Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
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Vorbedingungen nicht der zündende Funke<br />
des bewussten Willens der großen<br />
Volksmasse aufspringt. Der Sieg des<br />
Sozialismus wird nicht wie Fatum vom<br />
Himmel herabfallen. Er kann nur durch<br />
eine lange Kette gewaltiger Kraftproben<br />
zwischen den alten und den neuen<br />
Mächten erkämpft werden, Kraftproben, in<br />
denen das internationale Proletariat unter<br />
der Führung der Sozialdemokratie lernt<br />
und versucht, seine Geschicke in die eigene<br />
Hand zunehmen, sich des Steuers des<br />
gesellschaftlichen Lebens zu bemächtigen,<br />
aus einem willenlosen Spielball der eigenen<br />
Geschichte zu ihrem zielklaren Lenker zu<br />
werden.“ (3)<br />
Für den Marxismus gehören die objektiven<br />
historischen Gesetze und ökonomischen<br />
Widersprüchen – vom Anarchismus oft<br />
ignoriert – sowie die subjektiven Elemente<br />
zusammen. (4) Sie sind untrennbar<br />
miteinander verknüpft und beeinflussen<br />
sich gegenseitig. Wir können beide<br />
Faktoren bei der allmählichen<br />
Unterminierung des proletarischen Lebens<br />
in der <strong>Internationale</strong> sehen. Einer dieser<br />
Faktoren war die Untergrabung der<br />
Solidarität innerhalb der<br />
Arbeiterbewegung. Dies wurde natürlich<br />
erheblich von der wirtschaftlichen<br />
Expansion vor 1914 und den<br />
reformistischen Illusionen begünstigt, die<br />
dadurch erzeugt wurden. Doch es<br />
resultierte auch aus der Fähigkeit des<br />
Klassenfeindes, aus seiner Erfahrung zu<br />
lernen. Bismarck führte (zusammen mit<br />
seinen Sozialistengesetzen) das System der<br />
Sozialversicherungen ein, um die<br />
Solidarität unter den ArbeiterInnen durch<br />
ihre individuelle Abhängigkeit von dem,<br />
was später zum „Wohlfahrtsstaat“ werden<br />
sollte, zu ersetzen. Und als Bismarcks<br />
Versuch scheiterte, die Arbeiterbewegung<br />
durch ihre Illegalisierung zu besiegen,<br />
änderte die imperialistische Bourgeoisie,<br />
die Ende des 19. Jahrhunderts seine<br />
Regierung ersetzte, ihre Taktik. Nachdem<br />
sie realisiert hatte, dass die<br />
Arbeitersolidarität unter den Bedingungen<br />
der Repression oftmals geradezu<br />
aufblühte, zog sie die Sozialistengesetze<br />
zurück und lud stattdessen die<br />
Sozialdemokratie wiederholt dazu ein,<br />
„konstruktiv am politischen Leben (d.h. an<br />
der Leitung des Staates) teilzunehmen“, ja<br />
beschuldigte sie der „sektiererischen“<br />
Entsagung der „allein praktischen Mittel“,<br />
um wirkliche Verbesserungen für die<br />
ArbeiterInnen zu erreichen.<br />
Lenin wies auf die Verknüpfung zwischen<br />
der objektiven und subjektiven Ebene im<br />
Verhältnis zu einem anderen<br />
entscheidenden Faktor beim Verfall der<br />
großen sozialistischen Parteien hin. Dies<br />
war die Degradierung des Kampfes für die<br />
Befreiung der Menschheit zu einer leeren,<br />
tagtäglichen Routine. Er identifizierte drei<br />
<strong>Strömung</strong>en innerhalb der<br />
Sozialdemokratie und beleuchtete die<br />
zweite unter ihnen: „die zweite <strong>Strömung</strong> –<br />
das sogenannte ‚Zentrum‘ – besteht aus<br />
Leuten, die zwischen den<br />
Sozialchauvinisten und den wirklichen<br />
Internationalisten schwanken (...) Das<br />
‚Zentrum‘ – das sind Leute der Routine,<br />
zerfressen von der faulen Legalität,<br />
korrumpiert durch die Atmosphäre des<br />
Parlamentarismus usw., Beamte, gewöhnt<br />
an warme Pöstchen und an ‚ruhige‘ Arbeit.<br />
Historisch und ökonomisch gesehen<br />
vertreten sie keine besondere Schicht, sie<br />
sind lediglich eine Erscheinung des<br />
Übergangs von der hinter uns liegenden<br />
Periode der Arbeiterbewegung, der<br />
Periode von 1871 bis1914 (...) zu einer<br />
neuen Periode, die seit dem ersten<br />
imperialistischen Weltkrieg, der die Ära der<br />
sozialen <strong>Revolution</strong> eingeleitet hat,<br />
objektiv unumgänglich geworden ist.“ (5)<br />
Für damalige Marxisten stand die „Krise<br />
der Sozialdemokratie“ nicht außerhalb<br />
ihres Aktionsradius. Sie fühlten sich<br />
persönlich verantwortlich für das, was<br />
passiert war. Für sie war das Versagen der<br />
damaligen Arbeiterbewegung auch ihr<br />
eigenes Scheitern. Wie Rosa Luxemburg es