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Bildung und Erziehung in der Volksrepublik China - Universität St ...

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24 <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Volksrepublik</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

Zum ersten Mal wird <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>as ländlichen Regionen e<strong>in</strong> öffentliches Schulwesen aufgebaut<br />

(Wang, 1993).<br />

Während e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Phase <strong>der</strong> Konsolidierung anfangs <strong>der</strong> 60er Jahre zieht<br />

sich Mao vorerst aus dem politischen Alltag zurück. 1962 ergreift er die Initiative für<br />

e<strong>in</strong>e Sozialistische <strong>Erziehung</strong>skampagne. Er schafft es aber nicht, diese Initiative<br />

gegen die Partei durchzusetzen. Se<strong>in</strong> persönliches Ansehen im e<strong>in</strong>fachen Volk ist<br />

jedoch ausreichend, um se<strong>in</strong>e erzieherischen Leitl<strong>in</strong>ien im Rahmen <strong>der</strong> Kulturrevolution<br />

Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre doch noch umzusetzen (Seitz, 2000).<br />

2.1.2.2.1. Kulturrevolution 1966 - 1976<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Kulturrevolutionsgruppe versucht Mao 1966 «se<strong>in</strong>e» Revolution<br />

zu retten. Die Überzeugung, dass <strong>Erziehung</strong> <strong>der</strong> proletarischen Politik zu dienen hat<br />

<strong>und</strong> mit praktischer Arbeit verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong> muss, setzt er mit <strong>der</strong> Grossen Proletarischen<br />

Kulturrevolution durch. Das folgende Zitat veranschaulicht Maos Gr<strong>und</strong>haltung<br />

gegenüber <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> treffen<strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise (Schram, 1975, S.161):<br />

«Doch wie steht es mit dem Buchwissen? Wenn man nichts an<strong>der</strong>es<br />

tun will als lesen, muss man drei- bis fünftausend Zeichen beherrschen,<br />

mit e<strong>in</strong>em Wörterbuch – mangels Können – e<strong>in</strong> Buch <strong>in</strong> die<br />

Hand nehmen <strong>und</strong> sich Hirse geben lassen. Dann kann man bequem<br />

se<strong>in</strong>en Kopf über e<strong>in</strong> Buch beugen <strong>und</strong> zu lesen anfangen. Es ist die<br />

e<strong>in</strong>fachste Sache <strong>der</strong> Welt, viel e<strong>in</strong>facher als die Zubereitung e<strong>in</strong>er<br />

Mahlzeit o<strong>der</strong> das Schlachten e<strong>in</strong>es Schwe<strong>in</strong>s.»<br />

Die Jahre <strong>der</strong> Kulturrevolution s<strong>in</strong>d geprägt von Intellektuellenfe<strong>in</strong>dlichkeit, Verkürzung<br />

bis Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von elitären <strong>Bildung</strong>smöglichkeiten <strong>und</strong> Verzicht auf schulische Berufsbildung<br />

zugunsten von <strong>Bildung</strong>se<strong>in</strong>richtungen auf niedriger <strong>St</strong>ufe. Zwischen 1966<br />

<strong>und</strong> 1976 wird <strong>der</strong> Unterricht an den meisten Schulen <strong>und</strong> <strong>Universität</strong>en über längere<br />

Zeit ganz e<strong>in</strong>gestellt. Die bestehende differenzierte <strong>St</strong>ruktur des Sek<strong>und</strong>arschulwesens<br />

wird zerstört. <strong>Universität</strong>en bleiben bis 1970 grösstenteils geschlossen. Wird <strong>der</strong><br />

Schulbetrieb wie<strong>der</strong> aufgenommen, s<strong>in</strong>d die Inhalte des Unterrichts stark ideologisch<br />

bee<strong>in</strong>flusst. An den <strong>Universität</strong>en werden vorerst naturwissenschaftliche <strong>und</strong> technische<br />

Fakultäten wie<strong>der</strong> geöffnet. Die <strong>St</strong>udierenden werden nicht aufgr<strong>und</strong> ihrer Leistungsnachweise<br />

rekrutiert, son<strong>der</strong>n gemäss ihrer ideologischen Orientierung. Das<br />

heisst, es werden nur «l<strong>in</strong>ientreu» ges<strong>in</strong>nte Interessenten aus Fabriken, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Militär zugelassen. Man spricht deshalb auch von Arbeiter-, Bauern- <strong>und</strong><br />

Soldatenstudierenden. Das akademische Leben im eigentlichen S<strong>in</strong>ne ist tot. Mao<br />

hat das Primat <strong>der</strong> Politik durchgesetzt (Henze, 1991; Pepper, 1996; Risler, 1989;<br />

Seitz, 2000).<br />

Die Ereignisse <strong>der</strong> Kulturrevolution haben bis heute grossen E<strong>in</strong>fluss auf das <strong>Bildung</strong>sniveau<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung, auf den <strong>St</strong>and <strong>der</strong> schulischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt auf das Verhalten <strong>der</strong> ch<strong>in</strong>esischen Bevölkerung im Alltag. Die Intellektuellen<br />

wurden damals zu körperlicher Arbeit gezwungen <strong>und</strong> zögerten - nach <strong>der</strong> Kulturrevolution<br />

- ihre Geistesarbeit wie<strong>der</strong> aufzunehmen. Sie befürchteten e<strong>in</strong>en Rückfall <strong>in</strong><br />

die Kulturrevolution. Die nachfolgende Darstellung zeigt, welche Altersgruppen heute

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