GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz
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Schulen<br />
selbst im Moment. 41 Prozent wünschen sich hingegen<br />
eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Besonders auffällig<br />
ist dies unter Eltern mit türkischem Migrationshintergrund<br />
(71 Prozent) sowie unter sozial schwächeren Eltern<br />
(59 Prozent). Allerdings sind auch diese mit 55 Prozent<br />
bzw. 38 Prozent deutlich zurückhaltender in ihrer Prognose,<br />
ob dieser Wunsch auch in Erfüllung geht.<br />
Mehr staatliche Unterstützung<br />
vielfach gewünscht<br />
Insgesamt wünschen sich 40 Prozent aller Eltern in<br />
Deutschland eine stärkere staatliche Unterstützung bei der<br />
Kinderbetreuung und -erziehung jenseits der Schule. Dies<br />
trifft vor allem auf Eltern aus den neuen Bundesländern<br />
(50 Prozent) und auf sozial schwächere Eltern (49 Prozent)<br />
zu. 62 Prozent der sozial schwächeren Eltern geben zudem<br />
an, zur Förderung ihrer Kinder auf einiges oder sogar auf<br />
vieles verzichten zu müssen - zwölf Prozentpunkte mehr<br />
als der Durchschnitt.<br />
Zweifel an Chancengleichheit von<br />
Kindern mit Migrationshintergrund<br />
Zwar sehen 43 Prozent aller Eltern die Chancengleichheit<br />
an deutschen Schulen für Schüler mit Migrationshintergrund<br />
gegeben, allerdings haben auch 38 Prozent nicht<br />
diesen Eindruck. Mit 59 Prozent sind Eltern mit türkischem<br />
Migrationshintergrund hier besonders skeptisch.<br />
Hauptursachen der mangelnden Chancengleichheit sind<br />
für alle Eltern unzureichende Deutschkenntnisse der<br />
Kinder (87 Prozent), fehlende Unterstützung der Kinder<br />
durch ihre Eltern (86 Prozent) bzw. ein zu geringer<br />
Gebrauch der deutschen Sprache in den Familien (85<br />
Prozent). In Zuwandererfamilien wird diese Einschätzung<br />
zwar weitgehend geteilt, allerdings werden dort auch die<br />
Lehrerinnen und Lehrer ausdrücklich für die fehlende<br />
Chancengleichheit verantwortlich gemacht. 63 Prozent<br />
der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund glauben,<br />
dass viele Lehrer gegenüber ihren Kindern Vorurteile<br />
haben, dass sie diese zu wenig fördern (54 Prozent) oder<br />
dass sie diese bei gleicher Leistung schlechter beurteilen<br />
als deutsche Schüler (51Prozent). Vor diesem Hintergrund<br />
fällt auf, dass die Befragten mit türkischem Migrationshintergrund<br />
überdurchschnittlich engagiert bei der<br />
Unterstützung ihrer Kinder sind. 64 Prozent helfen ihren<br />
Kindern wenigstens gelegentlich bei den Hausaufgaben<br />
- acht Prozentpunkte mehr als der Gesamtdurchschnitt<br />
-, obwohl sich diese Eltern damit wesentlich schwerer<br />
tun (48 Prozent) als das Mittel aller Eltern (35 Prozent).<br />
Schulische Integration<br />
überwiegend positiv beurteilt<br />
Trotzdem wird die Integrationsleistung von Schulen<br />
überwiegend positiv beurteilt. 72 Prozent aller Eltern<br />
von Schulkindern, in deren Klassen Schüler mit Migrationshintergrund<br />
lernen, schätzen dies so ein, bei Eltern<br />
mit türkischem Migrationshintergrund sind es sogar 79<br />
Prozent. Dabei zeigt die Studie, dass dieses Thema vor<br />
allem Großstädte betrifft, wo mehr als zwei Drittel der<br />
Eltern (69 Prozent) angeben, dass in den Klassen ihrer<br />
Kinder wenigstens ein Viertel aller Schüler aus Zuwandererfamilien<br />
kommt.<br />
Hohe schulische Anforderungen<br />
nur selten gewünscht<br />
Ein hohes Anforderungsniveau macht nur für eine Minderheit<br />
der Eltern in Deutschland (32 Prozent) eine gute<br />
Schule aus. Wesentlich wichtiger sind hier die gezielte<br />
Förderung von Kindern nach deren Begabungen (76 Prozent)<br />
sowie spezielle Förderkurse für benachteiligte Schüler<br />
(71 Prozent). Dennoch präferieren Eltern Lehrkräfte, die<br />
viel fordern und auf Disziplin achten (52 Prozent) bzw.<br />
die konsequent in ihrer Benotung sind (53 Prozent). Dies<br />
gilt mit 63 Prozent bzw. 66 Prozent insbesondere für die<br />
neuen Bundesländer.<br />
Allgemeine Zufriedenheit mit Kindergärten<br />
- Skepsis bei vorschulischer Bildung<br />
Insgesamt 90 Prozent aller Eltern mit Kindergartenkindern<br />
sind mit der Förderung ihres Kindes dort zufrieden.<br />
Zudem befürwortet eine relative Mehrheit (47 Prozent)<br />
der Eltern die Vermittlung von schulischen Grundkenntnissen<br />
wie Lesen und Schreiben bereits im Kindergarten.<br />
43 Prozent der Eltern halten dies noch für zu früh.<br />
Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung<br />
Deutschland: „Besonders Eltern mit Migrationshintergrund,<br />
die den sozialen Aufstieg ihrer Kinder ermöglichen<br />
wollen, benötigen Unterstützung für eine gute Bildung<br />
ihrer Kinder. Familienförderung und Bildungspolitik<br />
müssen zusammen gedacht werden. Hier sind Lösungen<br />
erforderlich, die das immer noch vorhandene Silodenken<br />
überwinden.“<br />
Prof. Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance<br />
weist auf die besondere Funktion von Eltern für die<br />
Bildungspolitik in Deutschland hin und plädiert für deren<br />
umfassende und auf die Erwartungen und Bedürfnisse der<br />
Eltern gerichtete Unterstützung: „Die Studie macht mit<br />
großem Nachdruck auf die Schlüsselrolle in der Bildungspolitik<br />
aufmerksam, die Eltern nach wie vor haben. Die<br />
wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Studie ist deshalb,<br />
Eltern viel besser als bisher auf diese Rolle vorzubereiten<br />
und sie darin zu unterstützen, eine Kooperation mit den<br />
öffentlichen Erziehungs- und Bildungsinstitutionen im<br />
Sinne einer Erziehungspartnerschaft einzuschlagen. Diese<br />
Unterstützung muss alle Eltern erreichen, auch die bisher<br />
zurückhaltenden und zögerlichen.“<br />
Die Studie ist unter www.vodafone-stiftung.de abrufbar.<br />
pm<br />
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<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
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