Aktion - hugo! UNIMAGAZIN
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einem Freund von mir ein Inder gewohnt,<br />
der schon stark auf die 70 zuging und auch<br />
selbst noch regelmäßig Leute bei sich aufnimmt,<br />
um Kontakt zu anderen Kulturen zu<br />
haben und weil ihn andere Menschen ganz<br />
einfach interessieren“. Couchsurfing ist eben<br />
eine Lebenseinstellung. Und sogar über 80-<br />
jährige zählen zu dieser Community.<br />
Über 2.000 Mitglieder der Couchsurfer-<br />
Gemeinschaft tummeln sich auch in Erlangen<br />
und Nürnberg. Eine der 1.528 Couchsurferinnen<br />
und Couchsurfer aus Nürnberg<br />
ist die 26-jährige Steffi. Zur Couchsurferin<br />
wurde sie vor zwei Jahren, als sie Weihnachten<br />
mit ihrer Freundin nach Schweden<br />
wollte. „Über Weihnachten ein Hotel zu finden<br />
war sehr schwierig und auch sehr teuer.<br />
Dann haben wir uns nach anderen Möglichkeiten<br />
umgesehen, wie Wohnungs- oder<br />
Haustausch und sind so auf den Geschmack<br />
von Couchsurfing gekommen“, schwärmt<br />
sie. Im Mittelpunkt steht aber nicht die kostenlose<br />
Übernachtung, sondern die internationale<br />
Vernetzung von Menschen und<br />
Orten, der Bildungsaustauch und der Kontakt<br />
zu anderen Kulturen, das betont neben Steffi<br />
auch der 23-jährige Medizinstudent Stefan<br />
aus Erlangen: „Der soziale Aspekt spielt eine<br />
wichtige Rolle und ich finde es schade, wenn<br />
Leute das Netzwerk als billige Pension missbrauchen.“<br />
Von wirklich negativen Erfahrungen und Begegnungen<br />
kann keiner der Couchsurfer berichten.<br />
Damit das auch so bleibt, erstellt<br />
jeder Surfer auf der Plattform ein Nutzerprofil,<br />
anhand dessen man sich über seinen potentiellen<br />
Gast bzw. Gastgeber informieren<br />
kann. Auch Referenzen und Erfahrungsberichte<br />
anderer Couchsurfer tragen zur Sicherheit<br />
bei. Und ab und an entsteht sogar mehr<br />
als nur Freundschaft: Lotte und Tobias, die<br />
beide ebenfalls zu den 696 Couchsurfern aus<br />
der Hugenottenstadt gehören, haben dem<br />
Netzwerk ihre Beziehung zu verdanken.<br />
„Lotte“, verrät Tobias, „hat meine Couch gesurft,<br />
weil sie hier in Erlangen ein Zimmer<br />
zum wohnen gesucht hat und als sie dann<br />
vor vier Monaten hierher gezogen ist, sind<br />
wir wenig später ein Paar geworden.“<br />
„Zeig mir Deine Couch und ich sag dir wer<br />
du bist“, dieses Motto könne man sofort vergessen,<br />
lacht die 32-jährige Heike. Wenn man<br />
von ihrer Couch – ein Erbstück aus der Nachkriegszeit<br />
– Rückschlüsse auf sie ziehe, müsse<br />
man sie für ganz schön alt und stock-konservativ<br />
halten. Davon, dass sie dies ganz gewiss<br />
nicht ist, kann sich jeder selbst überzeugen<br />
und natürlich auch viele andere Couchsurfer<br />
kennenlernen: Regelmäßig treffen sich Erlangens<br />
und Nürnbergs Couchsurfer und freuen<br />
sich immer über neue Gesichter. Neugierig<br />
geworden? Dann einfach anmelden und in<br />
die Gruppen Nürnbergs und Erlangens eintreten<br />
und Du bekommst die Einladungen zu<br />
den Treffen automatisch zugeschickt. Spannende<br />
und interessante Geschichten gibt es<br />
dort immer zu erzählen: Steffi zieht es im<br />
Sommer wieder hinaus in die Welt: Fünf Wochen<br />
lang will sie Kolumbien bereisen, alleine<br />
nur mir Rucksack bepackt und natürlich<br />
couchsurfend. Stefan hat besonders die<br />
Begegnung mit Couchsurfern aus dem Iran<br />
beeindruckt. „Menschen aus einer ganz anderen<br />
Welt kennenzulernen und festzustellen,<br />
dass da Parallelen entstehen war eine einmalige<br />
Erfahrung.“ Gut besucht ist auch seine<br />
Couch: Zwei Franzosen und ein junger Mann<br />
aus Hamburg sind unterwegs zu ihm. Für die<br />
Zeit des Weihnachtsmarktes hat sich – wie<br />
schon im vergangenen Jahr – eine Verkäuferin<br />
aus Jerusalem angekündigt.<br />
Übrigens: sogar auf den Osterinseln<br />
und in der Antarktis gibt es eine<br />
Couch, vielleicht ja eine Alternative zu Ballermann<br />
und Co.<br />
<strong>hugo</strong>! <strong>UNIMAGAZIN</strong> | 41