Theoretische Physik 2 Atom- und Quantenphysik - Skriptweb
Theoretische Physik 2 Atom- und Quantenphysik - Skriptweb
Theoretische Physik 2 Atom- und Quantenphysik - Skriptweb
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Entwicklung der <strong>Atom</strong>vorstellung Seite 5/47<br />
müssen schwere, positiv geladene Teilchen, β -Teilchen müssen leichte, negativ geladene<br />
Teilchen sein). Folgerung: <strong>Atom</strong>e müssen aus positiven <strong>und</strong> negativen Bestandteilen aufgebaut<br />
sein.<br />
• Hittorf: Experimente mit Gasentladungen (möglich durch inzwischen verfügbare Vakuumröhren<br />
mit ausreichend hohem Vakuum); weil die Strahlen durch positive Ladungen beschleunigt<br />
wurden <strong>und</strong> Gegenstände im Strahlengang Schatten auf dem Schirm warfen, mussten es negative<br />
Strahlen sein, die sich geradlinig ausbreiten.<br />
• Thompson: Kathodenstrahlröhre (durch Loch in Anode), Messung von e/m<br />
• Goldstein: Kanalstrahlen (positiv geladene Strahlen, die entstehen, wenn man in die Kathode ein<br />
Loch bohrt); Wien konnte zeigen, dass diese Kanalstrahlen die positiv geladenen Ionen des<br />
Füllgases sind. Jetzt war klar, dass <strong>Atom</strong>e aus Elektronen <strong>und</strong> einer entsprechenden positiven<br />
Ladung, die Frage war jedoch, wie die Ladung verteilt ist.<br />
• Beobachtung: Bei <strong>Atom</strong>en ist kein Unterschied zwischen dem Betrag der positiven <strong>und</strong> der<br />
negativen Ladung messbar.<br />
• Thomson: Rosinenkuchen-Modell, d.h. in einem <strong>Atom</strong> sind die positiven <strong>und</strong> negativen<br />
Ladungsträger statistisch verteilt, die Elektronen liegen also gewissermaßen wie Rosinen im<br />
Kuchen.<br />
Problem: Wenn die positiven Ladungen eine homogen geladene Kugel bilden, kann man die<br />
elektrische Feldkraft auf ein Elektron in Abhängigkeit von der Entfernung vom Kugelmittelpunkt<br />
berechnen, <strong>und</strong> daraus die Resonanzfrequenz einer harmonischen Schwingung. Wenn man dann<br />
annimmt, dass die negativen Ladungen ebenfalls homogen verteilt sind <strong>und</strong> kollekiv schwingen,<br />
kann man diese Frequenz, die sogenannte Plasmafrequenz, ausrechnen. Bei dieser Frequenz <strong>und</strong><br />
ihren Vielfachen sollte das <strong>Atom</strong> Licht absorbieren <strong>und</strong> emittieren können – aber die Frequenz<br />
stimmt nicht mit den Experimenten überein.<br />
Weiteres Problem: Die Winkelverteilung beim Streuversuch stimmt ebenfalls nicht mit den<br />
theoretischen Werten überein. (Dazu berechnet man die Kraft, die auf das Teilchen wirkt, wenn<br />
es durch das <strong>Atom</strong> mit homogen verteilter positiver Ladung fliegt, <strong>und</strong> daraus den<br />
Impulsübertrag.) Man muss dabei annehmen, dass ein Teilchen wegen der Dicke der im<br />
Experiment verwendeten Materialien nicht nur einmal gestreut wird, das führt mathematisch auf<br />
das Random-Walk-Problem (Jemand wirft bei jedem Schritt in x -Richtung eine Münze, die<br />
entscheidet, ob er dabei einen Schritt nach y oder y macht. Die Wahrscheinlichkeit, nach<br />
m Schritten um y vom ursprünglichen Weg abgewichen zu sein, wird durch die Gauß-<br />
Verteilung (Glockenkurve) gegeben.)<br />
• Rutherford: Streuversuch (Beschuss von Goldfolie mit α -Teilchen, Beobachtung der gestreuten<br />
α -Teilchen mit Szintillationszähler) ergab, dass praktisch die gesamte Masse <strong>und</strong> positive<br />
Ladung in einem sehr kleinen Punkt versammelt sein muss. Die Streuung geschieht also im<br />
Coulombpotenzial einer Punktladung Q = Z⋅e :<br />
cot ϑ 2 = 2 E kin<br />
= 4 π ɛ 0<br />
E pot<br />
q⋅Q ⋅µ⋅v 2 0⋅b<br />
( q = 2 e , b : Stoßparameter, µ : reduzierte Masse des Systems Kern-Alphateilchen)<br />
Es ergibt sich: Die <strong>Atom</strong>kerne sind so winzig (Stoßparameter so klein), dass selbst bei einer<br />
Goldfolie, die mehrere zehntausend <strong>Atom</strong>lagen dick ist, praktisch nur Einfachstreuung<br />
vorkommt.<br />
[Berechnung mit Streuquerschnitt, Rutherfordsche Streuformel]<br />
http://www.skriptweb.de