Andrzej Stasiuk - Polish Book Institute
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Ciechocinek, ein verfallener polnischer Kurort im Jahre 1957.<br />
Die Zahnärztin Wanda erhält zwei Nachrichten: eine schlechte<br />
und eine gute. Sie erfährt, dass sie unheilbar krank ist, aber<br />
auch, dass ihr geliebter Bruder Fabian aus Großbritannien zurückkehrt,<br />
wohin er als Soldat der Anders-Armee kam. Fabian<br />
kehrt im Zuge des „Tauwetters“ nach Polen zurück, der politischen<br />
Entspannung, die in Polen nach Stalins Tod einsetzte. Die<br />
Heimreise ist für ihn keine leichte, frohgemute Entscheidung,<br />
denn die Begegnung mit der Schwester bedeutet die Konfrontation<br />
mit der noch nahen Kriegsvergangenheit und dem Verlust<br />
seiner Lieben. Nur das Geschwisterpaar hat überlebt. Wanda<br />
verharrt immer noch in Trauer, Fabian jedoch scheut vor ihr<br />
zurück. Der König des Lebens und Meister des Swings sucht<br />
in dem Trost, was er immer liebte.<br />
In der Musik. Die vor Jahren auch<br />
Wanda viel bedeutete, als sie in der<br />
Jazzband ihres Bruders brillierte. Es<br />
mag den Anschein haben, dass es in<br />
dem in Hoffnungslosigkeit versunkenen Städtchen keine Chance<br />
gibt, eine Band zu gründen. Dennoch geschieht das Wunder,<br />
und bei Fabian melden sich mehr und mehr Musiker. Zu<br />
ihnen gehört der Stadtmiliziant Stypa, der Sanatoriumsarzt Vogt<br />
und die schöne Englischlehrerin Modesta. Als auch Wanda ihre<br />
Skepsis überwindet, ist schon sicher, dass das Wunder wahr<br />
werden kann. Und währen, solang die Staatsmacht es zulässt.<br />
Die Erzählung über das Entstehen einer Jazzband bietet Kowalewski<br />
die Gelegenheit, nicht nur die polnische Wirklichkeit der<br />
späten fünfziger Jahre nachzubilden, sondern auch die Atmosphäre<br />
der Vorkriegszeit aufleben zu lassen. Zu deren Leitfigur<br />
der letzteren wird Reichmann, einstiger Kurgast in Ciechocinek<br />
und Autor bekannter Liedtexte. Er erscheint im Roman dank eines<br />
Tagebuchs, dass Fabian auffindet. Aber auch die lebenden<br />
Protagonisten zitieren den Geist ihrer Jugend. Diese „Exorzismen“<br />
lassen sie vergessen, was sie durchgemacht haben, und<br />
sie ihre Lebensfreude wiederfinden.<br />
Marta Mizuro<br />
Włodzimierz Kowalewski (geb. 1956),<br />
Schriftsteller, Essayist, mit etlichen Literaturpreisen<br />
ausgezeichnet. Die Exzentriker ist bereits sein fünfter<br />
Prosaband.<br />
Włodzimierz Kowalewski Die Exzentriker<br />
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