GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz
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Bildungspolitik<br />
digkeit begründet, innerhalb des Bildungsbereichs umzuschichten.<br />
Der Ausbau der frühkindlichen Bildung und die Hochschulfinanzierung<br />
machen größere haushaltspolitische Anstrengungen erforderlich.<br />
Für das Schwerpunktprogramm „Kita plus“ seien jährlich 2,5<br />
Millionen Euro Mehrausgaben geplant. Auch für die Hochschulen<br />
seien zusätzliche Ausgaben erforderlich, damit diese für steigende<br />
Studierendenzahlen - auch im Zusammenhang mit den doppelten<br />
Abiturjahrgängen aus anderen Bundesländern und der bundesweiten<br />
Aussetzung der Wehrpflicht - besser ausgestattet werden können.<br />
Für den Bereich der frühkindlichen Bildung forderte Peter Blase-<br />
Geiger die Vorlage eines Umsetzungsplans für das Programm „Kita<br />
plus“, aus dem hervorgeht, mit welchen Verbesserungen - insbesondere<br />
im Bereich der Leitungsfreistellung, der Bezahlung der<br />
ErzieherInnen und der Gruppengrößen - und mit welchen Umsetzungsschritten<br />
zu rechnen sei. Da ein quantitativer und gleichzeitig<br />
qualitativer Ausbau aufgrund fehlender Ressourcen nicht möglich<br />
sei, fordere die <strong>GEW</strong> differenzierte Lösungen und einen Stufenplan<br />
über mehrere Jahre. Für die Erarbeitung solcher Konzepte biete<br />
die <strong>GEW</strong> ihren Sachverstand an. Die GRÜNEN erläuterten, dass<br />
differenzierte Lösungen die Grundlage des Kita-plus-Programms<br />
bildeten. Verbesserungen seien insbesondere in Bereichen mit hohen<br />
Anteilen sozial benachteiligter Familien vorgesehen und im ländlichen<br />
Raum seien Familienzentren geplant. Das angestrebte Ziel<br />
von Betreuungsplätzen für 35 Prozent der Kinder unter 3 Jahren<br />
erfordere große Anstrengungen auf allen Ebenen. Die Ausweitung<br />
des Rechtsanspruchs auf Betreuungsplätze sei sinnvoll, gleichzeitig<br />
mit dem quantitativen Ausbau der Betreuung müssten aber auch<br />
Perspektiven für qualitative Verbesserungen entwickelt werden.<br />
Mit Verwunderung nahmen die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen zur Kenntnis,<br />
dass die GRÜNEN der Berufsfachschule I mit Skepsis gegenüberstehen.<br />
Zurzeit sei ein Übergangssystem in Form der Berufsfachschule<br />
dringend erforderlich, um die Ausbildungschancen der Jugendlichen<br />
zu verbessern. Dazu müssten die pädagogischen Rahmenbedingungen<br />
in der Berufsfachschule I dringend verbessert werden.<br />
Von GRÜNER Seite wurde betont, dass sich die unter Anderem<br />
im Wahlprogramm formulierte Kritik an den Berufsfachschulen<br />
I keineswegs gegen die SchülerInnen und die in diesem Bereich<br />
tätigen Lehrkräfte richte. Mit der im Koalitionsvertrag vorgesehenen<br />
Evaluation der Berufsfachschule I und der dort formulierten<br />
Absicht, die pädagogischen Rahmenbedingungen zu verbessern,<br />
sei eine gute Grundlage für Überprüfungen und Weiterentwicklungen<br />
gelegt. Auch die Lehrkräfteversorgung und Bezahlung an<br />
den Berufsbildenden Schulen und der Bedarf für Weiter- und<br />
Höherqualifizierungen wurde vonseiten der <strong>GEW</strong> zur Sprache<br />
gebracht. Angesichts der besonderen Situation an berufsbildenden<br />
Schulen waren sich beide Seiten einig, dass ein weiteres Gespräch<br />
zum fachlichen Austausch zwischen der GRÜNEN Fraktion und<br />
der <strong>GEW</strong> mit diesem Schwerpunkt stattfinden soll.<br />
Annelie Strack<br />
Premiere in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Friedensnetzwerk und<br />
Ministerium unterzeichnen Kooperationsvereinbarung<br />
-Von Friedhelm Schneider * -<br />
Am 15.08.2011 wurde in Mainz die bundesweit erste Kooperationsvereinbarung<br />
eines Bildungsministeriums mit einem<br />
Friedensverband unterzeichnet. Das Netzwerk Friedensbildung<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> umfasst derzeit 17 Mitgliedsorganisationen, die<br />
sich im Bereich der kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Friedensarbeit<br />
engagieren oder als Friedensdienste Freiwillige in Auslandsprojekte<br />
entsenden. Gemeinsames Anliegen der Netzwerk-<br />
Mitglieder ist es, die zivile Friedensbildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zu stärken und daran mitzuwirken, dass Praxiserfahrungen ziviler<br />
Friedensarbeit unkompliziert den Weg an die Schulen finden. Die<br />
zu begrüßende Aussetzung der Wehrpflicht wird zur Folge haben,<br />
dass in unserer Gesellschaft - und somit auch unter SchülerInnen<br />
- die Beschäftigung mit der Problematik kriegerischer Gewalt und<br />
mit dem notwendigen Vorrang ziviler Alternativen abnimmt. Den<br />
Bildungsverantwortlichen soll geholfen werden, hier gegenzusteuern,<br />
damit friedensethische Themen nicht aus dem Blick geraten.<br />
Ziele der Kooperationsvereinbarung<br />
Im Zentrum der neuen Kooperationsvereinbarung zur Friedensbildung<br />
steht die Erziehung „zum gewaltfreien Zusammenleben<br />
und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“, wie sie das<br />
rheinland-pfälzische Schulgesetz bekräftigt. Auf diesem Hintergrund<br />
unterstreicht das aktuelle Bildungsabkommen „die Förderung der<br />
Kenntnis von nichtmilitärischen Lösungsansätzen in Krisen und<br />
Kriegssituationen und die Verbreitung von Wissen und Vermittlung<br />
von Erfahrungen aus zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der Friedensförderung,<br />
z.B. in den Bereichen: Ursachenforschung, Prävention,<br />
Mediation, Konfliktaufarbeitung, Geschichte der Friedensbewegung<br />
und Freiwilligendienste“. Schon dieses exemplarische Zitat aus der<br />
neuen Vereinbarung macht deutlich: Es handelt sich hier um ein<br />
selbständiges Bildungs-Abkommen, das eigene zukunftsrelevante<br />
Inhalte setzt und seine Berechtigung nicht aus der Korrekturbedürftigkeit<br />
des bestehenden Bundeswehr-Kooperationsvertrags vom<br />
25.02.2010 herleitet. Rückblickend betrachtet hat die einseitige<br />
Übereinkunft des Bildungsministeriums mit der Bundeswehr sich als<br />
zunächst ungewollter „Türöffner“ für die aktuelle Friedensbildungs-<br />
Vereinbarung erwiesen. Die kritische Resonanz auf die nunmehr<br />
vertraglich gesicherte Schulpräsenz der Bundeswehr hatte zur Folge,<br />
dass die notwendige Verankerung ziviler Friedensbildung in der<br />
Schulpraxis neu in den Blick kam. Zu den Ergebnissen des sich<br />
daraus entwickelnden Diskussionsprozesses gehört das Friedensbildungs-Abkommen<br />
vom 15.08.2011: Es bezieht seine Plausibilität<br />
aus seiner menschenfreundlich-zukunftsfähigen Orientierung. Es<br />
verdeutlicht offiziell, dass der Bundeswehr in Fragen der Friedens-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
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