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Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung

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zusammen zu koexistieren. Andererseits<br />

war das Rätesystem durch seine<br />

eigentliche Natur dynamisch und elastisch,<br />

in seiner Zusammensetzung, Haltung und<br />

Handlungsweise jederzeit in der Lage, sich<br />

allen Wendungen anzupassen und zu<br />

radikalisieren. Die Spartakisten, die dies<br />

sofort begriffen hatten, begannen mit<br />

einer pausenlosen Agitation für die<br />

Neuwahl von Delegierten, die die scharfe<br />

Linkswende in der gesamten Bewegung<br />

konkretisieren würde.<br />

Niemand verstand die potenzielle Gefahr<br />

dieser „Doppelherrschaft“ besser als die<br />

deutsche Militärführung. General Groener,<br />

dazu ernannt, die Operationen der<br />

Reaktion zu leiten, aktivierte umgehend die<br />

geheime Telefonverbindung 998 zum<br />

neuen Kanzler, dem Sozialdemokraten<br />

Ebert. Und genauso wie der legendäre<br />

römische Senator Cato zweitausend Jahre<br />

zuvor jede Rede mit den Worten „Karthago<br />

(der Todesfeind Roms) muss vernichtet<br />

werden“ beendet hatte, dachte Groener<br />

unablässig an die Zerstörung der<br />

Arbeiterräte und vor allem der<br />

Soldatenräte. Obwohl während und nach<br />

der Novemberrevolution die Soldatenräte<br />

teilweise ein konservatives totes Gewicht<br />

darstellten, das die Arbeiter zurückhielt,<br />

wusste Groener, dass die Radikalisierung<br />

der <strong>Revolution</strong> diese Tendenz umkehren<br />

würde, wenn die Arbeiterräte beginnen<br />

würden, die Soldaten hinter sich zu ziehen.<br />

Vor allem: die Ambitionen der Soldatenräte<br />

bestanden darin, das Kommando zu<br />

übernehmen und die Herrschaft der<br />

Offiziere über die Streitkräfte zu brechen.<br />

Dies lief auf nichts anderes hinaus als die<br />

Bewaffnung der <strong>Revolution</strong>. Keine<br />

herrschende Klasse hat jemals freiwillig die<br />

Aufgabe ihres eigenen Monopols über die<br />

Streitkräfte akzeptiert. In diesem Sinn<br />

setzte die bloße Existenz des Rätesystems<br />

den Bürgerkrieg auf die Agenda.<br />

Mehr noch: die Bourgeoisie begriff, dass im<br />

Anschluss an die Novemberrevolution die<br />

Zeit nicht mehr auf ihrer Seite war. Die<br />

spontane Tendenz der gesamten Situation<br />

wies in Richtung Radikalisierung der<br />

Arbeiterklasse, eines Verlustes ihrer<br />

Illusionen bezüglich der Sozialdemokratie<br />

und der „Demokratie“ sowie eines<br />

wachsenden Selbstbewusstseins. Ohne das<br />

geringste Zögern schlug die deutsche<br />

Bourgeoisie den Weg zu einer Politik der<br />

systematischen Provokation militärischer<br />

Auseinandersetzungen ein. Ihr Ziel: ihrem<br />

Klassenfeind<br />

entscheidende<br />

Konfrontationen aufzuzwingen, noch bevor<br />

die revolutionäre Situation herangereift<br />

war. Konkreter: die „Enthauptung“ des<br />

Proletariats durch eine blutige Niederlage<br />

der Arbeiter der Hauptstadt Berlin, dem<br />

politischen Zentrum der deutschen<br />

Arbeiterbewegung, bevor die Kämpfe in<br />

den Provinzen eine „kritische“ Stufe<br />

erreicht hatten.<br />

Der offene Kampf zwischen zwei Klassen,<br />

von denen jede entschlossen war, ihre<br />

eigene Macht durchzusetzen, jede mit<br />

ihren eigenen Organisationen der<br />

Klassenherrschaft, konnte nur ein<br />

temporärer, instabiler, unhaltbarer<br />

Zustand sein. „Doppelherrschaft“ endet<br />

stets im Bürgerkrieg.<br />

Die Kräfte der Konterrevolution<br />

Im Gegensatz zur Lage in Russland 1917<br />

stand die <strong>Deutsche</strong> <strong>Revolution</strong> den<br />

feindlichen Kräften der gesamten<br />

Weltbourgeoisie gegenüber. Die<br />

herrschende Klasse war nicht mehr durch<br />

den imperialistischen Krieg in zwei<br />

rivalisierende Lager gespalten. Der<br />

<strong>Revolution</strong> stand nicht nur die deutsche<br />

Bourgeoisie gegenüber, sondern auch die<br />

Kräfte der Entente, die sich auf der<br />

Westseite des Rheins sammelten, bereit,<br />

militärisch zu intervenieren, sollte die<br />

deutsche Regierung die Kontrolle über die<br />

soziale Lage verlieren. Die Vereinigten<br />

Staaten, ein relativer Neuling auf der<br />

weltpolitischen Ebene, spielten die Karte<br />

der „Demokratie“ und des „Rechts der

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