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Roter Mond (PDF-Version) - Arathas.de

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„Ich höre, wie sich etwas bewegt“ teilte sie <strong>de</strong>m Zwerg mit. „Es stinkt, als wäre es direkt aus <strong>de</strong>m Rachen eines<br />

Drachen entwichen.“<br />

„Du ahnst gar nicht, wie Recht du mit dieser Behauptung hast! Es sind Drachen, Talamà! Kleine, wi<strong>de</strong>rwärtige<br />

Biester, wahrscheinlich die Larven von <strong>de</strong>m Riesenviech vorhin!“<br />

„Dann sollten wir sie auslöschen, solange sie noch nicht ausgewachsen sind“ sagte die Jurakai kühl und warf ihren<br />

Kopf zur Seite.<br />

„Wir haben keine Waffen hier!“<br />

Talamà zog absichtlich laut die Luft ein und wartete auf eine Antwort <strong>de</strong>s Zwerges.<br />

„Riechst du es nicht?“ fragte sie ihren Gefährten, doch Elan<strong>de</strong>r hatte nur noch Augen für die schlängeln<strong>de</strong>n Leiber,<br />

die über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n krochen und winzige Klauen ausstreckten. Die Exemplare, die bereits sehen konnten, fixierten ihn<br />

mit einem schrecklichen Blick, und zitternd wandte <strong>de</strong>r Dverjae sich an die Jurakai.<br />

„Egal, was du vorhast, tu es schnell, bitte! Wir sollten auf je<strong>de</strong>n Fall von hier verschwin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn sie kommen immer<br />

näher!“ Die bei<strong>de</strong>n hoben Indigos bluten<strong>de</strong>n Körper an, und auf Talamàs Befehl trugen sie ihn in <strong>de</strong>n düsteren Gang,<br />

<strong>de</strong>r zu Chataihs ehemaligem Gemach führte.<br />

„Ist noch etwas von <strong>de</strong>m Nebel auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n zu sehen?“ ließ sich Talamà vernehmen.<br />

„Nur ein paar kleine Zungen, die über unsere Füße lecken.“<br />

„Dann müssen wir weiter. Die Schwa<strong>de</strong>n dürfen sich nicht in unserer Nähe befin<strong>de</strong>n.“<br />

„Was genau hast du vor?“ fragte Elan<strong>de</strong>r, doch seine Gefährtin gab keine Antwort. Gemeinsam schleppten sie Indigo<br />

um die nächste Ecke, und hier gab <strong>de</strong>r Dverjae Entwarnung vor <strong>de</strong>n Nebelschwa<strong>de</strong>n. Der bewußtlose Körper wur<strong>de</strong><br />

sanft abgelegt, an einem Platz, <strong>de</strong>r weit entfernt war von <strong>de</strong>n wogen<strong>de</strong>n Schleiern.<br />

„Du wirst mir gleich helfen müssen.“ Die Jurakai riß am Ärmel ihres Hem<strong>de</strong>s und trennte einen Stofffetzen vom Rest<br />

<strong>de</strong>s Gewebes. Sie formte einen Klumpen, <strong>de</strong>n sie in ausgestreckten Hän<strong>de</strong>n hielt. „Hast du Angst vor Feuer?“<br />

„Warum?“ fragte Elan<strong>de</strong>r, und eine plötzliche Ahnung schoß durch seinen Kopf.<br />

Ein schallen<strong>de</strong>r Laut hallte durch <strong>de</strong>n Tunnel, als Talamà die Worte sprach. Erst passierte gar nichts, doch dann fing<br />

<strong>de</strong>r Stoffballen Feuer, lo<strong>de</strong>rte in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Jurakai.<br />

„Nimm ihn und wirf ihn so weit wie möglich in <strong>de</strong>n Gang“ befahl die Frau, und hastig griff <strong>de</strong>r Zwerg nach <strong>de</strong>m<br />

brennen<strong>de</strong>n Klumpen. Doch die Angst vor <strong>de</strong>m Feuer ließ ihn unvorsichtig wer<strong>de</strong>n, und mit einem Aufschrei glitt ihm<br />

<strong>de</strong>r Ballen aus <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n.<br />

„Keine Sorge“ sagte er mehr zu sich selbst als zu Talamà und atmete tief ein. Dann startete er einen zweiten Versuch,<br />

packte das brennen<strong>de</strong> Bün<strong>de</strong>l und faßte es fest mit <strong>de</strong>r Rechten.<br />

„Wirf dich zu Bo<strong>de</strong>n, sobald du geworfen hast“ empfahl die Jurakai, als Elan<strong>de</strong>r ausholte und <strong>de</strong>n lo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Ball von<br />

sich warf. Er griff Talamàs Hand, und gemeinsam preßten sie sich gegen die kühle Er<strong>de</strong>.<br />

Irgendwo hinter ihnen im Gang rollte <strong>de</strong>r brennen<strong>de</strong> Stoffballen in die Nebelschwa<strong>de</strong>n, und im nächsten Moment<br />

explodierte die Welt in krachen<strong>de</strong>n Feuerwellen. Weitere Schläge ließen die Er<strong>de</strong> erzittern, und heiße Schwälle von<br />

Luft schoben sich über die Liegen<strong>de</strong>n hinweg. Als die größte Hitze verebbt war, for<strong>de</strong>rte Talamà <strong>de</strong>n Dverjae auf,<br />

weiterzulaufen.<br />

Flammen schlugen ihnen vom einen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tunnels entgegen, als sie Indigo zwischen sich nahmen und in die<br />

an<strong>de</strong>re Richtung flüchteten. Die fürchterlichen, entsetzten Schreie <strong>de</strong>r verbrennen<strong>de</strong>n Larven hallten ihnen noch lange<br />

in <strong>de</strong>n Ohren.<br />

„Woher wußtest, du...“ fing Elan<strong>de</strong>r an, während sie rannten, doch Talamà fiel ihm ins Wort, mit einem grimmigen<br />

Lächeln auf <strong>de</strong>n Lippen.<br />

„Ich erkenne Grubengas, wenn ich welches rieche.“<br />

Menschen, Jurakai und Shat’lan halfen zusammen, als sie die Verletzten und Gefallenen vom Schlachtfeld <strong>de</strong>r Kuppe<br />

suchten und nach unten in die Mul<strong>de</strong> brachten.<br />

Dynes’ Herz füllte sich plötzlich mit stechen<strong>de</strong>m Schmerz, als er seinen Freund Tom zwischen <strong>de</strong>n zerhackten<br />

Leibern liegen sah. Er hoffte inbrünstig, daß er noch lebte, <strong>de</strong>nn vorhin war seine Frau an ihm vorübergelaufen, auf<br />

<strong>de</strong>r Suche nach ihrem Mann. Wie könnte er ihr unter die Augen treten und ihr sagen, daß Tom tot wäre...<br />

Er beugte sich über die riesige Gestalt und nahm ihren Arm auf.<br />

Ein fester, stetiger Pulsschlag nahm das Gewicht <strong>de</strong>r Sorge von Dynes, und erleichtert seufzte <strong>de</strong>r Ritter auf. Er packte<br />

seinen Freund an <strong>de</strong>n Armen und wollte schon beginnen, ihn wegzuziehen, als sich eine zweite Person zu ihm gesellte<br />

und ebenfalls mitanfaßte. Es war Yentaro, <strong>de</strong>r kopfschüttelnd Toms Beine hielt.<br />

„Ihr dürft ihn nicht über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n schleifen, Sir <strong>Arathas</strong>“ teilte er fachmännisch mit. „Falls er gebrochene Knochen<br />

hat, müssen wir eine Trage bauen.“<br />

Dynes nickte und wollte <strong>de</strong>m Jurakai helfen, nötige Teile dafür zu suchen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.<br />

Er drehte <strong>de</strong>n Kopf und blickte Zara ins Gesicht. Sie schien übermü<strong>de</strong>t und ausgelaugt zu sein, doch ihre<br />

Lebhaftigkeit hatte sie nicht verloren.<br />

„Ich kümmere mich um Tom“ sagte sie und rieb <strong>de</strong>n Arm <strong>de</strong>s Ritters. „Du wirst dort verlangt.“ Sie <strong>de</strong>utete auf eine<br />

Stelle im Tal, in <strong>de</strong>r mehrere Kuttenträger sich versammelt hatten.<br />

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