Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
Deutsche Revolution.pdf - Internationale Kommunistische Strömung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
iskiert, wenn es die Initiative ergreift und<br />
die Weltrevolution beginnt. Solch ein Risiko<br />
war jedoch, wie insbesondere Lenin<br />
argumentierte, gerechtfertigt, weil das,<br />
was auf dem Spiel stand, die Zukunft nicht<br />
nur des russischen, sondern auch des<br />
Weltproletariats war; die Zukunft nicht nur<br />
des Proletariats, sondern der gesamten<br />
Menschheit. Diese Entscheidung sollte<br />
daher in vollem Bewusstsein und in<br />
verantwortlichster Weise getroffen<br />
werden. Lenin wiederholte diese<br />
Argumente auch in Bezug auf Brest: Das<br />
russische Proletariat war moralisch<br />
berechtigt, selbst den ungünstigsten<br />
Vertrag mit der deutschen Bourgeoisie zu<br />
unterzeichnen, um Zeit zu gewinnen, da es<br />
nicht sicher war, ob die deutsche<br />
<strong>Revolution</strong> sofort beginnen wird.<br />
Isoliert in ihrer Gefängniszelle vom Rest der<br />
Welt, intervenierte Rosa Luxemburg in<br />
dieser Debatte mit drei Artikeln – „Die<br />
historische Verantwortung“, „In die<br />
Katastrophe“ und „Die russische Tragödie“;<br />
geschrieben in dieser Reihenfolge im<br />
Januar, Juni und September -, die drei der<br />
wichtigsten berühmten „Spartakusbriefe“<br />
aus dem Untergrund. Hier machte sie klar,<br />
dass weder die Bolschewiki noch das<br />
russische Proletariat wegen der Tatsache<br />
angeklagt werden dürfen, dass sie<br />
gezwungen wurden, einen Vertrag mit dem<br />
deutschen Imperialismus zu unterzeichnen.<br />
Diese Situation sei das Resultat des<br />
Ausbleibens der <strong>Revolution</strong> anderswo,<br />
besonders in Deutschland. Auf dieser<br />
Grundlage war sie in der Lage, das folgende<br />
tragische Paradoxon zu identifizieren:<br />
Obwohl die Russische <strong>Revolution</strong> der<br />
höchste Punkt war, den die Menschheit bis<br />
dahin jemals erklommen hatte, und als<br />
solcher ein historischer Wendepunkt war,<br />
bestanden ihre unmittelbaren<br />
Auswirkungen nicht darin, die Schrecken<br />
des Weltkrieges zu verkürzen, sondern zu<br />
verlängern. Und dies aus dem einfachen<br />
Grund, dass sie den deutschen<br />
Imperialismus von dem Zwang befreite,<br />
einen Zweifrontenkrieg zu führen.<br />
Wenn Trotzki an die Möglichkeit eines<br />
Sofortfriedens unter dem Druck der<br />
Massen im Westen glaubte, „dann muss“,<br />
so schrieb sie im Januar 1918, „allerdings in<br />
Trotzkis schäumenden Wein viel Wasser<br />
gegossen werden.“ Und sie fährt fort: „Die<br />
nächste Wirkung des Waffenstillstandes im<br />
Osten wird nur die sein, daß deutsche<br />
Truppen vom Osten nach dem Westen<br />
dirigiert werden. Vielmehr, sie sind es<br />
schon.“ (6) Im Juni zog sie eine zweite<br />
Schlussfolgerung aus dieser Dynamik:<br />
Deutschland war zum Gendarm der<br />
Konterrevolution in Osteuropa geworden<br />
und massakrierte die revolutionären Kräfte<br />
von Finnland bis zur Ukraine. Wie gelähmt<br />
durch diese Entwicklung, hatte sich das<br />
Proletariat „tot gestellt“. Im September<br />
1918 erläutert sie dann, dass die Welt<br />
damit droht, das revolutionäre Russland zu<br />
verschlingen. „Der eherne Ring des<br />
Weltkrieges, der damit im Osten<br />
durchbrochen schien, schließt sich wieder<br />
um Rußland und um die Welt lückenlos:<br />
Die Entente rückt mit Tschechoslowaken<br />
und Japanern vom Norden und Osten her –<br />
eine natürliche, unvermeidliche Folge des<br />
Vorrückens Deutschland vom Westen und<br />
vom Süden aus. Die Flammen des<br />
Weltkrieges züngeln auf russischen Boden<br />
hinüber und werden im nächsten<br />
Augenblick über der russischen <strong>Revolution</strong><br />
zusammenschlagen. Sich dem Weltkriege –<br />
und sei es um den Preis der größten Opfer<br />
– zu entziehen erweist sich letzten Endes<br />
für Rußland allein unmöglich.“ (7)<br />
Rosa Luxemburg erkannte deutlich, dass<br />
der unmittelbare militärische Vorteil, den<br />
Deutschland durch die Russische<br />
<strong>Revolution</strong> erlangt hatte, einige Monate<br />
lang dazu beitrug, das Kräfteverhältnis<br />
zwischen den Klassenkräften in<br />
Deutschland zugunsten der Bourgeoisie zu<br />
kippen. Obwohl die <strong>Revolution</strong> in Russland<br />
die deutschen Arbeiter inspirierte, obwohl<br />
der „Raubfrieden“, der nach Brest vom<br />
deutschen Imperialismus durchgesetzt