06.11.2013 Aufrufe

Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung

Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung

Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

intensivierte sich noch in der Frage, welche<br />

Haltung gegenüber der SPD eingenommen<br />

werden sollte. Als die Gewerkschaften<br />

entdeckten, dass sich eine geheime<br />

Streikleitung gebildet hatte, die nicht ein<br />

einziges Mitglied der SPD mit einschloss,<br />

begann Letztere sofort ihre Repräsentanz<br />

zu reklamieren. Am Vorabend der<br />

Streikaktion vom 28. Januar stimmte die<br />

Mehrheit auf einem Geheimtreffen der<br />

Fabrikdelegierten in Berlin dagegen.<br />

Dennoch beschlossen die Obleute, die das<br />

Streikkomitee dominierten, Delegierte der<br />

SPD zuzulassen; sie argumentierten, dass<br />

die Sozialdemokraten sich nicht mehr in<br />

der Position befänden, um Streiks zu<br />

verhindern, dass aber ihr Ausschluss einen<br />

Beigeschmack der Zwietracht schaffen und<br />

so die Einheit der anstehenden Aktion<br />

untergraben würde. Spartakus verurteilte<br />

diese Entscheidung aufs Heftigste.<br />

Schließlich spitzte sich die Debatte im<br />

Verlaufe des Streiks noch zu. Angesichts<br />

der elementaren Wucht dieser Aktion<br />

begann der Spartakusbund für die<br />

Intensivierung der Bewegung in Richtung<br />

eines Bürgerkriegs zu plädieren. Die<br />

Gruppe glaubte, dass der Moment<br />

vielleicht schon gekommen sei, um den<br />

Krieg durch revolutionäre Mittel zu<br />

beenden. Die Obleute widersetzten sich<br />

dem vehement und zogen es vor, die<br />

Verantwortung für eine organisierte<br />

Beendigung der Bewegung zu<br />

übernehmen, nachdem diese ihrer<br />

Auffassung nach ihren Höhepunkt erreicht<br />

hatte. Ihre Hauptargumente waren, dass<br />

eine aufständische Bewegung, selbst wenn<br />

sie erfolgreich wäre, auf Berlin beschränkt<br />

bliebe und dass die Soldaten noch nicht für<br />

die <strong>Revolution</strong> gewonnen seien.<br />

Der Platz Russlands und<br />

Deutschlands in der Weltrevolution<br />

Hinter diesem Streit über die Taktik<br />

steckten zwei allgemeinere und<br />

tiefergehende Fragen. Eine von ihnen<br />

betraf die Kriterien, um über die Reife der<br />

Bedingungen für einen revolutionären<br />

Aufstand zu urteilen. Wir werden im<br />

Verlauf dieses Textes auf die Frage<br />

zurückkommen.<br />

Die andere bezog sich auf die Rolle des<br />

russischen Proletariats in der<br />

Weltrevolution. Konnte der Sturz der<br />

bürgerlichen Herrschaft in Russland sofort<br />

eine revolutionäre Erhebung in Mittel- und<br />

Westeuropa auslösen oder zumindest die<br />

imperialistischen Hauptprotagonisten dazu<br />

zwingen, den Krieg zu beenden?<br />

Genau dieselbe Diskussion fand auch in der<br />

bolschewistischen Partei in Russland statt,<br />

sowohl am Vorabend des<br />

Oktoberaufstandes als auch anlässlich der<br />

Friedensverhandlungen mit der deutschen<br />

Reichsregierung in Brest-Litowsk. Innerhalb<br />

der bolschewistischen Partei<br />

argumentierten die von Bucharin<br />

angeführten Gegner jeglicher<br />

Vertragsunterzeichnung mit Deutschland,<br />

dass das Hauptmotiv des Proletariats für<br />

die Machtergreifung in Russland im<br />

Oktober 1917 darin bestand, die<br />

<strong>Revolution</strong> in Deutschland und im Westen<br />

loszutreten, und dass die Unterzeichnung<br />

eines Vertrages mit Deutschland nun<br />

gleichbedeutend mit der Abkehr von dieser<br />

Orientierung sei. Trotzki nahm eine<br />

Zwischenposition ein, um Zeit zu schinden,<br />

was das Problem auch nicht wirklich löste.<br />

Die Befürworter der Notwendigkeit der<br />

Unterzeichnung eines Vertrages, wie Lenin,<br />

stellten keineswegs das<br />

internationalistische Motiv des<br />

Oktoberaufstandes in Frage. Was sie<br />

bezweifelten, war, dass die <strong>Revolution</strong><br />

sofort auf Deutschland übergreifen werde,<br />

eine Annahme, auf die sich die<br />

Entscheidung stützte, die Macht zu<br />

ergreifen. Im Gegenteil: die Befürworter<br />

des Aufstandes hatten damals darauf<br />

hingewiesen, dass die unmittelbare<br />

Ausdehnung der <strong>Revolution</strong> nicht gewiss<br />

war und dass das russische Proletariat<br />

somit Isolation und beispielloses Leid

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!