung des Gesundheitswesens beizutragen (Reflexionskategorie 3.II<br />

Sozialtechnologie und Humanität).<br />

Lernsituation „Bürgerschaftswahlen“ (Lernbereich 2: Wirtschaft und Gesellschaft)<br />

Diese Lernsituation wurde ausschließlich in der Kontrollgruppenklasse AP 05 d durchgeführt<br />

und ausgewertet. Sie war in weiten Teilen am Handlungsorientierten Unterricht nach<br />

H. Meyer orientiert. Die Einstiegsphase erfolgte in einem Klassengespräch mit dem Thema<br />

„Wer die Wahl hat, hat die Qual“. Dabei sollten sie Schüler reflektieren, ob sie schon einmal<br />

solch eine Situation erlebt hatten, wie sie damit umgegangen waren und wie sie ihr<br />

damaliges Verhalten aus heutiger Sicht beurteilen. Abhängig von ihren eigenen Interessen<br />

konnten die Schüler zwischen drei Handlungsprodukten wählen: „Frage an einen Wahlkandidaten<br />

stellen“, „einen Leserbrief schreiben“ und „ein Mind-map erstellen“, die der<br />

Lehrende vorgeschlagen hatte. Für die Erarbeitungsphase erhielten die Schüler diverse<br />

Arbeitsaufträge. Dabei sollten sie sich zunächst über die Aufgaben der Hamburger Verfassungsorgane<br />

informieren und die Aufgabenbereiche ihres Bezirksamtes und der Fachbehörden<br />

beschreiben. Außerdem sollten sie ermitteln, wie viele Stimmzettel man bei der<br />

Wahl ausfüllen konnte. Die weiteren Arbeitsaufträge dienten der Erstellung der jeweiligen<br />

Handlungsprodukte. Die Schüler hatten sowohl Leserbriefe als auch Fragen an die Kandi-<br />

13


daten verfasst. Der Lehrende bewertete die Produkte mit schriftlichen Rückmeldungen, die<br />

anschließend von den Schülern evaluiert wurden (vgl. Anlage 5, S. 84).<br />

Pflegedidaktische Frage der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Aus pflegedidaktischer Sicht wäre zu überlegen, wie diese Lerneinheit fächerübergreifend<br />

besser einzubinden wäre, um für die kommunalpolitischen Erkundungen der Schüler gesundheits-<br />

und berufspolitische Probleme (wie z.B. den ›Pflegenotstand‹) zum Ausgangspunkt<br />

ihrer Recherchen zu machen, z.B. die Wahlprogramme der Parteien auf entsprechende<br />

Aussagen hin zu prüfen<br />

Lernsituation zum Thema „Inkontinenz“ (Lernfeld 12: „Menschen mit Infektionen pflegen“)<br />

Diese Lernsituation wurde aufgrund personeller Engpässe nur in einer der Modellversuchsklassen,<br />

der AP 05f durchgeführt und evaluiert. Insgesamt standen für diese Lernsituation<br />

12 Unterrichtsstunden zur Verfügung, die je zur Hälfte vor und nach den Frühjahrsferien<br />

stattfanden.<br />

In einem Lehrer-Schüler-Gespräch wurden Begründungen für das Themengebiet und die<br />

Zielsetzung (Handlungsprodukte) stichwortartig zusammengetragen (Flipchart). Daraufhin<br />

wurde der gesamte Ablauf der Lernsituation beschrieben: Klärung des Handlungsproduktes<br />

in Gruppenarbeit, Planung des Arbeitsvorhabens, Präsentation des Handlungsproduktes<br />

und Reflexion des Arbeitsprozesses und Produktes. Die Lernziele wurden von der Lehrenden<br />

formuliert.<br />

Bei der Vereinbarung der Handlungsprodukte mit den Schülern stand die Frage im Vordergrund,<br />

wie die Arbeitsergebnisse anderen Personen zugänglich gemacht werden können.<br />

Als Produkt wurden von den jeweiligen Gruppen unterschiedliche Powerpoint-<br />

Präsentationen ausgewählt: für Mitschüler, für Pflegende, für Angehörige und für Betroffene.<br />

Außerdem entschieden sich die Gruppen für einen Flyer und eine Broschüre für Betroffene,<br />

ein Beratungsgespräch für Betroffene und deren Angehörige sowie eine Lern-<br />

Begriffsscheibe zum Themengebiet ›Inkontinenz‹.<br />

In der Erarbeitungsphase verschafften sich die Gruppen zunächst einen Überblick über das<br />

gesamte Themengebiet, bevor sie ihr Arbeitsvorhaben planten. Während der Bearbeitung<br />

der Aufgabenstellung des Handlungsproduktes stand die Lehrende beratend zur Seite. Anschließend<br />

präsentierten die Schüler in der Auswertungsphase ihre Handlungsprodukte vor<br />

der Klasse, bevor der Arbeitsprozess und das Produkt sowohl von der jeweiligen Gruppe<br />

als auch von den Mitschülern reflektiert wurde (vgl. Anlage 5, S. 89).<br />

Pflegedidaktische Fragen der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Wie ist das Thema ›Inkontinenz‹ im dritten Ausbildungsjahr pflegedidaktisch zu legitimieren,<br />

wenn die Inkontinenz eines der täglich zu lösenden Probleme professioneller Pflege<br />

ist, das die Auszubildenden in der Altenpflege vom ersten Arbeitstag an beschäftigt? Wie<br />

begründen die Lehrenden eine Lernsituation zum Thema ›Inkontinenz‹ in einem Lernfeld<br />

zur komplexen Handlungssituation Menschen mit Infektionen pflegen?<br />

3.2.1.2 Beschreibung methodischer Maßnahmen<br />

Freiarbeit<br />

Die zwei im 2. <strong>SELEA</strong>-Jahr eingeführten Wochenstunden Freiarbeit für die drei Altenpflegeklassen<br />

wurden auch im dritten Jahr beibehalten. In dieser Zeit können die Lernenden<br />

Versäumtes nacharbeiten, Gelerntes wiederholen, Themen des Blocks vertiefen, oder<br />

14


eigenen Fragestellungen nachgehen. 11 Die SchülerInnen aus den <strong>SELEA</strong>-Klassen äußerten<br />

sich durchgehend zufrieden über die Freiarbeitsstunden. Besonders in der Zeit vor den Prüfungen<br />

wurden diese Stunden intensiv für die Vorbereitungen genutzt.<br />

Zwar plante die Abteilungsleitung Altenpflege die Einführung und curriculare Verankerung<br />

der Freiarbeit im regulären Stundenplan, doch aufgrund der beschriebenen strukturellen<br />

und organisatorischen Rahmenbedingungen (vgl. S. 5f.) konnte sie nicht umgesetzt<br />

werden. Die im neuen, nach wie vor überwiegend fachwissenschaftlich ausgerichteten Bildungsplan<br />

verankerte Stofffülle erlaube es nach Ansicht der Lehrenden kaum, Prinzipien<br />

des selbstgesteuerten Lernens umzusetzen. Die wöchentlich fest verankerten Freiarbeitsstunden<br />

könnten deshalb nicht erübrigt werden, um den von der Behörde geforderten Inhalten<br />

möglichst lückenlos gerecht zu werden. 12 Für eine begrenzte Zeit wurde der Versuch<br />

gestartet, die Freiarbeitsstunden aus den Wahlpflichtfachstunden abzuzweigen. Da diese<br />

Regelung jedoch nur von einer Lehrperson ermöglicht wurde, die kurz darauf ganz aus der<br />

Abteilung Altenpflege abgezogen wurde, wurden die Freiarbeitsstunden in der Folge nicht<br />

mehr angeboten. Die Lehrenden der Abteilung Altenpflege sehen keine Möglichkeit, sie<br />

fest im Stundenplan zu verankern.<br />

Prüfungsvorbereitung im Kurssystem<br />

Aufgrund der bevorstehenden Prüfungen und damit einhergehender Unsicherheiten und<br />

Ängste seitens der Schüler plante eine Arbeitsgruppe des <strong>SELEA</strong>-Teams eine klassenübergreifende<br />

Prüfungsvorbereitungswoche (letzte Februarwoche 2008) im Kurssystem. Einem<br />

universitären Wahlpflichtangebot (30 Std./Woche) strukturell vergleichbar, konnten die<br />

Schüler auf Basis ihrer Einschätzungen der bisherigen Lernprozesse und -ergebnisse aus<br />

verschiedenen Wiederholungskursen frei wählen. Zu dem Angebot gehörten neben den<br />

hauptsächlich fachsystematisch orientierten Seminaren auch Kurse zum Umgang mit Prüfungsängsten.<br />

Verpflichtend blieb der Besuch des Fachenglisch (2 Std./Woche). Die in<br />

diesem Kurssystem entstehenden Freiarbeitsstunden konnten die Schüler zu individueller<br />

Wiederholung in der Mediothek nutzen. Bei Bedarf erhielten Schüler in diesen Stunden<br />

auch Einzelbetreuung durch die Lehrenden. Um die Chancengleichheit bei den Anmelderunden<br />

sicherzustellen, gab es insgesamt drei Anmelderunden.<br />

Diese Prüfungsvorbereitungswoche war vom herkömmlichen, lehrerzentrierten Unterricht<br />

geprägt. Sie wurde von der Modellversuchsklasse AP 05f schriftlich evaluiert und insgesamt<br />

positiv bewertet. Lediglich die zum Teil sehr großen Gruppen wirkten sich nach Ansicht<br />

von Lehrenden und Lernenden negativ aus. Das lag unter anderem daran, dass in dieser<br />

Woche unvorhersehbare Personalengpässe aufgetreten waren und sich dadurch die Anzahl<br />

der Kurse verringerte. Aufgrund der positiven Resonanz plant die Abteilungsleitung<br />

Altenpflege, diese Prüfungsvorbereitungswoche zukünftig beizubehalten.<br />

3.2.2 Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz<br />

Lernsituation „Gestaltung eines 'Festes' im Heim“<br />

(Lernfeld 9: „Individuelle Interessen und Bedürfnisse alter Menschen verwirklichen helfen“)<br />

Das Ziel, die Selbstpflegekompetenz der Bewohner eines Altenheims und deren Angehörige<br />

zu unterstützen und für hilfreiche Rahmenbedingungen Sorge zu tragen, sollte vorrangig<br />

durch die Gestaltung eines Heimfestes erreicht werden. Die handlungsorientiert geplante<br />

11 Details zur organisatorischen Umsetzung siehe „Zweiter Zwischenbericht“ (2007), S. 28f., 69f.<br />

12 Das verweist auf einen dringenden Fortbildungsbedarf zu den konzeptionellen Möglichkeiten Exemplarischen<br />

Arbeitens.<br />

15


Lernsituation umfasste 21 Unterrichtsstunden (7x3) und wurde in der geteilten Modellversuchsklasse<br />

AP 05f mit jeweils 13 bzw. 14 SchülerInnen bearbeitet. Rechtzeitig im Sommer<br />

wurde die Einrichtung festgelegt, von den Gruppen beraten und die Gruppen einigten<br />

sich auf ein Motto für den Nachmittag.<br />

Einstiegsphase: Nach der „Kopfstandmethode“ wurde überlegt, was dazu führt, dass ein<br />

Fest misslingt, um anschließend die Bedingungen gelingender Feste zu erarbeiten. Die<br />

Schüler legten eine Projektskizze mit Tätigkeitskatalog und Zeitleiste fest, stimmten die<br />

Aktivitäten des Programms auf die unterschiedlichen Zielgruppen ab, erstellten Einladungen<br />

und bastelten die Raumdekoration. Die Verpflegung wurde teils von der Einrichtung<br />

gestellt, teils von den Schülern beigetragen (z.B. durch selbst gebackene Kuchen). Nach<br />

einer Aussage der Lehrenden wurde „die Durchführung [...] von beiden Gruppen als sehr<br />

sinnvoll erlebt, die alten Menschen machten gut und freudig mit und das Feedback aus den<br />

Einrichtungen war positiv.“<br />

Pflegedidaktische Anmerkung der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Aus der Sicht der wissenschaftlichen Begleitung ist in dieser Lerneinheit die eigenständige<br />

adressatenorientierte Planungstätigkeit der Schüler und Kooperation der Akteure unterschiedlicher<br />

Lernorte besonders zu begrüßen. Weniger überzeugend gelingt dagegen der<br />

Nachweis, dass hier die Selbstpflegekompetenz der Bewohner eines Altenheims und deren<br />

Angehörige zielführend unterstützt wurden. Es finden sich keine Hinweise auf die Partizipation<br />

der Bewohner und Angehörigen in der Planung und Durchführung, die auf Förderung<br />

ihrer Selbstpflegefähigkeiten hindeuteten.<br />

3.2.3 Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung)<br />

Maßnahmen zur Teamqualifizierung<br />

Die Aufgabe der Teamqualifizierung wird im Wesentlichen von der wissenschaftlichen<br />

Begleitung wahrgenommen. Institutionalisiert war sie in der Organisation und Durchführung<br />

von mindestens zweimal jährlich stattfindenden, thematisch bestimmten Fortbildungsveranstaltungen<br />

und in der regelmäßigen Teilnahme der wissenschaftlichen Mitarbeiterin<br />

an den Teamsitzungen (Konzeptgruppe) vor Ort. Diese begleitende Maßnahme war<br />

allerdings wegen bereits erwähnter Finanzierungsschwierigkeiten (vgl. 2.2, S. 5: fehlender<br />

Landesanteil 50 %) im dritten <strong>SELEA</strong>-Jahr nur bis Ende Februar durchgängig möglich.<br />

Mit der Teilnahme an den aktuellen Entwicklungen vor Ort entfiel vor allem die Möglichkeit<br />

einer zeitnahen Kenntnisnahme auftretender Probleme und damit der responsiven Evaluation.<br />

Ab März 2008 ergeben sich deshalb gravierende Lücken in der Dokumentation<br />

und Evaluation, die uns in weiten Teilen eine detailliertere Berichterstattung erschweren.<br />

Die beiden <strong>SELEA</strong>-Teamqualifizierungen des letzten Modellversuchsjahres wurden am<br />

23. November 2007 von Prof. Dr. Ulrike Greb und Kirsten Barre und am 13. Juni 2008 von<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb und Wolfgang Hoops in der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong><br />

<strong>W1</strong> angeboten (vgl. Anlage 2, S. 52). Nach einem vorgängigen Planungsgespräch mit der<br />

Projektleitung und einer Lehrenden des <strong>SELEA</strong>-Teams, orientierten sie sich jeweils an der<br />

für die bevorstehende Lernfeldplanung relevanten didaktischen Schwerpunktsetzung gemäß<br />

<strong>SELEA</strong>-Konzept, sowie an den aktuellen Fragestellungen und Weiterbildungsbedürfnissen<br />

der Teammitglieder.<br />

Die Teamqualifizierung am 23 November 2007 diente zunächst der Verabschiedung des<br />

Zweiten <strong>SELEA</strong>-Zwischenberichts (TOP 1), bei dem die Lehrenden erstmals auch als Autoren<br />

eingebunden worden waren, um die unterschiedlichen Perspektiven auf das Modellversuchsgeschehen<br />

angemessener zu berücksichtigen. Anschließend fand eine Einführung<br />

16


in die theoretischen Planungsgrundlagen des Handlungsorientierten Unterrichts nach Hilbert<br />

Meyer statt (TOP 2), dessen pflegedidaktische Bedeutung für die Entwicklung der<br />

Lernsituationen im bevorstehenden 5. und 6. Unterrichtsblock im Umfang von 10% des<br />

Unterrichts evaluiert werden sollte. Die wissenschaftliche Begleitung hatte dazu eine Dokumentvorlage<br />

entwickelt, die die Planung und Auswertung von handlungsorientierten<br />

Unterrichtsprozessen unterstützt (vgl. Anlage 4, S. 67). Zusätzlich wurden methodische<br />

Vorschläge für die aktuelle Planung von Lernsituationen und eine inhaltliche Zusammenfassung<br />

des Konzepts von Hilbert Meyer 13 angeboten (vgl. Anlage 4, S. 69).<br />

Die zweite Teamqualifizierung am 13. Juni 2008 (Greb/Hoops) wurde zunächst für die<br />

Besprechung aktueller Maßnahmen genutzt (TOP 1). Beispielsweise wurde vereinbart, das<br />

<strong>W1</strong>-Kollegium bei entsprechender Nachfrage in der Planung und Durchführung von Lernsituationen<br />

zu unterstützen. Die Teammitglieder gehen davon aus, dass dieses Coaching<br />

bei angemessener zeitlicher Entlastung aller Beteiligten auch über den Modellversuch hinaus<br />

Bestand haben könnte. Ferner wurde der Entwicklungsstand der Lernsituationen im<br />

Rahmen der Ziel-Leistungs-Vereinbarungen angesprochen (10% des Unterrichts). Dabei<br />

wurde kritisiert, dass sich die Abteilungsleiter in der Entwicklung von Lernsituationen, der<br />

Durchführung des Unterrichts und dessen Evaluation zu wenig engagierten; d.h., sie beschränkten<br />

sich darauf, im Rahmen der Zielvereinbarung mit der Schulbehörde einen Abschlussbericht<br />

für Ihre Abteilung zu schreiben und den Prozess der Entwicklung von Lernsituationen<br />

zu ignorieren. Für das coachende <strong>SELEA</strong>-Team zeigte sich darin, dass die<br />

strukturelle Verankerung selbstgesteuerter Lernprozesse von den Abteilungsleitungen<br />

kaum ernst genommen wurde.<br />

TOP 2: Wolfgang Hoops stellt das Ergebnis der SKOLA-Ergänzungsstudie Innovationsbereitschaft<br />

unter Praxisdruck vor. Bei diesem Forschungsprojekt waren insgesamt 18 leitfadengestützte<br />

Interviews zur Transferproblematik im Zuge schulischer Innovationsanforderungen<br />

ausgewertet worden (<strong>SELEA</strong>-Mitglieder und Lehrende aus norddeutschen Altenpflegeschulen).<br />

Anders als in der Forschenden Lernwerkstatt lag der Fokus hier auf den<br />

fördernden und hemmenden Bedingungsfaktoren. Die Indikatoren wurden in Form einer<br />

Kategorientafel präsentiert und an Interviewauszügen erläutert (vgl. Anlage 6, S. 97)<br />

Danach (TOP 3) stellte Ulrike Greb die „Choreografien unterrichtlichen Lernens“ von<br />

Traugott Elsässer vor. Als Vorlage diente der Ausdruck einer Power-Point-Präsentation<br />

sowie der Text von T. Elsässer Choreografie unterrichtlichen Lernens – Basismodelle<br />

auch für den beruflichen Unterricht. Diese dramaturgisch-methodischen Variationen fungieren<br />

als Brücke zwischen Lernpsychologie und Didaktik. Als leitende Idee steht dabei<br />

die Frage nach den kleinen Schritten im Vermittlungsprozess im Vordergrund. Ziel ist die<br />

Lehrplanung aus der Schülerperspektive und der Erwerb von Schlüsselqualifikationen. Die<br />

Denkoperationen werden in 12 Lernzieltypen ausdifferenziert und in spezifische Lernprozesse<br />

übersetzt (12 Basismodelle, vgl. Anlage 4, S. 74).<br />

Für die Lehrerbildung ist daran vor allem das Zwei-Ebenen-Modell bedeutsam: die Sichtund<br />

Oberflächenstrukur, Gegenstandsbereich didaktischer Konzeptionen, fordert die Kreativität<br />

der Lehrenden heraus (pädagogische Freiheit), während die Tiefen- und Basisstruktur<br />

den lernpsychologischen Gesetzmäßigkeiten streng verpflichtet bleibt. Ziel der Teamqualifizierung<br />

war es, den Lehrenden mit den Basismodellen eine Möglichkeit an die Hand<br />

zu geben, die bisher in <strong>SELEA</strong> erprobten didaktischen Modelle methodisch zu modifizie-<br />

13 Zusammenfassungen aus: Werner Jank/Hilbert Meyer (2002): Didaktische Modelle. 5. Auflage, Berlin:<br />

Cornelsen Scriptor, S. 314-334 und Hilbert Meyer (1993): Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung. 12. Auflage,<br />

Frankfurt am Main: Cornelsen Scriptor, S. 343-360.<br />

17


en und lernpsychologisch auszudifferenzieren, um die individuellen Denk-Operationen<br />

und Lernwege der Schüler stärker systematisch zu beachten.<br />

3.2.4 Kernziel 4: Transfermaßnahmen<br />

3.2.4.1 Transferkonzept und Dissemination<br />

Vor allem in diesem dritten <strong>SELEA</strong>-Jahr standen die Transfermaßnahmen in drei ausgewählten<br />

Untersuchungsbereichen im Mittelpunkt: selbstgesteuertes Lernen, Unterrichtsentwicklung<br />

und Lehrerbildung. Die erprobten Problemlösungen, die vom <strong>SELEA</strong>-Team<br />

unter den institutionellen Bedingungen der <strong>W1</strong> entwickelt wurden, sollten auf Problemlagen<br />

in ähnlich strukturierten Bereichen der Berufsbildungspraxis übertragen werden, bzw.<br />

sich an ähnlichen Problemen bewähren. Dabei wurde zwischen internem (innerschulischen)<br />

und externem (interinstitutionellen) Transfer unterschieden. Die Transferchancen<br />

und die Reichweite der Ergebnisse ist eng gekoppelt an die Gewährleistung kontinuierlicher<br />

Information und Transparenz für das Kollegium der <strong>W1</strong> (vgl., S. 34) und die externen<br />

Institutionen.<br />

3.2.4.2 15. Hochschultage 12./13. März 2008 in Nürnberg<br />

Als erste Maßnahme des externen Transfers nahmen vier Schüler aus den Modellversuchsklassen<br />

und zwei Lehrende des <strong>SELEA</strong>-Teams an den 15. Hochschultagen in Nürnberg<br />

teil. Im Rahmen der Fachtagung Pflege, unter Leitung von Prof. Dr. Ulrike Greb, berichteten<br />

Lehrende und die Schüler von ihren Erfahrungen im Modellversuch. Der Beitrag wurde<br />

mit großem Interesse verfolgt und lebhaft diskutiert (vgl. Anlage 7, S. 99). Im Nachmittagsprogramm<br />

boten die wissenschaftliche Begleitung, Kirsten Barre, und der Projektleiter,<br />

Ekkehardt Lauritzen, einen 2 ½-stündigen Workshop an zum Thema „Schulorganisatorische<br />

Voraussetzungen selbstgesteuerten Lernens“. Die Beteiligung an diesem Workshop<br />

war leider sehr gering, doch fand ein intensiver Austausch über die Gestaltung von Prüfungen<br />

in der Altenpflegeausbildung statt, so dass Forschungsbedarfe in sechs Problembereichen<br />

ermittelt werden konnten:<br />

1. Als spezielles Dilemma der Lehrerbildung stellt sich für private Altenpflegeschulen die Angewiesenheit<br />

auf Honorardozenten dar, die zumeist kaum über fachdidaktische und berufspädagogische<br />

Qualifikationen und Fähigkeiten verfügen.<br />

2. Im Zuge der Marktöffnung der Altenpflegeausbildung sehen sich Altenpflegeschulen angesichts<br />

der sich verschärfenden Konkurrenz um Schüler zunehmend gezwungen, ihre Marktposition<br />

mit teilweise ethisch fragwürdigen Methoden zu behaupten. Angesprochen wurde z.B.<br />

der Verdacht, dass schulinterne Statistiken über Schülernoten durch die vorzeitige Entlassung<br />

leistungsschwächerer Schüler geschönt würden, um im Wettbewerb um potenzielle Kooperationsbetriebe<br />

attraktiver zu erscheinen. Als ein grundsätzliches Paradoxon wurde ferner die Situation<br />

angesprochen, dass die Verantwortung für Ausbildungen im Gesundheitswesen zu einem<br />

Großteil an private <strong>Schule</strong>n übertragen würde, diese jedoch gegenüber staatlichen <strong>Schule</strong>n<br />

politisch benachteiligt würden.<br />

3. Als strukturelles Problem erweist sich, dass die gesetzlich fixierte Gesamtverantwortung für<br />

die Altenpflegeausbildung formal bei den <strong>Schule</strong>n liegt, diese sich jedoch faktisch in ökonomischer<br />

Abhängigkeit von den Betrieben befinden. Betriebliche Interessen werden darüber zu einer<br />

maßgeblichen Größe für die Ausbildungspraxis.<br />

4. Als politisches Problem wird gesehen, dass es zwar mit dem Altenpflegegesetz von 2003 eine<br />

prinzipiell bundeseinheitliche Regelung der Ausbildung gibt, deren Umsetzung auf Länderebene<br />

jedoch in sehr unterschiedlichen länderspezifischen Richtlinien realisiert wird. Z.B. wird<br />

ein länderübergreifender Wechsel des Ausbildungsortes im Ausbildungsverlauf dadurch praktisch<br />

nahezu unmöglich.<br />

5. Die Ungleichzeitigkeit von Neuerungen in Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen hat für<br />

Schüler problematische Konsequenzen: So sind Schüler, die noch eine fachsystematisch strukturierte<br />

Ausbildung erhalten haben, kaum für handlungsorientiert konzipierte Prüfungen vorbe-<br />

18


eitet; umgekehrt werden Schüler, die eine Ausbildung im Lernfeldkonzept erhalten haben, in<br />

fachsystematisch angelegten Prüfungen mit detaillierten Wissensabfragen konfrontiert, für die<br />

ihnen ebenfalls eine angemessene Vorbereitung fehlt.<br />

6. Im Gesprächsverlauf wurde schließlich auch deutlich, dass der curricularen Arbeit einzelner<br />

Altenpflegeschulen sehr divergente Auslegungen des Lernfeldkonzepts zugrunde liegen. Eine<br />

übergreifende theoriegeleitete Verständigung findet nicht statt.<br />

In einem dritten Beitrag aus dem Modellversuch <strong>SELEA</strong> wurde im Rahmen des von Günter<br />

Pätzold und Martin Lang geleiteten Workshops „Selbstgesteuertes Lernen“ die SKO-<br />

LA-Ergänzungsstudie „Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck“ vorgestellt (vgl. Anlage<br />

6, S. 97).<br />

3.2.4.3 Pädagogischer Tag<br />

Im Rahmen des innerschulischen Transfers wurde in Absprache mit der Schulleitung am<br />

08. Mai 2008 ein Pädagogischer Tag durchgeführt, um das gesamte Kollegium der <strong>W1</strong> mit<br />

den Grundlagen selbstgesteuerten Lernens bekannt zu machen. Nach einer konzeptionellen<br />

Einführung wurde vor allem an der Entwicklung von Lernsituationen gearbeitet. Hier diente<br />

die Einführung in die Prinzipien und Methoden selbstgesteuerten Lernens indirekt auch<br />

noch einmal der Einführung in den Lernfeldansatz, der unterrichtlich bisher kaum verankert<br />

ist (vgl. ausführlich S. 34f.).<br />

Das <strong>SELEA</strong>-Team bereitete den Pädagogischen Tag vor und führte ihn in vier Abschnitten<br />

durch: nach einem Sketch zur thematischen Einstimmung (1), folgte ein szenischer Dialog<br />

zwischen zwei Kolleginnen über den Lernfeldansatz, dessen wesentliche Aspekte unter<br />

Betonung des selbstgesteuerten Lernens im Stile einer Unterhaltung zur Sprache gebracht<br />

und Umsetzungsprobleme diskutiert wurden (2).<br />

Im anschließenden Hauptteil des Pädagogischen Tages entwickelten elf abteilungsbezogene<br />

Gruppen jeweils die Grundstruktur für eine Lernsituation, die noch bis zum Schuljahresende<br />

unterrichtet und evaluiert werden sollte (3). Das <strong>SELEA</strong>-Team übernahm in dieser<br />

gestalterischen Phase eine Coachingfunktion. Alle Gruppen erhielten unterstützendes Material:<br />

eine Kurzanleitung zur Entwicklung von Lernsituationen, Literaturauszüge zum<br />

Lernfeldansatz, sowie den umfangreiche Leitfaden, der musterhaft auf die von <strong>SELEA</strong><br />

verwendeten didaktischen Konzepte eingeht (vgl. Anlage 3, S. 54).<br />

Dem folgte (4) die Evaluation des Pädagogischen Tages. Die Mehrheit der Befragten hatte<br />

„neue Aspekte des Lernfeldansatzes kennengelernt“ und war mit dem Arbeitsergebnis zufrieden.<br />

Circa 75% der Kollegen fühlten sich motiviert, weiterhin an Lernsituationen zu<br />

arbeiten. Sie gingen mit dem guten Gefühl, ihre Zeit effektiv und sinnvoll genutzt zu haben<br />

und lobten die Gruppenarbeit. Das <strong>SELEA</strong>-Team nahm diese positive Resonanz zum Anlass,<br />

ein Coachingangebot zu machen, d.h. jeweils einen oder mehrere Kollegen in der<br />

Entwicklung von Lernsituationen und deren Umsetzung zu begleiten, sie ggf. auch über<br />

den Modellversuch hinaus so lange zu fördern, bis sich die Entwicklung an der <strong>W1</strong> verselbständigt<br />

hat.<br />

3.2.4.4 Kooperation der Lernort-Akteure (Zielleitende Fragestellun: MB V.6)<br />

Seit die <strong>W1</strong> nach dem neuen Altenpflegegesetz ausbildet (2006), erfährt die Kooperation<br />

zwischen den Akteuren verschiedener Lernorte große Beachtung. Die Praxisbegleitung<br />

durch die Lehrenden der Altenpflegeschule ist gesetzlich verankert, so dass die Auszubildenden<br />

regelmäßig in den Betrieben besucht werden und entsprechende Treffen mit den<br />

Praxisanleitern der Betriebe durchgeführt werden. Allerdings stehen bei diesen Sitzungen<br />

die Inhalte des Bildungsplans im Vordergrund, weitaus weniger pädagogische Fragen zum<br />

Transfer selbstgesteuerten Lernens in die berufliche Praxis. Es geht also in diesen Treffen<br />

eher um das Was und das Wann, kaum um das Wie der Lernprozesse. Auch werden Praxi-<br />

19


sanleiter, Betriebsleitung und Auszubildende nach wie vor nur ausnahmsweise in die Entwicklung<br />

von Lernsituationen einbezogen. Den Transfer erschwerend kommt hinzu, dass<br />

kein Mitglied des <strong>SELEA</strong>-Teams oder der wissenschaftlichen Begleitung an der Erstellung<br />

des neuen Bildungsplans (2006) beteiligt war (vgl. 2.2, S. 5f.). So bleiben mit den innerschulischen<br />

auch die außerschulischen Transferbemühungen bislang marginal.<br />

3.2.4.5 Verbindung zu anderen Projekten, Nutzung der Ergebnisse nach Projektende<br />

Von den <strong>SELEA</strong>-Teammitgliedern war in Zusammenarbeit mit dem LI eine Veranstaltung<br />

mit KOMLERN und LUNA für alle Hamburger Berufsschulen geplant, um über alternative<br />

Wege zum selbstgesteuerten Lernen zu informieren. Ein erstes grundsätzliches Interesse<br />

bei beiden angesprochenen Projektverantwortlichen war jedoch bei späteren Nachfragen<br />

nicht mehr vorhanden (auf die Nachfragen wurde nicht mehr reagiert).<br />

Während der SKOLA-Abschlusstagung in Dortmund am 20. und 21. November 2008 bildeten<br />

sich veränderte Einschätzungen der Ergebnisse und neue Perspektiven auf den eigenen<br />

Modellversuch aus, interessante Projektideen entstanden und neue Kontakte wurden<br />

geknüpft, die das <strong>SELEA</strong>-Team motivierten, eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln.<br />

Aus der Überzeugung heraus, dass das selbstgesteuerte Lernen an der <strong>W1</strong> möglich<br />

und erfolgreich sein kann ⎯ das zeigten nicht zuletzt die Pädagogischen Tage ⎯, plant<br />

das Team selbstgesteuertes Lernen auf der Basis der <strong>SELEA</strong>-Antragsideen schulweit einzuführen.<br />

Darüber soll eine Lehrerkonferenz im Januar entscheiden, so dass die Umsetzung<br />

ab Sommer 2009 erfolgen könnte. Analog zu <strong>SELEA</strong> kalkulieren sie für eine strukturelle<br />

Verankerung wiederum 3 Jahre Laufzeit. Voraussetzung für das Gelingen wäre die Einführung<br />

der ko-konzipierenden fächerübergreifenden Unterrichtsentwicklung und der fächerübergreifenden<br />

Durchführung von Lernsituationen, flankiert durch wöchentliche Teamsitzungen,<br />

die im Stundenplan verankert sind. Um die auf früheren pädagogischen Jahreskonferenzen<br />

deutlich gewordene Skepsis in Teilen des Kollegiums zu überwinden, möchte das<br />

<strong>SELEA</strong>-Team schon im Vorfeld für die notwendige Entlastung sorgen. Weil diese Entlastung<br />

voraussichtlich nicht durch schulinterne Maßnahmen allein erwirtschaftet werden<br />

kann, beabsichtigt der Projektleiter, auf Basis des <strong>SELEA</strong>-Abschlussberichts beim HIBB<br />

einen Antrag auf Unterstützung des Vorhabens analog zu <strong>SELEA</strong> zu stellen.<br />

3.3 Verwertbarkeit der Ergebnisse<br />

Die Erhebung zur Verwertbarkeit der Modellversuchsergebnisse durch das <strong>SELEA</strong>-Team<br />

und die wissenschaftliche Begleitung erfolgt auf unterschiedliche Weise: Zum einen prozessbegleitend<br />

formativ im Sinne einer responsiven Evaluation. Zum anderen in summativer<br />

Evaluation der Projektdurchführung und der Arbeitsergebnisse. Hieran waren alle im<br />

Forschungsprozess involvierten Akteure (Schüler der Modellklassen und der Kontrollgruppenklasse,<br />

Lehrende des <strong>SELEA</strong>-Teams und wissenschaftliche Begleitung) in unterschiedlicher<br />

Form beteiligt. Konkret stand die Evaluation von 10% des Unterrichts in den<br />

beiden Modellklassen im Zentrum. Für dieses Stundenkontingent sollte eine theoriegeleitete<br />

schriftliche Planung die Basis für die Ergebnissicherung schaffen, und zwar gemäß des<br />

jeweiligen didaktischen Konzeptes: Problemlösekompetenz, reflexive Erfahrung und die<br />

Handlungsprodukte der Lernenden und Lehrenden. Die von den Lehrenden evaluierten<br />

Unterrichte wurden dann Grundlage der responsiven Evaluation und der SKOLA-Teamqualifizierungen<br />

durch die wissenschaftliche Begleitung. Geplante regelmäßige Schülerinterviews<br />

konnten aufgrund der halbierten Mittel nicht von der wissenschaftlichen Begleitung<br />

übernommen werden, doch richtete Kirsten Barre eine Schülersprechstunde zur Portfolioarbeit<br />

ein und erstellte einen Leitfaden für die Lernenden (vgl. Anlage 8, S. 101). Der<br />

Vorschlag, dass jeder Lehrende drei Schüler im Gesamtverlauf des Modellversuchs 2 x<br />

jährlich interviewt, fand keine Resonanz im <strong>SELEA</strong>-Team. Auch das Führen eines Lehrer-<br />

20


tagebuchs wurde zunächst abgelehnt, gegen Ende des zweiten <strong>SELEA</strong>-Jahres aber von<br />

einigen Lehrenden begonnen und als hilfreiches Instrument zur Selbstreflexion bestätigt 14 .<br />

3.3.1 Zu Maßnahmenbereich 1<br />

In den MB 1 fallen alle in den Kernzielen 1 und 2 festgehaltenen Maßnahmen der Unterrichtsentwicklung<br />

zur Förderung selbst gesteuerten Lernens (vgl. S. 44f.). Sie betreffen vor<br />

allem die Entwicklung von Lernsituationen. Die Materialbasis im Sinne verwertbarer Ergebnisse<br />

bleibt im MB 1 sehr dünn. Die vorliegenden Planungen einzelner Lernsituationen<br />

liegen zwar als schriftliche Planungen vor, doch nicht in dem nachvollziehbaren Sinne als<br />

theoriegeleitete Planung, dass die pflegedidaktische Relevanz allgemeindidaktischer Konzepte<br />

daran ablesbar würde oder so verfasst und dokumentiert, dass die fachdidaktischen<br />

Entscheidungen und Auswirkungen transparent werden könnten 15 . Die Ziel-Leistungsvereinbarung<br />

von fünf evaluierten Lernsituationen wird im dritten Jahr nur bedingt eingehalten,<br />

denn ein Großteil der Lernsituationen wurde nur in einer von beiden Modellversuchsklassen,<br />

bzw. nur in der Kontrollgruppe durchgeführt und evaluiert (vgl. Abb. 1).<br />

Themen der Lernsituation durchgeführt in dokumentiert und evaluiert<br />

Wohnformen im Alter<br />

Inkontinenz<br />

MK: AP 05 a und f<br />

KG: AP 05 d<br />

KG: AP 05 d<br />

schriftliches Feedback der Schüler AP 05 a, d<br />

Blitzlicht AP 05 f<br />

Lehrerevaluation AP 05 d<br />

Alterssicherung/Rente KG: AP 05 d Es liegen Arbeitsaufträge und Lehrertagebuchaufzeichnungen vor<br />

Bürgerschaftswahlen KG: AP 05 d dokumentiert und evaluiert<br />

Heimfest MK: AP 05 f Aufzeichnungen vgl. S. 25f. und Anlage 5, S. 93f.<br />

Prüfungsvorbereitung alle AP 05 f<br />

Abb. 1: Kontingent der Lernsituationen gemäß der Kernziele 1 und 2 im 3. <strong>SELEA</strong> Jahr<br />

Wir beschreiben die Lernsituationen im Bericht zusammenfassend (vgl. S. 11ff.) und dokumentieren<br />

die schriftlichen Planungen im Anhang (Anlage 5, S. 78ff.). Im MB 1 liegt<br />

das entscheidende Ergebnis in der kontinuierlichen und kooperativen Planung selbst. An<br />

der <strong>W1</strong> hat sich in diesen 3 Jahren ein engagiertes Planungsteam herausgebildet, dem es<br />

gelungen ist Elemente selbstgesteuerten Lernens in den Unterricht zu implementieren, dies<br />

sichtbar zu machen und argumentativ im Kollegium zu kommunizieren.<br />

3.3.1.1 Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten<br />

Evaluation durch die Mitglieder des <strong>SELEA</strong>-Teams<br />

Im Modellversuch <strong>SELEA</strong> wurden zwei Altenpflegeklassen über ihre gesamte berufsschulische<br />

Ausbildung mit der Anwendung didaktischer Modelle des problemorientierten, erfahrungsbezogenen<br />

und handlungsorientierten Unterrichts und ausgewählten methodischen<br />

Strategien gefördert, um Prozesse des selbstgesteuerten Lernens zu erproben und zu evalu-<br />

14 Anleitung hierzu waren die entsprechenden Hinweise von Altrichter, Herbert/Posch, Peter (1998): Lehrer<br />

erforschen ihren Unterricht Bad Heilbrunn: Klinkhardt, das als methodische Grundlage in einer der ersten<br />

Teamsitzungen eingeführt wurde, S. 26-50.<br />

15 Unter Evaluationsgesichtspunkten unzulänglich ist die Dokumentation gemäß Kernziel 2 Reflexion und<br />

Dokumentation der jeweiligen Umsetzungsbedingungen und Erfahrungen durch Lehrer in Zusammenarbeit<br />

mit ihren Schülern, was inhaltlich auch dadurch begründet ist, dass die Lernenden und Praxisanleiter an der<br />

Lernfeldplanung nicht beteiligt wurden.<br />

21


ieren. In einem zweiten Schritt wurden nach einem Jahr weitere AP-Klassen teilweise in<br />

die selbstgesteuerten Lernprozesse mit einbezogen.<br />

In diesem Rahmen wurden von <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen eine Reihe von Lernsituationen entwickelt,<br />

unterrichtet und evaluiert. Diese Lernsituationen werden von uns sehr positiv eingeschätzt.<br />

Sie zeigen, dass die Planung auf der Basis ausgewählter didaktischer Konzepte,<br />

komplexe Aufgabenstellungen, Exemplarik, Orientierung an beruflichen Handlungen, Ergebnisoffenheit<br />

der Fragestellungen, lernpsychologischer Ausrichtung im methodischen<br />

Vorgehen, Schülerorientierung sowie systematische Reflexion auf längere Sicht das selbstgesteuerte<br />

Lernen nachhaltig fördern.<br />

Die nachhaltige Förderung des selbstgesteuerten Lernens lässt sich z.B. mit den Ergebnissen<br />

der Evaluation durch die Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Ausbildung belegen<br />

(siehe Evaluation der einzelnen Lernsituationen, des World Cafés 16 und der Gesamtevaluation,<br />

S. 33ff.). Auch in den Versuchsklassen vertretungsweise eingesetzte Kolleginnen<br />

stellten ein im Vergleich mit anderen Klassen größeres Maß an Selbständigkeit fest. Einer<br />

Lehrende, die in mehreren Altenpflegeklassen tätig ist, war insbesondere aufgefallen, dass<br />

die Methodenkompetenz der Versuchsklassen-Schüler sehr viel ausgeprägter war. Auch<br />

die Fähigkeit zur Selbstorganisation von Lernprozessen und die gute Qualität der Präsentationen<br />

war auffällig. Aufgaben, die sonst dem Lehrenden zufallen, z.B. Disziplinierung<br />

von Störern, Organisation der Präsentation, nahmen die Schüler selbst in die Hand.<br />

Wir haben für zwei Blöcke bei der Blockplanung interessierte Schülerinnen beteiligt. Der<br />

Nutzen erschien für die Schüler größer zu sein als für die Lehrerinnen. Es entwickelten<br />

sich einige wenige praxisorientierte neue Perspektiven für die zu behandelnden Themen,<br />

die Schülerinnen waren motivierter und identifizierten sich nach unserer Wahrnehmung<br />

stärker mit dem Unterricht. Als im letzten Block aus organisatorischen Gründen die Einbindung<br />

der Schülerinnen in die Blockplanung entfiel, äußerten sie vereinzelt ihre Unzufriedenheit<br />

darüber.<br />

Die im Rahmen des Modellversuchs entwickelten Lernsituationen standen und stehen allen<br />

Kolleginnen der <strong>W1</strong> über unser Intranet zur Verfügung. Sie wurden in den 5 Parallelklassen<br />

der Modellversuch-Klassen nur vereinzelt von Kolleginnen außerhalb des Modellversuchs<br />

genutzt. Das lag vermutlich daran, dass sich ohne begleitende und erläuternde Ein-<br />

16 Zur Evaluation des World Cafe: „Die Aussagekraft der SchülerInnen-Äußerungen bei dem World-Cafe<br />

(...) wird unterschiedlich beurteilt. Als zentrale Schüler-Anliegen werden 3 Problembereiche herausgefiltert,<br />

auf die wir eingehen müssen: a) Lernbedingungen verbessern, ... b) Ängste bzw. Unsicherheiten bei<br />

SchülerInnen aufgreifen und minimieren z.B. über Lerninhalte, Prüfungsanforderungen,... c) Schwächere<br />

SchülerInnen im Rahmen von <strong>SELEA</strong> besser fördern. Zu diesen 3 Aspekten werden spontane Überlegungen<br />

angestellt: Zu a) wird vorgeschlagen, Essen im Unterricht zu ermöglichen, flexiblere Pausen einzubauen.<br />

Bei b) wird mehr Transparenz für wichtig gehalten gerade bei Anforderungen in Klassenarbeiten und<br />

anderen Prüfungen; aber auch eindeutiger formulierte, kleinschrittiger gehaltene „Lernaufgaben“, (wobei<br />

die Gefahr besteht, wieder zu „Dirigismus“ zurückzukehren und die „Selbständigkeit“ einzuschränken). In<br />

Anlehnung an Montessori könnte auch eine „Lernbilanz“ ein hilfreiches Instrument sein, wo die SchülerInnen<br />

festhalten: „Das kann ich schon...“ und „Das fehlt mir noch.... Als besondere Herausforderung<br />

wird c) angesehen. Als organisatorische Konsequenz wird vorgeschlagen – wie in BFS bereits praktiziert –<br />

nachmittags für SchülerInnen aller AP-Klassen ein (freiwilliges) „Zusatzangebot“ anzubieten, wo unter<br />

fachkundiger Betreuung möglichst einer Geriatrie-Kollegin Defizite abgebaut werden können. Bereits im<br />

Unterricht sollte eine Binnendifferenzierung angelegt sein – und bei der Gestaltung der nächsten Lernsituationen<br />

bereits ausprobiert werden. Die Anwesenden sprechen sich dagegen aus, die gesammelten Schüler-<br />

Äußerungen vom World-Cafe wie vorgelegt zu veröffentlichen. Wir wollen den SchülerInnen allerdings<br />

sehr wohl zeigen, dass wir ihre Kritik und Anregungen ernst nehmen; dazu sollen die 3 oben genannten<br />

Schwerpunkte in angemessener Weise zurückgespiegelt werden“ (Protokoll: Selea-Konzeptgruppe Sitzung<br />

11.01.2007, Raum 15, 10-13.30)<br />

22


indung der Kolleginnen die Schwerpunkte unseres Handelns nicht ohne weiteres klar<br />

wurden und es für sie einfacher war, bei den gegebenen schulisch-organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

ihre gewohnten Strukturen weiter zu verfolgen.<br />

Unsere eher exemplarisch ausgerichteten Lernsituationen wurden mit prüfungsrelevanten<br />

Inhalten abgeglichen und ggf. ergänzt. Im Vergleich der im Gegensatz zu den Abschlussnoten<br />

sehr breit gefächerten Ergebnisse der schriftlichen Abschlussprüfungen von sieben<br />

Parallelklassen des Einschulungsjahrgangs 2005 schneiden die beiden Versuchsklassen<br />

und die dritte später in den Modellversuch einbezogene Klasse überdurchschnittlich ab<br />

(vgl. Abb. 2).<br />

Abweichung der Noten der schriftlichen Abschlussprüfung vom<br />

Durchschnitt des AP-Einschulungsjahrgangs 2005.<br />

Durchschnittsnote 3,2<br />

Modellversuchsklassen: AP 05a, AP05f<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

AP05a AP05b AP05c AP05d AP05e AP05f AP05g<br />

Klassen<br />

Abb. 2: Notenverteilung der Klassen AP 05a bis AP 05g<br />

Eigene Evaluationsinstrumente haben wir bei <strong>SELEA</strong> nicht entwickelt. Wir haben uns darauf<br />

beschränkt, bestehende Evaluationsinstrumente für unsere Zwecke anzupassen (Paderborner<br />

Lerntableau) bzw. zu übernehmen (Universität Hamburg: Evaluation Problemorientierter<br />

Unterrichts, SGA_fs „In schulischen Gruppen arbeiten“). Außerdem entwickelten<br />

wir lernsituationsbezogene Fragebögen.<br />

Neben den klassischen Lernsituationen haben wir zu Beginn der Ausbildung in Projektform<br />

eine Einführungswoche (Methodenwoche) durchgeführt. In der Mitte der Ausbildung<br />

haben wir mit der Methode World Café mit drei Klassen ein Lernfest veranstaltet (vgl. S.<br />

33). Gegen Ende der Ausbildung wurde mit einer Zukunftskonferenz zum Thema „Wohnformen<br />

im Alter“ eine weitere Projektmethode verwendet. Vom zweiten Ausbildungsjahr<br />

an haben wir in einer Versuchsklasse zwei Stunden Freiarbeit im Stundenplan eingeräumt.<br />

Dieses Angebot war so erfolgreich, dass es zwischenzeitlich in den neuen Altenpflegeklassen<br />

im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts angeboten wurde.<br />

Experimente mit dem Lernportfolio und Kompetenzrastern wurden von uns wieder eingestellt.<br />

Beim Lernportfolio war die Akzeptanz bei den Schülerinnen gering, das Führen des<br />

Lernportfolios war auch von Lehrerinnenseite nicht überzeugend genug eingeführt und<br />

strukturell nicht genug in den Unterricht eingebunden. Kompetenzraster können nach unse-<br />

23


en Erfahrungen das selbstgesteuerte Lernen als Orientierungshilfen unterstützen, bringen<br />

aber angesichts der von <strong>SELEA</strong> eingesetzten, den Unterricht bereits strukturierenden didaktischen<br />

Modelle nur einen geringen Zusatznutzen für die Schülerinnen.<br />

Als Schwierigkeit in der Umsetzung des selbstgesteuerten Lernens stellte sich zu Beginn<br />

des Modellversuch durch unser exemplarisches Vorgehen bei den Schülerinnen eine Verunsicherung<br />

ein, die vertraute lehrerorientierte Unterrichtsstrukturen vermissen und Ängste<br />

entstehen ließen, nicht genug und nicht das Richtige für die Prüfung zu lernen. Diese<br />

Ängste wurden verstärkt durch Vergleiche mit konventionell unterrichteten Parallelklassen,<br />

die im Stoff den Modellversuch-Klassen gelegentlich voraus waren. Die Verunsicherung<br />

ging im Laufe des Modellversuchs spürbar zurück, lebte aber kurz vor der schriftlichen<br />

Abschlussprüfung wieder auf. Zur Prüfungsvorbereitung boten wir auch deshalb drei<br />

AP-Klassen, darunter den beiden Modellversuchsklassen, eine Vorbereitungswoche an, in<br />

der im Kurssystem prüfungsrelevante Inhalte wiederholt wurden. Diese Vorbereitungswoche<br />

wurde von den Schülerinnen überwiegend positiv eingeschätzt.<br />

Die geplante stärkere Einbindung der Betriebe in die neue Ausbildung nach dem Altenpflegegesetz,<br />

die 2006 begann, konnte von der <strong>SELEA</strong>-Gruppe kaum beeinflusst werden,<br />

da zu der Zeit praktisch keine <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen in den neuen Klassenteams eingesetzt<br />

wurden. Es wurden allerdings einige Praxisaufträge in den Modellversuch-Klassen vergeben<br />

und ausgewertet. Diese sind nicht im Rahmen einer Lernortkooperation erarbeitet<br />

worden, sondern dienten der besseren Theorie-Praxis-Verknüpfung der Lernsituationen.<br />

Die institutionell-organisatorischen Rahmenbedingungen des Modellversuch <strong>SELEA</strong> haben<br />

sich unterschiedlich auf das selbstgesteuerte Lernen ausgewirkt. Sehr positiv hat die<br />

schuleigene Mediothek mit Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen, einem umfangreichen<br />

Fachbuch-, Fachzeitschriften- und Videobestand sowie Internetzugang das selbstgesteuerte<br />

Lernen beeinflusst. Feste Klassenräume haben geholfen, Materialien und Ausstattung den<br />

jeweiligen Lernbedürfnissen entsprechend bereit zu halten. Die Unterrichtsentlastungen<br />

waren in den Augen mancher Durchführender in der ersten Hälfte des Modellversuchs eher<br />

zu knapp bemessen. Man könnte also darüber nachdenken, ob in künftigen Modellversuchen<br />

eine degressive Entlastung der Durchführenden zweckdienlicher ist.<br />

Die Unterstützung des Modellversuchs durch die Schulleitung war sehr hilfreich für die<br />

Erfolge dieses Modellversuchs. Viele Anregungen wurden aufgegriffen und umgesetzt:<br />

Die festen Klassenräume für mittlerweile alle Klassen unserer <strong>Schule</strong>, die Einrichtung eines<br />

Schülerinnenarbeitsraums mit 30 PCs und die Planung eines Stillarbeitsraums, die<br />

Möglichkeit zur Durchführung von drei ganztägigen Pädagogischen Tagen zur Förderung<br />

des innerschulischen Transfers. In drei zentralen Punkten ist der Modellversuch <strong>SELEA</strong><br />

jedoch durch die Schulleitung in seinen Möglichkeiten eingeschränkt worden: Bei der<br />

Entwicklung des neuen Bildungsplans für die Altenpflegausbildung sind keine Modellversuch-Kolleginnen<br />

beteiligt worden und in der Teambildung der neuen Altenpflegeklassen<br />

wurden wir nur vereinzelt berücksichtigt, so dass unsere Erfahrungen in die Prägung der<br />

neuen Ausbildung nicht mit einfließen konnten. Auch bei der Teambildung in Klassen anderer<br />

Abteilungen hätte eine homogenere Besetzung mit Kolleginnen, die dem selbstgesteuerten<br />

Lernen interessiert gegenüber stehen, den Transferprozess erleichtert.<br />

Einschätzung der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Hinsichtlich der Förderung von Selbstwirksamkeit und selbstgesteuertem Lernen im Sinne<br />

des direkten Förderansatzes, zeigten die Schülerevaluationen des dritten Jahres klare Erfolge<br />

im Hinblick auf kooperatives und solidarisches Verhalten und auf die Selbstwirksamkeitserwartung<br />

(vgl. z.B. Anlagen 3 und 7). Für diese Erfolge scheint uns wesentlich,<br />

dass in einem Planungs-Team schülerorientierte Unterrichtskonzepte erprobt wurden, so<br />

24


dass Lehr-Lernarrangements mit jeweils unterschiedlichen didaktischen Schwerpunkten<br />

konzipiert, durchgeführt und ansatzweise evaluiert werden konnten. Der Handlungsorientierte<br />

Unterricht nach Hilbert Meyer, wie er als didaktische Schwerpunktsetzung im dritten<br />

<strong>SELEA</strong> Jahr vorgesehen war, leistet gerade auch bezüglich einer produktiven Arbeitskultur<br />

einen wertvollen Beitrag. Hinsichtlich der pflegedidaktischen Einflüsse in selbstbestimmten<br />

Lernprozessen kann die wissenschaftliche Begleitung aus den dokumentierten Unterrichtsplanungen<br />

keine Folgerungen ziehen (vgl. S. 21). Spezifisch pflegedidaktische Kategorien<br />

und Strukturierungshilfen, aktuelle pflegewissenschaftlich zu fundierende Wissensbestände<br />

und methodische Grundlagen, wie z.B. EbN, Hermeneutische Fallkompetenz,<br />

Pflegediagnostik wurden möglicherweise noch zu wenig erschlossen, um systematischen<br />

Eingang in die curriculare Arbeit finden zu können. Die im Bildungsplan genannten Inhalte<br />

werden unter dem Aspekt der „Stofffülle“ eher als Diktat empfunden, statt hinsichtlich<br />

ihrer Pflegerelevanz überprüft oder ihrer historisch, kulturell und gesellschaftlich bedingten<br />

Hintergründe hinterfragt und kritisch beurteilt ⎯ zumindest gestatten uns die dokumentierten<br />

Planungen darüber kein anderes Urteil. Hier gibt es noch erheblichen Fortbildungsbedarf,<br />

das zeigt insbesondere die Evaluation der Teamqualifizierungen.<br />

Als weitere Strategien zur Förderung von selbstgesteuertem Lernen und Selbstwirksamkeit<br />

wurden Freiarbeitstunden eingeführt und die Teilhabe der Schüler an der Entwicklung von<br />

Lernsituationen in zwei Blöcken erprobt. Die Schülerevaluation ergab zu beiden Strategien<br />

äußerst positive Rückmeldungen in Bezug auf Eigenverantwortung, partizipativer und motivationaler<br />

Aspekte. Doch aus organisatorischen und strukturellen Gründen wurden beide<br />

Vorgehensweisen, die aus Sicht der wissenschaftlichen Begleitung nachhaltig selbstgesteuertes<br />

Lernen fördern, im Prozess der Curriculumentwicklung wieder aufgegeben.<br />

Gleichwohl wird im Leitfaden für das Kollegium eine Schülerbeteiligung weiterhin gefordert,<br />

und mit guten Argumenten begründet (vgl. Anlage 3, S. 54ff.).<br />

Als besonders gelungene Maßnahme ist die Planung und Durchführung der Prüfungsvorbereitungswoche<br />

im Kurssystem hervorzuheben. Leider liegt der wissenschaftlichen Begleitung<br />

nur die Evaluation aus einer Modellversuchsklasse vor (AP 05f). Die Auswertung<br />

vorhandener Rückmeldungen verdeutlicht allerdings, wie differenziert die Chance zur individuellen<br />

Auswahl der Lernangebote von den Schülern angenommen wurde. Eine klare<br />

Mehrheit der befragten Schüler fand es nützlich, gezielt eigene Schwerpunkte setzen zu<br />

können, Kurse auszuwählen, die nach ihrer Ansicht spezifische Wissenslücken für die Prüfung<br />

schließen konnten. Mehr als die Hälfte der Schüler konnte alle gewünschten Kurse<br />

auch besuchen. Die Möglichkeit, während der Freiarbeitsstunden in der Mediothek eigenständig<br />

zu lernen, wurde gleichermaßen als hilfreich empfunden. Insgesamt schätzen die<br />

Schüler das Vorlesungswesen zur Prüfungsvorbereitung sinnvoller ein als Arbeitsaufträge<br />

und Gruppenarbeit.<br />

Mit Blick auf die direkte Förderung selbstgesteuerten Lernens wäre ein Vergleich der Einschätzungen<br />

des eigenen Lernverhaltens und der Methodensicherheit zwischen Beginn und<br />

Ende der dreijährigen Ausbildung aufschlussreich. Leider wurde diese Selbsteinschätzung<br />

im ersten <strong>SELEA</strong>-Jahr nur in der Modellversuchsklasse AP 05a gezielt abgefragt, so dass<br />

eine Gesamtevaluation nicht möglich ist. Diese Auswertung zeigt jedoch, dass sich die<br />

gesamte Klasse AP 05a bezüglich der Methodenschulung in Textarbeit, PC-Benutzung,<br />

Plakaterstellung, Mind-Map-Erstellung, selbständiges Bearbeiten von Aufgaben, produktives<br />

Arbeiten im Team, selbständiges Recherchieren weitgehend sicher fühlte. In den Methoden<br />

Gesprächsführung, Arbeit mit Karteikarten, Analyse von Fallbeispielen, Gliedern<br />

von Arbeitaufgaben in einzelne Arbeitsschritte und Präsentieren von Arbeitsergebnissen<br />

fühlte sich etwa die Hälfte der Befragten sicher, je nach dem, ob die Methoden bereits angewandt<br />

worden waren oder nicht. Bezüglich des Lernverhaltens geben 23 von insgesamt<br />

25


24 Schülern an, dass sie sich für ihr eigenes Lernen verantwortlich fühlen, wobei etwa die<br />

Hälfte aussagt, dass sich ihr Verantwortungsgefühl nicht auf die Mitgestaltung des Unterrichts<br />

bezieht. Ihr Kommunikationsverhalten schätzen die meisten der befragten Schüler<br />

als weitgehend kompetent ein. Die Evaluation der Teamqualifizierungen machte deutlich,<br />

dass die Methodenwoche zur Vermittlung der Methodenkompetenz als Bedingung für<br />

selbstgesteuertes Lernen sowie als sinnvolles Instrument zur Einführung in selbstgesteuertes<br />

Lernen unabdingbar ist. Aus diesem Grunde wären Methodenwochen ein bis zweimal<br />

jährlich zu empfehlen, um zunehmend komplexere Methoden, wie etwa EbN-Recherchen,<br />

gezielt zum Inhalt des Unterrichts zu machen und bereits erlernte Methoden und Lerntechniken<br />

auszudifferenzieren. Auf diesem Wege könnte die Planungskompetenz der Schüler<br />

im Lernfeldteam und ihre Feedback-Kultur wesentlich verbessert werden.<br />

Hinsichtlich des indirekten Förderansatzes ist besonders positiv die schon zu Beginn des<br />

Modellversuchs initiierte Veränderung der Rahmenbedingungen und Lernumgebung mit<br />

schuleigener Mediothek mit 30 Internetarbeitsplätzen, Fachbuch-, Fachzeitschriften- und<br />

Videobestand und festen und besser ausgestatteten Klassenräumen hervorzuheben. Die<br />

starke Frequentierung der Mediothek mit ihren Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen der<br />

Schüler während ihrer Freiarbeitsstunden oder zur Prüfungsvorbereitung machen auch hier<br />

die strukturellen und institutionellen Rahmenbedingungen als Voraussetzung zur Förderung<br />

selbstgesteuerten Lernens deutlich. Auch die Unterrichtsstundenentlastung der am<br />

Modellversuch beteiligten Lehrpersonen muss als Bedingung zur Umsetzung eines indirekten<br />

Förderansatzes gesehen werden. Allerdings wurde vom <strong>SELEA</strong>-Team die von Teamkollegen<br />

nur „mit viel Eigeninitiative“ aufzubrechende starre Stundentafel als erschwerend<br />

für die Planung und Durchführung fächerübergreifender Lernsituationen gesehen.<br />

Weil das <strong>SELEA</strong>-Team an der Entwicklung des neuen Bildungsplanes (2006) und dessen<br />

curricularer Umsetzung für die Altenpflegeausbildung nicht beteiligt wurde und in der<br />

Teambildung der neuen Altenpflegeklassen nur eine Person berücksichtigt wurde, flossen<br />

die Erfahrungen aus dem Modellversuch nicht in die Strukturierung der neuen Ausbildung<br />

ein. Dadurch wurde die curriculare Verankerung selbstgesteuerten Lernens in der neuen<br />

Altenpflegeausbildung blockiert statt transferiert. Das zeigt sich z.B. in der Ausgestaltung<br />

der schriftlichen und mündlichen Prüfungen, die sich nur oberflächlich an einer hermeneutischen<br />

Fallkompetenz orientieren, wie sie im Übrigen auch vom Gesetzgeber verbindlich<br />

vorgegeben ist, und der Komplexität pflegerischer Handlungssituationen nicht gerecht<br />

werden. Das Abfragen medizinischen Faktenwissens steht weiterhin im Vordergrund.<br />

Ebenso wenig Einfluss hatte das <strong>SELEA</strong>-Team auf die Einbindung der Betriebe, gemäß<br />

der neue Ausbildungsordnung, und auf den Transfer selbstgesteuerten Lernens in die Pflegepraxis.<br />

Zwar finden regelmäßige Treffen mit Vertretern der Betriebe statt, doch konzentrieren<br />

sich diese Sitzungen auf die praktische Umsetzung der schulischen Inhalte, z.B. in<br />

Form von Praxisaufträgen. Diese Praxisaufgaben werden aber gerade nicht im Rahmen von<br />

Lernfeldteams in Kooperation mit den Praxisanleitern konzipiert.<br />

3.3.1.2 Kernziel 2: Befähigung der Auszubildenden, die Selbstpflegekompetenz anderer<br />

Menschen (Pflegebedürftiger) zu unterstützen<br />

Evaluation des <strong>SELEA</strong>-Teams<br />

Im Rahmen des Modellversuchs haben wir eine Reihe von Lernsituationen entwickelt, die<br />

die Stärkung von Selbstpflegekompetenz bei Bewohnerinnen und Patientinnen besonders<br />

förderten: Dazu dienten insbesondere die Lernsituationen zu den Themenbereichen Biografiearbeit,<br />

Diabetes, Heimfest, Inkontinenz, Apoplex/Schluckstörungen und Pflegeversi-<br />

26


cherung. Ein Schwerpunkt zur Förderung der Selbstpflegekompetenz anderer Menschen<br />

bestand in der Simulation von Beratungsgesprächen, ein weiterer im Erstellen von Informationsmaterial<br />

für Betroffene und Angehörige. Die Durchführung der Beratungsgespräche<br />

ist in allen Klassen nachhaltig geübt worden. Es zeigte sich im Laufe der Ausbildung<br />

ein erheblicher Kompetenzzuwachs.<br />

In der Biografiearbeit sollte durch lebensgeschichtlich orientierte Gespräche mit Bewohnern<br />

an früher vorhandene Ressourcen angeknüpft werden um Initiativkräfte zu stärken,<br />

sich anderen zu öffnen und ihr Leben zu reflektieren. Die Gespräche verliefen in aller Regel<br />

positiv, weil einige Schülerinnen erstmals die Möglichkeit erhielten, mit ihren Bewohnerinnen<br />

ungestört und ausführlich zu sprechen. Das stärkte die Berufsmotivation erheblich.<br />

Die Bewohnerinnen haben dieses Interesse positiv und aktivierend erlebt, die Schülerinnen<br />

haben sich vorgenommen, die gewonnenen Erkenntnisse in der Pflege einzusetzen<br />

und weiter zu vertiefen. Auch die Heimfeste folgen durch ihre Themenstellung und ihre<br />

aktivierenden Anteile diesem Zweck.<br />

Einschätzung der Wissenschaftlichen Begleitung<br />

Der systemtheoretisch orientierte Begriff „Selbstpflegekompetenz“ der Pflegetheoretikerin<br />

Dorothea Orem beschreibt die Fähigkeit, seinen individuellen „Selbstpflegebedürfnissen“<br />

mit entsprechenden Handlungsstrategien zu begegnen und im Falle eingeschränkter Fähigkeiten<br />

gezielt kompensatorische Maßnahmen einzusetzen. 17 Ein Pflegekonzept, das die<br />

„Selbstpflegefähigkeit“ der Betroffenen in den Vordergrund stellt, ist für die Altenpflege<br />

mit ihren komplexer werdenden Anforderungen unverzichtbar, damit das theoriegeleitete<br />

Pflegehandeln von dieser Idee getragen wird und der Begriff über den Status eines<br />

Schlagwortes hinausgelangt. Eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema fand in<br />

der pflegewissenschaftlichen Fortbildung mit Frau Schöniger statt (01.02. und 22.03.2006)<br />

und in den Protokollen der Konzeptgruppe finden sich entsprechende Hinweise im Bereich<br />

der Planung offener Lehr-Lernarrangements. In der Schülerselbstevaluation und den Lehrerinterviews<br />

war die Förderung der Selbstpflegefähigkeit in Theorie und Praxis dagegen<br />

kein Thema. Fortschritte auf Seiten der Lernenden in der Entwicklung pflegepädagogischer<br />

Kompetenzen, um die Selbstpflegekompetenz der Bewohner anzubahnen und zu fördern,<br />

sind für die wissenschaftliche Begleitung aus den Dokumenten zur Evaluation nicht<br />

unmittelbar abzulesen: Der Erfolg lebensgeschichtlich orientierter Gespräche mit den Bewohnern<br />

liegt z.B. primär in der Einmaligkeit der Gesprächssituation selbst, die vor allem<br />

die Berufsmotivation der Lernenden deutlich stärkte. In der Lernsituation „Gestaltung eines<br />

Heimfestes“ waren ideale Voraussetzungen für eine direkte und praxisnahe Umsetzung<br />

von Förderstrategien zur Selbstpflegekompetenz gegeben. Sie standen aber nach unserer<br />

Analyse zu keinem Zeitpunkt im Fokus der Planungsaktivitäten und es wird für uns nicht<br />

transparent, ob und bis zu welchem Grad die Heimbewohner und ihre Angehörigen an der<br />

Gestaltung beteiligt waren (vgl. S. 15f.). Auch die in der Teamqualifizierung empfohlene<br />

Förderung der Selbstpflegekompetenz von jüngeren Mitschülern durch die Bildung von<br />

Schüler-Tandems fand keinen Anklang (vgl. Anlage 10, S. 109). Inwiefern sich also im<br />

Laufe der Ausbildung „ein erheblicher Kompetenzzuwachs“ einstellte, wie ihn das<br />

<strong>SELEA</strong>-Team in der Selbstevaluation feststellt, ist für uns nicht erkennbar.<br />

17 Die pflegepädagogische Maßnahme, Förderung der Selbstpflegefähigkeit auf Seiten der Bewohner und<br />

Pflegebedürftigen, ist ein Transfer des selbstgesteuerten Lernens in den Lernort Praxis durch die Schüler<br />

der beiden Modellklassen (vgl. im Antrag S. 4 und im ersten Zwischenbericht S. 10, 17f.)<br />

27


3.3.2 Zu Maßnahmenbereich 4<br />

Zum Maßnahmenbereich zählen alle im Kernziel 3 genannten Maßnahmen einer flankierenden<br />

Personalentwicklung, wobei „Selbstorganisation, kooperatives Handeln und Selbstwirksamkeit<br />

in der Aus- und Fortbildung theoretisch fundiert, unterrichtlich erprobt und im<br />

Lehrerhandeln erfahrbar werden [müssen] (2. und 3. Phase der Lehrerbildung).“ Die zielleitenden<br />

Fragestellungen beziehen sich auf den Entwicklungsbedarf in der Lehrerausbildung<br />

sowie auf den Fortbildungsbedarf von <strong>Schule</strong>n (MB 4.1), Teamentwicklung (MB<br />

5.5) und Kooperation der Akteure verschiedener Lernorte (MB 5.6).<br />

3.3.2.1 Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung)<br />

Evaluation durch die Mitglieder des <strong>SELEA</strong>-Teams<br />

Insgesamt positiv ist die Fortbildung durch die wissenschaftliche Begleitung und den Programmträger<br />

zu werten, wenn auch gelegentlich die Perspektiven der Wissenschaftlerinnen<br />

und die der Unterrichtenden auseinander liefen. Dadurch kam es zu Irritationen, die insbesondere<br />

anfangs als Theorie/Praxis-Konflikt von den Lehrenden wahrgenommen wurden.<br />

Die <strong>SELEA</strong>-Gruppe hätte sich mehr Begleitung bei der Entwicklung von Lernsituationen,<br />

eine Rückmeldung nach Fertigstellung der Lernsituationen vor dem Unterrichten und mehr<br />

Hilfe bei der Evaluation der Lernsituationen gewünscht. Nach unserem Eindruck bewegte<br />

sich die wissenschaftliche Begleitung außerhalb der Teamqualifizierungen eher auf einer<br />

Beobachterposition und weniger in einer von uns bevorzugten Unterstützerrolle. Gelegentlich<br />

entstand der Eindruck, dass die wissenschaftliche Begleitung unsere uns begrenzenden<br />

schulischen Rahmenbedingungen nicht wahrhaben wollte und vor diesem Hintergrund<br />

unrealistische Vorstellungen äußerte. Kritisch wird auch gesehen, dass die <strong>SELEA</strong>-<br />

Teammitglieder im Rahmen von zwei Studien durch Datenerhebung einbezogen wurden<br />

(Interviews der <strong>SELEA</strong>-Teammitglieder durch die wissenschaftliche Begleitung sowie ein<br />

Wochenendseminar zum Thema Forschende Lernwerkstatt), deren Zweck auch auf Nachfrage<br />

unsererseits zum Zeitpunkt der Datenerhebung nicht erläutert wurde. Das Ergebnis<br />

dieser Feldforschung ist im SKOLA-Projekt Innovation unter Praxisdruck eingeflossen.<br />

Einschätzung der Wissenschaftlichen Begleitung<br />

Die wissenschaftliche Begleitung teilt die Einschätzung einer zunehmenden Konzeptorientierung<br />

im <strong>SELEA</strong>-Team. Insbesondere hat sich in der Konzeptgruppe der Blick für die<br />

Vielschichtigkeit curricularer Planungsarbeiten (Bildungsplan, Lernfeldansatz, Pflegedidaktik,<br />

Konzepte, Lernaufgaben) deutlich entwickelt. Dem im Alltagsgeschäft nicht gerecht<br />

werden zu können, wird als Problem wahrgenommen und es werden Lösungswege<br />

gesucht. Die Suche nach Lösungen erschwert aus unserer Sicht, dass der Zusammenhang<br />

zwischen den spezifischen Anforderungen unterschiedlicher curricularer Planungsebenen<br />

und den entsprechenden didaktischen Instrumenten noch weitgehend unklar ist. Diese kategoriale<br />

Unsicherheit wird weniger in der Unterrichtspraxis als in der Evaluation zum<br />

Problem und ist ein Beispiel für die vom <strong>SELEA</strong>-Team genannte „Unvereinbarkeit“ der<br />

Perspektiven „von Wissenschaftlerinnen und Unterrichtenden“.<br />

Dass die Perspektiven von Wissenschaftlern und Unterrichtenden als „unvereinbar“ erscheinen,<br />

liegt in der Natur der Sache und ist kein Grund zur Klage, sondern die notwendige<br />

Voraussetzung eines dynamischen Theorie-Praxisverhältnisses. Auftretende „Irritationen“<br />

auf beiden Seiten erhalten den Zweifel am eigenen Tun lebendig. Konflikte entstehen<br />

erst dadurch, dass das, was der wissenschaftlichen Begleitung ein fruchtbarer Anlass zu<br />

weiterer Forschung wird, dem Lehrpersonal unterm täglichem Handlungsdruck einer großen<br />

Berufsschule als Sand im Getriebe oder luxurierendes Gehabe der Elfenbeinturmbewohner<br />

erscheint. Statt im relativen Freiraum eines Modellversuchs den Weg des Zweifels<br />

28


gemeinsam zu beschreiten, wird er blockiert und einseitig als Zumutung empfunden. Die<br />

durchaus spürbare Freude an einer neuen offenen Situation und am Experimentellen, die<br />

die Lehrerinterviews belegen, findet im stabilen Habitus einer Lehrerpersönlichkeit und im<br />

Sozialdruck eines bürokratisch überformten <strong>Staatliche</strong>n Schulwesens ihre deutlichen<br />

Schranken. Interessant sind in dieser Hinsicht eine Reihe von Sitzungsprotokollen, in welchen<br />

aufgrund der Ausnahmesituation des Modellversuchs ein Freiraum entsteht, in dem<br />

diese Grenzen schärfer empfunden und klarer formuliert werden können. Darin sehen wir<br />

ein wichtiges Ergebnis im MB 4. Es ist eine entscheidende Voraussetzung für die Ausbildung<br />

und wissenschaftliche Begleitung von Praktikanten und Referendaren, die in nächster<br />

Zeit mit der Vorstellung eines neuen Lehrerbildes (Curriculumentwickler und Lernbegleiter)<br />

in die <strong>Schule</strong>n kommen und lehrerzentrierte Lehr- Lernformen in Frage stellen werden.<br />

Zu der im <strong>SELEA</strong>-Team defizitär empfundenen Begleitung wie zum Angebot hat Kirsten<br />

Barre, die wissenschaftliche Begleitung vor Ort, eine Replik auf die Einschätzung der Lehrenden<br />

verfasst, die wir hier aufnehmen.<br />

Angebote und unterstützende Tätigkeiten der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Zur Begleitung bei der Entwicklung von Lernsituationen wurde eine curriculare Wegbeschreibung<br />

vom Lernfeld zur Lernsituation schon im Vorfeld ausführlich erörtert: exemplarisch<br />

im <strong>SELEA</strong>-Antrag zum Lernfeld Sterbende Menschen begleiten (S. 10ff.) und in<br />

einer Sondersitzung mit Frau Greb im Dez. 2005 exemplarisch am Lernfeld 1: In den Beruf<br />

einsteigen (vgl. Anlage 9, S. 103). Sodann regelmäßig in den halbjährlichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

gemäß der didaktischen Konzeptionen, teils in praktischen Übungen.<br />

Außerhalb der Teamqualifizierungen wurde der gesamten Gruppe sowie einzelnen Mitglieder<br />

schriftlich und mündlich wiederholt konkrete Unterstützung bei der Entwicklung<br />

von Lernsituationen angeboten. Diese Angebote wurden nicht nachgefragt und die Termine,<br />

an denen sich die Arbeitsgruppen zur Entwicklung der Lernsituationen trafen, der wissenschaftlichen<br />

Begleitung nur selten mitgeteilt. Man wolle das lieber „auf die eigene Weise“<br />

durchführen, als sich mit ihrer als „zu theoretisch“ empfundenen Herangehensweise<br />

auseinanderzusetzen, erfuhr sie auf Nachfrage. Das wurde akzeptiert.<br />

Eine Rückmeldung zu den Lernsituationen vor deren Umsetzung wurde nicht erbeten. Im<br />

Gegenteil! Die wissenschaftliche Begleitung hatte stets einige Mühe, die schriftlichen Planungen<br />

der Lernsituationen rechtzeitig für die Berichterstattung zu erhalten und auch die<br />

Unterrichtstermine blieben intransparent. Sofern die wissenschaftliche Begleitung Einblicke<br />

in die Planung erhielt, war sie in der Regel bereits unterrichtlich umgesetzt. Eine<br />

Kommentierung der Planung durch die wissenschaftliche Begleitung erfolgte deshalb in<br />

ausführlichen E-Mails an das gesamte <strong>SELEA</strong>-Team. Zudem wurde themenbezogen stets<br />

auf die einschlägige Literatur zur Lernfeldinterpretation und zu didaktischen Konzeptionen<br />

hingewiesen oder Literatur direkt an die Gruppe versandt.<br />

Eine Unterstützung bei der Evaluation der Lernsituationen wurde nicht nachgefragt. Für<br />

die Planung und Evaluation von Lernsituationen gemäß der drei didaktischen Konzepte<br />

wurden verschiedene Muster eigens für das <strong>SELEA</strong>-Team entwickelt. Z.B. der Evaluationsbogen<br />

für problemorientierte Lernsituationen (vgl. Anlage 9, S. 105) oder die für den<br />

handlungsorientierten Unterricht bereitgestellte Dokumentvorlage (vgl. Anlage 4, S. 67).<br />

Sie wurden allerdings nicht bzw. nur von einigen Lehrenden erprobt.<br />

Insofern kann zu diesen drei Aspekten der Kritik zusammenfassend festgestellt werden,<br />

dass der wissenschaftlichen Begleitung weniger ein Bedarf signalisiert wurde, als der Eindruck<br />

unerwünscht oder gar aufdringlich Unterstützung angeboten zu haben, wo erfahrene<br />

Lehrer keine benötigen.<br />

29


Die „eher beobachtende als unterstützend eingreifende Rolle“ der wissenschaftlichen Begleitung<br />

ist zum Teil eine unmittelbare Folge dieses Eindrucks, zum Teil eine Konsequenz<br />

aus der Auseinandersetzung um die „pädagogischen Notate“ des wissenschaftlichen Mitarbeiters<br />

Wolfgang Hoops im ersten Halbjahr (vgl. Anlage 9, S. 108). Konzeptionell war<br />

jedoch schon im Antrag eine zurückhaltende, begleitende Coachingfunktion der wissenschaftlichen<br />

Begleitung angelegt und sie wurde im Rahmen einer klärenden Sitzung während<br />

der Teamqualifizierung noch einmal eingehend erörtert. In Hinblick auf reaktive Interventionen<br />

hat die wissenschaftliche Begleitung in beiden Zwischenberichten ein Selbstverständnis<br />

im Sinne des Coachings dargelegt, bei dem sie sich als Berater und Ansprechpartner<br />

anbietet und bei Bedarf für die Klärung von inhaltlichen Fragen bzw. für Fortbildungsbedarfe<br />

ständig zur Verfügung steht. 18 Während damals Einvernehmen über die<br />

Funktion der wissenschaftlichen Begleitung hergestellt war, wird nun am Ende wieder<br />

stärker die „Dienstleistungsfunktion“ betont und eingefordert.<br />

Dem Kritikpunkt, dass die Vorstellungen der wissenschaftlichen Begleitung von den realen<br />

schulischen Rahmenbedingungen unrealistisch seien, muss in vieler Hinsicht zugestimmt<br />

werden. Das gilt in vollem Umfang für den überhasteten Start des Modellversuchs. Insbesondere<br />

ist der wissenschaftlichen Begleitung eine mangelhafte Bedingungsanalyse vorzuwerfen.<br />

Tatsächlich wurde z.B. von der zumindest organisatorischen Umsetzung des<br />

Lernfeldkonzepts schlicht ausgegangen, ebenso unbefragt wurde auf curriculare und fachdidaktische<br />

Lehrerfortbildungen gesetzt, die, so die Annahme der wissenschaftlichen Begleitung,<br />

bereits der inhaltliche Anlass zur Bewerbung um den Modellversuch gewesen<br />

seien. Konzeptionelle und curriculare Planungsunsicherheiten, <strong>W1</strong>-spezifische Modifizierungen<br />

des geltenden Bildungsplans, die Problematik der Stundentafel und des Blockunterrichts<br />

für die Modellversuchsdurchführung kristallisierten sich so erst allmählich im Verlaufe<br />

des ersten Jahres heraus. Für das <strong>SELEA</strong>-Team war die schulübliche Praxis das<br />

Selbstverständliche, für die wissenschaftliche Begleitung der neue gesetzliche Rahmen, der<br />

pflegedidaktische und berufspädagogische Forschungsstand universitärer Lehrerbildung.<br />

Möglicherweise, und das wäre mit den wissenschaftlichen Begleitungen der anderen<br />

SKOLA-Projekte einmal abzuklären, sind diese perspektivischen Zweigleisigkeiten zu<br />

Beginn eines Modellversuchs nicht die Ausnahme, sondern die Regel ⎯ zumindest dann,<br />

wenn es für die Modellschule wie für die wissenschaftliche Begleitung der erste BLK-<br />

Modellversuch ist.<br />

Zum Kritikpunkt der Intransparenz des Zwecks und der Zweckmäßigkeit erhobener Daten<br />

verweisen wir an dieser Stelle auf den <strong>SELEA</strong>-Antrag und die Seiten 16f. und 72f. der<br />

Berichterstattung. Im Rahmen des Modellversuchs wurden über die antragsgemäß zu erhebenden<br />

Daten hinaus, am Start und in der Transferphase gemäß Dossier 4 (Personalentwicklung),<br />

keine Lehrerinterviews durchgeführt und insbesondere keine Daten für fremde<br />

Forschungsprojekte erhoben oder in solchen verwendet. Die Durchführung einer Forschenden<br />

Lernwerkstatt wurde zwar aus den Geldern der SKOLA-Ergänzungsstudie finanziert,<br />

aber dieses besondere Angebot von Prof. Dr. Petra Grell war auch nur unter diesen<br />

Bedingungen im Rahmen einer SKOLA-Teamqualifizierung bereitzustellen. Frau Grell hat<br />

sich selbst und die Forschende Lernwerkstatt im Vorfeld persönlich vorgestellt.<br />

Auswertung der SKOLA-Teamqualifizierung<br />

Die teamqualifizierenden Maßnahmen wurden von der wissenschaftlichen Begleitung jeweils<br />

gemäß der Ziel-Leistungsvereinbarungen, nach den Schwerpunkten der gewählten<br />

Dossiers und nach Absprache des Bedarfs im <strong>SELEA</strong>-Team organisiert und durchgeführt.<br />

18 Vgl. Erster und Zweiter Zwischenbericht.<br />

30


Insgesamt wurden während des Modellversuchs sechs Teamqualifizierungen und zwei<br />

Zusatzveranstaltungen angeboten. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung wird in<br />

den Zielvereinbarungen für das Kernziel 3 benannt: „SKOLA-Teamqualifizierungen vorbereiten,<br />

moderieren und zentrale Befunde unter dem Aspekt der inner- und außerschulischen<br />

Transferfähigkeit interpretieren“ (vgl. Anlage 1, S. 45).<br />

Die während des Modellversuchs durchgeführten 6 Teamqualifizierungen und 2 Zusatzveranstaltungen<br />

wurden nach Ende des Modellversuchs von den <strong>SELEA</strong>-Teammitgliedern<br />

evaluiert. Um die Ergebnisse nicht überzubewerten ist vorab auf die geringe Beteiligung an<br />

der Evaluation hinzuweisen (Rücklauf 60%).<br />

• Fortbildungsangebote als begleitende Maßnahme, fachliche Voraussetzungen: Theorien<br />

selbstgesteuerten Lernens konzeptionelles Arbeiten (im Team), systematische Planung, Lehr-<br />

Lern-Prozessreflexion, Ziel: Zusammenhang zwischen Lernfeldarbeit und selbstgesteuertem<br />

Lernen aufdecken, Coachingbedarf bei der Rollenübernahme zum Lernbegleiter,<br />

• Im ersten Jahr bei der Teamqualifizierung auch stärker auf Themen wie „Wie finde ich die<br />

neue Lehrerrolle“ oder „Konflikte beim Rollenwechsel“ hätten rückblickend stärkere Berücksichtigung<br />

finden können.<br />

• Hilfreich wäre das Zusammentragen und Auswerten bestehender Versuche und ihre Übertragung<br />

in eigenes Konzept. Genauer Beobachtung und Auswertung dessen, wie der Strukturgitteransatz<br />

umgesetzt wird. Mehr Hilfe bei der konkreten Planung von Lernsituationen an der<br />

<strong>W1</strong> und unter ihren Bedingungen. Schulorganisatorische Rahmenbedingungen sollten fragend<br />

thematisiert werden: Wie kann man sie gemeinsam fördern oder hervorbringen? Können hilfreich<br />

sein, wenn sie der Praxis nützlich sind. Sie müssen direkt anwendbar sein.<br />

Beurteilung der Maßnahmen zur Teamqualifizierung<br />

Teamentwicklung (MB 5.5)<br />

Bei der Gesamtevaluation des Modellversuchs <strong>SELEA</strong> wird deutlich, dass gerade in Hinblick<br />

auf die Teamentwicklung der Modellversuch positive und nachhaltige Wirkungen<br />

erzielte. Sowohl in der Gesamtevaluation durch das <strong>SELEA</strong>-Team, in den individuellen<br />

Zusammenfassungen der <strong>SELEA</strong>-Teammitglieder sowie in persönlichen Gesprächen wird<br />

die positive Teamentwicklung von allen Beteiligten hervorgehoben. War noch zu Beginn<br />

des Modellversuchs das „Einzelkämpfertum“ der Kollegen kritisiert worden, so zeigte sich,<br />

dass sich gerade durch die Zusammensetzung der verschiedenen Arbeitsgruppen, die gemeinsame<br />

Planung von Lernsituationen, pädagogischen Tagen, Workshops und Präsentationen<br />

auf Fachtagungen ein so vorher nie empfundenes Teamgefühl vor allem innerhalb des<br />

<strong>SELEA</strong>-Teams aber auch sich ausweitend auf andere Kollegen entwickelte. Dabei stand<br />

vor allem die positive Erfahrung des Sich-austauschen-Könnens von unterschiedlichen<br />

Ansichten, Perspektiven und Erfahrungen im Mittelpunkt. Dies wurde auch in der Evaluation<br />

der Teamqualifizierungen deutlich: in der Zusammenarbeit mit den Kollegen wurde<br />

die „Vielfältigkeit von Sichtweisen und Ideen“, der „Gedankenaustausch“ und die „gleichberechtigte,<br />

wertschätzende Zusammenarbeit“ als hilfreich angegeben.<br />

3.3.3 Zu Maßnahmenbereich 6<br />

Zum Maßnahmenbereich 6 zählen alle im Kernziel 4 genannten Maßnahmen des innerund<br />

außerschulischen Transfers der im Modellversuch gewonnenen Erkenntnisse und<br />

innovativen Ansätze (vgl. Anlage 1, S. 46). Beispielsweise: Arbeitstreffen und Workshops<br />

mit innerschulischen und externen Transferadressaten, die Auswertung der Selbsteinschätzung<br />

bzw. der Evaluationsbögen der Schülerinnen und Schüler, Präsentation der Ergebnis-<br />

31


se und Anwendung der Befunde auf Parallelklassen (Altenpflege, Haus- und Familienpflege)<br />

und in Parallelschulen, sowie die Einrichtung einer Internetplattform, die auch für andere<br />

Transferpartner freigeschaltet werden kann, um Transparenz zu schaffen über Stand,<br />

Entwicklung und Ergebnisse im Laufe des SKOLA-Modellversuchs. Die Transfermaßnahmen<br />

hatten im dritten Modellversuchsjahr ihre höchste Priorität (vgl. S. 18ff.). Beschrieben<br />

wird im Folgenden die Anwendung von erprobten Problemlösungen, die vom<br />

<strong>SELEA</strong>-Team im konkreten Kontext der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong> <strong>W1</strong> (vgl. S.<br />

4ff.) entwickelt wurden, auf Problemlagen in ähnlich strukturierten Bereichen der Berufsbildungspraxis.<br />

Wir dokumentieren die Modellversuchserfahrungen aus der Perspektive<br />

des <strong>SELEA</strong>-Teams und der wissenschaftlichen Begleitung und weisen auf Probleme, negative<br />

Erfahrungen und Schwierigkeiten hin.<br />

3.3.3.1 Kernziel 4: Transfermaßnahmen<br />

Teil 1: Projektleitung Ekkehard Lauritzen<br />

Der Modellversuch <strong>SELEA</strong> und seine Rahmenbedingungen<br />

Zur Durchführung des Modellversuchs wurden zwei von sieben parallel laufenden Altenpflegeklassen<br />

als Modellversuchsklassen ausgewählt, in denen über die gesamte dreijährige<br />

Ausbildung Lernsituationen erprobt und evaluiert wurden, die in besonderem Maße das<br />

selbstgesteuerte Lernen fördern. Der Einschulungsjahrgang dieser Klassen war der letzte,<br />

der noch im Dualen System ausgebildet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war zwar der Bildungsplan<br />

in Lernfeldern konzipiert, aber der Unterricht wurde überwiegend fachwissenschaftlich<br />

ausgerichtet. So entstand den <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen die zusätzliche Aufgabe, das<br />

Lernfeldkonzept auf Basis eines veralteten Bildungsplans einzuführen.<br />

Seit 2006 wird nach dem Altenpflegegesetz als Altenpflegeschule ausgebildet. Für diese<br />

neue Ausbildung musste den gesetzlichen Anforderungen entsprechend ein neuer Bildungsplan<br />

entwickelt werden, dessen Ausarbeitung in die Zeit des ersten Modellversuchsjahrs<br />

fiel. Die Schulleitung der <strong>W1</strong> entschied, dass dieser Bildungsplan nur von Kolleginnen<br />

erarbeitet werden sollte, die nicht im Modellversuch involviert waren. Begründet wurde<br />

dieses Vorgehen mit dem Argument, die Kolleginnen im Modellversuch sollten nicht<br />

überlastet werden. Zwischen beiden Gruppen, der <strong>SELEA</strong>-Konzeptgruppe und der Bildungsplanentwicklungsgruppe,<br />

kam es in der Folge kaum zu gedanklichem Austausch, was<br />

vor allem auf die hohe zeitliche Belastung der Bildungsplangruppe zurückzuführen war.<br />

Für <strong>SELEA</strong> bedeutete diese Ausgangslage die entgangene Chance, erste Ergebnisse und<br />

Erfahrungen unmittelbar in die Bildungsplanarbeit einbringen zu können, um das selbstgesteuerte<br />

Lernen dadurch auch curricular zu verankern, sowie die Befürchtung, die entwickelten<br />

Lernsituationen vermutlich nicht weiterverwenden zu können, weil der neue Bildungsplan<br />

thematisch eine gänzlich andere Gestaltung der Lernfelder vorsieht.<br />

Die unvernetzte Arbeit dieser beiden Arbeitsgruppen erscheint aus heutiger Sicht als Fehler.<br />

Der fertig gestellte Bildungsplan zeigt Lücken im fächerübergreifenden Zuschnitt von<br />

Lernfeldern. Er greift Prinzipien des selbstgesteuerten Lernens nicht explizit auf. Die<br />

Stofffülle wirkt der offenen exemplarischen Planung von Lernsituationen entgegen. Nur<br />

selten entwickeln die Kolleginnen hinreichend komplexe Szenarien mit Hilfe didaktischer<br />

Modelle und Konzepte, die von den Lernenden mehrperspektivisch analysiert werden können,<br />

ihnen offene Lösungsmöglichkeiten ermöglichen und überdies noch ausreichend Zeit<br />

zur Reflexion lassen. Der Druck auf die Kolleginnen in den neuen Altenpflege-Klassen ist<br />

groß, weil sie nicht nur einen neuen Bildungsplan umsetzen müssen, sondern auch die Praxisanleitung<br />

in den Betrieben zu übernehmen haben, die bisher von den überbetrieblichen<br />

Ausbildungsträgern durchgeführt wurde.<br />

32


Im ersten Jahrgang der Altenpflege-Klassen, die nach dem neuen Bildungsplan unterrichtet<br />

werden, wurden vorrangig jene Kolleginnen eingesetzt, die auch den Bildungsplan entwickelt<br />

hatten, kaum jedoch <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen. Damit setzt sich die Parallelarbeit dieser<br />

Gruppen fort. Erst mit Beginn des Schuljahres 2008/2009, nach dem Auslaufen der SE-<br />

LEA-Modellversuchsklassen, könnte sich die Zusammenarbeit verstärken. Stark rückläufige<br />

Schülerzahlen durch Zulassung einer Reihe von privaten Altenpflegeschulen (nur noch<br />

zwei statt sieben Klassen pro Jahrgang an der <strong>W1</strong>) verschlechtern allerdings derzeit die<br />

Möglichkeiten der <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen, dauerhaft in dem Ausbildungsgang Altenpflege<br />

zu bleiben und ihre Erfahrungen zum selbstgesteuerten Lernen dort einzubringen.<br />

Als weiteres Handicap für den Transfer erwies sich ein im ersten Modellversuchsjahr entstandenes<br />

Vorurteil des Kollegiums, wonach die <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen durch besondere<br />

Ausstattung mit Ressourcen, Fortbildungsmöglichkeiten und Unterrichtsentlastung privilegiert<br />

seien. Gleichzeitig entwickelte sich die Haltung, was <strong>SELEA</strong> erprobe, würde im Kollegium<br />

schon lange im Unterricht umgesetzt, ein Missverständnis, das auf sehr unterschiedlichen<br />

Interpretationen des Begriffs des selbstgesteuerten Lernens beruhte.<br />

Innerschulischer Transfer – Schwierigkeiten und Wege<br />

Diese Entfremdung vom Kollegium versuchten wir mit Beginn des <strong>SELEA</strong>-Projekts durch<br />

viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen über unsere Arbeit und die vollständige<br />

Publikation unserer Sitzungsprotokolle und Arbeitsergebnisse auf der schulinternen internetbasierten<br />

Wissensdatenbank WiBeS (Wissensmanagement für Berufliche <strong>Schule</strong>n in<br />

Hamburg) zu verhindern. Doch werden die Datenbankzugriffe auf unsere Dateien vom<br />

Administrator als eher gering eingeschätzt, so dass dieser Weg offenbar weniger geeignet<br />

war, den Transfer zu befördern. Nachfragen bei Kolleginnen zeigen, dass lediglich einige<br />

in der Altenpflege Unterrichtende sich die Planungen der Lernsituationen ansahen. Vereinzelt<br />

haben <strong>W1</strong>-Kolleginnen Elemente unserer Lernsituationen im Unterricht tatsächlich<br />

eingesetzt. Ein Erfahrungsaustausch zwischen diesen Kolleginnen und der <strong>SELEA</strong>-<br />

Gruppe fand jedoch kaum statt. Die Nachfrage nach diesen Lernsituationen von anderen<br />

Altenpflegeschulen, war größer als die des <strong>W1</strong>-Kollegiums. Es gingen bisher ernsthaft<br />

formulierte Anfragen von etwa 15 <strong>Schule</strong>n ein, ausgelöst vor allem durch entsprechende<br />

Hinweise auf unserer <strong>SELEA</strong>-Website.<br />

Der Versuch, Gesamt- und Fachkonferenzen als internes Transferinstrument zu nutzen,<br />

erwies sich als wenig geeignet. Konferenzen finden nur selten statt. Unser Anliegen konkurrierte<br />

hier stets mit anderen Themen und erwies sich als zu komplex, um in solchen<br />

Kontexten angemessen dargestellt werden zu können.<br />

World Café<br />

Im Dezember 2006 erprobten wir die Großgruppenmethode World Café bei einer Veranstaltung<br />

zum Blockabschluss des dritten von sechs Ausbildungsblöcken, mit dem Ziel, auf<br />

Schülerebene einen Austausch zwischen zwei <strong>SELEA</strong>-Klassen und einer weiteren Parallelklasse<br />

(der AP 05d) zu ermöglichen. Diese Klasse kannte das Projekt <strong>SELEA</strong> nicht ausdrücklich.<br />

Sie hatte allerdings den veränderten Unterricht des Berufskunde-Kollegen bemerkt<br />

und überwiegend positiv eingeschätzt. „Sie haben sich ja ganz schön verändert“,<br />

sagten sie – als Lob gemeint – zum Lehrer.<br />

Die bewusst provozierende Hauptfrage Wie kann ich trotz <strong>Schule</strong> erfolgreich lernen? sollte<br />

durch die Hintertür das selbstgesteuerte Lernen zum Thema der Gespräche an den Tischen<br />

machen. Doch nicht alle Schülerinnen verstanden die Frage und brauchten deshalb Hilfe.<br />

Der Gedankenaustausch zwischen den Tischen lief über Platzwechsel, zu beschriftende<br />

Tischsets und protokollierende Gastgeber. Da an jedem Tisch Schülerinnen aus 3 verschie-<br />

33


denen Klassen saßen, musste man sich zunächst kennen lernen. Danach begannen intensive<br />

Gespräche: Wie lerne ich, wo, mit wem, wann und womit am liebsten? Wie war der letzte<br />

Block? Ist Selbststeuerung beim Lernen besser als es Lehrervorgaben sind? Nach drei Gesprächsrunden<br />

berichteten die Gastgeber an den Tischen von den gedanklichen Highlights<br />

ihrer Gäste. Auch die Notizen auf den Papiertischtüchern wurden ausgewertet.<br />

Der Austausch zwischen den Modellversuchsklassen und der überwiegend lehrerzentriert<br />

unterrichteten Parallelklasse ist positiv einzuschätzen. Er hat bewirkt, dass die Schülerinnen,<br />

die vorrangig lehrerzentrierten Unterricht gewohnt sind, einzelne Vorteile des selbstgesteuerten<br />

Lernens von Mitschülern glaubhaft vermittelt bekommen haben. Die Akzeptanz<br />

des selbstgesteuerten Lernens ist in dieser Klasse nach der Veranstaltung dauerhaft<br />

gestiegen. Andererseits konnten die Schüler der Modellversuchsklassen erfahren, inwiefern<br />

der lehrerzentrierte Unterricht mit Schwierigkeiten verbunden ist, unter denen sie dank<br />

<strong>SELEA</strong> weniger zu leiden haben.<br />

Ergebnisse: Einige der von den Schülern kritisierten Punkte fördern den Transferprozess<br />

bis heute, indem neu zu schaffende Rahmenbedingungen, die das selbstgesteuerte Lernen<br />

fördern, allen Klassen nützen. Als Beispiele dafür seien folgende Punkte genannt: Aus der<br />

Schülerkritik über zu viel Unruhe im Klassenraum entstand die Idee der Einrichtung eines<br />

zentralen Stillarbeitsraums, die noch immer verfolgt wird. Die Kritik des ständigen Raumwechsels<br />

führte zu festen Unterrichtsräumen für alle Klassen der <strong>W1</strong>. Die fehlende Motivation<br />

der Schülerinnen, zwischen den Blöcken zu lernen, haben wir zum Anlass genommen,<br />

allen Schülerinnen Lehrbücher verbilligt über einen <strong>Schule</strong>inkauf anzubieten. Um<br />

den Schülerinnen mehr Selbstsicherheit bei der Überprüfung der eigenen Leistungen zu<br />

geben, wurden Kompetenzraster erprobt. Freiarbeit wurde schließlich in allen Altenpflege-<br />

Klassen angeboten. Die Schulglocke wurde abgeschaltet, um laufende Lernprozesse nicht<br />

unnötig zu unterbrechen.<br />

Pädagogische Jahreskonferenzen<br />

Als weitere Maßnahme zum innerschulischen Transfer der <strong>SELEA</strong>-Ergebnisse haben wir<br />

im April 2007 im Wochenabstand zwei Pädagogische Jahreskonferenzen zum Selbstgesteuerten<br />

Lernen ausgerichtet. Ziel war es, die Erfahrungen des Projekts <strong>SELEA</strong> vorzustellen<br />

und nach Wegen zu suchen, das selbstgesteuerte Lernen zusammen mit dem fächerübergreifenden<br />

Lernfeldkonzept im Berufsschulalltag zu verankern. Im Vorfeld der pädagogischen<br />

Jahreskonferenzen wurde die Schulleitung von der <strong>SELEA</strong>-Gruppe intensiv<br />

beraten. Dabei wurde eine gewisse Skepsis gegenüber dem Lernfeld-Konzept bei einzelnen<br />

Abteilungsleitern spürbar (Argumente: nicht ausreichender fachwissenschaftlicher Bezug,<br />

lieber Methodenorientierung statt didaktischer Ausrichtung, antizipierte Akzeptanzprobleme<br />

bei Kollegen, Zweifel an der Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Abteilungen –<br />

insbesondere die Berufsvorbereitung). Ein Besuch bei dem SKOLA-Projekt LUST in Bremen<br />

mit dem Schulleiter und der Koordinatorin der <strong>W1</strong> half, über den persönlichen Austausch<br />

Vorbehalte abzubauen, und trug so zur Stärkung der Transferbereitschaft in der <strong>W1</strong>-<br />

Schulleitung bei.<br />

Als tragende Methode für die beiden Tage der pädagogischen Jahreskonferenz haben wir<br />

die Großgruppenmethode RTSC gewählt (Real Time Strategic Change). Diese Methode<br />

sieht ein zweischrittiges Vorgehen vor. In unserer Umsetzung der Methode stellten am<br />

ersten Tag externe Berufsschulpartner die Bedeutung und die Notwendigkeit des selbstgesteuerten<br />

Lernens für unsere Schülerinnen heraus: Der Vizepräsident Ärztekammer Hamburg,<br />

der Teamleiter U25 für Mitte/Wandsbek der Agentur für Arbeit Hamburg und der<br />

Leiter des Betreuungsdienstes von der Köster-Stiftung. Danach erläuterte Frau Prof. Dr.<br />

Ulrike Greb, Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Fachbereich Erziehungswis-<br />

34


senschaft der Universität Hamburg, den Zusammenhang von selbstgesteuertem Lernen und<br />

dem Lernfeldkonzept. Ein Vertreter vom Berufsschulzentrum Walle in Bremen stellte ein<br />

Modell für die praktische Umsetzung des selbstgesteuerten Lernens im Lernfeldkonzept<br />

vor. Anschließend gab ein „Markt der Möglichkeiten“ an 12 Ständen Einblick in die an der<br />

<strong>W1</strong> gemachten Erfahrungen zum selbstgesteuerten Lernen.<br />

Gemäß der Methode RTSC wechselten die geschilderten Inputs mit dezentralen Diskussionsrunden<br />

an Achtertischen ab. Die Tische waren jeweils mit Lehrern, interessierten Schülern<br />

aus allen Abteilungen der <strong>W1</strong> und Externen, z.B. Vertretern der Ausbildungsbetriebe<br />

besetzt. Die Diskussionen wurden protokolliert und bildeten die Basis für eine zweite Lehrerkonferenz,<br />

die die konkreten Umsetzungsschritte plante. Eine umfangreiche Tagungsmappe<br />

informierte über Ablauf und zentrale Inhalte der Veranstaltung. Auf Metaplankarten<br />

wurden von den Protokollanten zu der Fragestellung Welche Bedeutung haben die<br />

Ideen und Erfahrungen des selbstgesteuerten Lernens für die <strong>W1</strong>? an den Tischen die Diskussionsergebnisse<br />

festgehalten.<br />

Auf der Basis dieser Ergebnisse haben wir die zweite pädagogische Jahreskonferenz eine<br />

Woche später gestaltet. Diesmal ohne Gäste und Schüler. Die Gespräche wurden nach einer<br />

einleitenden Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten pädagogischen Jahreskonferenz<br />

auf Abteilungsebene geführt. Dabei ging es um folgende Fragen:<br />

• Was setzen wir bereits an Ideen des selbstgesteuerten Lernens um? (Bilanz)<br />

• Wie passen unsere bisherigen Formen des selbstgesteuerten Lernens zu den Ergebnissen der 1.<br />

pädagogischen Jahreskonferenz?<br />

• In welchen Schritten wollen wir in unserer Abteilung das selbstgesteuerte Lernen weiter entwickeln?<br />

Als Hilfestellung zur Entwicklung von Lernsituationen stellten wir den Kolleginnen einen<br />

umfangreichen Leitfaden zur Verfügung, der unser Vorgehen und unsere Erfahrungen bei<br />

der Erstellung von Lernsituationen enthielt. Er war gegliedert nach den von uns verwendeten<br />

didaktischen Konzepten (vgl. Anlage 3, S. 54).<br />

Die Ergebnisse dieses zweiten Tages blieben weit hinter unseren Erwartungen zurück: Zu<br />

konkreten Absprachen über die Planung von Lernsituationen kam es nicht. Lediglich die<br />

ersten beiden Fragen wurden diskutiert. Hintergrund dieser Entwicklung war vermutlich<br />

das Bedürfnis der Kolleginnen, zunächst mehr über das selbstgesteuerte Lernen an sich zu<br />

erfahren bzw. darüber zu diskutieren. Diesen Bedarf hatten wir der RTSC-Methode folgend<br />

bei der Planung nicht erwartet und entsprechend nicht berücksichtigt. Damit war unser<br />

zentrales Anliegen dieser beiden pädagogischen Jahreskonferenzen vorläufig gescheitert.<br />

Wir gingen davon aus, dass die Vorteile des selbstgesteuerten Lernens für die Kolleginnen<br />

nicht transparent würden, solange sie nicht eigene Erfahrungen mit der neuen Lehrerrolle<br />

gemacht haben.<br />

Manche Kollegen fühlten sich zudem durch die Anwesenheit von Lernenden und betrieblichen<br />

Anleitern nicht frei genug, offen ihre Bedenken gegen das selbstgesteuerte Lernen zu<br />

äußern. Das ist zwar von der Methode RTSC, die sich explizit als Top-Down-Methode<br />

versteht, durchaus beabsichtigt, jedoch wurden solche Strategien in unserem Kollegium<br />

bislang eher selten eingesetzt.<br />

Die Diskussion über das Verständnis des selbstgesteuerten Lernens wurde in der Folge in<br />

Einzelgesprächen weitergeführt. Dabei kam es vereinzelt zu inzwischen ausgeräumten Irritationen<br />

zwischen Kollegium und <strong>SELEA</strong>-Gruppe, wenn der <strong>SELEA</strong>-Ansatz zur Förderung<br />

des selbstgesteuerten Lernens von Kolleginnen als Kritik an ihrer bewährten Arbeit<br />

empfunden wurde. Zu einer umfassenden und sachlichen Auseinandersetzung über die<br />

Entwicklung von Lernsituationen, die selbstgesteuertes Lernen besonders fördern, kam es<br />

35


islang jedoch nicht. Das lag vermutlich auch an der fehlenden, aber dafür notwendigen<br />

Zeit und unseren zwei Schulstandorten.<br />

Weil der Ansatz, auf pädagogischen Jahreskonferenzen über das selbstgesteuerte Lernen<br />

zu informieren eher folgenlos blieb, bemühten wir uns in einer parallelen Strategie um<br />

mehr Verbindlichkeit. Für die zwischen Schulbehörde und <strong>W1</strong> für das Schuljahr 2007/2008<br />

auszuhandelnden Zielvereinbarungen schlugen wir vor, in den verschiedenen Abteilungen<br />

der <strong>W1</strong> jeweils eine Lernsituation nach <strong>SELEA</strong>-Vorgaben zu entwickeln, zu unterrichten,<br />

zu evaluieren und zu dokumentieren. Dieser Vorschlag wurde von der Schulleitung und<br />

der Lehrerkonferenz akzeptiert. Uns war es besonders wichtig, die Schulleitung in diese<br />

Verpflichtung mit einzubeziehen, weil wir uns als <strong>SELEA</strong>-Gruppe dispositiv zu schwach<br />

fühlten, um eine breite Einführung des selbstgesteuerten Lernens an der <strong>W1</strong> zu leisten.<br />

Zudem waren wir skeptisch, ob die Schulleitung diese Form des selbstgesteuerten Lernens<br />

auch tatsächlich aus Überzeugung umsetzen will oder sie nur als Aushängeschild vertritt.<br />

Umsetzungsschritte der Zielvereinbarung blieben im Laufe des Schuljahrs zunächst aus.<br />

Um die Zielvereinbarung zu retten, schlug die Schulleitung vor, einen weiteren pädagogischen<br />

Tag durchzuführen, an dem nach einer fachlichen Einführung im wesentlichen an<br />

der Entwicklung von Lernsituationen gearbeitet werden sollte. Den <strong>SELEA</strong>-Schwerpunkt<br />

des selbstgesteuerten Lernens haben wir aus der Ankündigung herausgehalten. Ziel war es,<br />

ihn als Bestandteil des Lernfeldkonzepts mitzuvermitteln.<br />

Dieser pädagogische Tag wurde von den <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen vorbereitet und im Mai<br />

2008 durchgeführt. Das Lernfeld-Konzept war an der <strong>W1</strong> bis dahin im Unterricht nur wenig<br />

verankert.<br />

Der Tag gliederte sich in vier Abschnitte. Nach einem auflockernden Sketch gab es einen<br />

Inputteil, in dem sich zwei Kolleginnen in Dialogform über das Lernfeldkonzept unterhielten.<br />

Dabei wurden alle wesentlichen Aspekte des Lernfeldkonzepts unter Betonung der<br />

selbstgesteuerten Lernprozesse angesprochen und Umsetzungsprobleme diskutiert. Im<br />

Hauptteil des pädagogischen Tages entwickelten dann 11 abteilungsbezogene Gruppen mit<br />

Hilfe der <strong>SELEA</strong>-Team-Kollegen jeweils die Grundstruktur für eine Lernsituation, die<br />

noch bis zum Schuljahresende unterrichtet und evaluiert werden soll. Als Materialien wurden<br />

für alle Gruppen eine Kurzanleitung zur Entwicklung von Lernsituationen sowie zwei<br />

Literaturauszüge zum Lernfeld-Konzept zur Verfügung gestellt. Einige Kolleginnen griffen<br />

auf den von uns im letzten Jahr erstellten umfangreicheren Leitfaden zurück, der insbesondere<br />

auf die von <strong>SELEA</strong> verwendeten didaktischen Konzepte eingeht (vgl. Anlage 3, S.<br />

54). Es wurden Themen wie Kultursensibel pflegen, Sterben und Tod in verschiedenen<br />

Kulturen, Pflege von Tumorerkrankten bearbeitet.<br />

In einer Schlussrunde berichteten die Sprecherinnen der einzelnen Gruppen über den Stand<br />

und den Erfolg der Arbeit. Dabei wurde deutlich, dass in den Gruppen sehr effizient und<br />

produktiv gearbeitet worden ist.<br />

In einem Evaluationsbogen zum pädagogischen Tag gab die Mehrheit der befragten Kolleginnen<br />

an, neue Aspekte zum Lernfeldkonzept kennengelernt zu haben. Etwa drei Viertel<br />

des Kollegiums fühlten sich motiviert, an Lernsituationen zu arbeiten, hatten den Eindruck,<br />

die Zeit sinnvoll genutzt zu haben, lobten die Gruppenzusammenarbeit, waren mit dem<br />

Arbeitsergebnis zufrieden, gaben an, inzwischen klarere Vorstellungen vom Lernfeldkonzept<br />

zu haben. Um die Umsetzung des Lernfeldkonzepts mit dem damit verbundenen<br />

Schwerpunkt des selbstgesteuerten Lernens zu fördern, könnte es hilfreich sein, einen oder<br />

mehrere erfahrene Kollegen damit zu beauftragen, als Coach die Entwicklung von Lernsituationen<br />

und die Umsetzung über den Modellversuch hinaus so lange zu fördern, bis die<br />

Entwicklung sich verselbstständigt hat.<br />

36


Beispiel aus der Arbeitsgruppe Ausbildungsvorbereitung (AVJ) am Pädagogischen Tag<br />

Vom Klassenteam wurde das Lernfeld „Mit Belastungen im Berufsleben umgehen“ ausgewählt.<br />

Zunächst diskutierten Klassenteam und Coach die Bedeutung der einzelnen im<br />

Lernfeld genannten Belastungen für die Schülerinnen aus der Ausbildungsvorbereitung,<br />

wie schwere Arbeit, zu lange Arbeit, Mobbing usw. In der Diskussion wurde deutlich, dass<br />

für diese Schülergruppe ganz andere subjektiv belastende Faktoren vorherrschen als die im<br />

Bildungsplan berücksichtigten: Der gelegentlich raue Umgangston der Anleiter führt häufig<br />

zu ernsthaften Konflikten mit den Lernenden, unterschiedliche Auffassungen über das<br />

äußere Erscheinungsbild der Praktikanten (Kopftuch, Piercing, Tattoo usw.), welche sogar<br />

zur Ablehnung bei der Bewerbung um Praktikumplätze führten. Viele Schüler wollen sich<br />

nicht dem betrieblich geforderten Auftreten anpassen. Als Schlüsselproblem haben wir<br />

deshalb den Konflikt zwischen dem Wunsch nach individueller Entfaltung und betrieblichen<br />

Interessen ausgemacht. Daraufhin wurden verschiedene Perspektiven für das Schlüsselproblem<br />

entwickelt: Rechtslage (Praktikumvertrag, gesetzliche Regelungen), Beziehungen<br />

zu Peergroups, Elternerwartungen, der Betrieb im Wettbewerb, Sozialstaat/ Steuerzahler).<br />

Als Ziele der Lernsituation wurden vorrangig die Entwicklung von Sozial-, Personal- und<br />

kommunikativer Kompetenz festgelegt. Die Entwicklung der Fachkompetenz soll nachrangig<br />

gefördert werden, da sie später im Mittelpunkt der Ausbildung steht. Konkret haben<br />

wir festgehalten: Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung in der Rolle als Praktikant<br />

und für das eigene Leben, Reflexion der eigenen Einstellungen und Haltungen (Wodurch<br />

werden diese Haltungen beeinflusst, inwieweit können sie relativiert und verändert<br />

werden?), Gespräche mit Personalverantwortlichen und Anleitern angemessen und mit<br />

Peergroups selbstbewusst führen.<br />

Da diese Kompetenzen bei den Jugendlichen nicht allein kognitiv, sondern am wirkungsvollsten<br />

durch neue Erfahrungen vermittelt werden können, entscheidet sich das Team auf<br />

Vorschlag des Coaches für das erfahrungsbezogene didaktische Konzept von Ingo Scheller<br />

mit einem besonderen Schwerpunkt im szenischen Spiel.<br />

Die curricularen und didaktischen Erfahrungen aus dem <strong>SELEA</strong>-Projekt wurden von den<br />

AVJ-Kolleginnen dankbar aufgenommen. Sie halfen, eine schülerbezogene, klar strukturierte<br />

Lernsituationen zu entwickeln. Der Coaching-Prozess setzte sich in der gemeinsamen<br />

Durchführung und Evaluation des Unterrichts fort.<br />

Teamzusammensetzung als Gegenstand der <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

In den beiden Modellversuchsklassenteams fühlten sich alle Kolleginnen der Weiterentwicklung<br />

des selbstgesteuerten Lernens verpflichtet und waren deshalb zu vielfältigen<br />

Kompromissen auf organisatorischer Ebene bereit, z.B. um Lernsituationen durchgängig<br />

zu unterrichten und eigene Unterrichtsvorhaben dafür zeitlich umzuorganisieren. In der<br />

Klasse, in der nur ein Kollege versuchte, <strong>SELEA</strong>-Vorstellungen umzusetzen, tauchten verschiedentlich<br />

Probleme auf, fächerübergreifend zusammenzuarbeiten. Wir plädieren deshalb<br />

dafür, homogene Klassenteams zu bilden, die den Gedanken des selbstgesteuerten<br />

Lernens offen und flexibel gegenüber stehen, auch wenn sie keinerlei Modellversuch-<br />

Erfahrung haben. Die Vorstellung, dass der Funke in gemischten Teams stets überspringt,<br />

halten wir für irrig. Die Teams sollten so klein wie möglich sein.<br />

Schlussbetrachtung<br />

<strong>SELEA</strong> hatte im innerschulischen Transfer mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das<br />

Anliegen war sehr komplex, da nicht nur Elemente des selbstgesteuerten Lernens, sondern<br />

auch des Lernfeldkonzepts erarbeitet und vermittelt werden mussten. Die schulorganisato-<br />

37


ische Entscheidung, die Bildungsplanentwicklung und die Einführung der neuen Altenpflegeausbildung<br />

ohne <strong>SELEA</strong>-Kolleginnen durchzuführen, trieb das <strong>SELEA</strong>-Projekt in<br />

eine Isolation, aus der das Projekt sich erst jetzt langsam befreit. Nachwirkungen dieser<br />

Isolierung werden vermutlich noch lange zu spüren sein. Viele Kolleginnen in den Altenpflege-Klassen<br />

der neuen Ausbildung haben lehrerzentrierte Unterrichtsplanungen entwickelt,<br />

die sie auch gern weiter nutzen wollen. Die Erarbeitung von Grundsätzen und Formen<br />

für die ersten Prüfungen der neuen Ausbildung 2009 sind von unseren Vorstellungen<br />

weit entfernt und werden ggf. später zu reformieren sein. Auch die Revision des Bildungsplans<br />

Altenpflege steht kurzfristig nicht an. Gedacht ist an eine Überarbeitung nach dem<br />

ersten vollständigen Durchlauf eines Jahrgangs (ab Sommer 2009).<br />

Der Transfer auf andere Abteilungen der <strong>W1</strong> wie BFS, FOS, Haus- und Familienpflege<br />

und AVJ erscheint eher möglich, da hier der Druck nicht so stark ist, eine große Menge<br />

„Stoff“ in zu kurzer Zeit vermitteln zu müssen. Voraussetzung dafür ist jedoch die regelmäßige<br />

Durchführung von bisher kaum tagenden Fachkonferenzen, in denen die Lernsituationen<br />

von den Kolleginnen gemeinsam geplant werden können.<br />

Teil 2: Wissenschaftliche Begleitung (Wolfgang Hoops)<br />

Zum innerschulischen Transfer <strong>SELEA</strong>s im Spiegel anderer Modellversuche<br />

Die Bedingungen für innerschulischen Transfer gestalten sich während der Laufzeit eines<br />

Modellversuchs deutlich anders als davor oder danach. Deshalb gliedern z.B. auch die Autoren<br />

19 des Abschlussberichts zum BLK-Modellversuchsprogramm „Neue Lernkonzepte in<br />

der dualen Berufsausbildung“ (Deitmer et al. 2004) ihre Analyse der tatsächlichen Transferprozesse<br />

in die Bereiche Vorlaufzeit, Modellversuchslaufzeit und Nachphase und untersuchen<br />

die Innovations(aus-)wirkungen jeweils gesondert. Die Beobachtungen des Projektleiters<br />

im Modellversuch <strong>SELEA</strong> zum inneren Transfer beziehen sich – kurz vor Abschluss<br />

des Modellversuchs – weitgehend auf den Modellversuchszeitraum selber, geben darüber<br />

hinaus aber vorsichtige Auskünfte zum Transferverhalten vor dem Modellversuch und einige<br />

Prognosen über den Modellversuchszeitraum hinaus. Vergleicht man diese scharf<br />

gezeichneten Einzelbeobachtungen mit den eingangs erwähnten Untersuchungsergebnissen<br />

bis 2003 (Deitmer et al.), so ergeben sich korrespondierende Problemlagen: Zum Beispiel<br />

beschreibt Herr Lauritzen eine Inakzeptanz des Modellversuchs seitens nicht-beteiligter<br />

Kollegen, die sich schon zu Beginn des Modellversuchs manifestierte. Diese Inakzeptanz<br />

betraf die Inhalte des Modellversuchs („Kennen wir schon!“) und eine Beurteilung der an<br />

<strong>SELEA</strong> beteiligten Kollegen (Verdacht der Übervorteilung).<br />

Auf die Frage „Wie wurde der Modellversuch in Ihrer <strong>Schule</strong> von den nicht beteiligten<br />

Kolleginnen und Kollegen überwiegend aufgenommen?“ antworteten für den 2003 untersuchten<br />

Modellversuch „Neue Lernkonzepte in der dualen Berufsausbildung“ (n=79) 55,7<br />

% der Befragten neutral, 29,1 positiv und 15,2 sehr negativ bzw. negativ (Deitmer et al.<br />

2004: 112). Das Kollegium der <strong>SELEA</strong>-<strong>Schule</strong> scheint zu dieser Minderheit (15,2%) zu<br />

gehören, was Rückschlüsse auf schul- bzw. teaminterne Probleme bereits während der<br />

Implementationsphase des Modellversuchs zulässt. Die von Lauritzen eingeleitete Ursachenforschung<br />

korrespondiert durchaus mit den Hintergründen, die der hier zitierte Abschlussbericht<br />

ausführt: „Als Gründe für die negative Sicht des Kollegiums auf den Modellversuch<br />

werden die hohe Arbeitsbelastung der Lehrkräfte, geringe Motivation und ho-<br />

19 Ludger Deitmer, Martin Fischer, Peter Gerds, Karin Przygodda, Felix Rauner, Hermann Ruch, Karin<br />

Schwarzkopf, Arnulf Zöller.<br />

38


hes Durchschnittsalter sowie die durch den Modellversuch verschärfte Konkurrenzsituation<br />

genannt“ (Deitmer et al. 2004: 116).<br />

Neben den innerkollegialen, unter anderem begrifflich bedingten Schwierigkeiten (z.B. in<br />

der Verständigung über „Selbstgesteuertes Lernen“), die das <strong>SELEA</strong>-Team durch eine<br />

Reihe von Veranstaltungen (Konferenz, Weiterbildung, E-Plattform, Informationspapiere)<br />

sukzessive zu verringern vermochte, ist durch eine parallel verlaufende Bildungsplanarbeit<br />

eine bildungspolitisch zu verantwortende Insellage oder „Isolation“ (Lauritzen) des Modellversuchs<br />

<strong>SELEA</strong> entstanden. Die übergreifende Struktur, in die Herr Lauritzen den<br />

Modellversuch gerne gestellt hätte, hätte eine Zusammenarbeit am neuen Hamburger Bildungsplan<br />

Altenpflege ermöglicht. Durch eine Fehlentscheidung kam dieser nun leider<br />

ohne interdisziplinäre Kontaktflächen zu <strong>SELEA</strong> zustande, was die gegenseitigen Entfremdungsprozesse<br />

im Lehrerkollegium verstetigte.<br />

Die Transferinstrumente des <strong>SELEA</strong>-Teams entsprechen den im Bericht 2004 genannten<br />

Empfehlungen (Deitmer et al. 2004: 130 f.). Transferversuche wurden über Internetplattformen,<br />

Zwischen- wie Abschlussberichte in systematischer Weise unternommen. Indessen<br />

kollidieren die Transfermöglichkeiten mit einer neuen interschulischen Konkurrenzsituation<br />

in Hamburg, konkret mit einer Reihe von privaten Schulanbietern auf dem Ausbildungsmarkt<br />

Altenpflege. So kam es auch hier zu der von Deitmer et al. prognostizierten<br />

Insellage: „Dabei ist allerdings bei manchen dieser Einzelvorhaben die Tendenz unverkennbar,<br />

dass sie zu ›Insellösungen‹ neigen: Innerhalb des Vorhabens können zwar durchaus<br />

innovative Ansätze entstehen, unter Gesichtspunkten des Transfers und der Nachhaltigkeit<br />

sind die Wirkungen jedoch eher bescheiden, wenn das Vorhaben nicht in modellversuchsübergreifende<br />

Strukturen eingebettet ist“ (Deitmer et al. 2004: 28).<br />

Es ist ein zentrales Anliegen der Modellversuche, für eine nachhaltige <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

zu sorgen. Auf die Frage: „Wurden durch den Modellversuch Maßnahmen der <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

eingeleitet?“ antworteten 66,7 % der befragten (n=6!) Schulleiter mit ja, hingegen<br />

lediglich 44,4% der befragten Lehrpersonen (n=81) (Deitmer et al. 2004: 111). Von<br />

Seiten der Schulleitung an der <strong>SELEA</strong>-<strong>Schule</strong> scheint bislang ein eher marginales Interesse<br />

an der Fort- oder Weiterführung des zentralen Modellversuchsinhalts – der curricularen<br />

Verankerung selbstständigen Lernens – zu bestehen. Wie sonst ist es zu deuten, dass dieser<br />

Punkt aus der Einladung zum Pädagogischen Tag herausgehalten wurde? Hoffnungsvoller<br />

und zukunftsweisend in Richtung einer professionellen Berufskultur versprechen konsensorientierte<br />

Projekte (Terhart 1996), wie beispielsweise die eines World Cafés für das Lehrer-Schüler-Verhältnis<br />

oder eines team- sowie schülerorientiert angelegten Pädagogischen<br />

Tages, oder die Suche nach kollegialen wie curricular sinnvollen Arbeits- und Kooperationsformen<br />

zu sein.<br />

Zum innerschulischen Transfer aus Sicht der Forschung<br />

Für die Beurteilung der Schwierigkeiten des internen Transfers liegen inzwischen die Ergebnisse<br />

der qualitativ angelegten SKOLA-Ergänzungsstudie „Innovationsbereitschaft<br />

unter Praxisdruck“ vor (Greb et al. 2008). Befragt wurden 18 Lehrer und Lehrerinnen an<br />

öffentlichen wie privaten Gesundheits- bzw. Pflegeschulen in Norddeutschland mit dem<br />

Ziel, die Innovationsbereitschaft unter den derzeitigen Innovationsanforderungen im Gesundheitswesen<br />

hermeneutisch zu untersuchen (vgl. Anlage 6, S. 97). Vergleicht man die<br />

zentralen Ergebnisse mit den Beobachtungen von Herrn Lauritzen zum inneren Transfer,<br />

fällt übereinstimmend auf, dass sich die Kollisionen zwischen strukturellen Vorgaben<br />

(neues Altenpflegegesetz, neuer Bildungsplan, Prüfungsordnungen usw.), Kooperationsbereitschaft<br />

im Team (mangelnde Abstimmungsprozesse), Teamprozessen, aversive Gefühle<br />

(„Vorurteile“) bzw. bewusste oder habitualisierte Antihaltungen als zentrales Konfliktfeld<br />

39


für die Innovationsbereitschaft der Lehrenden erweisen (Greb et al. 2008: S. 38). Blickt<br />

man allein auf die Teamprozesse, so lassen sich als wesentliche Determinanten, welche die<br />

Innovationsbereitschaft hemmen bzw. fördern, der Grad persönlich erfahrener Partizipation<br />

an den Innovationen, Rückhalt im Kollegium, Status- und Machtkämpfe, Einzelkämpfertum<br />

und Wahrnehmung der Leitungsfunktion erkennen (Greb et al. 2008: 43). Alle diese<br />

Faktoren werden von Lauritzen in unterschiedlichen Zusammenhängen genannt, und es ist<br />

nicht schwer zu folgern, dass sie – soweit sie die teambedingten Innovationshemmnisse<br />

betreffen – im Bereich Kollegialität zu verorten sind. Neben „Kollegialität“ bildet in der<br />

Studie „Kooperationsbereitschaft“ die zweite zentrale Kategorie für Teamprozesse. In dieser<br />

Hinsicht zeigen sich bei <strong>SELEA</strong> deutlich positive Zeichen für den Aufbau einer Teamkultur.<br />

Darunter fallen: Abstimmungsprozesse, wie sie hier in Form von Konferenzen oder<br />

Teamsitzungen geschildert werden, Konflikt- bzw. Problemmanagement, wie es vorbildlich<br />

über die Organisation Pädagogischer Tage stattfindet, Steigerung der Effektivität von<br />

Arbeitssitzungen über die Einführung und Evaluation neuer Methoden (z.B. RTSC) und<br />

über die geschilderten konsequenten internen Transferbemühungen, für eine gleichmäßige<br />

und gerechte Weitergabe von Informationen im Team zu sorgen. Dieses Ungleichgewicht<br />

zwischen Kollegialität und Kooperationsbereitschaft wäre über gezielte, möglichst fachwissenschaftlich<br />

abgesicherte Strategien (z.B. im Rahmen von Lernwerkstätten) im Team<br />

der <strong>SELEA</strong>-<strong>Schule</strong> abzubauen (vgl. Greb et al. 2008: 5ff.). Keineswegs kann das allein<br />

Aufgabe eines Modellversuchs sein. Seine Funktion lag vornehmlich darin, diese Schwierigkeiten<br />

aufzudecken. 20<br />

20 Quellen: Greb, Ulrike/ Grell, Petra/ Barre, Kirsten/ Hoops, Wolfgang (2008): Innovationsbereitschaft unter<br />

Praxisdruck. Ergänzende Studie im Rahmen des Modellversuchs <strong>SELEA</strong>; Deitmer Ludger; Fischer, Martin;<br />

Gerds, Peter; Przygodda, Karin; Rauner, Felix; Ruch, Hermann; Schwarzkopf, Karin; Zöller, Arnulf (2004):<br />

Neue Lernkonzepte in der dualen Berufsausbildung. Abschlussbericht des BLK-Modellversuchsprogramms.<br />

Bonn; Terhart, Ewald (1996): Berufskultur und professionelles Handeln bei Lehrern. In: Combe, Arno;<br />

Helsper, Werner (1996) (Hrsg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen<br />

Handelns. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 448-571.<br />

40


3.4 Erfolgte oder geplante Veröffentlichungen<br />

Barre, Kirsten / Lauritzen, Ekkehard (2006): Selbstbestimmtes Lernen in der Altenpflegeausbildung.<br />

In: Lang, Martin / Pätzold, Günter (Hrsg): Wege zur Förderung selbstgesteuerten Lernens<br />

in der beruflichen Bildung. Bochum / Freiburg.<br />

Barre, Kirsten / Greb, Ulrike / Hoops, Wolfgang (2006): Erster Zwischenbericht der wissenschaftlichen<br />

Begleitung zum BLK-Modellversuch: „Selbständiges Lernen in der Altenpflegeausbildung“,<br />

<strong>SELEA</strong>, 01.10.2005 – 30.09.2006, Hamburg, http://www.schulew1.de/SeLeA/<strong>SELEA</strong>_Zwischenbericht.pdf.<br />

Barre, Kirsten / Greb, Ulrike / Hoops, Wolfgang (2007): Zweiter Zwischenbericht der wissenschaftlichen<br />

Begleitung zum BLK-Modellversuch: „Selbständiges Lernen in der Altenpflegeausbildung“,<br />

<strong>SELEA</strong>, 01.10.2006 – 30.09.2007, Hamburg, http://www.schulew1.de/SeLeA/<strong>SELEA</strong>_Zwischenbericht.pdf.<br />

Lauritzen, Ekkehard (2006): Berufliche Kompetenzen von Altenpflege-Azubis, ihbs 1/2006, S. 13<br />

<strong>SELEA</strong>-Präsentation im Rahmen des Workshops 1 bei der dritten SKOLA-Fachtagung am 06. und<br />

07.11.2006 in Bremen.<br />

<strong>SELEA</strong>-Beiträge von Schülern und Lehrenden anlässlich der Hochschultage Berufliche Bildung<br />

2008 in Nürnberg am 12. und 13. März 2008. In: Qualität in <strong>Schule</strong> und Betrieb: Forschungsergebnisse<br />

und gute Praxis, hrsg. von Karl Wilbers et al, Köln: Verlag Qualitus GmbH Publications.<br />

Link zur vollständigen Dokumentation der Tagungsbeiträge als PDF:<br />

http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2008/1100/pdf/HT2008_Tagungsband.pdf.<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation unter http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

4 Impressum<br />

Autoren<br />

<strong>SELEA</strong>-Team<br />

Appel, Ingrid<br />

Kerst, Stefanie<br />

Kuhrts-Bösche, Margret<br />

Lauritzen, Ekkehard<br />

Raykowski, Peter<br />

Sack-Paap, Sigrid<br />

Schnabel, Mirja<br />

Steckelmann, Renate<br />

Stolz, Sieglinde<br />

Wissenschaftliche Begleitung<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

Barre, Kirsten<br />

Hoops, Wolfgang<br />

Redaktion<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

41


5 Anhang<br />

Verzeichnis der Abkürzungen............................................................................................ 2<br />

Anlage 1 .............................................................................................................................. 44<br />

<strong>SELEA</strong>-Zielvereinbarungen....................................................................................................... 44<br />

Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten ............................................... 44<br />

Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz....................................... 45<br />

Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung) ......................... 45<br />

Kernziel 4: Transfermaßnahmen ................................................................................................ 46<br />

Anlage 2 .............................................................................................................................. 48<br />

Ablaufplan: Geplante Arbeitsschritte ........................................................................................ 48<br />

K. Barre: <strong>SELEA</strong> Blockzeiten in den Modellversuchsjahre (10/2005 bis 09/2008)................. 49<br />

1. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2005 bis 30.09.2006)........................................... 50<br />

2. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2006 bis 30.09.2007)........................................... 51<br />

3. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2007 bis 30.09.2008)........................................... 52<br />

Anlage 3 .............................................................................................................................. 54<br />

Handreichung zur Entwicklung von Unterrichtseinheiten mit dem Schwerpunkt der<br />

Förderung des selbstgesteuerten Lernens (Version 31.5.2007)................................................ 54<br />

Selbstgesteuertes Lernen: „Das machen wir schon lange!“........................................................ 55<br />

Das <strong>SELEA</strong>-Projekt.................................................................................................................... 56<br />

1. Curriculare Ausgangsüberlegungen........................................................................................ 56<br />

2. Problemorientierte Unterrichtsplanung................................................................................... 58<br />

3. Erfahrungsbezogene Unterrichtsplanung................................................................................ 61<br />

4. Unterrichtsmethoden............................................................................................................... 63<br />

5. Selbstreflexion des <strong>SELEA</strong>-Teams ........................................................................................ 66<br />

Anlage 4 .............................................................................................................................. 67<br />

Materialien der <strong>SELEA</strong>-Teamqualifizierung im 3. Jahr .......................................................... 67<br />

Dokumentvorlage zur Planung und Auswertung des Unterrichtsprozesses nach dem<br />

Handlungsorientierten Konzept von Hilbert Meyer (Kirsten Barre) .......................................... 67<br />

Muster zur konzeptgebundenen Erschließung eines Lernfeldes (Ulrike Greb).......................... 69<br />

Forschende Lernwerkstatt (Prof. Dr. Petra Grell, Universität Potsdam) .................................... 72<br />

TQ 13. Juni 2008: Traugott Elsässer .......................................................................................... 74<br />

Anlage 5: Lernsituationen ................................................................................................ 78<br />

Dokumente zur Lernsituation „Wohnformen im Alter“ ........................................................... 78<br />

I. Beschreibung der Lernsituation...............................................................................................78<br />

II. Einschätzung der SchülerInnen zur Lernsituation ................................................................. 80<br />

III Einschätzung der Lehrenden zur Lernsituation ..................................................................... 81<br />

IV Evaluation zur Veröffentlichungsphase des handlungsorientierten Unterrichts.................... 81<br />

Dokumente zur Lernsituation „Bürgerschaftswahlen“ ............................................................ 84<br />

I. Beschreibung der Lernsituation...............................................................................................84<br />

IV. Evaluation der LS Bürgerschaftswahl AP05d 29.2.2008[el]................................................ 86<br />

V. Anmerkungen des unterrichtenden Kollegen (E. Lauritzen): ............................................... 88<br />

Dokumente zur Lernsituation „Inkontinenz“ ........................................................................... 89<br />

I. Beschreibung der Lernsituation...............................................................................................89<br />

II. Einschätzung der Schüler zur Lernsituation .......................................................................... 90<br />

III Einschätzung der Lehrenden zur Lernsituation ..................................................................... 91<br />

42


Dokumente zur Lernsituation „Gestaltung eines 'Festes' im Heim“ ....................................... 94<br />

I. Beschreibung der Lernsituation...............................................................................................94<br />

II Einschätzung der Lernsituation durch Schüler und Lehrende ................................................ 96<br />

Anlage 6 .............................................................................................................................. 97<br />

SKOLA-Ergänzungsstudie: Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck................................. 97<br />

Anlage 7 .............................................................................................................................. 99<br />

Beitrag zu den Hochschultagen für Berufliche Bildung in Nürnberg..................................... 99<br />

Selbstgesteuertes Lernen in der Altenpflege (<strong>SELEA</strong>) .............................................................. 99<br />

Anlage 8 ............................................................................................................................ 101<br />

Eigenes Lernen reflektieren (Kirsten Barre)........................................................................... 101<br />

Anlage 9: Teamqualifizierung ........................................................................................ 103<br />

Pflegedidaktischer Planungsweg vom Lernfeld zur Lernsituation (Ulrike Greb) .................... 103<br />

Ideen zur 1. Lernsituation: Problemorientiertes Konzept (z.B. Heinrich Roth)....................... 104<br />

Evaluationsbogen für den problemorientierten Unterricht ....................................................... 105<br />

Beispiels eines Pädagogischen Rückmeldungsnotats (zum 16.11.2005).................................. 108<br />

Anlage 10 .......................................................................................................................... 109<br />

Projektidee Lernpatenschaften - Entwurf ............................................................................... 109<br />

43


Anlage 1<br />

<strong>SELEA</strong>-Zielvereinbarungen<br />

Kernziel 1: Curriculare Verankerung von Unterrichtskonzepten<br />

„Angestrebt wird eine systematische Einführung und dauerhafte Verankerung selbst<br />

gesteuerten Lernens in der Altenpflege auf curricularer Basis. Die fachdidaktische<br />

Ausarbeitung der Lernfelder sollte prototypische Konzepte offenen schülerorientierten<br />

Unterrichts in den Teilcurricula verankern: Das Problemorientierte, das Erfahrungsbezogene<br />

und das Handlungsorientierte Konzept. Das Anliegen dabei ist die verbindliche<br />

didaktische Gestaltung von Lernumgebungen, die selbst organisiertes Lernen konzeptionell<br />

absichern.“<br />

SKOLA-MB I zielleitende Fragestellungen Unterrichtsentwicklung: Kernziel 1<br />

I.1 Wie können bei der Auswahl von Förderstrategien individuelle Differenzen der Lernenden berücksichtigt<br />

werden? Welche Variante der Förderung selbst gesteuerten Lernens liefert für bestimmte<br />

Lernvoraussetzungen und Lernanforderungen die größten Vorteile? (Priorität A)<br />

I.3 Wie können durch die Fördermaßnahmen nicht nur primär kognitive Strategien vermittelt werden,<br />

sondern auch die motivationalen Faktoren sowie indirekt auch das Selbstwirksamkeitskonzept<br />

berücksichtigt werden? (Priorität B)<br />

I.5 Welche institutionell-organisatorischen Rahmenbedingungen sind innerhalb der Institution im<br />

Sinne von Supportstrukturen für die Umsetzung der entsprechenden Angebote zur Förderung selbst<br />

gesteuerten Lernens erforderlich? (Priorität B)<br />

I.6 Wird metakognitives Wissen als Nebeneffekt des Lernens erworben oder bedarf es spezieller<br />

Förderstrategien? Wie verhält sich der Erwerb inhaltlichen Wissens zur Förderung formaler Kompetenzen?<br />

Inwieweit ist »Lernen lernen« inhaltsunabhängig oder jeweils inhaltsbezogen zu verstehen?<br />

(Priorität C)<br />

I.7 Mit welchen Instrumenten der Fremd- und Selbsteinschätzung kann Selbstlernkompetenz der<br />

Lernenden festgestellt und beurteilt werden? Wie können insbesondere auch motivationale Faktoren<br />

(Zielorientierungen, Wert der Aufgabe, Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeit und Erfolgserwartung)<br />

mit geeigneten Diagnoseinstrumenten erfasst werden? (Priorität B)<br />

Mögliche Maßnahmen und Indikatoren zur Umsetzung:<br />

• Erprobung und Evaluation verschiedener didaktischer Methoden zur Förderung selbst gesteuerten<br />

Lernens im Sinne individueller Differenzierung und Selbstwirksamkeit z.B. Lernportfolio,<br />

Lernfest, Leittextmethode, Projekt-, bzw. Projektmethode, Lernjobs in Zeiten freien Arbeitens<br />

(»systematisch aufzeigen, mit welchen Mitteln Berufsschüler zu den inhaltlich benötigten<br />

Formen selbst gesteuerten Lernens durch Berufsnähe und Fallorientierung motiviert werden<br />

können. Ferner sollen die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, die Schüler davon abhalten<br />

könnten, selbst gesteuert zu lernen.«).<br />

• Auswahl von 2 Altenpflegeklassen des Jahrgangs 2005 (später Ausweitung auf weitere Klassen)<br />

• Auswahl von Förderstrategien zur individuellen Differenzierung durch Lernportfolio, selbst<br />

gesteuertes Lernen in Arbeitsteilung bei Gruppenarbeit, Einführung eines Wahlpflichtangebots,<br />

Lernjobs in Zeiten freien Arbeitens.<br />

• Einbeziehen ausgewählter Betriebe. Zum 01.08.2006 wird die <strong>W1</strong> Altenpflegeschule und damit<br />

verantwortlich für die Gesamtausbildung der Altenpflegeschülerinnen. Im Zusammenhang<br />

mit dieser für uns neuen Rolle wollen wir herausfinden, ob (Bereitschaft) und wie die Potentiale<br />

der Einbindung der Betriebe in die schulische Ausbildung genutzt werden können (motivierender<br />

Praxishintergrund, Gewinnung authentischer Lernsituationen und Praxisaufgaben).<br />

• Theoriegeleitete Konzeption und Erprobung von mindestens zwei Lernsituationen bis zum<br />

01.08.2006. Danach mindestens fünf Lernsituationen pro Jahr für die Kernziele 1 und 2. Er-<br />

44


probung der Beteiligung von Schülerinnen an der Konzeption von Lernsituationen. Um deren<br />

Transfertauglichkeit zu prüfen, wäre zu untersuchen, wie detailliert diese Lernsituationen vorgeplant<br />

werden sollten, um von anderen Kolleginnen unter dem Gesichtspunkt der Lehrerpersönlichkeit<br />

auch Akzeptanz zu finden.<br />

• Entwicklung von Evaluationskriterien für selbst gesteuertes Lernen, Einsatz verschiedener<br />

Instrumente zur Selbsteinschätzung. Dokumentation der Erfahrungen der beteiligten Lehrerund<br />

Schülerinnen.<br />

• Institutionell-organisatorische Rahmenbedingungen daraufhin prüfen, inwiefern sie selbst gesteuertes<br />

Lernen befördern oder hemmen und entsprechende Umstrukturierungen erproben.<br />

Kernziel 2: Befähigung zur Unterstützen der Selbstpflegekompetenz<br />

„Die Auszubildenden werden in zunehmendem Maße auch pflegedidaktisch zu befähigen<br />

sein, die Selbstpflegekompetenz anderer Menschen (Bewohnerinnen und Bewohner<br />

der Altenheime und deren Angehörige) zu unterstützen und zu fördern und für hilfreiche<br />

Rahmenbedingungen Sorge zu tragen.“<br />

SKOLA-MB 1 zielleitende Fragestellungen Unterrichtsentwicklung: Kernziel<br />

1.3. Wie können durch die Fördermaßnahmen nicht nur primär kognitive Strategien vermittelt werden,<br />

sondern auch die motivationalen Faktoren sowie indirekt auch das Selbstwirksamkeitskonzept<br />

berücksichtigt werden? (Priorität A)<br />

1.6. Wird metakognitives Wissen als Nebeneffekt des Lernens erworben oder bedarf es spezieller<br />

Förderstrategien? Wie verhält sich der Erwerb inhaltlichen Wissens zur Förderung formaler Kompetenzen?<br />

Inwieweit ist »Lernen lernen« inhaltsunabhängig oder jeweils inhaltsbezogen zu verstehen?<br />

(Priorität A)21<br />

Mögliche Maßnahmen und Indikatoren zur Umsetzung:<br />

• Begründung von lerngruppenspezifischen Lernzielen<br />

• methodisch-didaktische Konzeption von Lernsituationen, die die Entwicklung der Selbstpflegekompetenz<br />

in den Mittelpunkt stellt: z.B. Diabetesschulung, Beratungsgespräche, Biografiearbeit,<br />

Heimfeste, nachhaltige Aktivierung. Zur Anzahl siehe Kernziel 1.<br />

• Einsatz und Erprobung der Lernsituationen und Lernaufgaben in den ausgewählten Klassen<br />

• Reflexion und Dokumentation der jeweiligen Umsetzungsbedingungen und Erfahrungen durch<br />

Lehrer in Zusammenarbeit mit ihren Schülerinnen.<br />

Kernziel 3: SKOLA-Teamqualifizierung (flankierende Personalentwicklung)<br />

„Gleichzeitig sollen Bedingungen einer flankierenden Personalentwicklung ausgelotet<br />

und erprobt werden Selbstorganisation, kooperatives Handeln und Selbstwirksamkeit<br />

müssen in der Aus- und Fortbildung theoretisch fundiert, unterrichtlich erprobt und im<br />

Lehrerhandeln erfahrbar werden. (2. und 3. Phase der Lehrerbildung).“<br />

SKOLA-MB IV zielleitende Fragestellungen Konzepte und Maßnahmen der Lehrerausbildung<br />

und Fortbildung. Kernziel 3<br />

4.1. Wie kann der Entwicklungsbedarf in der Lehrerausbildung sowie der Fortbildungsbedarf von<br />

<strong>Schule</strong>n hinsichtlich der in diesem Modellversuchsprogramm vorgesehenen Unterrichtsentwicklungsschwerpunkte<br />

erfasst werden? (Priorität B)<br />

und MB V Qualitätsfördernde Unterstützungsstrukturen im Rahmen von <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

(Vernetzung nach innen und nach außen)<br />

21 Die Maßnahmen I.3 und I.6 werden für das Kernziel 2 anders gewichtet als in Kernziel 1, weil hier ihre<br />

Transferfähigkeit von Schülerinnen auf Bewohnerinnen im Mittelpunkt steht, während es im Kernziel 1 um<br />

die eigenen Fähigkeiten der Schülerinnen geht.<br />

45


5.5. Teamentwicklung: Welchen Beitrag kann ein Management von Teambildungsprozessen (incl.<br />

Beratung und Supervision) und Moderation von Arbeits- und Transferprozessen zum Gelingen der<br />

didaktischen Arbeit in Bildungsgängen leisten? Welche Gruppenzusammensetzung, Entscheidungsspielräume<br />

und Ressourcen tragen dazu bei, dass sich eine Kooperations- und Kommunikationskultur<br />

im Kollegium entwickelt? (Priorität B)<br />

5.6. Lernortkooperation: Welche Aktivitäten / Unterstützungssysteme sind geeignet, um eine Einigung<br />

hinsichtlich einer »neuen Lernkultur« auch mit den Ausbildern / Ausbildungsbeauftragten in<br />

den Betrieben zu erzielen und entsprechende Konzepte in <strong>Schule</strong> und Betrieb aufeinander zu beziehen?<br />

(Priorität C)<br />

(Die Bedeutung der Teamqualifizierung sinkt im Verlauf des Projekts von B auf C.)<br />

Mögliche Maßnahmen und Indikatoren zur Umsetzung:<br />

• SKOLA-Teamqualifizierungen (zweimal jährlich)<br />

- Durchführung einer »Ersten SKOLA-Teamqualifizierung«, an die sich in<br />

regelmäßigen und zusätzlich gewünschten Abständen während des Modellversuchs<br />

weitere anschließen.<br />

- Verständigung über die Kategorie selbst gesteuerten Lernens<br />

- Konsensfindung über Formen flankierender Lehrerbildung im Kontext von SKOLA<br />

fachdidaktische Erarbeitung von Lernsituationen auf der Basis etablierter<br />

Unterrichtskonzepte<br />

- Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung: SKOLA-Teamqualifizierungen<br />

vorbereiten, moderieren und zentrale Befunde unter dem Aspekt der inner- und<br />

außerschulischen Transferfähigkeit interpretieren<br />

• Ermittlung des Weiterbildungsbedarfs seitens der Lehrenden. Ziel ist die Entwicklung professioneller<br />

Lehrkompetenz zur Unterstützung selbst gesteuerten Lernens im Kontext der Pflegewissenschaft.<br />

Geplant sind Fortbildungen in den Bereichen klinische Pflegeforschung, Pflegetheorien<br />

großer, mittlerer und kurzer Reichweite, Neue Medien und pflegedidaktische Ansätze<br />

• Konzeption von Weiterbildungsmaßnahmen für die Lehrenden in Zusammenarbeit mit der<br />

wissenschaftlichen Begleitung<br />

Kernziel 4: Transfermaßnahmen<br />

„Die in diesem Modellversuch gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten innovativen<br />

Ansätze sollen auf schulinterne und -externe Transferfähigkeit überprüft werden.“<br />

SKOLA-MB V zielleitende Fragestellungen zu qualitätsfördernden Unterstützungsstrukturen im<br />

Rahmen von <strong>Schule</strong>ntwicklung (Vernetzung nach innen und nach außen). Kernziel 4<br />

5.5. Teamentwicklung: Welchen Beitrag kann ein Management von Teambildungsprozessen (incl.<br />

Beratung und Supervision) und Moderation von Arbeits- und Transferprozessen zum Gelingen der<br />

didaktischen Arbeit in Bildungsgängen leisten? Welche Gruppenzusammensetzung, Entscheidungsspielräume<br />

und Ressourcen tragen dazu bei, dass sich eine Kooperations- und Kommunikationskultur<br />

im Kollegium entwickelt? (Priorität C)<br />

5.6. Lernortkooperation: Welche Aktivitäten / Unterstützungssysteme sind geeignet, um eine Einigung<br />

hinsichtlich einer »neuen Lernkultur« auch mit den Ausbildern / Ausbildungsbeauftragten in<br />

den Betrieben zu erzielen und entsprechende Konzepte in <strong>Schule</strong> und Betrieb aufeinander zu beziehen?<br />

(Priorität B)<br />

sowie den Maßnahmenbereich 4 Förderung des Transfers in Modellversuchen<br />

Obligatorische Maßnahmen im Rahmen der Modellversuchsplanung<br />

• Einschätzung der Transferchancen und -reichweite für die zu erwartenden Modellversuchsergebnisse<br />

• Konkrete Transferziele<br />

• Angestrebte Transferadressaten (obligatorisch: konkrete Aussagen über den internen Transfer)<br />

46


• Notwendige Bedingungen bei den Transferadressaten, um die zu erwartenden Modellversuchsergebnisse<br />

aufzunehmen<br />

• Vorgesehene Transfermaßnahmen und deren zeitlicher Einsatz im Verlauf des Modellversuchs<br />

• Aussagen über die Verwendung eigener Modellversuchsressourcen für die Transferförderung<br />

Empfohlene Maßnahmen zur Gestaltung des Transferangebots<br />

• Regelmäßige und glaubwürdige Dokumentation der Modellversuchsergebnisse im Rahmen der<br />

laufenden Berichterstattung gegenüber Fördermittelgeber (Bund und Land) sowie dem Programmträger<br />

• Einbeziehung der Transferaktivitäten in die laufende Berichterstattung; Aussagen über bereits<br />

durchgeführte und geplante Maßnahmen<br />

• Aussagen darüber, inwieweit den Bedingungen der Transferadressaten bei der Aufbereitung<br />

der Modellversuchsergebnisse entsprochen werden kann<br />

• Aussagen darüber, welche Informationskanäle für die Verbreitung der Modellversuchsergebnisse<br />

verwendet werden<br />

Empfohlene Maßnahmen zur Gestaltung der Transfernachfrage<br />

• Aussagen darüber, inwieweit prinzipiell transferförderliche Aktivitäten geplant sind, die Transfernachfrage<br />

zu wecken bzw. zu verstärken<br />

(Obligatorische) Maßnahmen zur Förderung des internen Transfers präzisieren und frühzeitig<br />

einleiten (Priorität C)<br />

(Die Bedeutung des Maßnahmenbereichs 6 steigt im dritten Jahr von C auf B.)<br />

• Als mögliche Maßnahmen und Indikatoren der Umsetzung wurden bei den Zielvereinbarungen<br />

für Kernziel 4 genannt:<br />

• regelmäßige Berichterstattung der Modellversuchsergebnisse im Rahmen von Arbeitstreffen<br />

und Workshops mit innerschulischen und externen Transferadressaten<br />

• regelmäßige Berichterstattung über die innerschulische und externe Transferarbeit gegenüber<br />

dem Programmträger.<br />

• kontinuierliche Erhebung des Entwicklungsbedarfs auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer<br />

• Auswertung der Selbsteinschätzung (Evaluationsbögen der Schülerinnen und Schüler) und<br />

Präsentation der Ergebnisse<br />

• Anwendung der Befunde auf Parallelklassen (Altenpflege, Haus- und Familienpflege) und in<br />

Parallelschulen<br />

• Einrichtung einer Internetplattform im Sinne der Schaffung von Transparenz über Stand, Entwicklung<br />

und Ergebnisse im Laufe des SKOLA-Modellversuchs, die auch für andere Transferpartner<br />

frei geschaltet werden kann<br />

• laufende Information des Kollegiums über Internetplattform<br />

• Informationen und Planungen zur Ausweitung des selbst gesteuerten und kooperativen<br />

Lernens<br />

• auf Abteilungskonferenzen Altenpflege<br />

• auf Schulformkonferenzen anderer Schulformen der <strong>W1</strong><br />

• Einsatz des Altenpflege-Lernportals der <strong>W1</strong><br />

• Erprobung schülerorientierter Darstellungsformen selbstgesteuerten Lernens im öffentlichen<br />

Raum <strong>Schule</strong><br />

47


Anlage 2<br />

A B L A U F P L A N<br />

Organisation und Arbeitsteilung<br />

innerhalb<br />

des Projektteams<br />

Berufliche und<br />

curriculare<br />

Ausgangslage<br />

Grundkategorien<br />

Leitbilder des Projektkonzepts<br />

Ablaufplan: Geplante Arbeitsschritte<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Relevanz<br />

Gültigkeit: Kriterien<br />

SGL<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Kriterien<br />

Ziele SGL<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Reflexion<br />

Evaluation<br />

Revision<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Kriterien<br />

Ziele SGL<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Reflexion<br />

Evaluation<br />

Revision<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Kriterien<br />

Ziele SGL<br />

Bezogen auf neue<br />

Aufgaben Projektziele<br />

Reflexion<br />

Evaluation<br />

Revision<br />

Konzeptebene: Vorphase PROBLEM- ORIENTIERT ERFAHRUNGS- BEZOGEN HANDLUNGS- ORIENTIERT<br />

Unterrichtsentwicklung<br />

Lehrerbildung<br />

Transfer<br />

Bezug: neue Aufgaben, Projektziele, Teamqualifizierung u. Konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

Didaktische<br />

Ausgangslage;<br />

didaktische<br />

Projektziele<br />

Austausch:<br />

Projekt-schritte<br />

Fortbildungsbedarf<br />

Leitbilder:<br />

BLK-<br />

Programm<br />

Umsetzung<br />

Teamqualifizierung und Konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

1. J a h r<br />

Teamqualifizierung und konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

Teamqualifizierung und konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

2. J a h r<br />

Teamqualifizierung und konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

Teamqualifizierung und konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

3. J a h r<br />

Teamqualifizierung und konkretisierung von Arbeitsschritten<br />

Abschließende Evaluation


K. Barre: <strong>SELEA</strong> Blockzeiten in den Modellversuchsjahre (10/2005 bis 09/2008)<br />

Legende:<br />

Blockzeiten<br />

AP 05 (Blöcke 1 bis<br />

6)<br />

Schulferien<br />

(HH)<br />

Wochenend- und Feiertage<br />

Fortbildungsveranstaltungen Transferveranstaltungen SKOLA-Veranstaltungen<br />

TQ1 = 1. Teamqualifizierung<br />

TQ+ = Extra-Teamqualifizierung<br />

PT = Pflegetheorie-Fortbildung (Schöniger)<br />

Pä.K = Pädagogische Jahreskonferenz<br />

(<strong>W1</strong>)<br />

Pä.T = Pädagogischer Tag (<strong>W1</strong>)<br />

ZV = Zielvereinbarungen mit Programmträger<br />

(<strong>W1</strong>)<br />

SKOLA-Fachtagungen<br />

49


1. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2005 bis 30.09.2006)<br />

10/05<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

TQ1<br />

11/05<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

12/05<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

TQ+<br />

01/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

02/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28<br />

PT1 ZV<br />

03/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

PT2<br />

04/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

TQ2<br />

05/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Würzburg<br />

06/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

07/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

50


08/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

TQ+<br />

09/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

2. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2006 bis 30.09.2007)<br />

10/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

11/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Bremen TQ3<br />

12/06<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

01/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

TQ+<br />

02/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28<br />

TQ+<br />

03/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

04/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Pä.K Pä.K<br />

05/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

51


06/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

TQ4<br />

07/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

08/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

09/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Dresden<br />

3. Modellversuchsjahr <strong>SELEA</strong> (01. Oktober 2007 bis 30.09.2008)<br />

10/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

11/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

TQ5<br />

12/07<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

01/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

02/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29<br />

03/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

HT 2008<br />

52


04/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

05/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Pä.T<br />

06/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

TQ6<br />

07/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

08/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

09/08<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

53


Anlage 3<br />

Handreichung zur Entwicklung von Unterrichtseinheiten mit dem Schwerpunkt<br />

der Förderung des selbstgesteuerten Lernens (Version 31.5.2007)<br />

Mit Beiträgen von Ingrid Appel, Stefanie Kerst, Margret Kuhrts-Bösche, Ekkehard<br />

Lauritzen, Sigrid Sack-Paap, Sieglinde Stolz. Eingeflossen sind Ergebnisse einer<br />

Fortbildungsveranstaltung von Prof. Dr. Greb, Kirsten Barre und Wolfgang Hoops<br />

vom 15.2.2007. Redaktion: Ekkehard Lauritzen<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

hiermit stellen wir Euch die auf der zweiten pädagogischen Jahrestagung angekündigte<br />

Handreichung zur Verfügung, die Euch helfen soll Lernsituationen zu entwickeln, die das<br />

selbstgesteuerte Lernen in besonderem Maße fördern.<br />

Selbstgesteuertes Lernen in den unterschiedlichen Abteilungen unserer <strong>Schule</strong> erfordert<br />

angepasste Anwendungen. Ihr seid die Spezialisten für Eure jeweiligen Abteilungen und<br />

könnt die Umsetzung der Grundgedanken des selbstgesteuerten Lernens deshalb am besten<br />

adäquat realisieren. Wir stehen Euch dabei nicht nur als Ansprechpartner zur Verfügung,<br />

sondern sind selbst auch immer Lernende, die neue Umsetzungsideen begierig aufnehmen.<br />

Gemeinsam dürften wir es schaffen, unsere Unterrichtskonzepte an der <strong>W1</strong> an den Anforderungen<br />

des Arbeitslebens und den Standards der Berufspädagogik auszurichten und<br />

gleichzeitig auf die Besonderheiten unserer vielen verschiedenen Schülergruppen einzugehen.<br />

Wir gehen davon aus, dass eigene Erfahrungen mit neuen Lernsituationen im Sinne des<br />

selbstgesteuerten Lernens Euch von den vielfältigen Vorteilen dieser Vorgehensweise ü-<br />

berzeugen. Deshalb bitten wir Euch um die Bereitschaft, durch die Umsetzung der Ideen<br />

dieses Leitfadens solche Erfahrungen zu sammeln.<br />

Das <strong>SELEA</strong>-Team<br />

54


Selbstgesteuertes Lernen: „Das machen wir schon lange!“<br />

Recht haben Kolleginnen, die das von ihrem Unterricht sagen, denn selbst im Frontalunterricht<br />

ist die Bereitschaft der Schüler zuzuhören Voraussetzung für funktionierenden Unterricht.<br />

Und diese Bereitschaft kann durch deren Selbststeuerung gegeben oder nicht gegeben<br />

sein. Weil nach diesem Gedanken jeder Unterricht und jedes Lernen zu selbstgesteuertem<br />

Lernen wird, scheint es notwendig, die Besonderheiten des von uns enger gefassten<br />

Begriffs gegenüber weiter gefassten Verwendungen beispielhaft abzugrenzen.<br />

Die Vorstellung, selbstgesteuertes Lernen durch das Heraussuchen von Informationen im<br />

Internet oder aus Fachbüchern nennenswert zu fördern, ist irrig. Unter bestimmten gar<br />

nicht so seltenen Konstellationen ist sogar eher das Gegenteil der Fall.<br />

Zentraler Punkt des selbstgesteuerten Lernens ist nicht die selbstständige Informationsbeschaffung,<br />

sondern die selbstständige Informationsverarbeitung im Hinblick auf Probleme,<br />

die die Schüler aus Fallbeispielen, eigenen Erfahrungen oder Erfahrungsberichten Betroffener<br />

(Narrativa) ableiten. Diese Problem- und Informationsverarbeitung sollte vom Lehrer<br />

durch die Anwendung fördernder didaktischer Modelle gestützt und geleitet werden.<br />

Das zur Verfügung stellen von sorgfältig ausgewählten Lernmaterialien durch Lehrende ist<br />

dazu kein prinzipieller Widerspruch zu selbstgesteuerten Lernprozessen und gerade für<br />

schwache Schülerinnen eine große Hilfe. Die Auswahl von Informationsmaterialien durch<br />

den Lehrer sollte nur langsam und erst nach intensivem Methodentraining von den Schülerinnen<br />

übernommen werden.<br />

Es kommt beim selbstgesteuerten Lernen also vor allem darauf an, dass die Schüler den<br />

Prozess der Problementwicklung und Problemlösung individuell gestalten. Diese Lernprozesse<br />

können nicht standardisiert werden, weil jeder Mensch auf Grund eigener Erfahrungen<br />

und Interessen, Methodenkenntnissen und Vorwissen hier einzigartig auf das Neue<br />

zugeht und mit ihm umgeht. Die selbständige Informationsbeschaffung ist lediglich nützliches<br />

Methodenwissen und sollte deswegen nicht so in den Vordergrund gerückt werden.<br />

In diesem Sinne ist auch eine fachlich gelungene Präsentation eines Schülers über ein<br />

Thema, das er seit langem beherrscht, im Sinne des selbstgesteuerten Lernens möglicherweise<br />

eher als misslungen anzusehen, sofern nämlich die Präsentation nicht die Auseinandersetzung<br />

mit Neuem widerspiegelt. Dabei hat der Schüler allenfalls das Präsentieren gelernt.<br />

Hier liegen Fallstricke für Lehrer, die sich nicht am Lernprozess orientieren, sondern<br />

am entstandenen Produkt. Damit ist nicht gesagt, dass es nicht auch sinnvoll ist, wenn<br />

Schüler ihre Stärken einbringen, aber es ist nicht typisch für Selbstgesteuertes Lernen.<br />

Auch eine total misslungene Präsentation kann ein wichtiger Lernprozess sein, weil er<br />

möglicherweise mehr Anlass gibt, über den eigenen Lernprozess nachzudenken und nach<br />

besseren Lernstrategien für die Zukunft zu suchen als nach einem geglückten Lernerfolg.<br />

Diese Reflexion des eigenen Lernprozesses ist ein weiterer Eckpfeiler des selbstgesteuerten<br />

Lernens. Erst über diesen Weg entfaltet der Lernprozess des einzelnen Schülers eine<br />

sich selbst tragende dauerhafte und aufbauende Eigendynamik. Diese Reflexionen können<br />

z.B. mit dem Lernportfolio unterstützt werden.<br />

Manche Lehrer führen als Gegenargument zu gemeinsam geplanten Lernsituationen die<br />

Einschränkung der pädagogischen Freiheit an. Sicher schränkt es diese etwas ein. Aber<br />

natürlich kann man auch dem gemeinsam geplanten Unterricht seine persönliche Note geben,<br />

ihn etwas für sich abwandeln. Dieser Einschränkung steht als großer Vorteil eine Arbeitserleichterung<br />

durch Arbeitsteilung gegenüber, eine große Ideenvielfalt durch Beteiligung<br />

mehrerer Kollegen und nicht zuletzt kann die gemeinsame Planung auch Spaß machen!<br />

Teilweise erweitert sich sogar die pädagogische Freiheit des Lehrers gegenüber her-<br />

55


kömmlichem Unterricht: Als Coach bringt er seine eigenen Vorstellungen und Gedanken<br />

in Gespräche mit den Schülern ein. Die Befürchtung, gemeinsam entwickelte Lernsituationen<br />

würden ein standardisiertes Lehrerverhalten zur Folge haben, ist somit grundlos.<br />

Das Eingehen auf individuelle Wünsche der Schüler wird gelegentlich als Widerspruch zu<br />

gemeinsam entwickelten Lernsituationen gesehen. Dieses Eingehen des Lehrers auf Klassen-<br />

und Schülerwünsche könne besser geeignet sein, das selbstgesteuerte Lernen fördern –<br />

so manche Behauptung. Hier handelt es sich nicht um Widersprüche, sondern um die zwei<br />

Seiten einer Medaille. Neugier und eigene Erfahrungen der Schüler sollten in gut geplante<br />

Lernsituationen einfließen. Die Schülerinnen müssen demnach in die Planung von Lernsituationen<br />

von vorn herein mit einbezogen werden.<br />

Sollte allerdings das Eingehen auf Schülerwünsche dazu führen, dass Schülern lediglich<br />

Gelegenheit gegeben wird, sich mit Altbekanntem und Liebgewonnenem zu beschäftigen<br />

oder spontanes Interesse schnell und oberflächlich zu befriedigen, ohne dass neue Lernprozesse<br />

angestoßen werden, hat man vielleicht kurzfristig interessierte Schüler, aber keine<br />

selbstgesteuerten Lernprozesse. Die Selbststeuerung bei der Auswahl der Themen muss in<br />

jedem Fall zu einem Beschäftigen mit noch Unbekanntem führen. Um von selbstgesteuertem<br />

Unterricht sprechen zu können, sollte er gegenüber anderen Unterrichtsformen auch<br />

quantitativ deutlich dominieren.<br />

Vermutlich reizt das Gesagte zum Widerspruch. Für Gespräche über diese Thesen stehen<br />

die Kolleginnen, die an dieser Handreichung mitgewirkt haben, gern zur Verfügung,.<br />

Das <strong>SELEA</strong>-Projekt<br />

<strong>SELEA</strong>, das BLK-Projekt Selbstgesteuertes Lernen in der Altenpflege-Ausbildung, fördert<br />

die Selbststeuerung der Lernprozesse von Schülerinnen u.a. auf folgenden Ebenen:<br />

• Entwicklung schülerorientierter Lernsituationen, die aufeinander aufbauende komplexitätssteigernde<br />

Unterrichtskonzepte anwenden<br />

• Erprobung von einschlägigen Methoden<br />

Diese Handreichung beruht auf den Erfahrungen der <strong>SELEA</strong>-Konzeptgruppe und der beiden<br />

Modellklassenteams. Sie soll Kolleginnen helfen, bei der Entwicklung eigener Lernsituationen<br />

Aspekte des selbstgesteuerten Lernens systematisch in ihre Planungen einzubeziehen.<br />

Diese Handreichung enthält<br />

• Curriculare Ausgangsüberlegungen<br />

• Entwicklungsschritte problemorientierter Lernsituationen<br />

• Entwicklungsschritte erfahrungsbezogener Lernsituationen<br />

• Entwicklungsschritte handlungsorientierter Lernsituationen<br />

• Methodische Hinweise<br />

• Selbstreflexion<br />

1. Curriculare Ausgangsüberlegungen<br />

Lernfelder entstehen aus der (pflege)didaktischen Reflexion beruflicher Handlungssituationen<br />

und berücksichtigen (pflege-)berufliche Schlüsselprobleme. Um ein Lernfeld zu erschließen,<br />

haben wir zu den beruflichen Handlungssituationen zunächst realanalytisch<br />

Mind-Maps entwickelt (teils gemeinsam mit den Schülern). Hierbei haben wir u.a individuelle,<br />

interaktionelle und institutionelle, bzw. politisch-gesellschaftliche Perspektiven<br />

berücksichtigt. Die Mind-Map-Ergebnisse wurden dann von uns auf den folgenden didaktischen<br />

Relevanzebenen diskutiert:<br />

• fachwissenschaftliche Erkenntnisse der jeweils bedeutsamen Hilfswissenschaften<br />

56


• betriebliche Strukturen<br />

• beruflich relevante Arbeitsprozesse / Handlungskompetenzen<br />

• Bedeutung der Inhalte für die Entwicklung von hermeneutischer Fallkompetenz<br />

und das Ergebnis unserer Diskussion mit den Lernfeldvorgaben des Bildungsplans abgeglichen.<br />

Die Auswahl der Schlüsselprobleme für die einzelnen Lernsituationen erfolgte durch<br />

Mehrheitsentscheidung in der Entwicklungsgruppe. Auf der Basis der Schlüsselprobleme<br />

haben wir dann mit geeigneten didaktischen Konzepten den Unterricht geplant.<br />

Lernfeld. Im Bildungsplan vorgegeben<br />

Fachwissenschaftliche<br />

Literatur, z.B. Pflege-/<br />

Gesundheitswissenschaft,<br />

Gerontologie,<br />

Sozialwissenschaft,<br />

Recht, Technik,<br />

Ökonomie, Medizin<br />

usw.)<br />

Sichtung<br />

von<br />

Erfahrungsberichten<br />

betroffener<br />

Personen<br />

Analyse des<br />

beruflichen<br />

Handelns<br />

nach<br />

Klafki 1<br />

Kriteriensatz aus<br />

dem Strukturgitter<br />

für die Pflegeberufe<br />

(Greb)<br />

Reflexion des<br />

Themas aus<br />

individueller<br />

Interaktioneller und<br />

Institutioneller<br />

Perspektive<br />

Nach<br />

Möglichkeit<br />

Einbezug der<br />

Lerngruppe<br />

oder<br />

einzelner<br />

Lernender<br />

Identifikation von Schlüsselproblemen<br />

und Handlungskompetenzen<br />

Festlegung eines Themenschwerpunkts für die Lernsituation<br />

Leitfragen zur Überprüfung von Lernsituationen:<br />

Ist die Aufgaben- und Problemstellung ausreichend komplex? Ist die LS berufsorientiert<br />

formuliert? Welche Kompetenzen werden in dieser LS besonders gefördert? Sind die zu<br />

fördernden Kompetenzen relevant für das Handlungsfeld? Wird die Berufsrealität ausreichend<br />

widergespiegelt? Welche fächerintegrativen Inhalte gehören zur LS? (nach Cordula Schneider)<br />

Auswahl eines Didaktischen Konzepts<br />

Problemorientierter<br />

Unterricht z.B. nach<br />

Heinrich Roth<br />

(Schwerpkt. 1. Jahr)<br />

Erfahrungsbezogener<br />

Unterricht, z.B. nach<br />

Ingo Scheller<br />

(Schwerpkt. 2. Jahr)<br />

Handlungsorientierter<br />

Unterricht<br />

z.B. Hilbert Meyer<br />

(Schwerpkt. 3. Jahr)<br />

Planung des Unterrichts, z.B. mit Hilfe<br />

einer Dokumentvorlage<br />

1) Für die Auswahl der Bildungsinhalte zieht KLAFKI (1963, S. 44f.) folgende Konsequenz:<br />

„Alles, was nicht repräsentativ für grundlegende Sachverhalte und Probleme ist, sondern nur<br />

Einzelwissen oder Einzelkönnen, das nicht kategorial erschließend zu wirken vermag; alles, was nur<br />

„auf Vorrat“, auf eine Zukunft hin Bedeutung hat, die der junge Mensch nicht bereits in seiner<br />

Gegenwart als seine Zukunft zu erfahren vermag; alles, was nur tradierte Vergangenheit ist, ohne dass<br />

es dem Schüler im Bildungsvorgang selbst als seine Vergangenheit transparent würde; alles, was für<br />

den Schüler nicht auf seine Wirklichkeit bezogen ist, also nicht in den Horizont seiner lebendigen<br />

Fragen und Aufgaben hineingeführt werden und deshalb auch nicht Kategorie des eigenen Lebens<br />

werden kann; alles endlich, was dem Schüler nicht wenigstens der Möglichkeit nach den Durchstoß<br />

zum Fundamentalen, zu den tragenden Kräften der Grundbereiche unseres Lebens erlaubt – alles das<br />

sollte in unserem Bildungswesen keinen Ort – jedenfalls keinen zentralen Ort – mehr haben“.<br />

57


2. Problemorientierte Unterrichtsplanung<br />

2.1. Stärken problemorientierter Lernsituationen<br />

Schülerinnen<br />

• schärfen das Bewusstsein für das Erkennen von Problemen<br />

• bearbeiten ein Problem, indem sie während des Lösungsprozesses zwiebelhautartig neue Aspekte<br />

entdecken und dazu Fragestellungen und Lösungen entwickeln<br />

• entwickeln dabei eine positive Fehlerkultur<br />

• bearbeiten nach dem Lernfeldkonzept fächerübergreifende betriebsnahe Probleme, mit denen<br />

sie sich identifizieren (wirkt motivierend)<br />

• Wenden das Erlernte im Transfer an<br />

• Reflektieren den eigenen Lernprozess<br />

2.2. Entwicklungsschritte problemorientierter Lernsituationen<br />

Ziel in der Pflegeausbildung ist es u.a., dass die Schülerinnen Lernstrategien verfolgen, die<br />

ihre hermeneutische Fallkompetenz auch außerhalb des Lernortes <strong>Schule</strong> ständig weiter<br />

entwickeln 22 . Dazu müssen sie u.a. neugierig sein, Probleme im privaten Alltag oder in<br />

beruflichen Situationen erkennen können und bereit bzw. fähig sein auch unter widrigen<br />

Umständen und unter Überwindung des inneren Schweinehunds selbständig nach angemessenen<br />

Lösungen zu suchen und diese dann umzusetzen. Die dafür notwendigen Einstellungen<br />

und Fähigkeiten können unsres Erachtens durch einen problemorientierten Unterricht<br />

nach Roth gestärkt werden.<br />

a) Stufe der Motivation:<br />

Ausgangslage ist ein hinreichend komplexes Problem, das möglichst viele Inhalte der<br />

Lernsituation explizit oder implizit widerspiegelt. Im Mittelpunkt sollten möglichst einzelne<br />

Menschen stehen, die sich auf ihre Weise mit einer Schwierigkeit (z.B. Krankheit, Behinderung)<br />

auseinander setzen und für sich ggf. schon Lösungen gefunden haben. Die<br />

Schilderung soll so beschaffen sein, dass sie die Schülerinnen motiviert, sich damit zu beschäftigen<br />

indem sie sich in diese Personen hineindenken. Das kann z.B. damit erreicht<br />

werden, dass das Problem<br />

• aktuell ist<br />

• für die Schüler neuartig erscheint<br />

• offen ist für alternative individuelle Lösungen<br />

• polarisierend wirkt<br />

• ggf. Betroffenheit oder andere Emotionen auslöst<br />

• Bezüge zum eigenen Erleben bzw. zur Arbeitswelt der Schülerinnen aufweist.<br />

Besonders geeignet sind hierfür Narrativa, da sie authentisch und unbearbeitet sind. Sie<br />

spiegeln das reale Leben und bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für eigene Fragestellungen<br />

und Recherchen.<br />

Aktuelle Zeitungsberichte und Filme sind journalistisch bearbeitet, d.h. das Problem ist<br />

häufig bereits strukturiert, ergänzende Fragestellungen sind ganz oder teilweise recherchiert,<br />

authentische Aussagen sind gegliedert, Lösungen werden bereits angeboten. Diese<br />

journalistische Vorarbeit nimmt den Schülerinnen viel Arbeit ab. Das kann demotivieren,<br />

weil die Problemlösung schon erledigt scheint und kaum die Notwendigkeit gesehen wird,<br />

22 Hermeneutische Fallkompetenz ist sinnverstehendes Handeln und Denken in der Pflegebeziehung. Sie<br />

verbindet einzelfallbezogene subjektive Deutungen mit pflegewissenschaftlicher Fachlichkeit<br />

58


eigene Recherchen und Neubewertungen anzustellen. Andererseits kürzt es die Problemlösungsphase<br />

ab. Diese Zeitersparnis nützt vor allem erfahrenen Lernern, die das problemlösende<br />

Lernen bereits verinnerlicht haben und journalistische Beiträge kritisch bewerten<br />

können.<br />

Weniger geeignet sind reine Sachtexte und nachrichtenartige Meldungen, weil die Schülerinnen<br />

dadurch nur selten Betroffenheit entwickeln. Sachtexte werden erst in der Phase der<br />

Problemlösung benötigt.<br />

Komplexe Texte können zur Festigung der Textarbeit gegliedert und mit Zwischenüberschriften<br />

versehen werden.<br />

b) Stufe der Schwierigkeit:<br />

In dieser Phase sollen die SchülerInnen erkennen, dass ihr Vorwissen allein nicht ausreicht,<br />

um das Problem zu lösen. Dies soll Roth zufolge die Lernmotivation fördern. Dazu wird<br />

das vorgestellte Problem analysiert und es werden erste Lösungswege aufgenommen und<br />

diskutiert – es wird laut gedacht und ggf. wieder verworfen.<br />

Das vorgestellte Problem wird am besten in Kleingruppen analysiert und entwickelt. Folgenden<br />

Fragen könnte z.B. nachgegangen werden:<br />

• Welches Ausmaß / welche Facetten hat das Problem?<br />

• Welche Gründe hat das Problem?<br />

• Wer ist betroffen?<br />

• Wie betrifft mich das Problem?<br />

• Wer vertritt welche Interessen?<br />

• Welche Lösungswege werden vorgeschlagen?<br />

• Warum werden diese Lösungswege ggf. nicht befolgt?<br />

In dieser Phase sollen die Neugier und die Motivation der Schülerinnen soweit gestärkt<br />

werden, dass sie die Bereitschaft und die Kraft entwickeln, möglichst selbständig - ggf.<br />

arbeitseilig - Lösungen für das Problem zu erarbeiten.<br />

Die Lehrer haben hier die schwierige Aufgabe, den Schülerinnen durch individuelle Hilfestellungen<br />

und Impulse das Interesse an dem Problem wach zu halten.<br />

c) Stufe der Problemlösung:<br />

In der Phase der Problemlösung wird in der Regel wieder in Kleingruppen arbeitsteilig<br />

oder mit gleicher Fragestellung recherchiert, es werden gewonnene Erkenntnisse auf das<br />

Problem transferiert, Lösungsalternativen bewertet.<br />

Für die Lehrenden stellt sich die Aufgabe, Schülerinnen bei der Recherche und ggf. der<br />

Bewertung der Verlässlichkeit der Quellen zu unterstützen. Als Quellen bieten sich an:<br />

• Mediotheksnutzung (Fachbücher, Fachzeitschriften, Internet)<br />

• schülereigene Materialien (Zeitungsausschnitte, Apothekenzeitung)<br />

• Praxisrecherche im Ausbildungsbetrieb, Bewohnerbefragung<br />

• Expertenbefragung, Exkursion<br />

In der <strong>SELEA</strong>-Gruppe wurde die Frage diskutiert, ob und wie lange man Schülerinnen<br />

offensichtlich falsche Lösungsstrategien weiter verfolgen lassen sollte ohne als Lehrer einzugreifen.<br />

Was meinen Sie?<br />

Schülerinnen sollten weder unter- noch überfordert werden. Abgeleitete Lehreraufgaben:<br />

Zusammengegoogelte, nicht für den Einzelfall ausgewertete Texte sind als unbrauchbar zu<br />

brandmarken, Zitierrichtlinien sind zu vermitteln und deren Beachtung ist von den Schüle-<br />

59


innen einzufordern, von Schülern präsentierte Inhalte müssen gegenüber Nachfragen belastbar<br />

sein.<br />

Schwache Schüler benötigen Unterstützung, um Überforderung zu vermeiden und Erfolgserlebnisse<br />

zu ermöglichen. Sie bedürfen individueller Hilfe, geeignete Quellen zu finden<br />

bzw. erhalten vom Lehrenden ausgewählte Texte oder Quellenhinweise, die Texte zu verstehen<br />

und für das Problem auszuwerten. Hier liegt die Hauptaufgabe der Kolleginnen<br />

während der Gruppenarbeitsphasen.<br />

d) Stufe des Tuns und Ausführens:<br />

Das zentrale Problem der Lernsituation hat in der Regel Bezüge zum Arbeitsalltag der<br />

Schülerinnen. Wenn es die Situation ermöglicht, sollten praktische Erfahrungen mit den<br />

erworbenen Erkenntnissen gewonnen werden. (Tun und Ausführen) Es bietet sich an, Arbeitsaufträge<br />

zu vergeben, die -möglichst in den Einrichtungen- die gefundenen Erkenntnisse<br />

auf die Probe stellen. Klassische Beispiele hierfür sind die Durchführung einer Biografiearbeit<br />

mit Pflegeheimbewohnerinnen und Heimfest. Im schulischen Rahmen können<br />

Praxissimulationen z.B. in Form von Beratungsgesprächen als Methode eingesetzt werden.<br />

Wege zur Durchführung von simulierten Beratungsgesprächen:<br />

Die Schülerinnen entwerfen auf der Basis des Unterrichts Ausgangsszenarien. Diese sollten<br />

möglichst kurz und offen formuliert sein, so dass im Gespräch noch die Notwendigkeit<br />

der Nachfrage besteht. Außerdem sollten sie mehrere Lösungen zulassen. Durch spontane<br />

Reaktionen der zu Beratenden kann dem Fall eine individuelle Ausrichtung gegeben werden<br />

auf die die Beraterin eingehen muss.<br />

Zu den Ausgangsszenarien werden Musterlösungen entwickelt.<br />

Um möglichst alle Schülerinnen Beratungsgespräche führen zu lassen, ist eine dezentrale<br />

Durchführung in Dreiergruppen denkbar. Beraterin, zu Beratende, Beobachterin. Diese<br />

Gespräche können mit der Videokamera aufgenommen werden um sie hinterher in der<br />

Klasse durchzusprechen.<br />

Denkbar ist auch, die Rolle des zu Beratenden mit der Lehrkraft zu besetzen und vor der<br />

Klasse ein Beratungsgespräch durchzuführen. Auch diese Gespräche sollte man aufnehmen,<br />

um sie im Rahmen der Auswertung noch einmal heranziehen zu können.<br />

e) Stufe des Behaltens und Einübens:<br />

Beim Behalten und Einüben soll sich das Gelernte verfestigen. Das Behalten und Einüben<br />

des Gelernten kann z.B. durch die Dokumentation und Reflexion des Lernprozesses in einem<br />

Lernportfolio gefördert werden, durch wiederholendes Üben und / oder durch Variation<br />

der Aufgabenstellung.<br />

f) Stufe des Transfers:<br />

Der Transfer wird gefördert, indem die schulischen Lernergebnisse z.B. mit eigenen Erfahrungen<br />

in der Einrichtung abgeglichen werden. Es können auch Anwendungen auf konkrete<br />

praktische Fälle in den Einrichtungen erfolgen. Auch hierfür bietet sich das Lernportfolio<br />

als Dokumentations- und Reflexionsinstrument an. Dadurch können solche außerschulischen<br />

Lernleistungen angemessen gewürdigt werden.<br />

2.3. Umsetzungshinweise<br />

Die Planung der <strong>SELEA</strong>-Gruppe sah bei einer Lernsituation für jede Stunde einen problemorientierten<br />

Ablauf mit Einstieg, neuem Problem usw. vor, statt die gesamte Lernsituation<br />

an einem Problem durchgehend zu konzipieren. Dadurch konnten die Schülerinnen<br />

das Problem nicht im Sinne eines zwiebelartigen Spiralcurriculums entwickeln.<br />

60


• Als problematisch wird angesehen, dass bei einem Sechswochenblock die Kontakte zur Pflegeeinrichtung<br />

nur schwer herzustellen sind. Dadurch wird das Tun und Ausführen nur schwer<br />

umsetzbar.<br />

• Eine offene Planung ist unverzichtbar. Sonst können die Schülerfragestellungen vom Lehrer<br />

nicht ehrlich angenommen werden. Grobe Vorplanungen sind genauso wichtig, um z.B. Materialien<br />

und Arbeitsaufträge flexibel und fachgerecht bereitstellen zu können.<br />

• Wichtig erscheint, dass der Rote Faden der Problemlösung bei den Schülern nicht aus den<br />

Augen verloren wird (was häufig geschieht). Es soll dabei zu einer ständigen Vertiefung der<br />

Problembearbeitung kommen.<br />

• Für die Evaluation schlägt Frau Greb vor, die Lösungsvorschläge der Schülerinnen auf Grundsätzliches<br />

zu reduzieren und auf ihre Brauchbarkeit hin zu überprüfen oder den Transfer zu<br />

beobachten. Hier zeigt sich, was Schüler verstanden haben.<br />

• In der praktischen Abschlussprüfung wird die Fähigkeit zur Problemstrukturierung vorausgesetzt.<br />

• Um die Unsicherheit der Schülerinnen zu verringern, was alles prüfungswichtig ist, kann am<br />

Ende einer Lernsituation eine Prüfungssimulation durchgeführt, ein Infoblatt mit Prüfungsfragen<br />

und/oder ein Erwartungshorizont ausgegeben werden.<br />

• Als Riesenproblem wird die Integration von Theoriewissen in praktisches Handeln ausgemacht.<br />

• Eine gezielte Methodenschulung in Form einer Methodenwoche oder einer regelmäßigen Methodenschulung<br />

wird herausgestellt. Dabei kommt es allerdings drauf an, nur solche Methoden<br />

zu schulen, die unmittelbar darauf auch genutzt werden können. Die Schulung sollte an Inhalten<br />

orientiert sein, die in naher Zukunft angesprochen werden.<br />

• Unterschiedliche Literaturgattungen, z.B. wissenschaftliche Texte, Ratgeber, Lexika, können<br />

verglichen werden, müssen allerdings praktisch bearbeitet werden, um kennen gelernt werden<br />

zu können.<br />

• Klare Fragestellungen sind erforderlich. „Informieren Sie sich über“ überfordert die Schülerinnen,<br />

da sie auf dieser Basis nicht wissen können, was in den Quellen bedeutsam ist und was<br />

nicht.<br />

• Eine Textauswahl durch Lehrer in der Anfangszeit fördert das Verständnis für die Auswahl<br />

von Themenrelevantem. Es sollte zunehmend durch Schülerrecherchen ersetzt werden.<br />

• Wichtig ist bei fächerintegrativem Unterricht immer wieder die Perspektive für die Schüler<br />

transparent zu machen aus der sie ein Problem bearbeiten, damit sie die Inhalte geordnet abspeichern<br />

können: Das ist z.B. die medizinische, rechtliche, psychologische oder pflegerische<br />

Sicht.<br />

2.4. Entwickelte und erprobte Lernsituationen (problemorientiert):<br />

Lernsituation zum Thema Schmerz und zum Thema Biografiearbeit<br />

3. Erfahrungsbezogene Unterrichtsplanung<br />

3.1. Stärken erfahrungsbezogener Lernsituationen<br />

Schülerinnen<br />

• Knüpfen beim Lernen an eigene Erlebnisse an<br />

• nehmen z.B. durch szenische Spielformen Situationen ganzheitlich wahr<br />

• eignen sich dadurch nicht nur Wissen, sondern Erfahrungen an<br />

• erproben sich in neuartigen Situationen und reflektieren ihr Verhalten<br />

• verarbeiten diese Erfahrungen zu einer eigenen Haltung (Überzeugung)<br />

• bekennen sich gegenüber Dritten zu dieser Haltung und tauschen sich mit ihnen über diese<br />

Haltung aus.<br />

61


3.2. Entwicklungsschritte erfahrungsbezogener Lernsituationen<br />

Gerade in der Pflege ist die ständige Reflexion des eigenen Handelns und eigener Erfahrungen<br />

eine zentrale Voraussetzung für kompetentes Handeln. Dieses Durchdenken und<br />

Erproben von Handlungssituationen ist gegenüber dem problemlösenden Lernen näher an<br />

Handlungsmustern der Arbeitswelt angesiedelt. Erfahrungsbezogenes Lernen baut auf<br />

problemlösenden Fähigkeiten auf. Es ist somit eine Form Selbstgesteuerten Lernens.<br />

Scheller unterscheidet drei Phasen:<br />

a) Aneignung von Erlebnissen<br />

Im ersten Schritt sollen sich die SchülerInnen an eigene Erlebnisse erinnern. Erlebnisse<br />

können die Schüler selbst gemacht haben oder sie werden vom Lehrer über Inputs vermittelt.<br />

Dabei kann es sich z.B. um einen konstruierten Fall, ein Narrativ oder einen Artikel<br />

handeln. Arbeitsaufträge sichern, dass die Schülerinnen sich mit der Situation beschäftigen<br />

und sie dadurch besser verstehen.<br />

b) Verarbeitung der Erlebnisse zu Erfahrungen<br />

Durch die bewusste und aktive Auseinandersetzung sollen die Erlebnisse im zweiten<br />

Schritt zu Erfahrungen verarbeitet werden. Dies kann z.B. durch den Vergleich mit Erlebnissen<br />

anderer SchülerInnen, durch andere Perspektiven (z.B. Bewohnerperspektive),<br />

durch Erproben alternativer Verhaltensweisen und/oder durch die Verarbeitung und Anwendung<br />

von Fachinformationen erfolgen. Die Aneignung des neuen Wissens dient im<br />

Weiteren zur Reflexion und Neubewertung der Situation sowie ggf. zur Korrektur der bisherigen<br />

Haltung. Dadurch soll nicht bloß das Behalten der Situation und die Integration in<br />

vorhandenes Wissen verbessert werden, sondern es sollen über breit angelegte Wahrnehmungen<br />

(„mit allen Sinnen lernen“) authentische Erfahrungen entstehen. Darunter versteht<br />

man reflektive Lernprozesse, die zu einer reflektierten Haltung führen und auf diese Weise<br />

das künftige Handeln der Schülerinnen steuern.<br />

erzu müssen die verschiedenen Ebenen angesprochen werden, die Handeln beeinflussen:<br />

Das ist neben der Kognition der affektive Bereich mit all seinen individuell unterschiedlichen<br />

Einstellungen, Sympathien, Antipathien, Vorlieben und Abneigungen, denen sich der<br />

Schüler z.T. selbst nicht völlig bewusst ist. Diese Ebene kann sehr gut durch verschiedene<br />

Formen des szenischen Spiels angesprochen werden.<br />

c) Veröffentlichung der verarbeiteten Erfahrungen (Haltungen)<br />

Die anschließende Veröffentlichung der Erfahrungen soll durch ein explizites Bekenntnis<br />

dazu deren Verankerung in der Schülerin verstärken und durch die ggf. erfolgenden<br />

Rückmeldungen selbstkritische Reflexionsprozesse auslösen.<br />

3.3. Umsetzungshinweise<br />

• Erfahrungen müssen nicht unbedingt am Anfang einer Lernsituation gemacht werden, sofern<br />

sie wie bei Schmerz vorhanden sind. Vielmehr kann man auch auf früher gemachte Erfahrungen<br />

zurückgreifen.<br />

• Konzentrierte Einzelarbeit sollte diese Erfahrungen bewusst machen.<br />

• Die Schwierigkeit der Vermittlung eigener Schmerzerfahrungen verdeutlicht das Problem der<br />

Fremdwahrnehmung.<br />

• Selbststeuerung im Unterricht kann sich in offenen Aufgabenstellungen niederschlagen, im<br />

Wahrnehmungsablauf von eignen Gefühlen und Handlungen, dem Abgrenzen von anderen und<br />

dem Auswählen von eigenen Handlungsalternativen. Wenn man Erlebnisse von sich selbst aus<br />

durchdenkt, hat Selbststeuerung eingesetzt. Durch diese Gedanken wird der nach Scheller<br />

scheinbar sehr lehrerzentrierte Lernprozess in seinen Selbststeuerungsgehalten sichtbar.<br />

62


• Die Mischung der verschiedenen didaktischen Modelle in den Lernsituationen führt zu einer<br />

ganzheitlichen Sicht.<br />

• Collagen/Fotocollagen sind als Produkt geeignet, sollten aber als Methode geschult werden.<br />

Ein Besuch in einer Kunstausstellung könnte dabei helfen. Auch Frida Kahlo hat Collagen<br />

gemacht.<br />

3.4. Entwickelte und erprobte Lernsituationen (erfahrungsbezogen):<br />

Lernsituationen zu den Themen:<br />

• Diabetes und Gesellschaft<br />

• Gesundheitsberatung am Beispiel Diabetes Mellitus<br />

• Diabetes: Krankheitserleben<br />

• Ohmstede: Pflegeversicherung<br />

• Kommunikation mit Aphasikern<br />

23<br />

• Menschen mit Schluckstörungen pflegen<br />

4. Unterrichtsmethoden<br />

Hier folgt eine Zusammenstellung erprobter Methoden, die Schülerinnen in ihrer Eigenständigkeit<br />

und Eigenverantwortung beim Lernen unterstützen und in der Schul- und Arbeitswelt<br />

vielfältig eingesetzt werden können.<br />

4.1 Methodenwoche Arbeitstechniken<br />

Im Rahmen einer Methodeneinführungswoche lernen die Schülerinnen das zielorientierte<br />

Anwenden von Arbeitstechniken mit inhaltlichem Bezug (Skript für Kolleginnen bzw.<br />

Anleitung für die SchülerInnen liegen vor).<br />

Dazu gehören u.a.:<br />

• Brainstorming - Assoziationen zum Thema - Ideensammlung.<br />

• Moderationskarten mit Stichworten beschriften lernen und Beschriftungsregeln kennenlernen.<br />

• Clustern - bündeln von Moderationskarten an der Metaplanwand. Clusterbildung - Überschriften<br />

formulieren.<br />

• Mind-Map - (Gedächtnislandkarte) erstellen in dessen Mittelpunkt das Thema steht und Komplexitäten<br />

und Vernetzungen transparent machen.<br />

4.2 Gruppenarbeit<br />

Sie wird z.B. durch das Projekt Teamarbeit 24 eingeführt, um in zukünftigen Arbeitssituationen<br />

Fähigkeiten zu entwickeln, selbsttätig Lösungswege für komplexe Aufgabenstellungen<br />

zu finden, anzuwenden und zu reflektieren. Besonders arbeitsfähig erweist sich eine<br />

Gruppengröße von 4-6 Personen. Nach unterschiedlichen Verfahren finden Gruppenbildungen<br />

statt, z.B.:<br />

• nach Zufall; Schüler/ innen lernen sich kennen und die heterogene Zusammensetzung spiegelt<br />

sich im beruflichen Alltag wieder,<br />

• nach Interessen und nach Themenbereichen; Lernmotivation kann sich erhöhen.<br />

Voraussetzung für effektive Team-/ Gruppenarbeit ist ein strukturierter Arbeitsauftrag mit<br />

weiterführenden Hinweisen. Dazu gehören:<br />

• Arbeitsorganisation gestalten und Funktionen in der Gruppe festlegen.<br />

23 Die Lernsituationen können von WiBeS heruntergeladen werden.<br />

24 Das Projekt Teamarbeit ist eine Lernsituation, die <strong>SELEA</strong> im 1. AP-Block durchgeführt hat.<br />

63


• Informationen aus Büchern, Fachzeitschriften, Internet beschaffen, einordnen, verknüpfen und<br />

verarbeiten<br />

• Textbearbeitung nach der Fünf-Schritte-Lesemethode erlernen<br />

Lernschwächere SchülerInnen benötigen hierbei mehr Unterstützung z.B. durch Vorgaben<br />

bzgl. „Ämtern“ in der Gruppe, Protokollbögen für die Gruppenarbeit, konkrete Quellenangaben<br />

oder präzise Fragestellungen.<br />

4.3 Planung und Durchführung der Präsentation.<br />

Präsentationstechniken wie: Thesenpapier; Wandzeitungen erstellen, die das Arbeitsergebnis<br />

vermitteln, arbeiten mit Powerpoint. Inhalte vortragen und Gruppenmitglieder mit einbeziehen.<br />

• Die Schülerinnen reflektieren mit Hilfe eines Beobachtungsbogens die Präsentation. Beobachtungskriterien<br />

können zuvor mit den SchülerInnen festgelegt werden.<br />

• Evaluieren, z.B. mit der Evaluationsscheibe um einen Qualitäts-Standard zu sichern, um den<br />

Entwicklungsfortschritt zu beobachten, um die Wahrnehmung zu schulen und Feedback zu ü-<br />

ben.<br />

• Szenisches Spiel ( Rollenspiel/ Psychodrama)<br />

• Diese Methode kann in Lern- und Erkenntnisprozessen helfen, körperliche und sprachliche<br />

Verhaltens- und Ausdrucksweisen einzubeziehen. Im Schutze einer Rolle können eigene und<br />

fremde Vorstellungen erprobt und reflektiert werden.<br />

• Imaginationen/ Phantasiereisen (geführte und offene, z. T. mit Musik) um das eigene Wahrnehmungsvermögen<br />

erforschen, erweitern und vertiefen zu können.<br />

• Beratungsgespräche führen, um sich in Fach-, Sozial- und Personalkompetenz zu üben. Dazu<br />

sind Kenntnisse von Kommunikationsregeln nützlich.<br />

4.5. Unterrichtsorganisation<br />

• Gruppentische im Klassenraum einführen zur Förderung von Teamarbeit; daraus lässt sich für<br />

anschließende Diskussionsrunden ein Stuhlkreis herstellen.<br />

• Das Pausenzeichen nach einer Doppelstunde wurde abgeschafft, um das Unterrichtsgeschehen<br />

individuell zu beenden. Die Schüler/ innen regeln bei der Bearbeitung komplexer Lernsituationen<br />

in ihren Gruppen die Pausen individuell.<br />

• Lernfeldkisten: Die vorbereitete „Kiste“ bei der Lernsituation Ohmstede enthielt Bücher, Filme<br />

und andere Materialien für die Lernsituation. Sie stellt eine erhebliche Arbeitserleichterung<br />

für Lehrer dar, da die notwendigen Unterrrichtsmaterialien nicht immer neu zusammengesucht<br />

werden müssen. Die Farbe der Kisten kann auf bestimmte Klassen verweisen. Sie sollten wöchentlich<br />

auf Inhalte überprüft werden. Fehlende Verbrauchsmaterialien sollten von der <strong>Schule</strong><br />

ersetzt werden.<br />

• Freiarbeit wurde für Schülerinnen verschiedener AP-Klassen seit der 3. Blockzeit eingeführt:<br />

1-2 Std. wöchentlich. Die Stunden werden nach Absprache im Klassenteam in den normalen<br />

Stundenplan integriert.<br />

• Die Zielvorstellung ist, den Unterricht stärker den Wünschen und Bedürfnissen der Schülerinnen<br />

anzupassen. Die Schülerinnen entscheiden selbst, womit sie sich beschäftigen:<br />

- aktuelle Unterrichtsthemen vor- bzw. nachbereiten;<br />

- eigene berufsbezogene Interessen vertiefen oder<br />

- ggf. wählen Schüler Arbeitsthemen aus einem Themenkomplex mit Artikeln und Materialien<br />

aus, der von Kolleginnen zusammengestellt wurde. Die Freiarbeit wird in einem<br />

Schülerbogen geplant, dokumentiert und bewertet.<br />

64


Kompetenzraster<br />

Mit Kompetenzrastern legen Lehrerinnen Lernziele offen und Schülerinnen lernen, das<br />

eigene Lernen nach diesen Vorgaben und eigenen Kriterien zu planen, zu gestalten, zu<br />

beurteilen und zu reflektieren.<br />

Kompetenzraster schaffen für alle Schülerinnen und Schüler Transparenz über die Lernziele<br />

und Lerninhalte.<br />

Die Kompetenzraster definieren diese Inhalte und die Qualitäts-Merkmale der verschiedenen<br />

Fachgebiete und Lernbereiche - für z.B. Englisch ebenso wie für das Arbeits- und Sozialverhalten<br />

usw. - in präzisen »Ich-kann«-Formulierungen<br />

Kompetenzraster können einen Weg zur Selbsthilfe weisen<br />

Durch das individuelle Orientieren der SchülerInnen an Kompetenzrastern (Bezugsnorm)<br />

wird selbstwirksames Lernen möglich<br />

Kompetenzraster ermöglichen Lernenden, sich ein Bild davon zu machen, was sie können<br />

könnten, indem nicht nur Minimalanforderungen formuliert werden, sondern auch ein erreichbarer<br />

Expertenstatus beschrieben wird.<br />

4.6. Veranstaltungen<br />

Exkursionen:<br />

• Ausstellungsbesuche im Zusammenhang mit der Lernsituation (z. B.: Frida Kahlo Ausstellung<br />

im Bucerius Forum Hamburg zum Thema Chronischer Schmerz - Schmerzerleben);<br />

• Hospizbesuch zum LF 5 „Sterbende pflegen und begleiten“;<br />

• Museum im Bunker (Hamm) zum LF 4 „Die Mobilität fördern“ Thema: Biographiearbeit.<br />

Feste:<br />

• Die Schülerinnen organisieren im Altenpflegeheim ein Fest nach selbstgewähltem Motto.<br />

• Experteneinladungen mit Schülermultiplikatoren:<br />

Eine Delegation aus den jeweiligen Klassen entsenden, um als Multiplikatoren über den Inhalt<br />

zu berichten. Beispiele:<br />

PDL, ambulanter Hospizdienst, Thema: Besonderheiten von ambulanten Hospizdiensten<br />

• Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V., Thema: Trockener Alkoholiker und Co-<br />

Abhängige<br />

World Café:<br />

Blockabschlussfest nach Ende der 3. Blockzeit.<br />

AP05a, AP05f und AP05d wurden zum World Café an 8er Tischen zusammengeführt:<br />

Mischung aus allen Klassen.<br />

Schriftliches Feedback, Reflexion über Lernbedingungen, Lerninhalte, Lernstrategien,<br />

Lernort, Lernhemmnisse, Motivation, Freiarbeit, <strong>SELEA</strong>, Lehrer.<br />

4.7. Lehrertagebuch<br />

Literaturangabe und Internetverweis<br />

Kersten Reich, Konstruktivistische Didaktik mit CD-Rom, Beltz Verlag, 3. Auflg. 2006<br />

oder www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/didaktik/index.html<br />

65


5. Selbstreflexion des <strong>SELEA</strong>-Teams<br />

• Wir haben unsere Lernsituationen zwar evaluiert, aber erst 2007 begonnen, einzelne daraufhin<br />

auch zu überarbeiten.<br />

• Fächerübergreifende Planungen sind uns bisher nur bei den Lernsituationen Schmerz und<br />

Ohmstede gelungen. Die fächerübergreifende Durchführung der Lernsituation wird von SE-<br />

LEA bisher kaum realisiert, weil organisatorische, personell-fachliche und planerische Blockzwänge<br />

sich als Hemmschuh erweisen. Sie lassen sich vermutlich vermeiden, wenn die Lernsituationsentwürfe<br />

rechtzeitiger vorliegen. Daran arbeitet <strong>SELEA</strong> zurzeit.<br />

• Probleme bereiten immer noch die curriculare Entwicklung der Lernfelder und Lernsituationen;<br />

die Lernfelder müssen aber nicht immer nach dem von Greb entwickelten pflegedidaktischen<br />

Kriteriensatz reflektiert werden, wir können auch andere Pflegedidaktiken verwenden.<br />

• Wie komme ich auf abgesicherte Schlüsselprobleme (außer durch Rückgriff auf den pflegedidaktischen<br />

Kriteriensatz)? Bisher, also auch wieder bei den Lernsituation zu Apoplex, haben<br />

wir aus unserer 'Erfahrungskiste' und den bisher unterrichteten Inhalten geschöpft.<br />

• Das Finden und auch dann das Abarbeiten hinreichend komplexer Probleme finde ich nicht so<br />

einfach; im alten AP-Lehrplan müssen immer wieder Kompromisse gemacht werden<br />

• Oft Gefühl von 'Versuch und Irrtum'<br />

• Bei den SchülerInnen habe ich langsam den Eindruck, dass sie <strong>SELEA</strong> was abgewinnen können.<br />

Sie arbeiten relativ motiviert mit und lassen sich auf alles ein, was ich ihnen zumute. Das<br />

Murren hält sich inzwischen in Grenzen.<br />

• Die Ergebnisse, z.B. Klassenarbeiten, Zwischenprüfung, sind nicht schlecht, eher besser als bei<br />

früheren Klassen.<br />

66


Anlage 4<br />

Materialien der <strong>SELEA</strong>-Teamqualifizierung im 3. Jahr<br />

Dokumentvorlage zur Planung und Auswertung des Unterrichtsprozesses nach dem<br />

Handlungsorientierten Konzept von Hilbert Meyer (Kirsten Barre)<br />

Lernfeld:<br />

Klasse:<br />

Lehrende:<br />

Datum:<br />

Zeitumfang:<br />

1. Thema der Lernsituation (vorläufige Entscheidung):<br />

2. Vorbereitungsphase:<br />

Fachwissenschaftliche Vorgaben für das Thema:<br />

Spezifische Strukturen und Probleme des Themas:<br />

Zu berücksichtigende Vorgaben durch Richtlinien/ Schulbücher/ Fachkonferenzbeschlüsse<br />

für das Thema:<br />

Klärung der organisatorischen Voraussetzungen für die Bearbeitung des Themas:<br />

Inhaltliche Vorbereitung für die eigene Fachkompetenz zum Thema durch:<br />

→ Formulierung der Lehrziele:<br />

Hypothesen über die Lernvoraussetzungen der Schüler für die Bearbeitung des Themas:<br />

Hypothesen über die Interessen der Schüler zum Thema:<br />

Vorbereitung der Schüler auf das Thema durch:<br />

→ Formulierung von Hypothesen über die Lernziele der Schüler:<br />

3. Einstiegsphase:<br />

Handlungsbezogener Unterrichtseinstieg:<br />

4. Vereinbarung von Handlungsergebnissen mit den Schülern:<br />

Sind für die Erarbeitung weitere Vorbereitungen des Lehrers erforderlich?<br />

5. Erarbeitungsphase:<br />

(Lehrer und Schüler arbeiten gemeinsam in großen und kleinen Gruppen an der Aufgabenstellung)<br />

Planung der Arbeitsschritte:<br />

67


Materialienbeschaffung:<br />

Kontaktvermittlung:<br />

Sonstiges:<br />

Fragen an den Unterricht:<br />

Sind lehrgangartige Einschübe (Referate, Übungen etc.) zur Vermittlung von spezifischen<br />

Teilkompetenzen erforderlich?<br />

Sind Erkundungen, Verhandlungen, Planungskorrekturen oder Sonstiges erforderlich?<br />

Sind zwischendurch abgesprochene individuelle oder kollektive Leistungsüberprüfungen<br />

vorgesehen?<br />

Welche Techniken werden eingeübt?<br />

Welche Kompetenzen werden gefördert? Wodurch?<br />

Was wird produziert/ inszeniert oder erprobt?<br />

Wie wird der Arbeitsprozess protokolliert bzw. dokumentiert?<br />

Wie wird das Erarbeitete reflektiert und gewürdigt?<br />

Welche Vereinbarungen gibt es über Arbeitszeiten und Erholungspausen?<br />

6. Auswertungsphase:<br />

Vorstellung der Arbeitsergebnisse der Gruppen in der Klasse:<br />

Diskussion und Kritik der Arbeitsergebnisse:<br />

Überarbeitung von Arbeitsergebnissen:<br />

Vertiefende Auseinandersetzung (sprachlich, spielerisch, künstlerisch usw.) mit den Handlungsprodukten<br />

im Klassenrahmen:<br />

Gemeinsame Entscheidung darüber, ob und inwieweit die Handlungsprodukte veröffentlicht<br />

werden sollen, und, falls ja, in welcher Form dies geschehen soll:<br />

Hamburg, den ________________________________________________________<br />

(Unterschrift)<br />

68


Muster zur konzeptgebundenen Erschließung eines Lernfeldes (Ulrike Greb)<br />

LS 1: Der Bewegungsapparat und<br />

Bewegungseinschränkungen im Alter<br />

Exempel: Gesundheitsförderung<br />

(inkl. Bobath, Basale Stimulation 20 Std.)<br />

(FD: Leiderfahrung und Leibentfremdung)<br />

Erfahrungsbezogen nach Ingo Scheller<br />

Erschließung<br />

des Lernfeldes 4<br />

LS 2 10 Stunden: Angst<br />

Angst und Schmerz, Angst<br />

und Bewegungseinschränkung<br />

Angst nach Herzinfarkt<br />

Lernfeld 4 (100 Std.)<br />

Die Mobilität fördern<br />

LS: 4 20 Std.<br />

Mobilität und<br />

Herz- Kreislauferkrankungen<br />

Herz- Kreislauf/-erkrankungen<br />

Vitalzeichenkontrolle,<br />

Reduktionskost, Mobilisierung<br />

Medikamente<br />

LS 3: 25 Stunden<br />

Bewegungseinschränkungen im Alter<br />

Rheuma und Osteporose<br />

Ernähung, Sturzprophylaxe, Lagerung,<br />

Kontrakturenprophylaxe,<br />

chronischer Schmerz, , Medikamente:<br />

Antirheumatika, Analgetika<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

Projekt ca. 25 Std. (Karl Frey)<br />

„Bewegungsanreize im pflegerischen Alltag“<br />

Wohnen, Ausflüge, Sport, Hilfsmittel<br />

Lernfeld 4 (100 Std.) Die Mobilität fördern<br />

„Um Mobilitätseinschränkungen vorzubeugen, sorgen sie für eine angemessene<br />

Ernährung und geben Bwegungsanreize …“ „Beraten und unterstützen bei der Beschaffung<br />

von Hilfsmitteln …“ „Planen und gestalten Unternehmungen …“ „Verabreichen Medikamente<br />

Erschließung<br />

des Lernfeldes 4<br />

LS 2 10 Stunden: Angst<br />

Angst und Schmerz,<br />

Angst und Bewegungseinschränkung<br />

Angst nach Herzinfarkt<br />

LS 3: 25 Std. (H. Meyer) Bewegungseinschränkungen im Alter<br />

Rheuma und Osteoporose<br />

Ernähung, Sturzprophylaxe, Lagerung, Kontrakturenprophylaxe,<br />

chronischer Schmerz,<br />

Medikamente: Antirheumatika, Analgetika<br />

LS: 4 20 Std. (H. Roth) Mobilität und Herz- Kreislauferkrankungen<br />

Herz- Kreislauf/-erkrankungen; Vitalzeichenkontrolle,<br />

Reduktionskost, Mobilisierung, Medikamente<br />

LS 1 20 Std :<br />

Der Bewegungsapparat<br />

und Bewegungseinschränkungen<br />

im Alter<br />

Exempel:<br />

Gesundheitsförderung<br />

(inkl. Bobath, Bassale<br />

Stimulation)<br />

FD: Leiderfahrung und<br />

Leibentfremdung<br />

Erfahrungsbezogen<br />

nach Ingo Scheller<br />

Projekt ca. 25 Std. (Karl Frey)<br />

„Bewegungsanreize im pflegerischen Alltag“<br />

Wohnen, Ausflüge, Sport, Hilfsmittel<br />

Evaluation des Lernprozesses<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

69


Muster zur konzeptgebundenen Planung eines handlungsorientierten Unterrichts<br />

Phase/ Zeit Geplantes Lehrerverhalten Erwartetes Schülerverhalten Didaktischer Kommentar<br />

Vorbereitungsphase<br />

30 Min<br />

Lernsituation im Kontext des Lernfeldes 4 (Folie) „Mobilität fördern“.<br />

Ausgangsfrage: Wie kann ich die Mobilität bei Schmerzpatienten<br />

pflegerisch fördern?<br />

Die Lehrperson formuliert das Angebot, die Lernsituation handlungsorientiert<br />

zu unterrichten, d.h. es geht darum ein gemeinsames<br />

Handlungsprodukt mit den Lernenden auszuhandeln, das am<br />

Ende vorzeigbar sein soll.<br />

Beispielhaft werden von mir zwei mögliche Handlungsprodukte<br />

vorgeschlagen, um sich zu verdeutlichen,<br />

wie so ein Handlungsprodukt aussehen könnte<br />

1.) Einübung Nicht-medikamentöser<br />

schmerzlindernder Verfahren<br />

2.) Assessment: Anwendung von Schmerzerhebungsverfahren und<br />

gezielte pflegerische Bewegungsübungen planen, durchführen und<br />

kontrollieren können.<br />

Schüler stellen klärende Fragen zum Lernfeld,<br />

zur Lernsituation und zu den Handlungsprodukten.<br />

Schüler lassen sich darauf ein zur eigenen Entscheidungsfindung<br />

eines Handlungsprodukts<br />

die Reportage 37 Grad anzuschauen, um im<br />

Hinblick darauf, eigene pflegerische Handlungsziele<br />

und Handlungsprodukte zur pflegerischen<br />

Bewegungsförderung von Schmerzpatienten<br />

(hier vor allem bei Rheuma) zu finden.<br />

Die Thematik wird curricular eingebunden in den<br />

Bildungsplan Altenpflege 2002 und ist damit allen<br />

Schülern transparent.<br />

(Mögliche Einstiegsidee zum Arbeitsthema: Müller-<br />

Mundt, Gabriele, Tabelle 4.4, S.88: Der Einstieg<br />

ermöglicht Transparenz über die Notwendigkeit der<br />

Erarbeitung einer allgemein pejorativ behandelten<br />

Thematik.)<br />

Sozialform: Stuhlkreis<br />

Lehrerrolle: Vom Auftreten her Lernbegleiter.<br />

Schüler erhalten Zeit zum Nachdenken über eigene<br />

Ziele und deren Umsetzung im Handlungsprodukt.<br />

Der Film hat hier eine Funktion in der Entscheidungsfindung<br />

mit Bezug auf das Handlungsprodukt,<br />

das den gesamten Lehr-Lernprozess in der Lernsituation<br />

lenkt.<br />

Einstieg<br />

60 Min.<br />

(30+60=90)<br />

Zeigen des Films 37 Grad–Reportage. Fragen: Welche mobilitätsfördernden<br />

Handlungen werden angesprochen? Welche kann man<br />

bei Schmerzpatienten erkennen? Welche sollen zu einem Handlungsprodukt<br />

ausgebaut, erweitert, vertieft werden?<br />

Schüler erarbeiten anschließend in Zweiergruppen<br />

eigene Handlungsziele und Handlungsprodukte<br />

für die pflegerische Bewegungsförderung.<br />

Die Schüler verstehen die Problemebene besser und<br />

können anhand der Beispiele tiefergehende Überlegungen<br />

anstellen.<br />

Übergang: Verallgemeinerung der Einzelwünsche zu<br />

einem gemeinsamen Ganzen.<br />

Diskutiert werden die Brauchbarkeit und Schlüssigkeit<br />

der einzelnen Produkte im Hinblick auf gesellschaftliche,<br />

lebensweltliche und berufliche pflegerische<br />

Handlungskompetenz zur Mobilitätsförderung<br />

bei (chronischem) Schmerz<br />

Bei der Wahl von 1 fallen die Schmerzassessmentverfahren<br />

nicht weg, tauchen nur nicht explizit als<br />

Handlungsziel auf.<br />

Aushandlung des<br />

Handlungsprodukts<br />

45 Min / 1 Std<br />

Lehrer sammelt alle Vorschläge für Handlungsprodukte und Handlungsziele<br />

der Schüler auf Metaplanwand.<br />

Schüler einigen sich auf ein gemeinsames<br />

Handlungsprodukt. Ein Schüler sollte diesen<br />

Prozess moderieren.<br />

Zum Beispiel einigt sich die Gruppe auf<br />

Handlungsprodukt 1.<br />

Dazu gehört auch die Raumgestaltung, die sinnliche<br />

Organisation der Umwelt nach Entspannungsgesichtspunkten.<br />

Sowie die Einübung der<br />

praktischen Techniken.<br />

70


Planung der der<br />

Lerneinheit<br />

1 DS<br />

Was müssen wir wissen, damit wir die Produkte hervorbringen<br />

können. Wie erwerben wir das Wissen darüber?<br />

1. Welche Handlungspraxis bedarf die Einübung von Entspannungsverfahren?<br />

1.a) bei eigenem Schmerzempfinden (2.)<br />

1 b) bei chronischen Schmerzpatienten (3.)<br />

2. Klärung 1 b: Ursache und Diagnose (Assessment) von Schmerzzuständen<br />

(3./4.)<br />

3. Wie behandelt man Schmerzen? Tabletten-Handeln vs. Nichtmedikamentöse<br />

Therapie (5./6./7.)<br />

4. Einübung von Nichtmedikamentösen schmerzlindernden Verfahren<br />

(6.)<br />

5. Fertigstellung und Präsentation des Handlungsprodukts<br />

6. Evaluation des Handlungsprodukts und Möglichkeiten seiner<br />

Veröffentlichung.<br />

Methodische Strukturierung der Lernsituation.<br />

Welche Methoden sollen erlernt werden?<br />

Schüler bauen aus Wissensbeständen eine<br />

erste Planung der Lerneinheit. Anhand der Einübung<br />

Nicht-medikamentöser schmerzlindernder<br />

Verfahren.<br />

Schüler legen einen handlungstheoretisch begründeten<br />

Lernweg zugrunde.<br />

Hier können Methoden zur Visualisierung genutzt<br />

werden, um die Lernsituation zu planen. Wichtig ist,<br />

dass Einheiten, in denen sich die Schüler selbsttätig<br />

organisieren zusammengehen mit Einheiten, wo<br />

thematische Einschübe von pädagogischer Seite<br />

geleistet werden, in ein stimmiges Verhältnis gelangen.<br />

Vorbereitungsphase<br />

(45 Min./1 Std.)<br />

Erarbeitung 1.<br />

1 DS<br />

Schüler bedenken die Methodenwahl aufgrund<br />

der Handlungsüberlegungen zuvor.<br />

Die methodische Reflexion des Lernprozesses ermöglicht<br />

einen gezielten handlungsbezogenen Lernweg.<br />

Zum Schaubild: Ein Mensch, der einen Schmerzpatienten<br />

entspannt. Unterteilt in soziales Wissen, psychisches<br />

Wissen und Körper-Wissen.<br />

Stundenlernziel: Erarbeitung eines Schaubildes, das dann systematisch<br />

abgeschritten wird.<br />

Erarbeitung der eigenen Empfindens, des fremden<br />

chronischen Empfindens (am Beispiel der<br />

Reportage); vgl. dazu Material von Frau<br />

Manthey.<br />

Erarbeitung der Ursache und Schmerzdiagnostik<br />

(Assessment); vgl. dazu Material von Frau<br />

Kuhrts-Bösche und Frau Kerst<br />

Erarbeitung der wesentlichen Richtlinien.<br />

Vgl. dazu Material von Frau Kerst, Frau<br />

Manthey, Frau Schnabel.<br />

Praktische (Lagerungs-) Übungen, vgl. dazu<br />

Material von Frau Manthey.<br />

2.<br />

2 DS<br />

3.<br />

2 DS<br />

Lehrerinput. Beurteilung unterschiedlicher Verfahren in Kleingruppen<br />

Entwicklung eines Streitgesprächs: Tablettengabe vs. Nichtmedikamentöse<br />

Therapie.<br />

Körperwissen um die Entstehungsbedingungen von<br />

(chronischem) Schmerz.<br />

Psychisches Wissen: um Placebo/ Nocebo-<br />

Phänomene, Schmerzgedächtnis, -abusus.<br />

4.<br />

2 DS (+ Puffer)<br />

Möglich: Wickel, Lagerung, Techniken, Bobath, Musik….<br />

Soziales Wissen: Handlungspraktisches Wissen um<br />

Berührung, Linderung und Erprobung von schmerzlindernden<br />

Techniken.<br />

Vorherige Absprache über Erfolgskontrolle.<br />

5. + Präsentation<br />

2 DS<br />

Evaluation<br />

1 DS<br />

Rolle: Lernbegleiter<br />

Ergebnispräsentation und Vorführung in Kleingruppen.<br />

Resümee der Handlungsprodukte: Sind die Lehr- und die Schülerziele<br />

erreicht worden? Wurde die Thematik ausreichend behandelt,<br />

gelernt, eingeübt? Was ist noch nicht gelernt, bleibt offen? Welche<br />

Handlungskompetenzen müssen vertieft werden? Besteht die<br />

Möglichkeit zu einer Veröffentlichung (Im Internet, in der <strong>Schule</strong>)?<br />

Schüler evaluieren die den Lernerfolg an den<br />

anderen Gruppen. Evtl. Notengabe oder kritischreflexive<br />

Rückmeldungen der Gruppen untereinander.<br />

Differenzierte Rückmeldungen ohne Außenerfolgsdruck<br />

sind in Pflegeausbildungen sicher dem simpleren<br />

Notengabesystem vorzuziehen; zur Ausbildung<br />

von Reflexionskompetenz und Urteilsfähigkeit.<br />

71


Forschende Lernwerkstatt (Prof. Dr. Petra Grell, Universität Potsdam)<br />

Der forschenden Lernwerkstatt liegt ein komplexes Modell menschlichen Handelns<br />

zugrunde. Es geht davon aus, dass Menschen auf der Basis von Sinnstrukturen handeln, die<br />

in einem engen Zusammenhang mit ihrer körperlichen, sozialen und gesellschaftlichen<br />

Existenz stehen, dementsprechend kann ihr Handeln nicht als kausale Folge beobachtbarer<br />

Bedingungsfaktoren angesehen werden. In einer Gruppensituation, die von außen betrachtet<br />

identisch aussieht, nehmen Einzelpersonen die Bedingungsfaktoren ganz unterschiedlich<br />

wahr oder ignorieren sie, schätzen sie als relevant oder irrelevant ein. So gelangen sie<br />

zu einer individuellen Situationswahrnehmung, die die Basis ihrer eigenen subjektiv sinnvollen<br />

Handlung wird. Nach dieser theoretischen Folie werden externe Faktoren nur dann<br />

wirksam, wenn sie als persönliches Begründungsmuster integriert werden. Dabei wird<br />

nicht unterstellt, dass sich der Einzelne seiner Handlungsbegründungen durchgängig bewusst<br />

ist, als davon ausgegangen, dass die Begründungen in Reflexionssituationen artikuliert<br />

werden können und begründete Strategien der Personen rekonstruierbar sind (vgl.<br />

Grell, Petra (2006): Forschende Lernwerkstatt. Eine qualitative Untersuchung zu Lernwiderständen<br />

in der Weiterbildung, Münster u.a., Verlag: Waxmann).<br />

Um menschliches Handeln zu verstehen gilt es daher die subjektive Situationswahrnehmung<br />

und die Begründungsstrukturen gemeinsam mit den Akteuren zu verstehen. In diese<br />

subjektiven Begründungsstrukturen fließen Erfahrungen aus verschiedenen Ebenen ein, die<br />

in sozialwissenschaftlichen Forschungen üblicherweise separiert werden.<br />

1. Auf einer individuumzentrierten Ebene werden biographisch oder milieuspezifisch erworbene<br />

Haltungen, Werte und Einstellungen eingebracht (etwa milieuspezifische Vorbehalte gegen<br />

oder Offenheit für Veränderungen bewährter Routinen).<br />

2. Auf einer interaktionszentrierten Ebene werden die Kommunikations- und Interaktionsmodi in<br />

Institutionen, Teams und Prozessen wahrgenommen und bewertet.<br />

3. Auf einer institutionszentrierten Ebene wird analysiert, inwieweit die Institution selbst als<br />

förderlich oder Barrieren schaffend wahrgenommen wird, z.B. durch Überlastung der Akteure<br />

oder durch widersprüchliche Vorgaben.<br />

Um z.B. Widerstand gegen berufspädagogische oder didaktische Innovationen als begründetes<br />

Handeln auf Basis einer perspektivisch geprägten Situationseinschätzung verstehen<br />

zu können, muss auf den Erfahrungen der verschiedenen Ebenen verknüpft werden.<br />

Vor dieser theoretischen Folie sind Widerstände nicht allein durch eine Manipulation externer<br />

Faktoren (Bedingungsfaktoren) veränderbar, sondern nur gemeinsam mit den konkreten<br />

Akteuren, die als vernünftig handelnde Personen begriffen werden. Mithilfe der<br />

partizipativ angelegten Forschung als Forschende Lernwerkstatt werden zum einen die<br />

subjektiven Sinnstrukturen des Widerstands rekonstruiert und zum anderen gemeinsam mit<br />

allen Beteiligten einer kritischen (und ergebnisoffenen) Reflexion unterzogen. Das bedeutet<br />

gleichsam, dass in der Forschungssituation bereits Veränderungen der Handlungsmuster<br />

erfolgen können.<br />

Durchführung einer Forschenden Lernwerkstatt mit dem <strong>SELEA</strong>-Team<br />

Da es sich bei der Forschenden Lernwerkstatt um eine spezifische Form der Forschungsgestaltung<br />

handelt, wird diese am Vortag kurz erläutert: Sie ist eine offene und strukturierte<br />

Werkstattphase mit einer Gruppe. Innerhalb der Forschenden Lernwerkstatt werden ver-<br />

72


schiedene bekannte Methoden der Forschung und Bildungsarbeit zu einem mehrstufigen<br />

Verfahren auf eine neue Art miteinander kombiniert. Das Verfahren ist ausführlich dokumentiert<br />

und methodisch begründet (vgl. Grell, Petra (2006): Forschende Lernwerkstatt.<br />

Eine qualitative Untersuchung zu Lernwiderständen in der Weiterbildung. Münster u.a.,<br />

Verlag Waxmann). Der Zeitrahmen beträgt sechs Stunden inklusive Pausen. Vorgestellt<br />

wird ein Strukturierungsvorschlag für die prinzipiell offene Werkstattsituation. Die Forschende<br />

Lernwerkstatt kombiniert – angepasst an die Situation – folgende Phasen:<br />

1<br />

Begrüßung +<br />

Einführung<br />

7<br />

weiterführende<br />

Absprachen<br />

Forschende<br />

Lernwerkstatt<br />

(Phasen)<br />

2<br />

Erste Runde mit<br />

Bildkarten<br />

6<br />

Rückmeldung,<br />

Reflexion<br />

3<br />

Gruppendiskussion<br />

5<br />

symbolisch-bildliche<br />

Gestaltung<br />

4<br />

Vertiefung mit<br />

Metaplan<br />

Abbildung 1: Phasen der Forschenden Lernwerkstatt<br />

Eine Einführungsphase klärt die Beteiligten über das Konzept der Forschenden Lernwerkstatt<br />

auf und diskutiert dieses. Eine erste Runde mit Bildkarten dient dazu, sachbezogen<br />

und verdichtet in die Thematik einzusteigen. Eine Gruppendiskussion legt die Schwerpunkte<br />

der Gruppe offen. Eine Kartenabfrage vertieft die Diskussion und spitzt die Erkenntnisse<br />

zu. In der symbolisch-bildlichen Gestaltung werden Bild-Text-Collagen zur<br />

Thematik erstellt. Reflexion des Prozesses und Absprachen zum Umgang mit den Erkenntnissen<br />

beenden die Werkstatt.<br />

Im Rahmen der Forschenden Lernwerkstatt wurden mit dem <strong>SELEA</strong>-Team verschiedene<br />

Materialien erstellt. Zentraler Punkt der gemeinsamen Arbeit in der Werkstatt ist, dass das<br />

Team am Ende festlegen kann, welche Daten und Materialien aus der Forschenden Lernwerkstatt<br />

für Veröffentlichungen freigegeben werden dürfen, welche Daten und Informationen<br />

intern in der Gruppe verbleiben oder nur von der anwesenden Forscherin zum späteren<br />

Verständnis genutzt werden können. Vom Team für die Öffentlichkeit freigegeben<br />

wurden die während der Moderationsphase erstellten Textkarten und die in Kleinstgruppen<br />

erstellten Bild-Text-Collagen. Einer Audio-Aufzeichnung der Bildkartenrunde, der Gruppendiskussion,<br />

der Besprechung der Moderationskarten und der Bildbesprechung wurde<br />

zugestimmt, wenn diese ausschließlich der anwesenden Forscherin (Prof. Dr. Petra Grell)<br />

zu Verständniszwecken diene. Diese Absprache wurde uneingeschränkt eingehalten.<br />

73


TQ 13. Juni 2008: Traugott Elsässer<br />

Choreografien unterrichtlichen<br />

Lernens — Basismodelle<br />

auch für den beruflichen Unterricht<br />

Traugott Elsässer<br />

Elsässer, Traugott (2000): Choreografien unterrichtlichen<br />

Lernens als Konzeptionsansatz für eine Berufsfelddidaktik.<br />

SIBP Schriftenreihe Nr. 10. Schweizerisches<br />

Institut für Berufspädagogik (SIBP), Zollikofen.<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Gliederung<br />

Glossar<br />

Idee und Ziele der Choreografien<br />

Das Zwei-Ebenen-Modell<br />

Was sind Basismodelle?<br />

Methoden der Umsetzung<br />

Welche Vorteile bieten sie?<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Glossar<br />

Choreografien:<br />

Dramaturgische/methodische Variationen als Brücke<br />

zwischen Lernpsychologie und Didaktik (Zitat S. 7)<br />

Basisstruktur (S. 6):<br />

feststehende Kette von Denkoperationen<br />

Lernzieltypen (S. 6):<br />

Qualität des Lernens in qualitativ unterschiedlichen<br />

Lernprozessen: z.B. Entdeckendes Lernen, Begriffsbildung<br />

Problemlösen; Konzeptbildung, Routinebildung usw.<br />

Handlungselemente:<br />

einzelne Operationen in der Kette von Denkoperationen.<br />

Um Lernabbrüchen vorzubeugen, darf kein Element eines<br />

Basismodells weggelassen werden<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

74


Idee und Ziele der Choreografien<br />

Frage nach dem WIE: Methodenlehre<br />

Ziel: Umsetzung von Schlüsselqualifikationen<br />

Ziel: Lehren aus der Schülerperspektive<br />

Übersetzung von Lernprozessen: Ausrichtung<br />

der Denkoperationen an 12 Lernzieltypen<br />

Methode: Das Zwei-Ebenen-Modell<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Das Zwei-Ebenen Modell (Oser/Patry)<br />

Komplementär<br />

Sicht- und Oberflächenstruktur<br />

Adaptivität<br />

Effektivität<br />

Tiefen- und Basisstruktur<br />

Kreativität<br />

Wissenschaftsorientierung<br />

Pädagogische<br />

Freiheit<br />

Choreografie<br />

Individualisierung<br />

Generalisierung<br />

Lernpsychologische<br />

Strenge<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Sicht- und Oberflächenstruktur (S. 6)<br />

Gegenstandsbereich didaktischer Konzeptionen:<br />

Lehrerhandlungen, Handlungsmuster, Sozialformen oder<br />

Unterrichtsschritte (pädagogische Freiheit):<br />

Heinrich Roth Ingo Scheller Hilbert Meyer<br />

Motivation<br />

Schwierigkeit<br />

Aneignung Arbeitsthema<br />

Vorbereitungsphase<br />

Lösung<br />

Tun / Ausführen<br />

Verarbeitung Einstiegsphase<br />

Erarbeitungsphase<br />

Behalten / Einüben<br />

Transfer<br />

Veröffentlichung Auswertungsphase<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

75


Tiefen- und Basisstruktur<br />

„Die Basisstruktur besteht aus einer für jeden<br />

Lernenden absolut notwendigen, feststehenden Kette<br />

von Operationen, die nicht durch etwas anderes ersetzt<br />

werden kann.<br />

Der ganzheitliche Charakter dieser jeweiligen Kette wird<br />

bestimmt durch lernpsychologische Gesetzmäßigkeiten<br />

einerseits und durch den Typ des Ziel bzw. der Inhalte<br />

andererseits“ (Oser/Patry 1990: 3, Info: S. 6)<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Tiefen- und Basisstruktur: Beispiel<br />

Basismodell 2 (Strenge lernpsychologischer Gesetzmäßigkeiten):<br />

Entwicklungsförderndes/strukturveränderndes Lernen<br />

Was sollten die Lehrenden ermöglichen/planen?<br />

2.1 Verunsicherung der Lernenden in ihren Denkmustern, Disäquilibration<br />

von bestehenden Strukturen (soziale, moralische u.a. Werte)<br />

2.2 Allmähliches Auflösen der bestehenden kognitiven Strukturen,<br />

erkennen wichtiger neuer Elemente, Relativierung eigener Position,<br />

Pendeln zwischen Meinungen, Lösungsansätzen, Begründungsweisen<br />

2.3 Integration der neuen Elemente, Änderung von Wertigkeiten und<br />

Relationen, dadurch Transformation oder Abbau der alten Elemente<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

2.4 Erprobung und Festigung der neuen Struktur durch deren<br />

Transfer auf andere Gebiete<br />

Tiefen- und Basisstruktur<br />

„Jedes Basismodell besteht aus einer, den Zielen bzw.<br />

Inhalten adäquaten, für jeden Lernenden absolut<br />

notwendigen, feststehenden Kette von Operationen,<br />

die nicht durch etwas anderes ersetzt werden kann.<br />

Diese Operationen werden von den Autoren auch<br />

Handlungselemente genannt. Um Lernprozesse<br />

erfolgreich zu einem Abschluss zu führen und<br />

Lernabbrüchen vorzubeugen, darf kein einziges<br />

Element weggelassen werden“ (Elsässer S. 9).<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

76


Tiefen- und Basisstruktur<br />

Nr./Name des Basismodells<br />

1a) Lernen durch Eigenerfahrung<br />

1b) Entdeckendes Lernen<br />

2) Strukturveränderndes Lernen<br />

3) Problemlösen (entdeckendes L.)<br />

4a) Begriffsbildung<br />

4b) Konzeptbildung<br />

5) Betrachtendes Lernen<br />

6) Lernen von Strategien<br />

7) Routinebildung/Training<br />

8) Motilitätsmodell<br />

9) Dynamische Sozialbeziehungen<br />

10) Wert- und Identitätsaufbau<br />

11) Hypertextlernen<br />

12) Verhandeln lernen<br />

Lernzieltyp<br />

Aneignung von Erfahrungswissen<br />

generalisierendes Wissen<br />

Transformation: Tiefenstrukturen<br />

Lernen durch Versuch und Irrtum<br />

Fakten/verstehbare Sachverhalte<br />

Aufbau vernetzten Wissens<br />

Meditative Versenkung<br />

Lernen lernen (Metalernen)<br />

Automatisierung<br />

Transformation von Gefühlen<br />

Bindungsentwicklung<br />

Wertwandel, Wertschaffung ...<br />

Konstruktion: Gestaltungskompetenz<br />

Konsens in verschiedenen Situationen<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Zwei-Ebenen-Modell: Beispiel<br />

Heinrich Roth<br />

Motivation<br />

Schwierigkeit<br />

Lösung<br />

Tun<br />

Ausführen<br />

Behalten<br />

Einüben<br />

Transfer<br />

Traugott Elsässer Basismodell 3 (S.12)<br />

1./2. Problemgenerierung: Lernende entdecken ein Hierund<br />

Jetzt-Problem im eigenen Erfahrungsbereich oder<br />

Lehrende vermitteln ein Problem (Diskrepanzerlebnis)<br />

Exakte Formulierung eines Problems und Ziels auf Basis<br />

der Ausgangsbedingungen. Lösungsweg ist unbekannt.<br />

3. Lernende schlagen unterschiedliche Lösungswege vor<br />

4.Prüfung, ob die vorgeschlagenen Lösungswege bei den<br />

Ausgangsbedingungen zielführend sind (Test, Auswahl)<br />

Ggf. zurück zu Schritt 3.<br />

Wenn Lösungswege zufriedenstellend zielführend sind:<br />

festhalten<br />

5. Anwendung des Lösungsweges auf neue Probleme des<br />

gleichen Typs, Analyse der Übertragbarkeit oder Verallgemeinerung<br />

des Lösungswegs, Abstraktion, Transfer, etc.<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Zwei-Ebenen-Modell: <strong>SELEA</strong>-Beispiele<br />

Heinrich Roth<br />

Problemorientiert<br />

Basismodell 1b:<br />

Entdeckendes Lernen<br />

Basismodell 3:<br />

Problemlösen<br />

Basismodell 6:<br />

Lernen von Strategien<br />

Ingo Scheller<br />

Erfahrungsbezogen<br />

Basismodell 1a: Lernen<br />

durch Eigenerfahrung<br />

Basismodell 5:<br />

Betrachtendes Lernen<br />

Basismodell 8:<br />

Motilität<br />

Basismodell 6:<br />

Lernen von Strategien<br />

Hilbert Meyer<br />

Handlungsorientiert<br />

Basismodell 11:<br />

Verhandeln lernen<br />

Basismodell 4a/b<br />

Begriffs/Konzeptbildung<br />

Basismodell 7<br />

Routinebildung<br />

Basismodell 6:<br />

Lernen von Strategien<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

___________________________________<br />

Basismodell 9:<br />

dynamische<br />

Sozialbeziehungen<br />

usw....<br />

Basismodell 9:<br />

dynamische<br />

Sozialbeziehungen<br />

usw. ...<br />

Basismodell 9:<br />

dynamische<br />

Sozialbeziehungen<br />

usw...<br />

77


Anlage 5: Lernsituationen<br />

Dokumente zur Lernsituation „Wohnformen im Alter“<br />

(LF 9: „Individuelle Interessen und Bedürfnisse alter Menschen verwirklichen helfen“)<br />

I. Beschreibung der Lernsituation<br />

In Form einer Zukunftswerkstatt setzten sich die Schüler mit verschiedenen Wohnformen<br />

im Alter auseinander. Die Lernsituation wurde entsprechend der <strong>SELEA</strong>-Ablaufplanung<br />

am Handlungorientieren Unterricht nach Hilbert Meyer ausgerichtet. Die Zukunftswerkstatt<br />

war für drei aufeinander folgende Unterrichtstage à 8 Unterrichtsstunden angelegt.<br />

Die Lernsituation wurde in den zwei Modellversuchsklassen AP 05a und AP 05f sowie<br />

einer parallel laufenden Klasse AP 05d durchgeführt. Am dritten Projekttag präsentierten<br />

die Gruppen ihre Arbeitsergebnisse zunächst intern, bevor eine gemeinsame Präsentation<br />

aller Klassenergebnisse vor einer kleinen Öffentlichkeit stattfand.<br />

1. Tag: Einstieg mit Diashow und anschließendem Impuls / Einführung Zukunftswerkstatt<br />

Schaubild „Stationen am Wegesrand“ mit Thema und Schrittabfolge gemäß Methode Zukunftswerkstatt<br />

und Zeitplanung<br />

Hinweis auf Interesse der Köster-Stiftung in Hamburg an den Ergebnissen des Projekts<br />

Ausgangsthese des Projekts (Alte Menschen wollen auch im Falle von Krankheit, Pflegebedürftigkeit,<br />

Behinderung oder Demenz ihren Wünschen entsprechend wohnen und leben)<br />

wird als Banner während der gesamten Dauer der Zukunftswerkstatt sichtbar im<br />

Raum vorhanden sein.<br />

1. Tag: Kritikphase<br />

Fragestellung durch den Moderator: Sie haben vielfältige Erfahrungen mit der Betreuung<br />

und der Wohnsituation alter Menschen (ambulant und stationär) gemacht. Was kritisieren<br />

Sie an den ihnen bekannten Wohn- und Betreuungsformen aus Ihrer Sicht als AltenpflegerIn<br />

und aus ihrer persönlichen Sicht?<br />

Die SchülerInnen notieren in Einzelarbeit Antworten auf halbe DIN A4-Streifen. Sie haben<br />

dafür 30 Minuten Zeit.<br />

Diese werden in Gruppen auf Doppelungen hin untersucht.<br />

Die verbleibenden Karten werden von den Gruppen vorgeclustert an die Metaplanwände<br />

mit Tesakrepp geklebt, vorgelesen und kurz erläutert.<br />

Anschließend clustert der Lehrende mit der Klasse zusammen die Karten fertig und notiert<br />

Überschriften.<br />

Die Plakate werden später abgenommen und an der Wand befestigt, um für die Dauer der<br />

Zukunftswerkstatt zur Verfügung zu stehen.<br />

1. Tag: Fantasiephase<br />

Die Gruppen suchen auf der Basis der geclusterten Kritikpunkte nach innovativen Lösungsmodellen<br />

(Zeit: 45 Minuten)<br />

Eine anschauliche Präsentation der Ideen wird vorbereitet (Bild, Collage, Gedicht, Geschichte,<br />

Theaterstück). (Zeit: 45 Minuten)<br />

78


Die Ergebnisse werden in der Klasse präsentiert. Eine Kritik durch die Klasse ist nicht erlaubt,<br />

wohl aber verständnisorientierte Nachfragen. Die Präsentation wird im Sitzkreis<br />

durchgeführt. (Zeit: 90 Minuten)<br />

1. und 3. Tag: Verwirklichungsphase<br />

In dieser Phase schreiben die Gruppen ein umsetzungsfähiges Konzept. Außerdem bereiten<br />

sie eine Stellwand für ihr Konzept vor, um es zu präsentieren.<br />

Die Umsetzung verläuft in folgenden Schritten: Die Schüler überprüfen die Materialien des<br />

Handapparats auf ihre Relevanz für ihr Projekt und fertigen Kopien für die Weiterarbeit an.<br />

Ggf. recherchieren sie selbst nach Informationen im Internet. Sie vertiefen ihr Pläne und<br />

Vorstellungen und diskutieren in ihrer jeweiligen Gruppe die Realisierungsschritte.<br />

Das Konzeptpapier (3 Textseiten) wird verfasst. Die Stellwand wird vorbereitet.<br />

Das Konzeptpapier soll u.a. Aussagen zum Betreuungs- und Pflegekonzept machen, zur<br />

Personalausstattung, der Organisation (eigenes Personal, ambulanter Dienst, Trägerschaft),<br />

die Architektur/Lage und Wohnungsanpassung. Zudem muss es den Vorgaben des Heimgesetzes<br />

entsprechen. Weitere Fragestellungen: was könnte bei der Realisierung schwierig<br />

werden? Wie könnte man diese Schwierigkeiten überwinden?<br />

Die Köster-Stiftung wird als Interessent für die Umsetzung neuer Wohnformen vorgestellt<br />

(Internetauftritt). Die Kerngedanken der Gruppe werden auf einer halben Seite pro Gruppe<br />

verdichtet (best of), um sie klassenweise gesammelt der Köster- Stiftung zu zusenden.<br />

Die klasseninterne Präsentation erfolgt. Sie wird bewertet: Gruppen- und Einzelnote für die<br />

Präsentation, Gruppennote für das Konzeptpapier (Ideen, Verständlichkeit, Schlüssigkeit,<br />

Planungstiefe)<br />

Die Schüler überarbeiten ggf. ihre Präsentation außerhalb des Unterrichts.<br />

Auf einem Markt der Möglichkeiten (z.B. in der Aula) werden in der 5. Blockwoche alle<br />

Projekte der beteiligten Klassen präsentiert. Vertreter der Köster-Stiftung werden eingeladen,<br />

ggf. auch Seniorenbeirat, Stattbau, Presse u.a.<br />

Im Anschluss der Veranstaltung können <strong>W1</strong>-Klassen die Ausstellung besuchen und mit<br />

den Schülergruppen über ihre Ideen sprechen.<br />

Für den 10. Oktober 2007 wurde die Gesamtpräsentation ähnlich einem Markt der Möglichkeiten<br />

geplant.<br />

Die 14 am Projekt beteiligten Gruppen sollten möglichst auch ihre Fantasieprodukt präsentieren,<br />

um den Entwicklungsprozess über die drei Tage zu illustrieren.<br />

Jede Gruppe sollte mindestens 3 Exemplare ihres Konzepts bereit halten.<br />

Für die Präsentation vor den Gästen hatte jede Gruppe ca. 5 Minuten Zeit. Der Stand sollte<br />

dabei die ganze Zeit besetzt sein, damit Fragen von anderen Schülern und Lehrern beantwortet<br />

werden konnten.<br />

Drei kurze Ansprachen des Lehrenden zur Projektbedeutung, eines Vertreters des Landesseniorenbeirats<br />

und des Geschäftsführers der Köster-Stiftung wurden der Präsentation vorangestellt.<br />

Die Präsentation wurde im Internet veröffentlicht.<br />

79


II. Einschätzung der SchülerInnen zur Lernsituation<br />

Die Schüler der Modellversuchsklassen AP 05 a+f haben nach der Zukunftswerkstatt das<br />

Projekt schriftlich und in einem Klassengespräch evaluiert. In der Klasse AP 05d wurde<br />

ein Blitzlicht durchgeführt. Von den Lehrenden wurden folgende Stichworte als mögliche<br />

Gesichtspunkte genannt:<br />

• Gruppenarbeit<br />

• Was habe ich gelernt<br />

• Zeitrahmen<br />

• Bücher/Internet<br />

• Was hat mir gefallen?<br />

• Was würde ich künftig anders machen?<br />

• Was sollte der Lehrer künftig anders machen?<br />

• Welche Rolle spielte die Ankündigung der Präsentation des Projekts bei Anwesenheit von<br />

Herrn Detjen?<br />

Die Auswertung der Schülerevaluation erfolgte nach folgenden Gesichtspunkten:<br />

• Komplexität der Aufgabenstellung<br />

Grundsätzlich zeigten sich die Schüler zufrieden mit der Komplexität der Aufgabenstellung.<br />

Es wurde aber auch deutlich, dass einige Schwierigkeiten mit der Methode der Zukunftswerkstatt<br />

hatten. Insbesondere fiel der Übergang von der Fantasie- in die Verwirklichungsphase<br />

schwer. Die Präsentation vor dem Vertreter der Köster-Stiftung verlieh nach<br />

Angabe einiger Schüler der Ausarbeitung des Konzepts Ernsthaftigkeit.<br />

• Was habe ich gelernt?<br />

In Bezug auf diese Fragestellung fiel auf, dass die meisten Schüler ihren Lernerfolg auf die<br />

Gruppenarbeit bezogen, jedoch eher nicht glaubten, etwas an „Faktenwissen“ gelernt zu<br />

haben.<br />

• Selbststeuerung des Lernprozesses<br />

Im Zusammenhang mit dieser Fragestellung fiel die Bewertung fast durchgehend positiv<br />

aus. Insbesondere erwähnten die Schüler, dass es hilfreich war, die Aufgaben aufzuteilen,<br />

so dass jeder für sich die entsprechenden Daten sammeln konnte. („Die Arbeitsaufteilung<br />

lief dann wie von selber, es wurde auf die Wünsche und Fähigkeiten jedes einzelnen geachtet<br />

und jeder hat sich eingebunden und auch selbst die Initiative ergriffen. So kamen<br />

immer wichtige Verbesserungsvorschläge, die die ganze Gruppe weiter gebracht haben.“)<br />

Andere sahen sich durch die Gruppe aber auch in ihrer Selbststeuerung behindert.<br />

• Beitrag der Gruppenarbeit für selbstgesteuertes Lernen<br />

Erwähnt wurde hier u.a., dass es sinnvoll war, Regeln innerhalb der Gruppe aufzustellen.<br />

(„... Jeder Schritt wurde überdacht und diskutiert. Jeder hat an dem Projekt versucht, mitzuarbeiten“.)<br />

Andere betonten den guten Zusammenhalt der Gruppe sowie die gegenseitige<br />

Unterstützung und Ideengebung. So seien die Ergebnisse vielfältiger geworden. Als problematisch<br />

wurde der Übergang von der Fantasie- in die Realisierungsphase bewertet, da<br />

jeder seine eigene Idee hatte, die er verwirklichen wollte. Auch bei der Gestaltung der<br />

Mappe war es offensichtlich schwierig, Kompromisse zu finden.<br />

• Beitrag zur Selbstwirksamkeit<br />

Den Beitrag zur Selbstwirksamkeit schätzten die Schüler durchgehend positiv ein. Besonders<br />

gefiel ihnen, dass sie der Fantasie „freien Lauf“ lassen und etwas vorbereiten konnten,<br />

„was auch andere interessieren und mitziehen könnte“. Für einige war es interessant, „her-<br />

80


aus zu finden, ob unser Projekt in Wirklichkeit umsetzbar ist“, andere wiederum demotivierte<br />

die Einsicht, dass deren Konzept „kaum durchführbar ist“. Insgesamt jedoch zeigte<br />

sich die Mehrheit zufrieden und stolz darüber, ein Projekt über mehrere Tage in einer<br />

Gruppe geplant und fertig gestellt zu haben, was von einigen so nicht erwartet worden war.<br />

Positiv wurde auch bemerkt, dass es „mal etwas ganz anderes [war], kein richtiger Unterricht,<br />

hat mir richtig Spaß gemacht“.<br />

• Lehrerverhalten<br />

In Bezug auf das Lehrerverhalten äußerte sich die Mehrheit aus der Befragung der Klassen<br />

AP 05 a+d zufrieden. Sie bewerteten positiv, dass sie weitgehend autonom arbeiten konnten,<br />

der Lehrer aber für Fragen zur Verfügung stand und Besserungsvorschläge einbrachte.<br />

Einige wünschten sich ein Eingreifen des Lehrers bei Gruppenproblemen, andere hingegen<br />

hätten sich mehr Zurückhaltung gewünscht.<br />

• Äußere Rahmenbedingungen<br />

Der Zeitrahmen wurde von den SchülerInnen überwiegend als angemessen angesehen.<br />

Einige beklagten sich über zu wenig Zeit, ganz wenige meinten, zu viel Zeit zu haben. Das<br />

von den Lehrern bereitgestellte Buch- und Artikelangebot wurde von einigen Gruppen<br />

angenommen und als hilfreich angesehen. Die meisten Gruppen bevorzugten allerdings das<br />

Internet wegen der schnelleren Suchergebnisse.<br />

III Einschätzung der Lehrenden zur Lernsituation<br />

Grundsätzlich wünschen sich die Lehrenden eine durchgehende Betreuung solcher Projekte<br />

durch eine Lehrperson. Es wurde überlegt, ob die Methode 'Zukunftswerkstatt' für diesen<br />

Zweck geeignet war. Als kritisch wurde angemerkt, dass der Schritt von der Fantasiezur<br />

Realisierungsphase für einige Gruppen sehr schwierig gewesen sei. Auch der Aspekt<br />

der Pflegebedürftigkeit der Bewohner habe schon während der Fantasiephase nicht mehr<br />

im Vordergrund gestanden. Vielmehr dominierten offensichtlich die eigenen Perspektiven<br />

der SchülerInnen wie Tiere, Konsum/Wellness, Sonne, gemeinsam kochen, Gemüseanbau<br />

u.ä. Die Konzeptpapiere enthalten z.T. wenig reflektierte Redensarten wie „gute Pflege“,<br />

die die Lehrenden aber bereits während der Realisierungsphase hinterfragten.<br />

Viele Ziele des neuen Bildungsplans wurden durch die Realisierung des Projekts erreicht.<br />

Dadurch wird die Einschätzung mancher Schüler, kein Faktenwissen erworben zu haben,<br />

relativiert. Die Beschäftigung mit der Finanzierung ihrer Projekte hat bei den Gruppen<br />

einige Unsicherheit, jedoch auch Motivation ausgelöst. Ein vollständiger Finanzplan ist<br />

nicht entwickelt worden, wohl aber Verständnis für die Komplexität eines solchen Projekts.<br />

Einerseits fehlt den Schülern die Erfahrung mit dieser Fragestellung, andererseits<br />

haben sich einige Gruppen auf diese Frage fixiert.<br />

IV Evaluation zur Veröffentlichungsphase des handlungsorientierten Unterrichts<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die Reaktion der Schülerinnen auf die Präsentation war in allen Klassen zunächst von Enttäuschung<br />

geprägt:<br />

• Zu wenig Zeit für die Präsentation, das Gefühl von zu wenig Anerkennung und Wertschätzung<br />

für ihre Arbeit.<br />

• Ungleiche Zeitkontingente für die einzelnen Gruppen<br />

• zum Schluss weniger Interesse der Externen an den Projekten (vermutete Ermüdung)<br />

• zum Teil Leerlauf und Warterei auf die Präsentation.<br />

81


Die Ursachen sind vielfältig:<br />

Es begann mit der Verspätung von Herrn Detjen.<br />

Auch meine/unsere Erwartung, dass die Schüler sich stärker für die Konzepte der anderen<br />

Gruppen interessierten und sich an anderen Ständen informieren, war wohl falsch.<br />

Vielleicht waren die Erwartungen hinsichtlich der Bedeutung der Präsentation der Schüler<br />

auch zu hoch gepuscht worden. Eigentlich war von vorn herein klar, dass nur 5 Minuten<br />

plus Verlängerung pro Gruppe zur Verfügung standen. Die Vorbereitung der Schülerinnen<br />

darauf, ihr Konzept auf z.B. 3 Minuten zu straffen, um 2 Minuten Austausch zu ermöglichen,<br />

ist von unserer Seite sicherlich nicht ausreichend erfolgt.<br />

Die ersten Gruppen waren begünstigt, da Detjen und Brohm sich da zunächst viel Zeit<br />

nahmen. Zum Teil habe ich nicht gebremst, weil Detjens Azubine in der Gruppe war, z.T.<br />

entwickelten sich Gespräche, die aus Anfangsinteresse und –engagement schwer zu unterbrechen<br />

waren.<br />

Schülerinnen aus der AP05d schilderten, sie hätten das Gefühl gehabt, da komme in Gestalt<br />

von Detjen, Brohm und mir eine Prüfungskommission durch. Das war sicherlich ein<br />

fataler Eindruck, gerade vor dem Hintergrund des Zeitdrucks.<br />

Verbesserungsvorschläge:<br />

Die AP05d hat vorgeschlagen, Detjen und Brohm getrennt durch die Veranstaltung laufen<br />

zu lassen begleitet von jeweils einem Lehrer. Die Idee leuchtete mir ein. Es hätte mehr<br />

Gespräche und Aktivitäten für die Gruppen bedeutet. - Da hätten wir die Schüler wohl<br />

früher mit einbeziehen sollen! Ich hatte ein zentralistisches Konzept im Kopf, um alle<br />

Gruppen angemessen einzubeziehen.<br />

Im dezentralen Konzept hätten die Schüler mehr um die Aufmerksamkeit der Externen<br />

werben müssen, wären möglicherweise aber gar nicht zum Zuge gekommen.<br />

Die Schülerinnen aller Klassen wünschen sich eine weitere Rückmeldung der beiden Externen.<br />

Als Vorschläge kamen bisher auf den Tisch (von Lehrern und Schülern): ein allgemeines<br />

Schreiben der beiden Externen an alle Gruppen, eine individuelle schriftliche<br />

Rückmeldung für jedes Konzept. Letzteres können die beiden wohl kaum leisten.<br />

Da ich die beiden sowieso noch kontaktiere, werde ich sie bitten ihre Eindrücke von der<br />

Veranstaltung in einem Schreiben an die Schüler zu bündeln, das wir dann den Schülerinnen<br />

in Kopie zur Verfügung stellen.<br />

Weitere Vorschläge waren, die Präsentation klassenweise aufzudröseln. Das hätte den Vorteil,<br />

die bisherige Wartezeit für Unterricht zu nutzen. Dadurch würde allerdings der Charakter<br />

eines Markts der Möglichkeiten und das Gemeinschaftserlebnis verloren gehen. Man<br />

könnte dann aber leichter Raucherpausen (für Detjen) einbauen….<br />

Das Gute zum Schluss:<br />

Mein Eindruck war, dass die beiden Externen das Mögliche getan haben, im Rahmen unserer<br />

organisatorischen Vorgaben den Schülerinnen grosses Interesse und Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Sie haben ihre Rolle als „Senior Advisor“ ernst genommen und sich mit den<br />

Projekten sachkundig auseinandergesetzt. Das geschah auch beim zeitlich letzten Projekt,<br />

wo nur noch vier Schülerinnen anwesend waren. Die Atmosphäre war dadurch zu diesem<br />

Zeitpunkt sicherlich etwas bedrückend , nicht jedoch die Aufmerksamkeit der Externen.<br />

Auch darin könnte eine Begründung für die Enttäuschungen der zeitlich am Ende präsentierenden<br />

Gruppen liegen: Das Ambiente war am Anfang positiver. Vielleicht hätte man<br />

82


durch ein Catering-Angebot im zweiten Teil die Stimmung wieder steigen lassen und das<br />

Ambiente erhalten können.<br />

Die Schülerinnen haben vermutlich gelernt, dass der Umgang mit Externen anderer Verhaltensweisen<br />

bedarf als der mit Lehrern.<br />

Die Bedeutung, ein Konzept in prägnanter Form darstellen zu können, wird vielleicht ein<br />

Ergebnis der Selbstreflexion der Schülerinnen sein.<br />

Mancher Schülerinnen war vermutlich nicht bewusst, dass die Externen Fachleute sind, die<br />

sehr viel schneller als Mitschüler die präsentierten Konzepte erfassen. Das wurde mir z.B.<br />

daran deutlich, dass die beiden Externen nach dem Ende der letzten Schülerpräsentation<br />

begannen, die Schwerpunkte der verschiedenen Konzepte zu bündeln und zu bewerten. Sie<br />

haben sofort die Unterschiede zu herkömmlich diskutierten Konzepten erkannt und die<br />

neue Ideen besonders gewürdigt: z.B. kleinere Einheiten als die, die bisher als wirtschaftliche<br />

Mindestgröße angesehen werden sowie die Arbeit mit Tieren. Die vielfältigen Planungen<br />

der Vereinsamung im Alter entgegen zu wirken wurden als sehr kreativ hervorgehoben.<br />

Bedenken wurden gelegentlich deutlich, ob die Planungen ein ausreichendes Maß an<br />

Individualität zulassen. Positiv wurde gewertet, dass man durch unterschiedliche Wohnumgebungen<br />

Lebensperspektiven und -einstellungen der älteren Menschen stärken kann.<br />

Die architektonischen Ideen der Schüler wurden konzeptionell positiv gesehen, wenn auch<br />

gelegentliche offensichtliche Konstruktionsfehler dem studierten Architekten Brohm sofort<br />

auffielen. Damit ging er sehr einfühlsam um. Auch Herr Detjen hat wo er konnte seine<br />

Erfahrungen und Kompetenzen eingebracht, indem er z.B. auf ihm bekannte den Schüler-<br />

Konzepten ähnliche Projekte verwies.<br />

Ekkehard Lauritzen<br />

83


Dokumente zur Lernsituation „Bürgerschaftswahlen“<br />

(Lernbereich 2: Wirtschaft und Gesellschaft)<br />

I. Beschreibung der Lernsituation<br />

1. Thema der Lernsituation: „An der politischen Willensbildung teilnehmen“<br />

2. Vorbereitungsphase<br />

Die Lehrperson traf folgende<br />

• Didaktische Überlegungen/Formulierung der Lernziele. SchülerInnen treffen die<br />

Auswahl:<br />

Die Schüler können mit den Stimmzetteln umgehen und die unterschiedliche Bedeutung<br />

der Stimmen für den Wahlausgang einschätzen. Auf die Behandlung des Auszählungsprozesses<br />

wird verzichtet.<br />

Die Schüler wissen, um welche Wahl es sich handelt und welche Bedeutung diese Wahl<br />

für sie selbst hat.<br />

Die Schüler können sich über unterschiedliche Positionen der Parteien informieren und<br />

diese zur Wahlentscheidung heranziehen.<br />

Die Schüler können sich über die Kandidaten ihres Wahlkreises informieren.<br />

Sie entwickeln eine Bereitschaft zur aktiven Auseinandersetzung mit der Frage der Teilnahme<br />

an der Wahl.<br />

Die Schüler bewerten den Prozess der Wahlrechtsreform in Hamburg und untersuchen die<br />

Zuständigkeitsbereiche der Verwaltung und der Legislative in Hamburg im Hinblick auf<br />

die Bedeutung für sich selbst.<br />

Sie erkennen die Bedeutung der Gewaltenteilung für das Funktionieren der Demokratie.<br />

Damit die Schüler das für sie leidige Thema Gewaltenteilung besser verstehen, wird die<br />

Rolle der Verfassungorgane der Freien Hansestadt Hamburg vom Lehrenden mit einem<br />

Fußballspiel verglichen. Der Sinn erschließt sich dadurch unmittelbar:<br />

• die Bürgerschaft stellt die Spielregeln auf (macht die Gesetze)<br />

• der Senat ist in der Rolle der Fußballspieler (er setzt die Gesetze um, macht für sich und seine<br />

Wähler das Beste daraus)<br />

• das Hamburgische Verfassungsgericht ist der Schiri (es achtet darauf, dass die Regeln auch<br />

eingehalten werden)<br />

Schüler, die in Heimen arbeiten, haben bei Wahlen evtl. auch die Aufgabe, im Sonderwahlbezirk<br />

Heim die Bewohner bei der Umsetzung ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen.<br />

Die Wahl findet dann im Zimmer, bzw. am Bett des Bewohners statt. Deshalb ist es<br />

besonders wichtig, dass die Altenpfleger über die Modalitäten des Wahlverfahrens und die<br />

Bedeutung der Stimmen genau informiert sind.<br />

Weitere Überlegung: man könnte daraus auch ein Rollenspiel entwickeln, das als Produkt<br />

fungiert. Schüler erklären einer Bewohnerin das Wahlverfahren.<br />

• Klärung der organisatorischen Voraussetzungen für die Bearbeitung des Themas:<br />

Zeitrahmen: 12 Unterrichtsstunden.<br />

84


Lernfeldkiste mit 1 Klassensatz Hamburg Handbuch und 1 Klassensatz 6 Stimmen für<br />

Hamburg, je Gruppe 2 Exemplare Derzeit angekündigte Wahlvorschläge mit Kontaktadressen.<br />

PC-Zugang.<br />

• Einschätzung der Lernvoraussetzungen der Schüler für die Bearbeitung des Themas:<br />

Eher geringes bis kein Interesse an Politik.<br />

• Hypothesen über die Erfahrungen und Interessen der Schüler zum Thema:<br />

Nach Einschätzung des Lehrenden kann nur aus persönlichen Erfahrungen, bzw. Betroffenheit<br />

politisches Engagement entstehen. Wenige Schüler haben sich bisher Gedanken<br />

darüber gemacht, welche persönlichen Interessen über politisches Engagement durchsetzbar<br />

sind. Sie werden die Aufgabe nicht sofort als lösbar überschauen.<br />

3. Einstiegsphase:<br />

• Handlungsbezogener Unterrichtseinstieg, um in das Thema einzuführen:<br />

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Klassengespräch:<br />

− haben Sie solch eine Situation schon einmal erlebt? (Häufige Antwort: Berufswahl)<br />

− Wie sind Sie damit umgegangen?<br />

− Wie bewerten Sie Ihr damaliges Vorgehen heute?<br />

1. Vereinbarung von Handlungsprodukten mit den Schülern:<br />

2. Welche Handlungsinteressen werden von den Schülern geäußert?<br />

Wie vom Lehrenden erwartet, zeigen die SchülerInnen zunächst kein Interesse am Thema<br />

und der Erstellung von Handlungsprodukten.<br />

• Auf welches Handlungsprodukt kann sich geeinigt werden?<br />

Frage an einen Wahlkandidaten stellen, einen Leserbrief verfassen, mindmap<br />

4. Erarbeitungsphase:<br />

Nach der Einstiegsphase erhalten die SchülerInnen Arbeitsaufträge:<br />

− Ermitteln Sie mit Hilfe des Hamburg-Handbuchs die Aufgaben der Hamburger Verfassungsorgane.<br />

Welche Rolle spielt hierbei die Hamburg-Wahl? Erläutern Sie in diesem<br />

Zusammenhang den Begriff der Gewaltenteilung. Halten Sie die Ergebnisse schriftlich<br />

fest.<br />

− Beschreiben Sie die Aufgabenbereiche von Ihrem Bezirksamt und den Fachbehörden.<br />

Wer leitet diese Institutionen? Was hatten Sie mit diesen Institutionen bisher zu tun?<br />

− Ermitteln Sie mit Hilfe der Broschüre 6 Stimmen für Hamburg wie viele Stimmzettel<br />

Sie ausfüllen können, welche Wahlmöglichkeiten Sie haben und welche Stimmen die<br />

wichtigsten sind.<br />

− Informieren Sie sich über die Wahlkreiskandidaten Ihres Wahlkreises. Benutzen sie<br />

dazu die Seite www.abendblatt.de www.kandidatenwatch.de und<br />

www.abgeordnetenwatch.de . Ergeben sich daraus für Sie Anhaltspunkte für die Verteilung<br />

Ihrer 5 Wahlkreisstimmen? Diskutieren Sie Ihre Überlegungen in Ihrer Gruppe.<br />

Haben Sie Fragen an die Kandidaten? Stellen Sie die online über eine der genannten<br />

Websites.<br />

85


−<br />

−<br />

Informieren Sie sich auf den Websites der Parteien (vgl. Text: Derzeit angekündigte<br />

Wahlvorschläge mit Kontaktadressen) über deren Selbstdarstellung. Suchen Sie als<br />

Gruppe einen Beitrag aus und formulieren Sie dazu einen Leserbrief.<br />

Reflektieren Sie Ihren eigenen Meinungsbildungsprozess. Fertigen Sie dazu eine<br />

Mindmap an, in der Sie mögliche Einflüsse auf den Meinungsbildungsprozess von<br />

Wählern zusammenfassen. Diskutieren Sie die Frage, welche dieser Punkte für Sie<br />

selbst besonders wichtig sind.<br />

5. Auswertungsphase:<br />

Nach Einschätzung des Lehrenden waren viele SchülerInnen zufrieden, teilweise stolz auf<br />

ihr Produkt. Es sind sowohl Leserbriefe als auch Fragen an Kandidaten verfasst worden.<br />

Als Themen wurden gewählt:<br />

- Gefahrenfreies Radfahren in Eimsbüttel,<br />

- Rauchen in Gaststätten,<br />

- Vandalismus in Osdorf,<br />

- Kriminalität in Wilhelmsburg,<br />

- Desinteresse von Jugendlichen an der Wahl in Hamburg,<br />

- Arbeitsbedingungen in der Altenpflege in Hamburg,<br />

- Leinenpflicht für Hunde,<br />

- integratives Schulkonzept für eine <strong>Schule</strong> in Wilhelmsburg,<br />

- Arbeitslosigkeit,<br />

- Gleichberechtigung von Mann und Frau,<br />

- „Michel statt Moschee“.<br />

Der Lehrende bewertete die Produkte und gab schriftliche Rückmeldungen. Diese wurden<br />

im Anschluss von den SchülerInnen evaluiert.<br />

IV. Evaluation der LS Bürgerschaftswahl AP05d 29.2.2008[el]<br />

Ich bin in Hamburg wahlberechtigt<br />

Ja(18)<br />

Nein(4)<br />

Ich habe bei der Bürgerschaftswahl meine Stimme abgegeben<br />

Ja(8)<br />

Nein(14)<br />

Die Lernsituation Wahlen hat mir geholfen, das neue Wahlsystem zu verstehen<br />

Ja(12)<br />

Nein(10)<br />

Die Lernsituation Wahlen hat mir geholfen zu verstehen, welche Parlamente durch die<br />

Wahlen neu besetzt werden.<br />

Ja(9)<br />

Nein(13)<br />

Die Lernsituation Wahlen hat mein Interesse an der Hamburger Politik erhöht.<br />

Ja(7)<br />

Nein(16)<br />

86


Die Lernsituation Wahlen hat mir geholfen, Probleme meines Alltags als politische Probleme<br />

zu erkennen.<br />

Ja(5)<br />

Nein(17)<br />

Die Lernsituation Wahlen hat mit dazu beigetragen, dass ich meine Stimme abgegeben<br />

habe.<br />

Ja(2)<br />

Nein(19)<br />

Die Lernsituation Wahlen hat mir geholfen, meine Wahlentscheidung zu treffen.<br />

Ja(4)<br />

Nein(19)<br />

Der Unterricht über Wahlen war überflüssig<br />

Ja(10)<br />

Nein(12)<br />

Ich hatte anfangs keine Lust zu dem Thema Wahlen<br />

Ja(16)<br />

Nein(6)<br />

Der Unterricht zum Thema Wahlen hat mir Spass gemacht<br />

Ja(8)<br />

Nein(12)<br />

Der Unterricht zum Thema Wahlen war zäh und langweilig<br />

Ja(12)<br />

Nein(9)<br />

Die eMail an einen Kandidaten bzw. mein Leserbrief hat ein echtes persönliches Anliegen<br />

enthalten.<br />

Ja(18)<br />

Nein(4)<br />

Was ich sonst noch sagen wollte: keine Beiträge<br />

Auswertung der Schülerbefragung [E. Lauritzen]<br />

Insgesamt war etwas mehr als die Hälfte der Schüler der Kontrollgruppenklasse AP 05d<br />

der Meinung, die Lernsituation „Bürgerschaftswahlen“ habe ihnen geholfen, das Wahlsystem<br />

zu verstehen. 9 von 22 der befragten Schüler half das Bearbeiten der Lernsituation, zu<br />

verstehen, welche Parlamente durch die Wahlen neu besetzt werden. Bei der Mehrheit der<br />

Befragten allerdings wurde dadurch das Interesse an der Hamburger Politik weder erhöht,<br />

noch hat die Lernsituation geholfen, Probleme des Alltags als politisches Problem zu verstehen.<br />

Kaum ein Schüler fühlte sich motiviert, seine Stimme abzugeben, da die wenigsten<br />

das Gefühl hatten, die Lernsituation habe ihnen geholfen, ihre Wahlentscheidung zu treffen.<br />

Allerdings glaubte nur die Hälfte, dass der Unterricht überflüssig gewesen sei, trotzdem<br />

16 der insgesamt 22 befragten Schüler eingestand, anfangs keine Lust auf das Thema<br />

Wahlen gehabt zu haben. Entsprechend dem grundsätzlich mangelnden Interesse Jugendlicher<br />

an politischen Themen, beurteilte etwas mehr als die Hälfte der Schüler den Unterricht<br />

als zäh und langweilig, gaben aber an, in ihrer eMail an einen Wahlkandidaten bzw.<br />

im Leserbrief ein echtes persönliches Anliegen bearbeitet zu haben.<br />

Zum Teil gab es Probleme bei der Formulierung des Leserbriefes einer Gruppe. Trotz der<br />

Hinweise des Lehrenden bestand die Gruppe auf Formulierungen wie „was mich zu Tränen<br />

rührt“, „in tiefer Betroffenheit“ u.ä. Eine Mitschülerin fand zunächst die Formulierungen<br />

angemessen und verglich sie mit ihr bekannten Kolummnen einer regionalen Tageszeitung.<br />

Der Hinweis, dass ein Kolumnist für seine Zielgruppe entsprechend schreibt, überzeugte<br />

die Schülerin. Die Gruppe selbst erstellte am nächsten Tag einen neuen Brief mit<br />

mehr Sachlichkeit.<br />

87


Über die individuelle schriftliche Rückmeldung zu ihren Handlungsprodukten äußerten<br />

sich die Schüler durchaus positiv. Alle hatten die Lehrerrückmeldung gelesen, wobei fast<br />

alle weniger die Note interessiert hatte. Die Mehrheit erklärte, über die Rückmeldung<br />

nachgedacht zu haben, nur etwas mehr als die Hälfte hatte sich darüber gefreut. Fast alle<br />

haben die Rückmeldung mit anderen, zum Beispiel Mitschülern besprochen. Fast die Hälfte<br />

aller Schüler hatte die Rückmeldung mehrfach gelesen. Überwiegend wurde diese Form<br />

der Rückmeldung öfter gewünscht und als hilfreich angesehen, da den wenigsten als Lehrerrückmeldung<br />

eine Note reicht.<br />

V. Anmerkungen des unterrichtenden Kollegen (E. Lauritzen):<br />

• ich habe bei dieser Lernsituation zwei besondere Schwerpunkte gewählt: zum einen<br />

lag mir daran, die Art und Zuständigkeit der zu wählenden Parlamente zu verdeutlichen,<br />

zum anderen wollte ich Probleme der Schülerinnen in ihrer kommunalen<br />

Umwelt als kommunalpolitische Probleme verdeutlichen und dadurch ein grundsätzliches<br />

Interesse für Politik wecken. Damit wollte ich die Einsicht vermitteln,<br />

dass Politik stets Teil des eigenen Lebens ist.<br />

• Wie die Zahlen belegen, ist mir das ansatzweise gelungen.<br />

• von 18 Wahlberechtigten haben acht ihre Stimme abgegeben: 44%. Die allgemeine<br />

Wahlbeteiligung lag bei 62%, Jungwähler gehen traditionell seltener zur Wahl .<br />

Eine aktuelle Zahl der Jungwählerbeteiligung habe ich noch nicht gefunden.<br />

• Eine Bewertung dieses Ergebnisses kann nur im Vergleich mit anderen Klassen<br />

stattfinden. Die stehen mir momentan nicht zur Verfügung.<br />

• Auf eine konkrete Auseinandersetzung mit Parteipositionen habe ich verzichtet,<br />

weil die ohne ein persönliches Interesse an diesen Fragen kaum politisieren. Der<br />

Unterricht droht dann, langweilig zu werden. Eine Hilfestellung bei der Beschaffung<br />

und Bewertung von Parteipositionen zu bestimmten Fragen benötigen die<br />

Schüler meiner Ansicht nach nicht. Sie sind selbständig genug.<br />

• Auch den Wahlomaten habe ich nicht eingesetzt, nachdem ich hörte, dass ein umfangreiches<br />

Vorwissen vorhanden sein muss, um die Fragen richtig zu verstehen.<br />

Wer das hat, braucht den Wahlomaten eh nicht mehr.<br />

88


Dokumente zur Lernsituation „Inkontinenz“<br />

(Lernfeld 12: „Menschen mit Infektionen pflegen“)<br />

I. Beschreibung der Lernsituation<br />

1. Vorbereitungsphase<br />

Klärung der organisatorischen Voraussetzungen für die Bearbeitung des Themas:<br />

Aufgrund personeller Engpässe konnte die Lernsituation Inkontinenz nur bei einer der<br />

Modellversuchsklassen durchgeführt und evaluiert werden. Es war dies die Klasse AP 05f.<br />

Ingesamt standen 12 Unterrichtsstunden zur Verfügung, wobei die erste Hälfte schon vor<br />

den Frühjahrsferien erfolgt war.<br />

Großer Klassenraum, Mediothek und Computerraum stehen zur Verfügung.<br />

Material: Folie: Inkontinenz in Zahlen, Metaplanwand, Metaplankarten, Stifte, eigene<br />

Fachbücher, planungsbezogen, Text: Lernziele, Fachliteratur, Broschüren, Internetrecherche,<br />

von den SchülerInnen angeforderte Materialien, Materialbogen: Planung des Vorgehens,<br />

Reflexionsbogen<br />

2. Einstiegsphase<br />

1. Informierender Unterrichtseinstieg: Der Themenkomplex Inkontinenz und das Ziel<br />

– die Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse – werden benannt.<br />

Im Lehrer-Schüler-Gespräch (LSG) werden Begründungen für das Themengebiet<br />

und die Zielsetzung zusammengetragen und auf dem vorbereiteten Flipchart stichwortartig<br />

zusammengefasst.<br />

Der Ablauf der Lernsituation wird beschrieben: Klärung des Handlungsproduktes<br />

in Gruppenarbeit (GA), Planung des Arbeitsvorhabens (GP), Präsentation des<br />

Handlungsproduktes (GP) und Reflexion des Arbeitsprozesses und des Produkts<br />

(GP)<br />

Von der Lehrperson werden folgende Lernziele formuliert:<br />

Die SchülerInnen<br />

− kennen die Anatomie und Physiologie sowie ausgewählte Erkrankungen (Zystitis, Nierenentzündungen,<br />

chronische Niereninsuffizienz) des Harnsystems<br />

− sie kennen den Miktionsvorgang<br />

− sie kennen die verschiedenen Inkontinenzarten nach ICS = International Continence<br />

Society, und können diese unterscheiden<br />

− sie kennen verschiedene Therapiemöglichkeiten<br />

− sie kennen die 6 Kontinenzprofile (s. Inkontinenz-Expertenstandard) zur Bestimmung<br />

des Abhängigkeitsgrades von personeller und/oder materieller Hilfestellung<br />

− sie können pflegerische Maßnahmen zum Kontinenzerhalt beschreiben und erläutern<br />

und<br />

− sie können Betroffene und Angehörige im einfühlsamen, individuellen Gespräch über<br />

die jeweilige Inkontinenzart und deren adäquate Versorgung beraten.<br />

89


3. Vereinbarung von Handlungsprodukten mit den SchülerInnen:<br />

Wie können die Arbeitsergebnisse anderen Personen zugänglich gemacht werden? Die<br />

Schüler diskutieren in Arbeitsgruppen ihre Ideen und Vorschläge und halten diese auf Metaplankarten<br />

fest. Anschließend werden diese an der Metaplanwand vorgestellt und erläutert.<br />

Folgende Vorschläge wurden genannt:<br />

Leitfaden für Betroffene – Power-point-Präsentation; Information mit Hilfe von PPP; Fadenquiz;<br />

Faltbroschüre; Informationsheft; Handout/Prospekt für z.B. Betroffene; Flyer;<br />

Infoabend für Angehörige/Betroffene; Handbuch; Metaplanwand-Plakat; Beratungsgespräch/Rollenspiel;<br />

Taschenbuch; Webside; „Wer-wird-Millionär-Spiel“ für Schüler;<br />

OHP-Folien zur Präsentation; Sketch-Kabarett zum Thema, Begriffsscheibe zum Themengebiet;<br />

Pflegeplanung<br />

Die Lehrkraft ergänzt ggf. mit eigenen Metaplankarten. Eine Bewertung der Ideen folgt im<br />

nächsten Schritt unter der Fragestellung:<br />

Was lerne ich bei den jeweiligen Vorschlägen für meine Berufspraxis? Welche Handlungsprodukte<br />

sollten Ihrer Meinung nach also nicht umgesetzt werden?<br />

Die genannten Metaplankarten werden von der Wand entfernt. Im nächsten Arbeitsschritt<br />

einigt sich jede Gruppe auf ein Handlungsprodukt, schreibt dieses auf eine Metaplankarte<br />

und teilt ihre Entscheidung der Gesamtklasse und der Lehrkraft mit.<br />

Ausgewählt werden von ihnen:<br />

• 2 x Powerpoint-Präsentation (PPP) für die MitschülerInnen bzw. Pflegekräfte sowie<br />

• PPP für Angehörige und Betroffene<br />

• 1 Flyer für KlientInnen<br />

• 1 Broschüre für KlientInnen<br />

• Beratungsgespräch für Betroffenen und Angehörige<br />

• Lern-Begriffsscheibe zum Themengebiet Inkontinenz<br />

4. Erarbeitungsphase:<br />

Die Gruppen verschaffen sich zunächst einen Überblick über das gesamte Themengebiet<br />

„Inkontinenz“ und planen erst dann ihr Arbeitsvorhaben.<br />

Die Schüler arbeiten an der Aufgabenstellung und an ihrem Handlungsprodukt. Die Lehrkraft<br />

steht beratend zur Verfügung.<br />

5. Auswertungsphase:<br />

Präsentation der Handlungsprodukte. Reflexion des Arbeitsprozesses und des Produktes<br />

II. Einschätzung der Schüler zur Lernsituation<br />

Insgesamt äußerten sich die Schüler zufrieden mit der Lernsituation und meinten, durch die<br />

häufige Wiederholung einen hohen Lernfaktor erreicht zu haben. Sie bemängelten, dass die<br />

Lernsituation durch die Ferien unterbrochen war. Interessant fand die Klasse die Art der<br />

Unterrichtsgestaltung: „[war] mal was anderes, man musste sich ausführlich mit dem Thema<br />

beschäftigen, damit das Produkt gelingt.“<br />

Einige Schüler waren der Meinung, gut gelernt und durch die Anschaulichkeit viel verstanden<br />

zu haben.<br />

Jede Gruppe hatte anhand eines Reflektionsbogens die Projektarbeit zu den Aspekten<br />

'Teamarbeit', 'Arbeitsprozess' und 'Ergebnis' reflektiert. In Bezug auf die Teamarbeit äußerten<br />

sich die Gruppen einstimmig positiv. Alle lobten die gute Zusammenarbeit, die Ar-<br />

90


eitsteilung und den wertschätzenden Umgang miteinander. In einer Gruppe wurde hervorgehoben,<br />

dass der Informationsaustausch gut gelang und jeder die nötigen Informationen<br />

erhielt. Eine andere Gruppe freute sich darüber, dass sich „jeder auf den anderen verlassen<br />

[konnte]. Es gab keine Konflikte, nur Meinungsverschiedenheiten, die aber gut gelöst<br />

werden konnten.“ „Absprachen wurden eingehalten“, „jeder wusste, was er zu tun hatte“,<br />

„Gruppenrollen wurden zugeteilt“ waren weitere Nennungen.<br />

Auch mit dem Arbeitsprozess im allgemeinen und speziell der zeitlichen Planung waren<br />

alle Schüler zufrieden. Sie konnten den Zeitplan einhalten und hatten alle Aufgaben in der<br />

festgelegten Zeit fertig gestellt. Eine Gruppe äußerte, den Zeitplan optimal genutzt zu haben,<br />

nur eine Gruppe fand die zur Verfügung gestellte Zeit zu knapp, um sich tiefer gehend<br />

mit medizinischen Inhalten zu befassen.<br />

Mit dem Ergebnis des Handlungsproduktes zeigten sich alle Gruppen zufrieden. Eine<br />

Gruppe konnte sich tiefere fachliche Kenntnisse erst nach Fertigstellung aneignen, hat aber<br />

ihrer Auffassung nach die Lernziele erreicht. Eine andere Gruppe sah zwar Verbesserungsmöglichkeiten,<br />

sah aber auch den positiven Effekt, bei der für sie neuen Präsentation<br />

mit Power-Point etwas „dazu gelernt“ zu haben. Die „Flyer-Gruppe“ freute sich darüber,<br />

den Flyer so gestaltet zu haben, wie sie sich das vorgestellt hatte und bei der Gruppe, die<br />

die Broschüre erstellt hatte, überwog die Zufriedenheit über den Inhalt über die Enttäuschung<br />

darüber, dass sie die Broschüre nicht so umsetzen konnten, wie geplant. Und auch<br />

die Gruppe, die das Beratungsgespräch vorgestellt hatte, war, trotzdem sie das Rollenspiel<br />

aufgrund des Schamgefühls nicht so ausgeführt hatte, wie geplant, insgesamt zufrieden mit<br />

ihrem Ergebnis.<br />

III Einschätzung der Lehrenden zur Lernsituation<br />

Lernvoraussetzungen der SchülerInnen<br />

Die Lehrende gibt an, dass die Schüler die praktischen Anteile des Themas Inkontinenz in<br />

der überbetrieblichen Ausbildung bereits behandelt und dabei auch theoretische Hintergründe<br />

angesprochen aber nicht ausführlich behandelt haben. Die Klasse habe immer eine<br />

hohe Hemmschwelle gegenüber dem „<strong>SELEA</strong>-Unterricht“. Wenn diese überwunden sei,<br />

seien die Schüler engagiert und zum Teil kreativ.<br />

Unterrichtsverlauf der Erarbeitungsphase<br />

Einige Schüler hatten sich schon etwas auf das Thema vorbereitet und nahmen die<br />

'Überblick-verschaffen-Phase' nicht wahr, sondern begannen schon mit der Arbeitsplanung<br />

Bewertung der Einstiegsstunde<br />

Die Schüler waren aufgeschlossen und motiviert, sie nannten viele Vorschläge (siehe dort),<br />

griffen aber bei der Entscheidung auf bekannte Präsentationsformen zurück.<br />

Nach Einschätzung der Lehrenden wurde der Arbeitsplan sehr oberflächlich ausgefüllt und<br />

die Notwendigkeit nicht recht eingesehen (z.B. stehe bei fast allen aufgeführten Schritte<br />

'machen alle' oder es werden keine Zeiten eingetragen oder nicht, welches Material<br />

benötigt wird usw.). Sie nimmt an, nicht deutlich genug gemacht zu haben, wozu dieser<br />

dient und plant, das in der nächsten Stunde nachholen.<br />

Die Lehrende erläutert am 2. Tag noch einmal Sinn und Zweck des Arbeitsplans und bittet<br />

die Schüler, diese zu überarbeiten. Allerdings beobachtet sie einige Widerstände, trotzdem<br />

versuchen es die Schüler noch einmal. Nachdem die Lehrende zu jeder Gruppe geht und<br />

nachfragt bzw. ihnen speziell erläutert, was dort dokumentiert werden könnte/ sollte,<br />

arbeiten dann alle Gruppen größtenteils zufrieden und mit Interesse am Thema.<br />

91


Zur Bewertung des Handlungsproduktes erhalten die Gruppen einen Bewertungsbogen. Da<br />

die Schüler diese Art der Bewertung schon kennen, haben sie keine weiteren Fragen dazu.<br />

Anmerkungen/ Reflexion zur Dokumentation der Arbeitsplanung<br />

Die Lehrende hatte angenommen, dass die Schüler durch die Arbeit mit dem Freiarbeitsprotokoll<br />

schon geübter seien, empfanden aber die Protokollierung wohl eher als lästig.<br />

Ihrer Einschätzung nach sahen sie den Sinn nur schwer ein („das stiehlt uns die Zeit“).<br />

Besonders eine Schülerin schien sehr uneinsichtig und schimpfte über diesen 'Kinderkram'<br />

und wie unnötig das wäre, man solle doch lieber für die Prüfung lernen. Die Schüler waren<br />

offenbar der Meinung, sie planten doch auch so, ohne dass dies aufgeschrieben werden<br />

müsse.<br />

Nachdem der Zeitplan auf Wunsch der Schüler wegen der Organisation der Abschlussfeier<br />

geringfügig geändert wurde, berichten alle Gruppen dann kurz über den Stand ihrer Arbeit,<br />

und arbeiten danach konzentriert ( und heiter) weiter.<br />

Einige Gruppen haben die Bearbeitung des Produkts arbeitsteilig organisiert, kommen aber<br />

auch immer wieder zu Gruppen-Diskussionen zusammen.<br />

Insgesamt wird die Lehrende mehr zu benötigten Materialien gefragt, nicht so oft zu<br />

inhaltlichen Fragen. Dieses klären die Schüler meist in der Gruppe.<br />

Alle Produkte sind zum vereinbarten Zeitraum fertig gestellt worden.<br />

Auswertungsphase<br />

Nach den Ferien erläutert die Lehrende den geplanten Ablauf und bespricht gemeinsam mit<br />

der Klasse die Reihenfolge der Präsentationen.<br />

Nach jeder Präsentation schätzen sich die beteiligten Gruppenmitglieder zunächst einmal<br />

selbst ein; dann soll die beobachtende Klasse ihnen sagen, was gut gelungen ist und<br />

eventuell Tipps geben. Die Lehrende teilt den Gruppen die Bewertung am nächsten Tag<br />

mit und bespricht sie mit den jeweiligen Gruppen.<br />

Die Schüler zeigten sich bis zur letzten Präsentation sehr aufmerksam und gaben den<br />

vortragenden Gruppen gute und durchaus kritische Rückmeldungen. Die Rückmeldungen<br />

erfolgten insgesamt sehr wertschätzend. Die beiden PPP wurde von den Schüler in Bezug<br />

auf die Selbsteinschätzung als zu lang und inhaltsschwer angesehen. Sie waren der<br />

Auffassung, sie müsse komprimierter erfolgen.<br />

Die Beiträge der Schüler erschienen der Lehrenden vor allem in einer der Gruppen<br />

inhaltlich recht unterschiedlich, jedoch waren alle Mitglieder an der Präsentation beteiligt.<br />

Das Thema wurde gut recherchiert, insgesamt ansprechend visualisiert und reflektiert.<br />

Die Idee der 'Lernscheibe' fanden die Schüler „prima“. Der Vortrag selbst hatte allerdings<br />

nur wenige Minuten gedauert und war fast vollständig nur von einem Gruppenmitglied<br />

vorgestellt worden; Ausführungen bzw. die Präsentation war nach Auffassung der<br />

Lehrenden jedoch sehr lückenhaft.<br />

An der Präsentation der 'Broschüre' waren nur drei Schülerinnen beteiligt. Die<br />

Gruppenmitglieder erläutern ihre Schwierigkeiten bei der Erstellung am PC. So hatten sie<br />

beispielsweise vorher nicht bedacht, dass z.B. das Layout schwierig sei, wenn man nicht<br />

über ausreichend Erfahrung darüber verfügt und die Zeit für die Erstellung begrenzt ist.<br />

Eine der Schülerinnen führte der Klasse Übungen vor, mit denen die Beckenbodenmuskulatur<br />

trainiert werden kann.<br />

Die Präsentation des Handlungsprodukts 'Flyer für jeden' erfolgte nach Auffassung der<br />

Lehrenden sehr knapp und oberflächlich. Diese Gruppe, in der auch einige der<br />

schwächeren Schüler vertreten waren, berichtete über ähnliche Layout-Probleme wie die<br />

Gruppe mit dem Broschüren- Produkt. Die Klasse, die drei Exemplare des Flyers erhalten<br />

hatte, bewertete die Idee positiv. Nach Ansicht der Lehrenden hatte der Flyer einige<br />

Lücken, die Schwerpunkte seien nicht deutlich gewesen und der rote Faden habe gefehlt.<br />

92


In der Gruppe, die das 'Beratungsgespräch' als Handlungspro-dukt ausgewählt hatte, waren<br />

die leistungstärksten Schüler vertreten. Drei der Schüler führten ein überzeugendes<br />

Beratungsgespräch zwischen einer Pflegekraft, einem betrof-fenen Herrn und seiner<br />

begleitenden Tochter vor, zwei andere Guppenmitglieder führten in das Rollenspiel ein,<br />

indem sie auch erläuterten, wie es entstanden ist.<br />

Obwohl dies schon die 6. Präsentation war, hörten alle immer noch sehr konzentriert zu.<br />

Die Umsetzung hält die Lehrende für sehr gelungen. Insgesamt war, so die Lehrende, diese<br />

Lernsituation von der lockeren, entspannten Arbeitsatmosphäre und Stimmung geprägt. Es<br />

sei mit Interesse gearbeitet worden. Bei den Präsentationen wurde manchmal zwar aus<br />

Verlegenheit gekichert, aber alle Schüler waren sehr wertschätzend im Umgang<br />

miteinander. Die Ergebnisse reichen in ihrer Bewertung inhaltlich sehr gut bis akzeptabel.<br />

93


Dokumente zur Lernsituation „Gestaltung eines 'Festes' im Heim“<br />

(LF 9: „Individuelle Interessen und Bedürfnisse alter Menschen verwirklichen helfen“)<br />

I. Beschreibung der Lernsituation<br />

Für die Lernsituation wird das Handlungsorientierte Konzept von Hilbert Meyer gewählt.<br />

Die Lernsituation ist für 7 mal 3 Std. angelegt. Sie wurde in der Modellversuchsklasse AP<br />

05f in Teilung mit jeweils 13 bzw. 14 SchülerInnen unterrichtet.<br />

1. Thema der Lernsituation:<br />

Gestaltung eines „Festes“ im Heim<br />

2. Vorbereitungsphase:<br />

Zu berücksichtigende Zielvorgaben für das Thema: Förderung der Teamarbeit<br />

Die Schüler<br />

− sammeln Ideen für ein Motto<br />

− einigen sich auf ein Motto und finden dabei den größten gemeinsamen Nenner<br />

− treffen die Auswahl einer Zielgruppe, damit verbunden die Gruppengröße<br />

− wählen die Aktivitäten aus<br />

− formulieren Ziele (sowohl Ziele die Bewohner als auch sie selbst betreffend)<br />

− beschreiben die anfallenden Aufgabenstellung<br />

− lernen den Tätigkeitskatalog als Planungsinstrument kennen und regeln die Zuständigkeit<br />

(allein, im Tandem, in der Kleingruppe)<br />

− beraten sich gegenseitig<br />

− bringen sich – jeweils zu Stundenbeginn – auf den Planungsstand<br />

− übernehmen rotierend die Moderation<br />

− erkennen die Bedeutung eines Festes für sich und die Heimbewohner<br />

− wählen auf Grundlage der Gelingensbedingungen ein geeignetes Heim aus<br />

− treffen Absprachen mit den zuständigen Stellen, wie HL, PDL, Küche etc.<br />

− gehen angemessen mit nicht zu planenden Zwischenfällen und etwaigen Frustrationen<br />

um<br />

− reflektieren das Fest auf verschiedenen Ebenen<br />

Klärung der organisatorischen Voraussetzungen für die Bearbeitung:<br />

Für die Festvorbereitung stehen den Schüler die Werkräume und Material zur Verfügung.<br />

Die Schüler entscheiden sich für Tätigkeiten entsprechend ihren Stärken, Schwächen, Neigungen<br />

oder den Zielen, die sie haben.<br />

Formulierung der Lehrziele:<br />

Übernahme von Verantwortung; sich in die Lebenswelt der Bewohner versetzen und lebensweltliche<br />

Aspekte bei der Planung berücksichtigen. Kennenlernen von Grundlagen<br />

zum Projektmanagement.<br />

Einschätzung der Lernvoraussetzungen der Schüler für die Bearbeitung des Themas:<br />

94


Die Schüler haben Interesse am Thema und die Lust, sich entsprechend einzubringen. Sie<br />

bearbeiten übernommene Aufgaben termingerecht und nach vereinbartem Standard.<br />

Hypothesen über die Erfahrungen und Interessen der Schüler zum Thema:<br />

Die Schüler greifen auf private Erfahrungen zurück. Die meisten haben bereits bei Heimfesten<br />

als Beobachter und Organisatoren mitgewirkt.<br />

Formulierung von Hypothesen über die Lernziele der Schüler<br />

Erleben sich in anderer Rolle; eigenverantwortliche Gestaltung eines Festes, Teamfähigkeit,<br />

andere Seiten der Bewohner kennen lernen, die sich so im Heimalltag nicht zeigen,<br />

Auseinandersetzung mit zuständigen Stellen im Heim.<br />

3. Einstiegsphase<br />

Handlungsbezogener Unterrichtseinstieg, um in das Thema einzuführen:<br />

Ideensammlung per „Kopfstandmethode“: Was müssen wir tun, damit ein Fest gelingt?<br />

Lehrer/Schüler-Gespräch, Teamarbeit<br />

4. Vereinbarung von Handlungsprodukten mit den Schülern:<br />

Welche Handlungsinteressen werden von den Schülern geäußert?<br />

Von den Schüler werden überwiegend neigungsgeleitete Interessen geäußert, wie bspw.<br />

Singen, Vorlesen u.ä. Sie möchten gerne verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen und<br />

sich erfolgreich erleben und ein positives Feedback erhalten.<br />

Die Lernziele verhalten sich stimmig zu den Handlungsinteressen.<br />

Auf welches Handlungsprodukt kann sich geeinigt werden?<br />

Übergeordnetes Handlungsprodukt ist das Gestalten eines Festes nach selbst gewähltem<br />

Motto (Herbst- Oktoberfest). Daneben einigen sich die Schüler auf eine Vielzahl von Produkten,<br />

die bereits vor dem Fest entstehen, wie:<br />

Einladungskarten, Plakat, Programmheft, Dekoration, Quiz, Liederheft, Sitztanz, Spiele,<br />

Vorlesen, Collage<br />

5. Erarbeitungsphase<br />

Zunächst wird in einem „Theorieteil“ die Frage „Warum feiern Menschen?“ diskutiert, um<br />

die Bedeutung von Festen herauszustellen.<br />

Im Lehrervortrag wird ein Überblick über die verschiedenen Arten von Festen gegeben,<br />

wie z.B. persönliche Feste, Gruppenfeste, jahreszeitliche Feste und religiöse Feste mit einem<br />

Schwerpunkt auf dem christlichen und islamischen Kulturkreis sowie über den Ursprung<br />

und Entstehung von Festen, Ritualen und Bräuchen.<br />

Die Erarbeitung erfolgt im Lehrer-Schüler-Gespräch<br />

Die Schüler antizipieren die Möglichkeiten, in verschiedenen Heimen entsprechend der<br />

Zielgruppe, der Gelingensbedingungen und dem Motto, ein Fest zu gestalten.<br />

Unumstößlich ist dabei die Bedingung, dass mindestens zwei Auszubildende in einer Einrichtung<br />

sein müssen.<br />

Die Schüler erstellen eine Projektskizze mit Tätigkeiten, Zeitplan, Verantwortlichen und<br />

Anspruchsniveau (z.B. Deko passt zum Motto und ist materialökonomisch, Gestaltungskriterien<br />

für die Einladung und Plakat).<br />

95


Sie stellen in den Unterrichtsstunden jeweils ihre Zwischenergebnisse vor, reflektieren<br />

diese und beraten sich gegenseitig – unter Berücksichtigung der vorher festgelegten Standards.<br />

Durch Ergebnisprotokolle (rotierend), Fotos und Spielmaterialien wird der Arbeitsprozess<br />

protokolliert, bzw. dokumentiert.<br />

Durch entsprechendes Feedback und Vorschläge für die Weiterarbeit sowie die Gesamtreflexion<br />

„Wie habe ich zum Gelingen des Festes beigetragen?“ wird das Erarbeitete reflektiert<br />

und gewürdigt.<br />

Die Erarbeitungsphase schließt mit einer Generalprobe in der <strong>Schule</strong>.<br />

6. Auswertungsphase<br />

Die Schüler führen das Fest im Heim durch. Sie reflektieren ihre Zusammenarbeit, ihr Engagement,<br />

die vermutliche Zufriedenheit der Heimbewohner und die Organisation:<br />

− Was ist gut gelaufen, was könnten wir das nächste Mal besser machen?<br />

− Wie habe ich zum Gelingen, zum Arbeitsklima und zur Festatmosphäre beigetragen?<br />

− Habe ich meine persönlichen Ziele erreicht? Habe ich z.B. vor einer großen Gruppe<br />

gesprochen?<br />

II Einschätzung der Lernsituation durch Schüler und Lehrende<br />

In der Erarbeitungsphase wurden die Gelingenheitsbedingungen zügig erarbeitet. Die Moderation<br />

„Wer macht was, mit wem, bis wann“ wurde von jeweils einem Schüler übernommen<br />

und mündete in einer Projektskizze mit Tätigkeitskatalog und Zeitleiste.<br />

Die Gruppen gestalteten – sehr selbständig – Einladungskarten und die Dekoration und<br />

erarbeiteten das Programm („Oktober- bzw. Herbstfest“) mit unterschiedlichen Aktivitäten<br />

auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt.<br />

Die Verpflegung wurde z.T. vom Heim gestellt, z.T. haben die Auszubildenden den Kuchen<br />

selbst gebacken.<br />

Die Durchführung in der 5. Blockwoche wurde von beiden Gruppen als sehr sinnvoll erlebt.<br />

Die alten Menschen machten freudig bei den unterschiedlichen Programmpunkten mit<br />

und die Rückmeldung aus den Einrichtungen war positiv.<br />

In der anschließenden Reflexion wurde aus Schülerseite deutlich, dass es zwar viel Arbeit<br />

war – auch über die <strong>Schule</strong> hinaus – dass aber Zustimmung und Dankbarkeit der Heimbewohner<br />

die Anstrengung gelohnt haben.<br />

Alle waren der Meinung, dass es ohne die gute Teamarbeit in jeder Phase nicht so reibungslos<br />

gelaufen wäre und nicht soviel Spaß gemacht hätte. Als wichtig wurde die enge<br />

Zusammenarbeit mit dem Betrieb (PDL, Hauswirtschaft) herausgestellt.<br />

96


Anlage 6<br />

SKOLA-Ergänzungsstudie: Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck<br />

Der Interviewleitfaden<br />

Die Entwicklung des im Projektantrag formulierten Interviewleitfadens erfolgte ausgehend<br />

von der spezifischen Innovationsproblematik im Rahmen des Modellversuchs <strong>SELEA</strong> an<br />

der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Schule</strong> <strong>Gesundheitspflege</strong> (<strong>W1</strong>) in Hamburg und wurde für die anderen<br />

<strong>Schule</strong>n entsprechend deren besonderer Innovationsproblematiken inhaltlich abgestimmt.<br />

Der Aufbau folgte dabei jedoch grundsätzlich der nachfolgend dargestellten Form des Original-Leitfadens,<br />

bestehend aus fünf Leitfragen und einem Eingangsstatement:<br />

Eingangsstatement:<br />

Durch Ihre Mitarbeit im Modellversuch <strong>SELEA</strong> können Sie die spezifischen Anforderungen<br />

durch innovative Projekte inzwischen gut einschätzen. In der nächsten Phase ist ein<br />

Transfer erster Ergebnisse Ihres Modellversuchs zur Förderung selbst gesteuerten Lernens<br />

in die Betriebe und in Ihr Kollegium geplant. Wie schätzen Sie die Bereitschaft Ihrer Kolleginnen<br />

ein, diese Neuerungen zu implementieren?<br />

Leitfragen:<br />

1. Welcher Art könnte das Interesse an Ihren Resultaten im Kollegium sein?<br />

1.1. Wie werden Sie deren Interesse zur Mitarbeit wecken können?<br />

1.2. Wie werden nach Ihrer Ansicht Bedeutung und Stellenwert selbst gesteuerten<br />

Lernens im Kollegium eingeschätzt?<br />

2. Welche fachlichen Voraussetzungen erfordert der Transfer Ihrer Ergebnisse von den<br />

anderen Klassenteams?<br />

3. Welche zusätzlichen fachlichen Kompetenzen werden im Kollegium benötigt, um<br />

Ihre Vorschläge zur Förderung selbst gesteuerten Lernens angemessen aufzunehmen?<br />

3.1. Welche Fortbildungsthemen schlagen Sie vor?<br />

3.2. In welcher Art und Weise sollte die Lernfeldarbeit umgestellt werden?<br />

3.3. In welcher Art und Weise sollte der bisherige Unterricht umgestellt werden?<br />

3.4. Müssen strukturelle Gegebenheiten oder Rahmenbedingungen verändert werden?<br />

4. Welche Schwierigkeiten erwarten Sie bei der Umsetzung und wodurch könnten sie<br />

ggf. vermieden werden?<br />

5. Wird sich der Erfolg oder Misserfolg dieses Transfers auf Ihre weitere Arbeit im<br />

Modellversuch auswirken?<br />

Kirsten Barre/Ulrike Greb/Wolfgang Hoops (2008): Innovationsbereitschaft unter Praxisdruck ⎯<br />

eine ergänzende Erhebung zum Einzelmodellversuch <strong>SELEA</strong> im Rahmen von SKOLA, S. 38.<br />

97


I N N O V A T I O N S B E R E I T S C H A F T<br />

Strukturelle Bedingungen (für Innovation)<br />

I. Bildungspolitische Vorgaben – Kontexte<br />

1. Politische Rahmenbedingungen<br />

A. Ordnungsmittel<br />

B. Andere politische Vorgaben<br />

2. Schulische Bedingungen<br />

A. Schulmanagement (Stundenplanflexibilisierung/ Klassengröße/ ...)<br />

B. Personal- und Zeitkontingente<br />

C. Fortbildungsangebote<br />

D. Kooperationen (mit Betrieben/ Hochschulen/ Partnerschulen)<br />

3. Personalvoraussetzungen<br />

A. Formale vs. inhaltliche Qualifizierung<br />

B. Pädagogisches und fachwissenschaftliches Studium<br />

C. Erfahrungen im Handlungsfeld (<strong>Schule</strong> und Beruf)<br />

4. Externe Begleitung/ Beratung<br />

II. Berufskultur – Teamprozesse<br />

1. Kollegialität<br />

A. Partizipation<br />

B. Rückhalt im Kollegium<br />

C. Status-/ Machtkämpfe<br />

D. Einzelkämpfertum<br />

E. Wahrnehmung von Leitungsfunktionen<br />

2. Kooperationsbereitschaft<br />

A. Abstimmungsprozesse/ Zielkonsens<br />

B. Konflikt-/ Problemmanagement<br />

C. Effektive Arbeitssitzungen (geplant/ moderiert/ regelmäßig)<br />

D. Gleichgewicht von Information/ Wissen und Qualifikation<br />

3. Fortbildungsbedarfe (Didaktik/ Fachlich/ …)<br />

Rollenerleben (unter Innovationsdruck)<br />

III. Psychisch-emotionale Dimension – Befinden<br />

1. Kohärenzgefühl (Identifikation/ Integration/ …)<br />

A. Wertschätzung/ Anerkennung<br />

B. Zufriedenheit (Erfolgserlebnisse/ …)<br />

C. Entlastungserleben<br />

2. Inkohärenzgefühl<br />

A. Unsicherheit/ Mangelerleben<br />

B. Ängste<br />

C. Überforderung (Mehrarbeit/ Flexibilität/ …)<br />

D. Einschränkung autonomen Lehrerhandelns<br />

E. Missachtung von Privatem<br />

F. Enttäuschung (Resignation/ Rückzug/ Vergleichgültigung)<br />

IV. Kognitiv-rationale Dimension – Interessen/ Motive<br />

1. Gestaltungsinteresse<br />

A. Schülerförderung/ Veränderungsbedarf<br />

B. Lerninteresse/ -bereitschaft<br />

C. Professionalisierung/ Akademisierung (des Pflegeberufs)<br />

2. Vorbehalte und Widerstände<br />

A. Didaktische Anschlusslosigkeit<br />

B. „Lohnende Investition“? (Planungssicherheit/ …)<br />

C. Ideologieverdacht (Verwertungsinteresse/ …)<br />

D. „Blinder Aktionismus“<br />

E. Rollenverständnis<br />

F. Bewertung curricular-didaktischer Arbeit (Inhalts-/<br />

Präsentationsvorbehalt)<br />

G. (Angenommene) Schülervoraussetzungen<br />

Barre/Greb/Hoops: Immanent gewonnene Kategorien zur Auswertung der Interviews<br />

98


Anlage 7<br />

Beitrag zu den Hochschultagen für Berufliche Bildung in Nürnberg<br />

Selbstgesteuertes Lernen in der Altenpflege (<strong>SELEA</strong>)<br />

Der Einstieg in das Projekt gestaltete sich vor allem aus der Perspektive der Schüler<br />

schwierig, weil eine Befragung und Information im Vorfeld versäumt worden war, so dass<br />

sich die Schüler zunächst „wie Versuchskaninchen vorkamen“ und Widerstände gegen die<br />

Teilnahme am Modellversuch entwickelten. Die Veränderungen, die unmittelbar ins Auge<br />

sprangen, häufige Gruppenarbeiten und der seltene Frontalunterricht, wurden als nervig<br />

und mühselig wahrgenommen, der Unterricht war zu wenig inhaltsorientiert. Erst im Laufe<br />

der Zeit entdeckten die Lernenden auch Vorzüge einer individuellen Gestaltung ihrer<br />

Lernprozesse und selbst gesetzter Lernziele: „Ich konnte den Weg selbst finden, die Art<br />

und Weise zu lernen — es gab z.B. die Mediothek — ich konnte den Lernweg selbst<br />

bestimmen“ (Sarah Cebulka), und sie brachten zunehmend Themen in den Unterricht ein,<br />

die ihnen im Bildungsplan fehlten.<br />

Die Schüler berichteten von ihrer Beteiligung an der Zukunftswerkstatt „Neue Wohnformen<br />

im Alter“, bei der sie eigene Ideen entwickeln und vor externen Experten präsentieren<br />

konnten. Andrea Golbig und Juliane Marquardt planten selbstständig ein Mehrgenerationenprojekt.<br />

Dennoch blieb die mangelnde Beachtung der Binnendifferenzierung in der<br />

Kritik. Unbefriedigend war auch, dass unter Zeitdruck vieles nicht zu Ende gebracht werden<br />

konnte: „Wirklich selbst gesteuert, wäre ich schneller fertig gewesen“ (Tim Pousset).<br />

Das selbstgesteuerte Lernen und exemplarische Lehren folgte anderen Zeitstrukturen, die<br />

sich noch nicht eingespielt hatten. Inhaltlich verursachte die exemplarische Arbeitsweise<br />

Verunsicherung, insbesondere die selbst entworfenen Überprüfungsstrukturen für die Arbeitsergebnisse.<br />

Hier wünschten sich die Schüler deutlichere Akzentsetzungen und am<br />

Ende jeweils eine gute Zusammenfassung des Wesentlichen durch die Lehrer. Es dauerte<br />

lange, bis die Schüler lernten, sich gezielt Hilfe zu holen und ein Gerüst an Methodenkompetenz<br />

aufzubauen, das ihnen hinreichend Sicherheit bot, um Phasen der Verunsicherung<br />

zu überwinden, um „gelassener zu werden“ und sich gegenüber ihren Mitschülern auch als<br />

„Lehrende“ verantwortlich zu fühlen. Die anwesenden Schüler stellten fest, dass sie im<br />

Verlaufe der zweieinhalb Jahre „erwachsen geworden sind“.<br />

Die Lehrer beklagten vor allem die Trägheit des „Systems <strong>Schule</strong>“, insbesondere dass auch<br />

in den Versuchsklassen die Prüfungen nach wie vor „traditionell“ keine Elemente des<br />

selbstgesteuerten Lernens berücksichtigen. Begrüßt wird dagegen von allen Kollegen die<br />

neue Rolle des „Lernberaters“. Der Kontakt zu den Schülern verbessert sich, es werden<br />

Themen aufgegriffen, die sonst in der Klasse nicht angesprochen würden. Einige Lernsituationen<br />

brachten die Kollegen aber auch an ihre Grenzen. Wie z.B. die Lerneinheit „Beratungsgespräch<br />

zur Pflegeversicherung“, in der u.a. ein MDK-Gutachten erstellt werden<br />

sollte. Nicht nur die Schüler verloren in der sehr komplex gestalteten Lernsituation den<br />

Überblick, auch die Lehrer waren verunsichert, ob die wesentlichen Inhalte behandelt wurden.<br />

Erst in den Übungen zum Beratungsgespräch, in dem die Lehrenden die Rolle des<br />

Ratsuchenden übernahmen, wurde deutlich, dass sich handlungsorientierte Fachkompetenz<br />

und kommunikative Kompetenz „unbewusst als Nebenprodukt einer umfangreichen Fallbearbeitung“<br />

(Lauritzen) eingestellt hatten. Die Lehrenden einmal selbst als Lernende erlebt<br />

zu haben, war für die Schüler interessant und wichtig.<br />

Auf die Frage aus dem Publikum, wer denn „das selbstgesteuerte Lernen steuere“, kamen<br />

die Vorgaben der Bildungspläne zur Sprache und die Gestaltungsmöglichkeiten der Schüler<br />

im Rahmen der mehr oder weniger offenen Arbeitsaufträge. Es hat sich gezeigt, dass<br />

99


die Gruppenbildung durch Schüler zu eher leistungshomogenen Gruppen geführt hat. Voice-Recorder-Mitschnitte<br />

in einzelnen Gruppen ergaben, dass auch die stilleren Schüler sich<br />

an den Diskussionen beteiligten. Ihre Beiträge belegten, dass sie den Gruppenprozess verfolgt<br />

und verarbeitet hatten. Alle Lehrer beobachteten, dass sich die Selbsteinschätzung der<br />

Schüler verbesserte und sich die „Einstellungen“ der Schüler im Hinblick auf Selbstreflexion<br />

und Eigeninitiative sehr gut entwickelt hat. Offen bleibt allerdings die Frage nach der<br />

Überforderung der Schüler im Lernprozess, ob sie z.B. immer wissen, wann sie Hilfe benötigen<br />

und ob sie die Fremderwartungen (Bildungsplan, Lehrer, Arbeitgeber) richtig interpretieren.<br />

Quelle: Qualität in <strong>Schule</strong> und Betrieb: Forschungsergebnisse und gute Praxis, hrsg. von Karl Wilbers et al,<br />

Köln: Verlag Qualitus GmbH Publications. Link zur vollständigen Dokumentation der Tagungsbeiträge als<br />

PDF: http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2008/1100/pdf/HT2008_Tagungsband.pdf.<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation unter http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

100


Anlage 8<br />

Eigenes Lernen reflektieren (Kirsten Barre)<br />

Was heißt das?<br />

„Reflektieren“ bedeutet so viel wie „zurückdrehen“, „sich umwenden“ oder „sich zurückbeugen".<br />

In Bezug auf das Lernen oder auf Unterricht ist mit Reflexion das Nachdenken<br />

über einen zurückliegenden Lernprozess gemeint.<br />

Welchen Sinn hat das?<br />

Reflexionen über das Lernen haben zunächst den Sinn, sich die Prozesse des eigenen Lernens<br />

bewusst zu machen: Wie geht man an eine Lernaufgabe heran? Auf welchem Weg<br />

versucht man, sie zu lösen? Welche Schwierigkeiten tauchen dabei auf? Und so weiter.<br />

Indem man über eigene Lernprozesse nachdenkt, fällt einem möglicherweise überhaupt<br />

erst auf, dass man in einer bestimmten Situation etwas gelernt hat. Man entdeckt vielleicht<br />

auch, warum einem das Lernen unter bestimmten Umständen schwer fällt. So gibt es vieles,<br />

was man durch gezieltes Nachdenken über sich und sein eigenes Lernen erfahren kann.<br />

Lernreflexionen können hilfreich sein, um das eigene Lernen kennenzulernen und es daraufhin<br />

besser steuern und gestalten zu können. Zukünftiges Lernen fällt dann leichter, weil<br />

man bestimmte Dinge ganz bewusst und nach dem eigenen Lernprofil verändern kann.<br />

Zum Beispiel, wann man am besten lernt oder wie man am besten Lernpausen gestaltet.<br />

Auch kann man durch das Reflektieren sicherer werden in den eigenen Lernfähigkeiten.<br />

Wenn man das eigene Lernen wahrnimmt und besser einzuschätzen lernt, sieht man vielleicht<br />

erst, dass man die eigenen Möglichkeiten und Leistungen bisher unterschätzt hat.<br />

Wie reflektiert man das eigene Lernen?<br />

Bei der Lernreflexion kann man den Lernprozess in unterschiedliche Phasen einteilen,<br />

z.B.: (1) Lernaufgabe, (2) Lernplanung, (3) Lernweg und (4) Lernergebnis.<br />

Man beschreibt zunächst kurz die einzelnen Lernphasen. Dann beantwortet man zu jeder<br />

Phase bestimmte Fragen. Wichtig ist, alles schriftlich zu dokumentieren: Dadurch werden<br />

zum einen die Lerninhalte vertieft, zum anderen das Lernen als solches erst richtig bewusst<br />

gemacht. Die schriftlichen Aufzeichnungen sind auch wichtig für spätere Lernreflexionen<br />

oder für Lernberatungsgespräche, in denen man z.B. ungelöste Probleme beim Lernen ansprechen<br />

kann.<br />

Für die Dokumentation kann man einheitliche Vorlagen verwenden, in denen man die Eintragungen<br />

für verschiedene Lernsituationen jeweils vornimmt. Das erleichtert die Arbeit<br />

und die Übersichtlichkeit. Solche Vorlagen können z.B. in der Klasse gemeinsam entwickelt<br />

werden.<br />

Für die geordnete Sammlung der Dokumente und ihre Reflexion eignet sich z.B. ein Lernportfolio.<br />

So kann man sich später schnell einen Überblick über die eigenen Entwicklungen<br />

in zurückliegenden Lernprozessen verschaffen. Anders als z.B. für Präsentationsportfolios,<br />

gilt für Lernportfolios grundsätzlich, dass sie nur zum privaten Zweck des Lernenden<br />

bestimmt sind. Nur er oder sie darf darüber bestimmen, welche Inhalte des Lernportfolios<br />

unter Umständen, zum Beispiel in Lernreflexionsgesprächen mit der Klasse oder mit<br />

Lehrenden, öffentlich thematisiert werden. Portfolios, die ausschließlich für Lernreflexionen<br />

bestimmt sind (sogenannte Lern- oder Entwicklungsportfolios), sollen nicht von anderen<br />

Personen begutachtet und benotet werden.<br />

101


Fragen an das eigene Lernen, die man sich stellen kann:<br />

Lernaufgabe<br />

• Was kann ich mit der Lernaufgabe anfangen?<br />

• Interessiert sie mich oder erscheint sie mir auf den ersten Blick uninteressant?<br />

• Bekomme ich einen Zugang zu dem Thema?<br />

• Macht es mich neugierig?<br />

• …<br />

Lernplanung<br />

• Habe ich schon Ideen, wie der Weg zum Ziel aussehen könnte?<br />

• Bekomme ich Hilfe und Unterstützung von Mitschülern/ Lehrenden?<br />

• Fühle ich mich in der Planung frei oder durch Mitschüler/ Lehrende fremdbestimmt?<br />

• Macht mich die Planung neugierig darauf, wie der Unterricht weiterverlaufen wird?<br />

• Falls nicht, woran könnte das liegen?<br />

• …<br />

Lernweg<br />

• Welche motivierenden Erlebnisse und welche Krisen treten auf?<br />

• Werden meine Ideen, Vorstellungen und Interessen während des Unterrichts berücksichtigt?<br />

• Wie verhalten sich meine Mitschüler und die Lehrenden?<br />

• Fühle ich mich ausreichend unterstützt bei der Aufgabenbewältigung?<br />

• Welchen Einfluss habe ich auf die Gestaltung der Lernbedingungen?<br />

• Wie empfinde ich die Lernbedingungen?<br />

• Habe ich das Gefühl, etwas für mich selbst aus dem Unterricht „mitzunehmen“?<br />

• Empfinde ich den Lernweg eher als schwierig oder eher als leicht?<br />

• Was könnte ich möglicherweise verändern, um es mir einfacher oder weniger anstrengend zu<br />

machen?<br />

• Was erfahre ich über mich und mein Lernen im Verlauf des Unterrichtsprozesses?<br />

• …<br />

Lernergebnis<br />

• Wie zufrieden bin ich mit dem Ergebnis meines Lernprozesses/ des Unterrichts?<br />

• Wie beurteile ich abschließend die Erfahrungen, die ich während des Arbeitens an der Aufgabe<br />

habe sammeln können?<br />

• Welche sonstigen Erkenntnisse haben sich für mich durch die Beschäftigung mit dieser Frage/<br />

Lernaufgabe ergeben?<br />

• Haben sich meine Erwartungen an den Unterricht erfüllt?<br />

• Sind Fragen offen geblieben?<br />

• …<br />

Dies sind Beispiele für Fragen, die man sich zur Reflexion des eigenen Lernens stellen<br />

kann! Sie können durch andere Fragen ersetzt oder ergänzt werden, die einem selbst wichtig<br />

erscheinen, um etwas über die ganz persönlichen Anliegen in Bezug auf Lernerfahrungen,<br />

Lernbedingungen, Lernstrategien usw. herauszufinden.<br />

Man kann die Fragen auch gemeinsam in der Klasse entwickeln, um dann eine einheitliche<br />

Dokumentvorlage für die Lernreflexionen zu erstellen.<br />

102


Anlage 9: Teamqualifizierung<br />

Pflegedidaktischer Planungsweg vom Lernfeld zur Lernsituation (Ulrike Greb)<br />

Lernfeld Nr. 1 Titelzeile: In den Beruf Altenpflege eintreten Zeitrichtwert 100 Std.<br />

CURRICULUMENTWICKLUNG (mit Hilfe eines Didaktischen Modells: z.B. W. Klafki)<br />

Lehrende und Lernende erschließen das Thema: Begründungszusammenhang: Erfahrungen und Situationen der Lernenden in Arbeits- und Lebenswelten<br />

1. Gegenwartsbedeutung (Welche Bedeutung hat das Thema gegenwärtig im Leben der Schülerinnen und Schüler?)<br />

2. Zukunftsbedeutung (Welche Bedeutung hat das Thema zukünftig im Leben der Schülerinnen und Schüler?)<br />

Fachdidaktische Kategorialanalyse Realanalyse des Bedingungsfelds LF 1<br />

3. Exemplarische Bedeutung z.B. einen authentischen Einzelfall finden:<br />

Es war einfach alles zuviel! »Als ich damals neu in dem Heim ankam, fühlte ich mich so<br />

ganz woanders. Nirgends konnte ich erkennen, was das hier bedeutet. Leben war für<br />

mich nicht zu erkennen. Allerorten saßen alte Menschen, sehr alte Menschen in Sesseln,<br />

Rollstühlen oder gingen an Stöcken. Ich grüßte manche, aber bekam kaum Reaktionen<br />

zurück. Erst in den nächsten Wochen lernte ich dann, zu füttern, laut zu sprechen,<br />

die Lifter auf den Fluren und die Rollstühle zu benutzen. Am Anfang bedeutete<br />

die ganze Atmosphäre des Altenheims nichts als eine absolute Überforderung, solcherart,<br />

wie ich sie zuletzt am Tag meiner Einschulung erlebt hatte.«<br />

Kategorialanalyse mit Hilfe der FD-Kategorien des Strukturgitters. Schlüsselprobleme<br />

der Pflege (= SP) und Anforderungen an den Beruf aus dem Einzelfall ermitteln: Fachwissenschaftliche<br />

Relevanzebenen (Gerontologie, Pflegewissenschaft, Gesundheitswissenschaften,<br />

Sozialwissenschaften, Recht, Technik, Ökonomie, Medizin, Ökologie);<br />

betriebliche Gesamtprozesse; beruflich relevante Arbeitsoperationen und Arbeitsabfolgen<br />

(Care- und Casemanagement); Reflexivität.<br />

Erhebung externer und interner Evidenz und deren kritische Reflexion in der Einübung<br />

Hermeneutischer Fallkompetenz: INHALTE<br />

Reale gesellschaftliche Prozesse und Probleme, Interessen<br />

und Konflikte:<br />

A objektivierbare Veränderungen im Berufsfeld<br />

B entgegenstehende institutionelle Faktoren<br />

C politisch-gesellschaftliche Postulate<br />

D sozio-kulturell-anthropogene Voraussetzungen<br />

im Sinne einer<br />

prospektiven berufspädagogischen Analyse<br />

zur Ermittlung der QUALIFIKATIONEN<br />

ZIELE im Abgleich mit den Inhaltsvorgaben und den Zielen des Lernfeldes<br />

4. Thematische Strukturierung gemäß der sieben Leitfragen (4.1. Perspektiven, 4.2. immanent methodische Struktur, 4.3. konstitutive Einzelmomente,<br />

4.4. innerer Zusammenhang der Einzelmomente, 4.5. Schichtung des Themas 4.6. Größerer Sinnzusammenhang, 4.7 neue (?) Kategorien, Begriffe<br />

5. Teillernziele formulieren und Überprüfbarkeit der Lernergebnisse klären (Kompetenzstufen, Schülerselbstbeurteilung, Lernzieltests berücksichtigen)<br />

6. Zugangsweisen und Darstellungsmöglichkeiten (geeignete Methoden und Medien gemäß der Interdependenz von Adressaten –Thema - Zielsetzung)<br />

7. Lehr- Lernprozessstruktur: fachdidaktisch begründete Zergliederung des komplexen Lernfeldes in spezifische Lernsituationen<br />

LS 1 (20) Perspektive der Interaktion: »Rolle und Rollenspiel« SP: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung / Teamarbeit und Konkurrenz<br />

LS 2 (40) Perspektive des Individuums: Der alternde Mensch / Perspektive der Interaktion: SP: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung<br />

LS 3 (20) Projekt: »Feeling alive« (Gesundheits- und Krankheitserleben, Ernährung, Bewegung)<br />

LS 3 (20) Perspektive der Institution: »Fremde Welt Pflegeheim« SP: Individualität und Standardisierung (juristische Aspekte, Tagesstruktur, u.ä.)<br />

U N T E R R I C H T S P L A N U N G<br />

Artikulation des Unterrichts: Konkrete Planung der Unterrichtseinheiten / Lehr-Lernarrangements auf der<br />

theoretischen Grundlage Didaktischer Konzepte<br />

Problemorientierte Konzepte (z.B. Heinrich Roth, PBL, POL-Dubs)<br />

Erfahrungsorientierte Konzepte (z.B. Ingo Scheller)<br />

Handlungsorientierte Konzepte (z.B. Becker, Meyer, Gudjons)<br />

Projektmethode (z.B. Karl Frey); konstruktivistische Lehr- Lernarrangements ; u.a.m.<br />

Zunehmende Offenheit der Unterrichtskonzeption<br />

LS 2 (40) Titel: »Man ist so alt wie man sich fühlt!«<br />

Inhalt: physisches Altern (Gerontologie: Anatomie<br />

/ Physiologie); Stressbewältigung,<br />

SP: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung<br />

Erfahrungsorientiertes Konzept (z.B. Ingo Scheller)<br />

1. Einstiegsphase: Erlebnisse des Älterwerdens<br />

Methoden: Einzel- und Kleingruppenarbeit<br />

Medien: biografische Narrativa<br />

Als Kontrapunkt zum eigenen Leibempfinden das<br />

medizinische Bild des Körpers (Leibentfremdung)<br />

2. Erarbeitungsphase: Biologie des Alterns (Anatomie/Physiologie<br />

z.B. Zellalterung; Gewebe;<br />

Gefäße, Bewegungsapparat ...)<br />

Methoden: schriftlich angeleitete arbeitsteilige<br />

Kleingruppenarbeit: Stationenlernen<br />

Medien: BBC-Video: der Mensch, Lehrbücher<br />

Anatomie / Physiologie; Modelle, Karten<br />

3. Ergebnissicherung: Schülerselbstevaluation<br />

Methoden: Jede Gruppe übernimmt ihre letzte<br />

Station als Lehrgegenstand, bereitet Fragen vor<br />

und führt mündliche Prüfungen durch.<br />

LS 3 (20) Titel: »Feeling alive«<br />

Inhalt: Gesundheits- und Krankheitserleben;<br />

Ernährung; Aktivierungsmöglichkeiten<br />

Projekt (z.B. Karl Frey)<br />

»Ein Unglück des menschlichen Lebens liegt<br />

darin, dass man nicht zugleich schauen und<br />

essen kann. Die Kinder empfinden dieses<br />

Unglück. Was man isst, zerstört man. Was man<br />

nicht isst, dessen Wirklichkeit erfasst man<br />

nicht ganz.« (Simone Weil, 223)<br />

Fast Food oder Vollwert? (Grundlagen der<br />

Ernährung)<br />

Speiseplan erstellen: leichtes Essen<br />

Kochen mit den Bewohnerinnen vorbereiten<br />

Verdauungs- und Gesprächsspaziergang<br />

103<br />

LS 4 (20) »Fremde Welt Pflegeheim«<br />

Inhalt: rechtl. Grundlagen (Schweigepflicht), Leben<br />

und Arbeiten im Heim; Stressbewältigung, Tageslauf...<br />

SP: Individualität und Standardisierung<br />

Handlungsorientiertes Konzept (z.B. H. Meyer)<br />

1. Vorbereitungsphase: Lernvoraussetzungen,<br />

Praxiserfahrungen und Interessen der Schüler;<br />

Schülerinterviews<br />

2. Einstiegsphase: Handlungsziele finden;<br />

Methoden: Textarbeit H. Meyer Methodenlehre zur<br />

Vorbereitung der Erkundung (Interview, Protokoll);<br />

Sozialform: Partnerarbeit<br />

3. Erarbeitungsphase:<br />

Methoden: Erkundung mit Interviews (Rechtsabteilung,<br />

PDL, Pflegende, Medizinerinnen, Reinigungsdienst);<br />

Frontalunterricht bei Bedarf:<br />

z.B. Lehrervortrag zu Rechtsgrundlagen;<br />

Medien: Protokolle, Digitalkamera, Fotos<br />

4. Auswertungsphase:<br />

Methoden: Gruppen- und Partnerarbeit<br />

Medien: Fotokollage: Orte der Ruhe, Orte der Hast;<br />

Orte der Begegnung;<br />

Plakat: Organigramm mit Fotos: Wer hat welche<br />

Funktion?


Ideen zur 1. Lernsituation: Problemorientiertes Konzept (z.B. Heinrich Roth)<br />

LS 1 (20) Titel: »Rolle und Rollenspiele«<br />

LF-Inhalte: Übergang von der <strong>Schule</strong> ins Berufsleben; Neuer Lebensabschnitt: Berufsausbildung;<br />

Berufsbild; Altenpflege-Ausbildung in Hamburg, Deutschland und Europa; Stressbewältigung; vier<br />

Seiten einer Nachricht; Frageverhalten und Feedback. Gegenstand: Sozialisation, Rollentheorie<br />

(Soziologie). Fachdidaktische Kategorien: Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung und<br />

Teamarbeit und Konkurrenz<br />

1. Motivation: Medium: Narrativ von Billy, »Mein zweiter Tag«<br />

Billy erzählt seinem Freund Gerhard die ersten Erlebnisse aus der Altenpflege:<br />

»...Ich bin ja auf Linde gekommen in die Spätschicht und gleich am zweiten Tag ist mir was Komisches passiert!<br />

Zwei Leute krank und Irma, die Stationsschwester meinte gleich, »da kannst Du Dich doch heute Abend schon mal<br />

um Frau Zimmermann, Herrn Alber und Frau Rotkehl kümmern 14, 17 und 21. Die müssen nur eben vorm Schlafen<br />

umgezogen werden«. Ich war froh, dass ich gleich allein arbeiten konnte und nicht so beobachtet bin. Hab<br />

dann gleich an der 14 geklopft und bin reingegangen ins Zimmer. Frau Zimmermann lag auf'm Bett und hat noch<br />

die Reste vom Abendessen verputzt. Ich: "Guten Abend, ich heiße Billy und bin der neue Altenpflegeschüler auf der<br />

Station hier und wollte Ihnen beim Ausziehen helfen, Frau Zimmermann." Geh auf ihr Bett zu, weil ich erst mal das<br />

Geschirr abräumen will, da rutscht sie gleich weg. "Vielen Dank, junger Mann, aber ich brauche gar keine Hilfe!",<br />

sagt sie. Ich überleg kurz, weil ich merke, dass sie ja Angst hat, hab sie erst mal angelächelt, wirklich richtig<br />

freundlich und gesagt: "Aber sie haben doch noch ihre Tageskleidung an und nachts schläft es sich damit doch<br />

schlecht. Deshalb bin ich jetzt hier. Ich will Ihnen das Nachthemd anziehen, das hier über dem Bügel hängt", und<br />

halt es ihr hoch. "Bitte, wie war ihr Name?", fragt Frau Zimmermann da. Ich sag noch mal, dass ich Billy heiße und<br />

der neue Altenpflegeschüler auf der Station hier bin und versuch es locker anzugehn: "Ich zieh sie mal eben um,<br />

das geht doch ganz schnell! Ist doch kein großer Aufwand!" "Irmaaa!!!!", ruft sie da auf einmal an mir vorbei. Und<br />

ich natürlich erschrocken und versucht sie zu beruhigen: "Aber Frau Zimmermann, ich bin doch jetzt für sie da,<br />

was ist denn .... "Irmaaa!!!!" ganz laut und wieder "Irmaaa!!!!" ruft sie. Immer lauter. Und ich hab überhaupt nicht<br />

gewusst, was sie wollte und hab versucht sie zu beschwichtigen. Sie hat aber gar nicht richtig hingehört. Ich kam<br />

mir vor wie ein loser, der nicht mal so 'ne kleine Sache hinkriegt...."<br />

2. Schwierigkeit<br />

Methode: Analyse des Problems zunächst in Partnerarbeit, anschließend Auswertung im Plenum. Medien:<br />

Tafel, Stichpunkte zu verschiedenen Facetten des Problems: z.B. Mann in der Altenpflege; Billy wird vermutlich<br />

als Zivi angesehen, Billy ist zu jung, spricht eine andere Sprache als Frau Zimmermann, Frau Zimmermann<br />

kennt ihn nicht: Gewohnheitsproblem, Billy hat Angst vor Irmas Reaktion, Billy will seine Sache<br />

gut machen ... usw.<br />

3. Lösung:<br />

Methode (Sozialform) Gespräch und Rollenspiel. In Kleingruppen (je 6 Schüler) werden jetzt Lösungen für<br />

Billy erarbeitet: Was hätte er anders machen können? Wie kann er sich auf das Gespräch mit Irma vorbereiten?<br />

Was hätte Irma anders machen können?<br />

4. Tun und Ausführen:<br />

Methode: Um die emotionale Seite der Rollenprobleme deutlicher herauszuarbeiten und die Lösungen zu<br />

erproben werden Rollenspiele durchgeführt: z.B. Arbeitsauftrag von Schwester Irma; Situation im Zimmer<br />

nachspielen / neu spielen; erwartete Situation mit Schwester Irma spielen. Feedback und Fragen an die Soziologie<br />

stellen.<br />

5. Behalten und Einüben:<br />

Medien: Texte zum Thema berufliche Sozialisation, »Beruf«, Rollenbegriff<br />

Methode: Textarbeit (Leittextmethode) zur theoretischen Aufarbeitung der Rollenspiele<br />

6. Transfer:<br />

Medien: Lernportfolio. Einen eigenen Rollenkonflikt eintragen, analysieren und als Praxiserfahrung in der<br />

LS 4: »Fremde Welt Pflegeheim« als Material einbringen z.B. zum Thema Stressbewältigung.<br />

104


Evaluationsbogen für den problemorientierten Unterricht<br />

Sektion 3: Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen<br />

Prof. Dr. Ulrike Greb<br />

IBW<br />

Auswertung Problemorientierten Unterrichts: Lehrende<br />

Im ersten Jahr des Modellversuchs wird das selbst gesteuerte Lernen primär als Qualität<br />

systematischer Problemlösung unterrichtlich gefördert: Probleme erkennen, analysieren,<br />

Lösungswege finden, erproben und reflektieren. Aus diesem Grund werden 10% des Unterrichts<br />

problemorientiert geplant und anhand der schriftlichen Planung und Videodokumentation<br />

ausgewertet.<br />

Lernfeld:<br />

Thema der Lernsituation:<br />

Klasse:<br />

Lehrende:<br />

Zeitraum: Videoaufnahme vorhanden? ja<br />

nein<br />

Zielsetzung (Welches Ergebnis soll in dieser Lernsituation erreicht werden? Grad der Selbstständigkeit<br />

in der Problemlösung):<br />

Problembeschreibung (Analyse des Problems Komplexität? Offenheit? Perspektivität? Praxisnähe?<br />

Eingesetztes Problem im Anhang):<br />

105


Das Problem erwies sich als hinreichend<br />

komplex<br />

Das Problem wurde im Unterricht<br />

transparent<br />

Die Genese des Problems konnte<br />

erschlossen werden<br />

Mit Hilfe der Lehrenden ja nein<br />

Mit Hilfe von Mitschülerinnen ja nein<br />

Die Einzelmomente des Problems wurden<br />

herausgearbeitet<br />

Die Schüler kannten angemessene<br />

Analyseinstrumente<br />

Die Schüler konnten die Analysekriterien gut<br />

anwenden<br />

Die Schüler erkannten die Schwierigkeiten<br />

des Problems<br />

Mit Hilfe der Lehrenden ja nein<br />

Mit Hilfe von Mitschülerinnen ja nein<br />

Die Schüler fanden eine gemeinsame<br />

Lösungsstrategie<br />

Die Schüler recherchierten arbeitsteilig<br />

sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Nach Aufforderung durch Lehrende<br />

ja nein<br />

Nach Absprache in der Arbeitsgruppe<br />

ja nein<br />

Mit Hilfe der Lehrenden<br />

ja nein<br />

Die Lösungen waren dem Problem<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

angemessen<br />

Die Prüfung der gefundenen Lösungen sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

war systematisch<br />

Die Reflexion des Lösungsweges gelang sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

den Schülern<br />

Der Transfer der Lösung auf ähnliche sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Probleme gelang<br />

Die Unterrichtsplanung hat sich bewährt sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Das Problem konnte nicht gelöst werden weil …<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Sonstige Auffälligkeiten und Besonderheiten:<br />

106


Auswertung Problemorientierten Unterrichts: Lernende<br />

Im ersten Jahr des Modellversuchs <strong>SELEA</strong> wird Ihr selbst bestimmtes Lernen an der Qualität Ihrer<br />

Problemlösefähigkeit gemessen: Wie gut gelingt es Ihnen, Probleme zu erkennen, zu analysieren,<br />

Lösungswege zu finden, zu erproben und zu reflektieren?<br />

Lernfeld:<br />

Thema der Lernsituation:<br />

Klasse:<br />

Lehrende:<br />

Das Problem war leicht zu durchschauen sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Das Problem war praxisnah sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Das Problem war interessant sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Mir wurde klar, wie das Problem<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

entstanden ist<br />

Ich erkannte, woraus sich das Problem sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

zusammensetzt<br />

Die Recherche zu den einzelnen<br />

sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Bausteinen des Problems fiel mir schwer<br />

Die Recherche zu den einzelnen Bausteinen sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

des Problems hat mir Spaß gemacht<br />

Bei der Problemlösung brauchte ich Hilfe sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Von Mitschülerinnen ja nein<br />

Vom Lehrenden ja nein<br />

Ich konnte das Problem in der Gruppe lösen sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Ich konnte das Problem alleine lösen sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Es war einfach das Problem zu lösen sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Es dauerte lange, das Problem zu lösen sehr 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 nicht<br />

Ich konnte die gefundene Lösung<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

überprüfen<br />

Mit der gefundenen Lösung bin ich<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

zufrieden<br />

Ich konnte den Lösungsweg im Rückblick sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

nachvollziehen<br />

Ich konnte die Lösung auf ähnliche<br />

sehr gut 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 ungenügend<br />

Probleme übertragen<br />

Zum Beispiel:<br />

An diesem Problem habe ich Folgendes gelernt:<br />

107


Beispiels eines Pädagogischen Rückmeldungsnotats (zum 16.11.2005)<br />

Zu Herrn Andreas Müllers Portfolio und theoretischen Ausführungen:<br />

Ich bin Frau S. sehr dankbar, diese Ausführungen zum Portfolio mitgebracht zu haben. Zeigen sie doch an,<br />

wie Lernportfolio zu realisieren ist, in welchen Formen. Sie zeigt aber auch an, und da ist Herr Müller ein<br />

lohnendes Exemplum, wie man sich selbst für einen pädagogischen Diskurs dauerhaft diskreditiert. Bei Müller<br />

sind alle fachlichen Aussagen bedenklich, eigentlich ideologisch. Teilweise neoliberal und vor dem Geschichtshintergrund<br />

der Deutschen mehr als gefährlich. „Wenn etwas funktioniert, mach mehr davon“, heißt<br />

die Devise. Man stelle sich nur einmal vor, jeder würde wirklich das tun, was ihm möglich ist (Das spiel man<br />

einmal durch für Autofahren, für Gewalteinsatz, für was auch immer). Man merkt hier das Ethik- und Theoriedefizit<br />

eines Pragmatikers, der Bildung, Humanitas, Solidarität, der „Happyness“ für den Wirtschaftszweck<br />

geopfert hat. Tätigkeit ist bei ihm nicht mehr im umfassenden Sinn gemeint, also Lernen aus Freude<br />

am Gegenstand, was man auch an der Aussparung des Verbs in dem Satzbaus Müllers erkennen kann, sondern<br />

nur zweckrational. Gruselig ist die Vorstellung, dass der Mann Schuldirektor sein soll. (...) Also, keine<br />

Angst vor solch dilettantischen Ausführungen anderer <strong>Schule</strong>n. Mit Heinrich Roth, Ingo Scheller, Wolfgang<br />

Klafki und Hilbert Meyer als ausgewiesenem Horizont kann uns so ein selbstbeschädigender Fauxpas nicht<br />

allzu schnell passieren.<br />

Zum „Brainstorming“ im Unterricht von Frau S.<br />

Schön, dass hier eine vollständige Planung vorliegt. Mir sind hier zwei Dinge aufgefallen: Zum<br />

einen fehlt mir eine Begründung, warum die Schülerinnen in der Einführungswoche brainstormen<br />

sollen – ist das relevant für die Anfangszeit im Pflegeberuf? Nach meinem Dafürhalten finde ich<br />

keine Handlung am Ausbildungsbeginn, die hier Pate stehen könnte, aber vielleicht haben sie hier<br />

einen wichtigen Gedanken, der ausschlaggebend ist.<br />

Dann habe ich mir die Frage gestellt, was die Schülerinnen indirekt (i.S. Roths) lernen, bei einer<br />

Fragestellung: „Wovon hängt die Gesundheit eines Menschen ab?“ Vermittelt man damit indirekt<br />

ein Risikofaktorenmodell, oder zumindest ein Faktormodell von Gesundheit oder steht Salutogenese<br />

dahinter. Ist das beabsichtigt? Wird das später noch gebrochen – Gesundheit als ein gesellschaftlicher<br />

Wert, als sozialer Konsens vorgestellt?<br />

Zu Frau K’s Fragebogen<br />

Fand ich prima. Vor allem die Wochenplanung. Aber auch sehr anspruchsvoll. Die Überlegung:<br />

Wie die Lehrerin sehen kann, dass ich mein Ziel erreicht habe, könnten nur die wenigsten Lehramtstudierenden<br />

in den ersten vier Semestern an der Universrität beantworten, was natürlich nicht<br />

heißt, dass Altenpflegerinnen ähnlich überfordert sein müssen.<br />

Zur Gesprächs- und Moderationskultur in der Konzeptgruppe:<br />

Die Problemeinleitung des Moderators fehlt mir oft und auch das aktive Eingreifen eines Leiters.<br />

Das geführte Gespräch bedarf doch einer kurzen Einführung in das, worüber gesprochen werden<br />

soll und wie lange, und in welcher Form. In der Gruppe gibt es Menschen, die sich Jahre- vielleicht<br />

Jahrzehntelang kennen. Da weiß man doch was gesagt ist, auch wenn es nicht gesagt ist. Aber Außenstehenden<br />

fehlt dann der Anschluss. Ich würde mir mehr Moderation wünschen. Eine Sammlung<br />

von Problemstellungen, die zu bearbeiten sind. Auch, meinetwegen einen Vorschlag des Moderators,<br />

wann sie zu besprechen sind. Wir könnten auch überlegen, ob es nicht gruppendynamisch<br />

sinnvoll ist, verschiedene Problemstellungen von verschiedenen Moderatoren leiten zu lassen (Einführungswoche:<br />

Lauritzen, Forschung im Unterricht: ???)<br />

Ansonsten kann ich vorschlagen, dass wir ein Pädagogisches Rückmeldungsnotat etablieren, wonach<br />

Frau Barre oder ich, die wesentlichen Inhalte reflektieren, besprechen und kritisieren, und<br />

zwar im Hinblick auf professionelles pädagogisches Handeln.<br />

Mit freundlichem Gruß,<br />

Wolfgang Hoops<br />

108


Anlage 10<br />

Projektidee Lernpatenschaften - Entwurf<br />

Vorschlag des Projektleiters, Ekkehard Lauritzen, vom 16.12.2008, der allerdings außerhalb<br />

von <strong>SELEA</strong> gemacht wurde, weil die Bereitschaft in der Abteilung Altenpflege,<br />

sich daran zu beteiligen, eher gering eingeschätzt wird.<br />

Zielgruppe:<br />

Ziel:<br />

Umsetzungsidee:<br />

unmotivierte BFS-Schülerinnen aus der Unterstufe, die zu scheitern<br />

drohen<br />

Motivation durch Vorbilder aus der peer-group, Nutzen der vorhandenen<br />

Synergiepotentiale, Förderung der Sozialkompetenz der<br />

Schülerinnen in der Berufsausbildung<br />

die besten Schülerinnen aus unseren AP und GPA-Klassen<br />

betreuen jeweils einzeln eine besonders stark gefährdete BFS-<br />

Schülerin, indem sie sie ca. 1x in der Woche zu sich in den Unterricht<br />

einlädt. Zeitraum ?<br />

Umsetzung:<br />

• Vorbereitungstreffen der Paten: Erläuterung der Aufgabe, Schilderung der Zielgruppe,<br />

Sichtung geeigneter Unterrichtssituationen<br />

• Vorbereitungstreffen der zu Betreuenden: Erläuterung der Ziele, Klärung der Bereitschaft,<br />

Erläuterung der Pflichten (vgl. unten)<br />

• Kennenlernen der Paten und der zu Betreuenden<br />

• Individuelle Absprachen für die Terminierung der Unterrichtsbegleitung<br />

• Schriftliche Ausarbeitung eines Lerntagebuchs mit Reflexion durch die begleiteten<br />

Schülerinnen<br />

• Abschlussgespräch Betreute Schülerin, betreuender Schüler, Lehrer<br />

Zeitrahmen:<br />

Umfang<br />

der Zielgruppe:<br />

2. Halbjahr der Unterstufe. Begründung: man kennt die gefährdeten<br />

Schüler bereits, die drohende Versetzung motiviert die Schüler.<br />

Ca. 15% der Unterstufen-Schülerinnen, hängt auch von den Schülerinnenzahlen<br />

der Paten ab.<br />

109


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