Jahresbericht 2005 - Leibniz Institut für Europäische Geschichte Mainz
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KOLLOQUIEN<br />
lichkeit zu einer Entzauberung der monarchischen<br />
Herrschaftsform. Silvia Serena TSCHOPP (Augsburg)<br />
betonte bei ihrer Analyse der Flugschriftenpublizistik<br />
die Dominanz der moralischen und meinungsbeeinflussenden<br />
Funktion gegenüber dem Informationsaspekt.<br />
Sonja SCHULTHEIß-HEINZ (Bayreuth) untersuchte<br />
die Nürnberger Zeitungspublizistik<br />
exemplarisch. Aktuelle und unparteiliche Berichterstattung<br />
dominierte über redaktionelle Meinungsvermittlung,<br />
was vom ängstlichen Nürnberger Magistrat<br />
unterstützt wurde. Besonders an universitäre Rezipienten<br />
wandten sich die Drucke der Politikwissenschaft<br />
des Barockzeitalters, wie Wolfgang WEBER (Augsburg)<br />
ausführte. Tagesaktuelle Nachrichten konnten dabei<br />
auf ein theoretisches Niveau emporgehoben werden,<br />
wobei sich, wie an anderen Stellen im Mediensystem,<br />
historische, politische und juristische Sachzusammenhänge<br />
berührten.<br />
Die dritte Sektion behandelte die Leser der Medienprodukte.<br />
Volker BAUER (Wolfenbüttel) analysierte den<br />
Barockhof als Versammlung von Nachrichtenlesern,<br />
wobei externe Berichte durch Zeitungen ebenso intensiv<br />
wahrgenommen wurden wie der gedruckte Niederschlag<br />
interner Rang- und Bedeutungsverhältnisse,<br />
etwa in Hof- und Staatskalendern oder in Hoffestberichten.<br />
Esther-Beate KÖRBER (Berlin) betonte das<br />
erforderliche Bildungsniveau, das Flugblätter und -<br />
schriften erst verständlich werden ließ. So diskutierte<br />
vor der Hochaufklärungszeit nur eine schmale Schicht<br />
von Verfassern und Rezipienten, wobei volkspädagogischer<br />
Ehrgeiz lange fehlte. Astrid BLOME (Bremen)<br />
untersuchte den Bildungsgedanken im Rahmen der<br />
»Zeitungsdebatte« des ausgehenden 17. Jahrhunderts:<br />
Zeitunglesen bereitete auf höhere Ämter vor, lehrte<br />
Sprachen sowie geographische Zusammenhänge<br />
verstehen. Am Ende stand die Öffnung des Mediums<br />
im Sinne einer Popularisierung gelehrten Wissens.<br />
Holger BÖNING (Bremen) betonte, daß gerade die<br />
Zeitung im Barockzeitalter den analphabetischen<br />
Rezipienten mitgedacht habe, denn der Markt der<br />
Gebildeten war bereits im frühen 18. Jahrhundert<br />
gesättigt.<br />
Für weiterführende Forschungen wurde angeregt, die<br />
Rolle der Medien in katholischen Territorien, die Frage<br />
nach der Rezeption lateinischer Druckwerke sowie die<br />
Professionalisierung des Journalistenberufs zu untersuchen.<br />
Der Begriff der Öffentlichkeit war umstritten, da<br />
verschiedene Medien unterschiedliche ›Öffentlichkeiten‹<br />
ansprachen. Während <strong>für</strong> den höfischen Bereich<br />
zumindest ansatzweise festgestellt werden kann, wie er<br />
sich der Medien bediente, ist dies <strong>für</strong> andere Bereiche<br />
noch ungeklärt. Angesprochen wurde ferner die Frage<br />
nach dem Funktionswandel »alter« Medien beim<br />
Aufkommen von neuen.<br />
Der Tagungsbericht von Ursula Paintner (<strong>Mainz</strong>)<br />
erschien in: AHF-Information <strong>2005</strong>, Nr. 021.<br />
Kalkül – Transfer – Symbol: <strong>Europäische</strong> Friedensverträge der<br />
Vormoderne<br />
Wolfenbütteler Arbeitsgespräch, 14. bis 16. März <strong>2005</strong>,<br />
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek.<br />
Im Mittelpunkt des Arbeitsgesprächs, das von Heinz<br />
Duchhardt und Martin Peters aus <strong>Mainz</strong> sowie<br />
Friedrich Niewöhner (†) aus Wolfenbüttel geleitet<br />
Friedensvertrag von Celle, 1679 I 26. Signatur: NSA Wolfenbüttel<br />
142 Urk 233-235 Celle 1679 I 26 / II 5, fol. 1 + 9<br />
wurde, stand das <strong>Mainz</strong>er Editionsprojekt »<strong>Europäische</strong><br />
Friedensverträge der Vormoderne online«. Das<br />
Kolloquium zielte darauf, die Relevanz europäischer<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Geschichte</strong> 11