GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz
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Politische Bildung<br />
dafür ist eines seiner Hauptanliegen, das er im Grußwort<br />
für das Veranstaltungsprogramm formulierte: „Die<br />
Weiterentwicklung der repräsentativen Demokratie und<br />
unserer politischen Kultur ist eine der wichtigsten Aufgaben,<br />
vor denen wir stehen.“ In seinem Grußwort vor<br />
dem Plenum des Demokratietages gab er zuerst seiner<br />
Freude Ausdruck, wieder an dieser Schule zu sein, einer<br />
Modellschule für Partizipation und Demokratie in unserem<br />
Bundesland. Er sprach von Anzeichen für Demokratiemüdigkeit,<br />
wenn z.B. enttäuschte Bürger klagten,<br />
es sei alles so schwierig in der Politik, oder wenn sich bei<br />
einer Bürgermeisterwahl nur 30% der Wahlberechtigten<br />
beteiligen würden. Der Ministerpräsident machte klar:<br />
„Es gibt keine andere Alternative, wenn wir frei leben<br />
wollen. Wir alle sind gefordert, uns Gedanken zu machen,<br />
wie wir mehr Leben in die Demokratie bringen können.“<br />
Er unterstrich, die Schulen seien ein wichtiger Ort, an<br />
dem die SchülerInnen Mitwirkung und Mitbestimmung<br />
lernen und einüben könnten. Abschließend wies Beck<br />
auf Überlegungen der Landesregierung zur Herabsetzung<br />
des Wahlalters auf 16 Jahre hin und machte den jungen<br />
Leuten das Angebot, sich hier in den offenen Diskussionsprozess<br />
einzubringen.<br />
Landrat Ernst Walter Görisch ging danach auf das Ringen<br />
der Bürger um Demokratie ein und erklärte: „Die Demokratie<br />
muss immer wieder erkämpft werden. In diesem<br />
Sinne ist der Demokratietag ein wichtiges Element.“<br />
Hauptvortrag: Lernkultur und<br />
Demokratie an guten Schulen<br />
Die Ausgangsthese von Frau Professor Dr. Silvia-Iris<br />
Beutel hieß: „Eine neue und zeitgemäße schulische<br />
Lernkultur kann ohne demokratiepädagogische Fundierung<br />
nicht auskommen.“ Sie verwies auf eine Reihe<br />
von Indikatoren und Entwicklungen der letzten Jahre,<br />
die ihre These stützten: auf die würdigende Akzeptanz<br />
von Individualität und Verschiedenheit der Kinder und<br />
Jugendlichen; auf die Herausforderung inklusiven Lernens<br />
und die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention; auf<br />
die bisher ungelöste Problematik der zu hohen unqualifizierten<br />
Schulabgängerquote; auf das Wissen um den<br />
Zusammenhang von guter Schulleistung und Anerkennung;<br />
auf die Förderung von Selbstkonzepten, die auf<br />
Selbstständigkeit und Handlungskompetenz zielen; auf<br />
die Notwendigkeit einer Toleranz stärkenden Erziehung<br />
zur bürgergesellschaftlichen Teilhabe.<br />
Nach diesen Ausführungen zur Notwendigkeit einer<br />
zeitgemäßen Schul- und Lernqualität, die einer demokratiepädagogischen<br />
Grundlage bedarf, fragte die Referentin<br />
nach den Kriterien für eine „demokratiegeleitete Schule“.<br />
Sie betonte zum einen „Demokratieerziehung als Querschnittsaufgabe“,<br />
d.h. die Aufnahme und Pflege vieler<br />
Demokratie fördernder Aspekte und Kompetenzen in den<br />
Fächern und im Schulleben. Sie unterstrich die Kriterien<br />
„Partizipation, Kommunikation und Anerkennung“ in<br />
vielfältigen Formen zwischen den SchülerInnen, zwischen<br />
den KollegInnen, zwischen Lehrenden und Lernenden,<br />
zwischen Schule und Elternhaus, zwischen Schule und<br />
der Gemeinde. Sie hob hervor, diese Kriterien seien<br />
wesentlicher Teil einer neuen, „demokratiepädagogisch<br />
profilierten Lernkultur“. Die Professorin stellte fest, für<br />
sie sei Schule nicht nur eine „Lern- und Unterrichtsanstalt“,<br />
sondern sei als Teil der demokratischen Gesellschaft<br />
„ein Angebots-, Kommunikations- und Bewährungsraum<br />
für ein demokratiehaltiges Lernen Heranwachsender“.<br />
Breiten Raum widmete sie Merkmalen der neuen<br />
Lernkultur. Axiom dieser Lernkultur ist: Kinder und<br />
Jugendliche bilden den Mittelpunkt des Lernens. Sie<br />
zeigte ein Lernkonzept auf, das sowohl curriculum- als<br />
auch kompetenzorientiert ist. Es ist ein Konzept, das<br />
einerseits die curricularen Vorgaben sieht und fordert,<br />
den SchülerInnen vielfältige Lernfelder zu erschließen, das<br />
aber andererseits verlangt, dass die SchülerInnen durch<br />
aktives Erfahrungslernen ihre Kompetenzen erleben und<br />
diese entwickelt und gefördert werden. Sie ging auf die<br />
Förderung von Selbstständigkeit durch „selbst forschen<br />
und untersuchen“ und auf Selbstsicherheit durch das<br />
Präsentieren von Arbeitsergebnissen ein. Sie zeigte die<br />
Entwicklung von Kreativität auf, wies darauf hin, dass Lernen<br />
Zeit braucht, und wünschte „Neugierzeit“ als Fach.<br />
Sie sprach die Fähigkeiten des genauen Hinsehen, des<br />
mehrperspektivischen Betrachtens und des Reflektierens<br />
an. Zudem betonte sie die Förderung der Verantwortung<br />
für das eigene Lernen und die eigene Lebensplanung.<br />
Zusammenfassend stellte Frau Prof. Beutel fest: „Wenn<br />
die Kinder und Jugendlichen den Mittelpunkt des Lernens<br />
bilden, können Kompetenzerfahrung, ein nachhaltiges<br />
Lernen und Zuversicht in die eigene Handlungsstärke<br />
entstehen!“<br />
Engagement von SchülerInnen<br />
Das Engagement vieler SchülerInnen der GFG und ihre<br />
Mitarbeit zum Gelingen der Tagung war beeindruckend.<br />
Am Morgen begrüßte der Unter- und Mittelstufenchor<br />
das Plenum mit dem „Ohrwurm“ der Wise Guys. Am<br />
Nachmittag spielte die Bläserklasse 6 „The Surprise Symphony“<br />
von Joseph Haydn und verabschiedete die Gäste<br />
mit Mike Story‘s Musikstück „Star Wars“. Durch die<br />
vielen Tagungspunkte führten freundlich und sicher die<br />
beiden Schülermoderatoren aus dem 13. Jahrgang, Arne<br />
Spang und Daniel Wenz. Auch die ganztägige Versorgung<br />
mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen hatten die<br />
Dreizehner übernommen. Wie die Profis hatten vor allem<br />
die Mädchen köstliche Kuchen gebacken und Dutzende<br />
von leckeren Brötchen belegt. Die Verpflegung war auf<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
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