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Andrzej Stasiuk - Polish Book Institute

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Der Protagonist von Janusz Rudnickis neuer Prosa kehrt aus<br />

Deutschland in seine Vaterstadt Koźle zurück, weiß nicht wirklich,<br />

was er mit sich anfangen soll, schmiert sich aus Langeweile<br />

das Gesicht mit schwarzer Schuhcreme ein, die Briefträgerin<br />

veranlasst ihn, ins Treppenhaus hinauszugehen, die Wohnungstür<br />

schlägt hinter ihm zu, eine Gasexplosion zerstört seinen<br />

Wohnblock, im übrigen steht es in ganz Polen nicht zum besten,<br />

denn immer wieder explodiert an den verschiedensten Orten<br />

Gas; der Held zieht mit anderen, die ebenfalls ihr Dach über<br />

dem Kopf verloren haben, durch Polen und Deutschland, erlebt<br />

die wunderlichsten Abenteuer… Rudnicki erfand eine Geschichte,<br />

die aus einer langen Reihe grotesker und absurder<br />

Situationen besteht, die mal lustig, mal furchterregend sind. Im<br />

Grunde handelt das Buch jedoch von zutiefst ernsthaften Dingen.<br />

Ein weiteres Mal greift der Autor<br />

von „Meine Wehrmacht“ das Problem<br />

der – ich gebrauche hier eine<br />

Bezeichnung Zbigniew Kruszyńskis<br />

– „verschobenen Menschen“, die ihr Land auf der Suche nach<br />

ihrem Ort auf Erden verließen und immer noch – wie Rudnicki<br />

behauptet – „im Spagat leben“, die ihrer Wurzeln und Gewissheiten<br />

verlustig gegangen sich mit einer ins Wanken geratenen<br />

Identität herumschlagen. „Kommt, wir gehen“ ist auch eine Erzählung<br />

über polnisch-deutsche Traumata, die Geschichte, die<br />

der Gegenwart immer noch ihren Stempel aufdrückt, Henker,<br />

die zu Opfern werden, Opfer, die zu Henkern werden. Rudnicki<br />

verfasste eine traurig-lustige, mitreißende und zudem stilistisch<br />

virtuose Prosa. Was gäbe es hier zu leugnen, kaum jemand vermag<br />

den Satzbau so kunstvoll zu verdrehen wie der Autor von<br />

„Kommt, wir gehen“.<br />

Robert Ostaszewski<br />

Janusz Rudnicki (geb. 1956) Prosaschriftsteller<br />

und politischer Emigrant. Lebt in Hamburg.<br />

Janusz Rudnicki Kommt, wir gehen<br />

31<br />

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