Andrzej Stasiuk - Polish Book Institute
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Die Essays des Bands Verschwörer der Phantasie bieten<br />
keine aktuelle Synthese des Surrealismus, auch wenn sie sich<br />
diesem Anliegen verdanken. In der Anreicherung um neue Fakten<br />
– sowohl solche zu weniger bekannten oder nach Jahren<br />
wieder neu entdeckten Vertretern der Kunstrichtung wie auch<br />
solche, die den fortwährenden Einfluss des Surrealismus auf<br />
zeitgenössische Künstler, Werbemacher und Designer unter Beweis<br />
stellen.<br />
Über die Geschichte der Kunstrichtung erzählt die Verfasserin<br />
fast en passant anlässlich ausgewählter „Themenkreise“, die zum<br />
Standardrepertoire der Surrealisten gehörten, und bei der Zeichnung<br />
von „Porträts“ ausgewählter Künstler. Die Autorin wählt sie<br />
nicht wie ein objektiver Wissenschaftler aus, der sein Thema<br />
erschöpfend abhandeln möchte, sondern wie eine Kunstbegeisterte,<br />
die die Akzente auf das legt, was sie selbst am Surrealismus<br />
fasziniert. Sie erzählt von ihren persönlichen Kontakten zu<br />
drei Künstlern: Leonora Carrington,<br />
Gisèle Prassinos und Roland Topor.<br />
Schon allein diese Kapitel des Buches<br />
sind von einzigartigem Wert. Die Autorin<br />
begegnete dem Werk der drei auch auf einer anderen Ebene<br />
– als Übersetzerin –, und diese Art intimen Kontakts mit dem<br />
Text spiegelte sich auch in den Verschwörern der Phantasie in<br />
origineller Art und Weise.<br />
Im Teil „Themenkreise“ ist von Fragen wie der Haltung der Surrealisten<br />
zum Selbstmord, zur Liebe und zum Wahnsinn die<br />
Rede, aber auch zum Mythos, zur Stadt und zu alltäglichen Gebrauchsgegenständen.<br />
In jedem Kapitel wechselt die Verfasserin<br />
ungezwungen zwischen den verschiedenen Ausdrucksformen<br />
der Kunst hin und her und führt damit vor, dass innerhalb der surrealen<br />
Bewegung nicht davon die Rede sein konnte, sich auf nur<br />
eine einzige Kunstform zu spezialisieren. Der Surrealismus war<br />
nämlich die erste Kunstrichtung, die komplexen und interdisziplinären<br />
Charakter besaß. Auch in dieser Hinsicht erfordert die<br />
Wahrnehmung aller Realisationsformen und die Erfassung aller<br />
Auswirkungen seiner „Elementarkraft“ vom Kenner der Materie<br />
ein sicheres Bewegen in der Geschichte der Malerei wie auch der<br />
Geschichte von Literatur und Film. Aber auch der Geschichte der<br />
Psychiatrie und der Postkarte. Und genau um eine solch umfassend<br />
gebildete Kennerin handelt es sich bei Agnieszka Taborska.<br />
Marta Mizuro<br />
Agnieszka Taborska (geb. 1961), Schriftstellerin,<br />
Kunsthistorikerin und Übersetzerin.<br />
Agnieszka Taborska Verschwörer der Phantasie. Der Surrealismus<br />
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