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Revolutionserinnerung und Revolutionsopfer. Die ... - Historicum.net

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W. Schulze, <strong>Revolutionserinnerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Revolutionsopfer</strong> 47<br />

IV. <strong>Die</strong> parlamentarische Debatte um die Entschädigung<br />

Als die beiden Kammern im Frühjahr 1825 die Diskussionen über<br />

das Indemnitätsgesetz aufnahmen"), konnten sie auf ein historisches<br />

Vorbild einer Entschädigungsdebatte zurückgreifen, das zudem<br />

den meisten von ihnen durchaus vertraut war. Am 15. Dezember<br />

1790 hatte die Konstituante ein Entschädigungsgesetz erlassen,<br />

das allen aus Frankreich vertriebenen Protestanten die Rückkehr<br />

<strong>und</strong> die französische Staatsbürgerschaft gewährte. 74) <strong>Die</strong>ses Gesetz<br />

war den Abgeord<strong>net</strong>en des Jahres 1825 freilich nur deshalb vertraut,<br />

weil gerade ein Jahr vorher ein Abgeord<strong>net</strong>er die französische<br />

Staatsbürgerschaft des liberalen Deputierten Benjamin Constant angezweifelt<br />

hatte <strong>und</strong> dieser sich deshalb u.a. auf das Gesetz von<br />

1790 bezogen hatte. Im März 1824 hatte Constants Antrag eine<br />

Mehrheit erhalten, jedoch nur, weil es dem liberalen Deputierten<br />

General Foy – der auch in der Entschädigungsdebatte eine Rolle<br />

spielen sollte – gelungen war, einen indirekten Zusammenhang zwischen<br />

der Entschädigung der zurückkehrenden Hugenotten <strong>und</strong> der<br />

Rückkehr der Emigranten herzustellen. Damit wurde der Regierungsmehrheit<br />

klargemacht, daß eine Verweigerung der staatsbürgerlichen<br />

Rechte für Constant eine extrem ungünstige Vorbereitung<br />

des Entschädigungsgesetzes für die Emigranten sein mußte, das alle<br />

Welt erwartete:5)<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Debatten in den beiden Kammern bildete das<br />

schon erwähnte Vorhaben eines Gesetzes „sur l'indemnite ä allouer<br />

aux anciens proprietaires de biens-fonds confisques et vendus au<br />

profit de l'Etat en ex&ution des lois sur les emigres" vom 3. Januar<br />

") In die Deputiertenkammer eingebracht wurde das Gesetz am 3. Januar<br />

1825, nach dem Kommissionsbericht vom 11. Februar dauerte die Debatte<br />

bis zum 15. März, als die Deputiertenkammer das Gesetz annahm <strong>und</strong> an<br />

die Pairskammer weiterleitete. Dort erstattete die Kommission ihren Bericht<br />

am 6. April, die Debatte zog sich vom I I. bis 21. April. Am 23. April entschied<br />

die Deputiertenkammer definitiv über den von den Pairs veränderten<br />

Text.<br />

74)Vgl. Le Moniteur Universel (Reimpr.). Vol. 6. Paris 1861, 597f.<br />

75)Vgl. dazu Rudolf von Thadden, Das Mandat Benjamin Constants. Eine<br />

Gr<strong>und</strong>satzdebatte in der französischen Kammer 1824, in: Festschrift Percy<br />

Ernst Schramm zu seinem 70. Geburtstag. Bd. 2. Wiesbaden 1964, 154--168.<br />

<strong>Die</strong>se Debatte stellt auch einen Beweis für die Ergiebigkeit der Kammerdebatten<br />

für unsere Fragestellung dar. Vgl. auch Paul Bastid, Benjamin<br />

Constant et sa doctrine. Vol. 1. Paris 1966, 387 ff.

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