Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
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I. Niederlage und Auflösung<br />
Die internationale revolutionäre Welle, die<br />
gegen den Ersten Weltkrieg einsetzte, fand<br />
nur einige Jahre nach der größten<br />
politischen Niederlage statt, die die<br />
Arbeiterbewegung bis dahin erlitten hatte:<br />
der Zusammenbruch der sozialistischen<br />
<strong>Internationale</strong> im August 1914. Es ist daher<br />
wichtig zu begreifen, warum dieser Krieg<br />
stattfinden konnte und die <strong>Internationale</strong><br />
versagte, um den Charakter und Verlauf<br />
der <strong>Revolution</strong>en in Russland und<br />
besonders in Deutschland zu verstehen.<br />
Der Marsch in den Krieg<br />
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts lag<br />
der Weltkrieg in der Luft. Hektisch<br />
begannen die imperialistischen<br />
Großmächte ihn vorzubereiten. Die<br />
Arbeiterbewegung hatte ihn vorausgesagt<br />
und vor ihm gewarnt. Doch zunächst<br />
wurde sein Ausbruch hinausgezögert –<br />
durch zwei Faktoren. Einer von ihnen war<br />
die unzureichende militärische<br />
Vorbereitung der wichtigsten<br />
Protagonisten. Deutschland beispielsweise<br />
war erst dabei, den Aufbau einer<br />
Kriegsflotte zu vervollständigen, die<br />
gegenüber Großbritannien, dem<br />
Beherrscher der Weltmeere, bestehen<br />
konnte. Es musste erst die Insel Helgoland<br />
in eine hochseetüchtige Marinebasis<br />
umwandeln und vollendete den Bau eines<br />
Kanals zwischen der Nordsee und dem<br />
Baltikum. Als das erste Jahrzehnt des<br />
Jahrhunderts sich dem Ende näherte,<br />
standen diese Vorbereitungen kurz vor<br />
ihrem Abschluss. Dies rückte den zweiten<br />
Verzögerungsfaktor umso mehr in den<br />
Vordergrund: die Angst vor der<br />
Arbeiterklasse. Die Existenz dieser Furcht<br />
war keine bloße spekulative Hypothese der<br />
Arbeiterbewegung. Sie wurde offen von<br />
den Hauptrepräsentanten der Bourgeoisie<br />
ausgedrückt. Von Bülow, eine führende<br />
politische Figur im deutschen Staat,<br />
erklärte, dass es vornehmlich die Angst vor<br />
der Sozialdemokratie war, die die<br />
herrschende Klasse dazu veranlasste, den<br />
Krieg zu verschieben. Paul Rohrbach, der<br />
infame Propagandist der offen<br />
imperialistischen Kreise der<br />
Kriegsbefürworter in Berlin, schrieb:<br />
„Zumindest wenn keine elementare<br />
Katastrophe eintritt, das einzige das<br />
Deutschland noch zum Frieden zwingen<br />
kann, ist der Hunger derjenigen ohne<br />
Brot“. General von Bernhardi, ein<br />
prominenter Militärtheoretiker damals,<br />
warnte in seinem Buch „Vom heutigen<br />
Kriege“, dass die moderne Kriegsführung<br />
wegen der Notwendigkeit, Millionen von<br />
Menschen zu disziplinieren und zu<br />
mobilisieren, ein enormes Risiko in sich<br />
berge. Solche Einsichten basierten nicht<br />
allein auf theoretischen Betrachtungen,<br />
sondern auch auf der praktischen<br />
Erfahrung aus dem ersten imperialistischen<br />
Krieg des 20. Jahrhunderts, der zwischen<br />
Großmächten ausgefochten wurde. Dieser<br />
Krieg – zwischen Russland und Japan –<br />
verhalf der revolutionären Bewegung von<br />
1905 in Russland zum Leben.<br />
Solche Erwägungen nährten innerhalb der<br />
Arbeiterbewegung die Hoffnung, dass die<br />
herrschende Klasse es nicht wagen würde,<br />
in den Krieg zu ziehen. Diese Hoffnungen<br />
hatten ihren Anteil daran, dass die<br />
Divergenzen innerhalb der Sozialistischen<br />
<strong>Internationale</strong> just zu dem Zeitpunkt<br />
übertüncht wurden, als die Notwendigkeit<br />
einer proletarischen Klärung die offene<br />
Debatte erforderlich machte. Die Tatsache,<br />
dass keine der verschiedenen <strong>Strömung</strong>en<br />
innerhalb der sozialistischen Bewegung