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Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung

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Werkzeuge beiseite und nahmen das<br />

Stadtzentrum in ihren Besitz. Diese<br />

Arbeiter waren bereit, zu kämpfen und zu<br />

sterben. Sie hatten sofort begriffen, dass es<br />

nicht um Eichhorn, sondern um die<br />

Verteidigung der <strong>Revolution</strong> ging.<br />

Obgleich sie von der machtvollen Antwort<br />

verblüfft war, war die Konterrevolution<br />

kaltblütig genug, mit ihren Plänen<br />

fortzufahren. Einmal mehr wurde der<br />

Vorwärts besetzt, aber auch andere<br />

Pressebüros im Stadtzentrum. Diesmal<br />

allerdings hatten Provokateure der Polizei<br />

die Initiative ergriffen. (9)<br />

Die junge KPD warnte sofort die<br />

Arbeiterklasse. In einem Flugblatt und in<br />

Artikeln auf der ersten Seite der Roten<br />

Fahne rief sie das Proletariat dazu auf,<br />

neue Delegierte für ihre Räte zu wählen<br />

und sich selbst zu bewaffnen, sich aber<br />

auch zu vergegenwärtigen, dass der<br />

Moment der bewaffneten Erhebung noch<br />

nicht gekommen sei. Solch eine Erhebung<br />

erforderte eine zentralisierte Führung auf<br />

der Ebene des gesamten Landes. Diese<br />

konnte nur durch die Arbeiterräte<br />

geschaffen werden, in welchen die<br />

<strong>Revolution</strong>äre Einfluss ausübten.<br />

Am Abend des 5. Januar kamen die<br />

revolutionären Führer zu Beratungen im<br />

Hauptquartier von Eichhorn zusammen.<br />

Um die 70 Obleute waren anwesend, von<br />

denen gute 80 Prozent Anhänger der<br />

Linken in der USPD waren, der Rest<br />

Anhänger der KPD. Die Mitglieder des<br />

Zentralkomitees der Berliner Organisation<br />

der USPD kreuzten genauso wie zwei<br />

Mitglieder des Zentralkomitees der KPD,<br />

Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck, auf.<br />

Zunächst waren sich die Delegierten der<br />

Arbeiterorganisationen unsicher darüber,<br />

wie sie antworten sollten. Doch dann<br />

verwandelte sich die Atmosphäre, ja wurde<br />

elektrisiert durch die eintreffenden<br />

Berichte. Diese Berichte betrafen die<br />

bewaffneten Besetzungen im<br />

Zeitungsviertel und die angebliche<br />

Bereitschaft verschiedener Garnisonen,<br />

sich einer bewaffneten Erhebung<br />

anzuschließen. Nun erklärte Liebknecht,<br />

dass unter diesen Umständen nicht nur die<br />

Zurückweisung des Angriffs gegen Eichhorn<br />

notwendig geworden ist, sondern auch die<br />

bewaffnete Erhebung.<br />

Die Augenzeugenberichte dieses<br />

dramatischen Treffens deuten an, dass die<br />

Intervention von Liebknecht der fatale<br />

Wendepunkt gewesen war. Den ganzen<br />

Krieg hindurch war er für das deutsche, ja<br />

für das Weltproletariat der politische<br />

Kompass und das moralische Gewissen<br />

gewesen. Nun, in diesem eminent<br />

wichtigen Moment der <strong>Revolution</strong> verlor er<br />

seinen Kopf und seine Orientierung. Vor<br />

allem ebnete er den Weg für die<br />

Unabhängigen, die damals noch die<br />

dominierende politische Kraft waren. Bar<br />

jeglicher klar definierter Prinzipien, einer<br />

klaren langfristigen Perspektive und eines<br />

tieferen Vertrauens in die Sache des<br />

Proletariats, war diese „unabhängige“<br />

<strong>Strömung</strong> dazu verdammt, unter dem<br />

Druck der unmittelbaren Situation<br />

beständig hin und her zu schwanken und<br />

sich so mit der herrschenden Klasse zu<br />

versöhnen. Doch die andere Seite der<br />

Münze, des „Zentrismus“, war das starke<br />

Bedürfnis nach Teilnahme, wann immer<br />

eine unklare „Aktion“ anstand, nicht zuletzt<br />

um die eigene revolutionäre<br />

Entschlossenheit zu dokumentieren.<br />

„Die Unabhängige Partei hatte kein klares<br />

politisches Programm; aber nichts lag ihr<br />

ferner, als ein Handstreich gegen die<br />

Regierung Ebert-Scheidemann. In dieser<br />

Konferenz lag die Entscheidung bei den<br />

Unabhängigen. Und da zeigte es sich, dass<br />

sich insbesondere jene schwankenden<br />

Gestalten, wie sie im Berliner<br />

Zentralvorstand saßen, die sich gewöhnlich<br />

nicht gern in Gefahr begaben, aber doch<br />

überall dabei sein wollten, als die wildesten<br />

Schreier und recht ‚revolutionär‘<br />

gebärdeten.“ (10)<br />

Laut Richard Müller eskalierte die Situation<br />

so in eine Art Konkurrenz zwischen der

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