Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
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Augen abgelesen werden konnte.<br />
Innerhalb des Lagers der Bourgeoisie<br />
wurden die Bemühungen, den Krieg zu<br />
beenden, von zwei neuen Faktoren<br />
aufgehalten. Keiner der unbarmherzigen<br />
Führer des deutschen Staates, die ohne<br />
Zögern Millionen ihrer eigenen „Subjekte“<br />
in den sicheren wie sinnlosen Tod<br />
schickten, hatte den Mut, Kaiser Wilhelm<br />
II. darüber zu informieren, dass er von<br />
seinem Thron zurücktreten muss. Denn<br />
eine andere, opponierende Seite im<br />
imperialistischen Krieg dachte sich<br />
weiterhin neue Ausreden aus, um den<br />
Waffenstillstand zu verschieben, da sie<br />
noch nicht von der unmittelbaren<br />
Wahrscheinlichkeit der <strong>Revolution</strong> und der<br />
Gefahr, die dies für ihre eigene Herrschaft<br />
bedeutete, überzeugt war. Die Bourgeoisie<br />
verlor Zeit.<br />
Doch nichts davon hinderte sie daran, eine<br />
blutige Repression gegen die<br />
revolutionären Kräfte vorzubereiten.<br />
Insbesondere hatte sie bereits jene Teile<br />
der Armee auserwählt, die nach ihrer<br />
Rückkehr von der Front dazu eingesetzt<br />
werden konnten, um die wichtigsten<br />
Städte zu besetzen.<br />
Innerhalb des Lagers des Proletariats<br />
bereiteten die <strong>Revolution</strong>äre immer<br />
intensiver einen bewaffneten Aufstand vor,<br />
um den Krieg zu beenden. Die Obleute in<br />
Berlin setzten erst den 4. November, dann<br />
den 11. November als Tag des Aufstandes<br />
fest.<br />
Doch in der Zwischenzeit nahmen die<br />
Ereignisse eine Wendung, die weder die<br />
Bourgeoisie noch das Proletariat erwartet<br />
hatte und die einen großen Einfluss auf den<br />
Verlauf der <strong>Revolution</strong> ausübte.<br />
Meuterei in der Marine, Auflösung<br />
der Armee<br />
Um die Bedingungen für einen<br />
Waffenstillstand zu erfüllen, die mit ihren<br />
Kriegsgegnern vereinbart worden waren,<br />
stoppte die Regierung in Berlin am 20.<br />
Oktober alle Militäroperationen der<br />
Marine, insbesondere die Untersee-<br />
Kriegsführung. Eine Woche später erklärte<br />
sie ihre Bereitschaft, einem<br />
Waffenstillstand ohne Bedingungen<br />
zuzustimmen.<br />
Den Anfang vom Ende vor Augen, drehten<br />
Offiziere der Kriegsflotte an der<br />
norddeutschen Küste durch. Oder vielmehr<br />
trat die Verrücktheit ihrer uralten Kaste –<br />
die Verteidigung der Ehre, der Tradition<br />
des Duells, der Forderung bzw. Gewährung<br />
von „Satisfaktion“ – durch den Irrsinn des<br />
modernen imperialistischen Krieges an die<br />
Oberfläche. Hinter dem Rücken ihrer<br />
eigenen Regierung beschlossen sie, mit der<br />
Kriegsflotte zu einer großen Seeschlacht<br />
gegen die britische Navy auszulaufen, auf<br />
die sie vergeblich während des Krieges<br />
gewartet hatten. Sie zogen es vor, in Ehre<br />
zu sterben, statt sich ohne Schlacht zu<br />
ergeben. Sie nahmen an, dass die<br />
Matrosen und die Mannschaften – 80.000<br />
Leben zusammen – unter ihrem<br />
Kommando bereit wären, ihnen zu folgen.<br />
(9)<br />
Dies war jedoch nicht der Fall. Die<br />
Mannschaften meuterten gegen ihre<br />
Kommandierenden. Mindestens einige von<br />
ihnen starben dabei. In einem<br />
dramatischen Moment richteten Schiffe,<br />
die von ihren Mannschaften übernommen<br />
worden waren, und Schiffe, auf denen dies<br />
(noch) nicht der Fall war, ihre Geschütze<br />
aufeinander. Schließlich ergaben sich die<br />
Meuterer, wahrscheinlich um nicht auf ihre<br />
eigenen Gefährten zu schießen.<br />
Doch dies war noch nicht der Stein, der die<br />
<strong>Revolution</strong> in Deutschland ins Rollen<br />
brachte. Entscheidend war vielmehr, dass<br />
ein Teil der inhaftierten Matrosen als<br />
Häftlinge nach Kiel gebracht wurde, wo sie<br />
wahrscheinlich als Verräter zum Tode<br />
verurteilt werden sollten. Die anderen<br />
Matrosen, die nicht den Mut besessen<br />
hatten, sich der ursprünglichen Rebellion<br />
auf offener See anzuschließen, drückten<br />
nun furchtlos ihre Solidarität mit ihren