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WIRTSCHAFT & FINANZEN<br />
Fiskalpolitik<br />
Staatschef B`sescu:<br />
„Bin für die Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer“<br />
© Alex Tudor/Agerpres<br />
Angesichts der gravierenden<br />
Haushaltmisere<br />
scheint<br />
2010 hierzulande<br />
ein Jahr schmerzlicher<br />
Steueranhebungen zu werden.<br />
Noch im September stritt<br />
Regierungschef Emil Boc jedwelche<br />
Überlegungen zum Thema<br />
der Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />
und/oder der Flattax kategorisch<br />
ab, mittlerweile gibt<br />
zumindest Staatschef B`sescu<br />
offen zu, dass kein Weg mehr<br />
daran vorbei führt.<br />
Landesvater und Interimsregierung wollen Investoren<br />
zwar gnädig stimmen, vermiesen aber den Konsum<br />
Wohl um die hierzulande aktiven Investoren<br />
trotz schwerer Rezession bei<br />
Laune zu halten, erklärte der Staatspräsident<br />
bei einem Anfang Oktober stattgefundenen<br />
Wirtschaftsforum, eine Erhöhung<br />
der Mehrwertsteuer (derzeit<br />
19%) der potenziellen Anhebung der<br />
Einheitssteuer (derzeit 16%) auf jeden<br />
Fall vorzuziehen – schließlich wolle man<br />
die Wirtschaft nicht noch mehr belasten.<br />
„Mag der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) noch so sehr drängen, die<br />
Flattax bleibt unangetastet“, so Traian<br />
B`sescu gegenüber den beim Wirtschaftsforum<br />
anwesenden Investoren,<br />
berichtete die Presse.<br />
Wirtschaftsanalysten zufolge wird<br />
die Mehrwertsteuer höchstwahrscheinlich<br />
um 2 bis 3%, ergo auf 21-22% angehoben.<br />
Schon ein einziger Prozentpunkt<br />
mehr würde bei einem relativ<br />
gleichen Konsum wie 2009 etliche zusätzliche<br />
Milliarden Euro in die Staatskasse<br />
spülen. Im letzten Jahr hatten sich<br />
die MWSt.-Einnahmen auf 41 Milliarden<br />
Lei (rund 11 Milliarden Euro) belaufen,<br />
bei der maximal möglichen bzw.<br />
3%-igen Anhebung der Umsatzsteuer<br />
würden die Einnahmen des Staates dementsprechend<br />
wohl auf bis zu 13 Milliarden<br />
Euro ansteigen, beeilte sich das<br />
Wirtschaftsblatt „Ziarul Financiar“ auszurechnen.<br />
Aus dem Finanzministerium<br />
verlautbarte, dass der IWF bereits im<br />
Frühjahr auf einer Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />
bestanden hatte, man habe<br />
sich letztendlich jedoch auf eine Beibehaltung<br />
ihres derzeitigen Prozentsatzes<br />
und stattdessen auf die Einführung der<br />
Mindeststeuer einigen können, so Ressort-Interimsminister<br />
Gheorghe Pogea.<br />
Die gleiche Maßnahme hatte der IWF<br />
auch im Rahmen seiner Verhandlungen<br />
mit den ungarischen Behörden gefordert,<br />
Budapest hatte daraufhin die Mehrwertsteuer<br />
auf 25% angehoben.<br />
Für die heimischen Verbraucher stehen<br />
demnach schwere Zeiten an, da diese<br />
sensible fiskalpolitische Maßnahme<br />
die Preise explodieren lassen wird – zu<br />
erwarten ist nämlich eine nichtlineare<br />
Preisentwicklung bei sämtlichen Waren<br />
und Dienstleistungen. Analysten warnen,<br />
dass eine Preissteigerung über präzise<br />
3% keineswegs gewährleistet werden<br />
kann, die meisten Verkäufer würden<br />
diese Gelegenheit ergreifen, um ihre<br />
Preise weit mehr anzuheben. Gleicher<br />
Ansicht ist auch die Geschäftswelt: Bei<br />
einer 3%-igen Anhebung der Umsatzsteuer<br />
würde der Endpreis zumeist um<br />
ganze 5% höher ausfallen, deshalb rechne<br />
die Arbeitgeberschaft mit erheblichen<br />
negativen Auswirkungen, erläuterte Cezar<br />
Coraci, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes<br />
UGIR 1903. „Zwar handelt<br />
es sich aus Arbeitgebersicht um eine<br />
absetzbare Steuer, nichtsdestotrotz werden<br />
auch wir betroffen, wenn die Verbraucher<br />
betroffen sind. Die Folgen sind<br />
leicht absehbar: Die Umsätze werden<br />
einbrechen, der Markt wird schrumpfen“,<br />
warnte Coraci.<br />
Last but not least kündigte das Finanzministerium<br />
Anfang Oktober auch<br />
die Anhebung etlicher Lokalsteuern und<br />
-abgaben – u.a. die Immobilien-, die<br />
Kfz- und Bootssteuer – zum 1. Januar<br />
2010 an, ein entsprechender Regierungsbeschluss<br />
wurde bereits im Amtsblatt<br />
veröffentlicht.<br />
Lilo Millitz-Stoica<br />
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