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Reflexe Ausgabe September 2007 - vdms

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periartikulären Weichteilstrukturen, wie<br />

Muskelgewebe, Sehnen, Insertionen, Bänder<br />

und Kapselanteile mit der simultanen<br />

Längs- und Querdehnung dieser Strukturen<br />

unter einer passiven Gelenkmobilisation.<br />

Terrier bezeichnet die Kombination<br />

eines Massagehandgriffs mit der passiven<br />

Gelenkbewegung als «Manöver». Für jede<br />

Gelenksregion und für jeden Wirbelsäulenabschnitt<br />

entstand in seiner «Werkstatt»<br />

ein umfangreiches Behandlungsprogramm,<br />

das mit gewebsspezifischer Massage und<br />

lokalisierter Dehnung eine vor Terrier<br />

unbekannte Reiz- und Reflextherapie für<br />

arthromuskuläre Beschwerdebilder entstehen<br />

ließ. Mit seinen Erfahrungen als Manualtherapeut<br />

ergänzte er sein Verfahren<br />

durch Gelenkspieltechniken. So wird bei<br />

einzelnen Manövern Traktions- oder Gleitmobilisation<br />

eingesetzt. Eine Spezialität<br />

sind sogenannte Lateralisationstechniken<br />

für Scharniergelenke. Hierbei wird durch<br />

rhythmische Adduktion und Abduktion<br />

die Gelenkspalte zum «Klaffen» gebracht.<br />

Damit soll das Gelenkspiel verbessert und<br />

kleine Kongruenzstörungen und tonische<br />

Sperren beseitigt werden.<br />

Für seine Massage erfand der in klassischer<br />

Massage ausgebildete Arzt eine<br />

völlig neuartige Technik. Häufig beteiligen<br />

sich beide Hände gleichzeitig an der Massage,<br />

wobei eine Hand als «Kontakthand»<br />

den Massagegriff ausführt, während die<br />

andere Hand als «Druck- oder Führungshand»<br />

eingesetzt wird. Dadurch wird die<br />

Massagehand von ermüdender Arbeit<br />

befreit und kann so Gewebstastaufgaben<br />

übernehmen, die für jede therapeutische<br />

Massage unbedingt erforderlich ist und<br />

wesentlich die Dosierung der Massage gestaltet.<br />

In der Manipulativmassage wird<br />

das «mechanische Reizpotential» der Hände<br />

wie bei keiner anderen Technik eingesetzt.<br />

Neben der Massage mit den Fingerkuppen<br />

wird mit einzelnen Fingergliedern<br />

oder dem Daumen als «Werkzeug» gearbeitet.<br />

Aber auch die Knöchel, die ulnare<br />

Handkante und bei einigen Manövern sogar<br />

die weiche Beugeseite des Unterarms.<br />

Bei anderen Manövern wird die klassische<br />

Ein- oder Zweihandknetung eingesetzt.<br />

Die Erfahrung, daß Druck eine schmerzverdeckende<br />

Wirkung besitzt, führte Terrier<br />

zum Einsatz von «Schmerzklammer»-<br />

griffen an Gelenken.<br />

Wer mit der mobilisierenden Massage<br />

nach Terrier arbeitet, erhält durch den<br />

Wechsel von Dehnung und Entspannung<br />

deutlich mehr Tastinformationen, besonders<br />

über tiefliegende Muskeln und Sehnen.<br />

Die gezielte örtliche Dehnung der<br />

gelenknahen Weichteilstrukturen ist aus<br />

jeder Winkelstellung des Gelenkes möglich<br />

und wirksam, also auch noch bei<br />

stark eingeschränkter Beweglichkeit.<br />

Für die oft erforderliche Massage von<br />

Myotendinosen und reflektorischen Muskelverspannungen<br />

in Muskelbäuchen, die<br />

mit der Manipulativmassage nicht erreicht<br />

werden, setzen wir gerne die von der norwegischen<br />

Schule von Evjenth entwickelte<br />

Funktionsmassage ein. Hier wird wie bei<br />

der Manipulativmassage der Muskel oder<br />

die Sehne aus angenäherter Stellung unter<br />

Druck massiert und gleichzeitig gedehnt.<br />

Differentialtherapeutisch empfehlen wir<br />

weiterhin die Quermassage nach Cyriax.<br />

Diese Methoden, denen die kontrollierte<br />

Dehnung von Weichteilstrukturen gemeinsam<br />

ist, wirken, wie noch später erwähnt<br />

wird, über die Stimulation der Propriozeptoren.<br />

Die mobilisierende Massage findet bei<br />

Terrier bei schwereloser Lagerung des Gelenkes<br />

und der jeweiligen Gliedmaße statt.<br />

Dazu wird die behandelte Gelenksregion<br />

meist mit beiden Händen großflächig<br />

und gelenknah erfaßt und in einen sehr<br />

engen «schienenden» Kontakt zum Therapeuten<br />

gebracht. Arm und Bein werden<br />

zum Beispiel bei der Schulterbehandlung<br />

im Sitzen und bei der Hüftbehandlung in<br />

Seitenlage jeweils von einem Unterarm<br />

des Behandlers getragen, wie bei einer<br />

Schlingenaufhängung. Zur Mobilisierung<br />

Schulterbehandlung<br />

(Ausgangsstellung)<br />

des Kniegelenkes während der Massage<br />

stellt der Therapeut ein gebeugtes Bein<br />

auf den Behandlungstisch und lagert<br />

das Bein des Patienten auf seinem Oberschenkel.<br />

Die schwerelose Lagerung, die<br />

Schienung unmittelbar am Gelenk und der<br />

enge körperliche Kontakt, Terrier nennt<br />

das «mechanische Solidarisierung», bildet<br />

die Voraussetzung für die muskuläre Entspannung<br />

des Patienten und ermöglicht<br />

die sichere Führung des entlasteten Gelenks<br />

im schmerzfrei verbliebenen Bewegungsraum.<br />

Das Arbeiten mit sehr kurzen<br />

Hebeln gestattet ein völlig anstrengungsfreies<br />

und kraftsparendes Mobilisieren<br />

auch schwerer Gliedmaßen durch geringe<br />

Schwerpunktverlagerungen und minimale<br />

Rotationsbewegungen des Behandlers.<br />

Die Mobilisation vermeidet schädliche<br />

Kompression, nutzt häufig die bewegungserleichternde<br />

Wirkung der Traktion<br />

und erweitert indirekt den schmerzfreien<br />

Bewegungsraum des Gelenkes durch die<br />

Beseitigung muskulärer Verspannung. Die<br />

angestrebte Entspannung der gelenkeigenen<br />

Muskeln wird durch die rhythmische<br />

Wiederholung der Manöver gefördert.<br />

Der wiederholte Wechsel von Dehnung<br />

und Lockerung von agonistisch und antagonistisch<br />

tätigen Muskeln, Sehnen und<br />

Kapselbandstrukturen macht die rasche<br />

Beseitigung von Muskeldysbalancen verständlich.<br />

Die Manipulativmassage<br />

erteilt mechanische Reize an<br />

die Sinnesorgane des Stützund<br />

Bewegungsapparates.<br />

Schulterbehandlung<br />

(Endstellung)<br />

M E T H O D E N P O R T R ÄT P R A X I S<br />

19<br />

<strong>September</strong> <strong>2007</strong> <strong>Reflexe</strong>

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