Revolutionserinnerung und Revolutionsopfer. Die ... - Historicum.net
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W. Schulze, <strong>Revolutionserinnerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Revolutionsopfer</strong> 41<br />
fakultativ angeboten, sondern verpflichtend gemacht wurde <strong>und</strong><br />
auch die kleinen Renten nicht aussparte, hatte es diskreditiert. Damit<br />
war auch das Vorhaben der Emigrantenentschädigung betroffen,<br />
denn den erhofften Umwandlungsgewinn von ca. 30 Millionen<br />
hatte Villele für diesen Zweck vorgesehen. An eben dieser Summe<br />
sollte sich auch der nächste <strong>und</strong> angesichts des Meinungsklimas<br />
nicht aufzuhaltende Versuch einer Entschädigung der Emigranten<br />
im folgenden Jahr orientieren.<br />
Tatsächlich schien die Situation nach dem Amtsantritt Karls X.<br />
im September 1824 extrem günstig: <strong>Die</strong> aus der Niederlage von<br />
1815 resultierenden Auslandsschulden waren weitgehend abgetragen,<br />
der spanische Krieg glücklich beendet, die Finanzen in erstaunlich<br />
gutem Zustand. Das Ministerium verfügte in der Deputiertenkammer<br />
über eine solide Mehrheit.") Der Anteil von Adeligen in<br />
dieser Kammer hatte mit 58% seinen höchsten Stand erreicht, er war<br />
noch höher als in der berüchtigten „chambre introuvable" von<br />
1816, ja man sprach sogar von der „chambre introuvable retrouvee".<br />
47) Offiziell standen 413 Royalisten gerade einmal 17 oppositionelle<br />
Abgeord<strong>net</strong>e gegenüber. Zudem ließ die verfassungsrechtlich<br />
problematische neue „septennalite" der Kammer eine lange politische<br />
Ruheperiode erwarten, die bis dahin üblichen jährlichen<br />
Nachwahlen mit ihren zuweilen unkontrollierbaren politischen Risiken<br />
waren passe: die Regierung hatte zudem in den Departements<br />
alles getan, um ihre Anhänger wählen zu lassen.")<br />
Man wird feststellen können, daß die konservative Regierungsmehrheit<br />
der Kammern in der sicheren Erwartung lebte, daß die<br />
Regierung für die Gewährung der „septennalite" jetzt endlich die<br />
Entschädigungen durchsetzen sollte.") Immer wieder hatten die<br />
46)Beck, French Legislators (wie Anm. 43), bes. 94ff.<br />
47)Jean Becarud, La noblesse dans les Chambres sous la monarchie censitaire,<br />
in: Rev. Int. d'Hist. Politique et Constitutionelle 1953, 189 ff.: vgl. auch<br />
Beck. French Legislators (wie Anm. 43), 86 ff.<br />
48)Vgl. etwa den detaillierten Bericht über Einzelheiten der Wahlvorbereitung<br />
im Departement Vaucluse im Jahre 1824 hei Fernand Sauve, Les dessous<br />
d'une election legislative en province en 1824 d'apres le car<strong>net</strong> d'un<br />
sous-prefet d'Apt, in: L'ceuvre nouvelle 2, 1904, 49-60, <strong>und</strong> die Beobachtungen<br />
bei Paul Bastid. Les institutions politiques de la monarchie parlementaire<br />
francaise (1814-1848). Paris 1954, 104 ff. — Für die Wahlen von 1827<br />
vgl. die gründliche Analyse bei Kent, Election of 1827 (wie Anm. 40), 130 ff.<br />
49)Zum politischen Programm der Ultra-Royalisten vgl. Fernand Baldensberger.<br />
Le mouvement des idees dans l'emigration francaise (1789-1815).