Michèle M.: «Meine Kinder geben mir Kraft» Seite 4 ... - Fragile Suisse

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Kurz und Hirn Texte: Florinda Biasio Bücher Keller fehlt ein Wort Am Anfang fehlt eines, dann mehrere und nach dem zweiten Hirnschlag ist die Sprache weg. Keller, Kommunikationsberater, ohne Sprache? Einsamkeit, Scham, Wut und Verzweiflung sind die Folgen. Doch Keller kämpft, er kämpft sich zurück ins Leben. Phantasievoll, ehrlich, sympathisch. Er findet Wege und öffnet neue Türen. Patrick Tschan erhält für sein Erstlingswerk den Auszeichnungspreis für Literatur des Kantons Solothurn. Ausleihe: biasio@fragile.ch, Tel. 044 360 30 60 «Keller fehlt ein Wort» von Patrick Tschan (2011). Roman. braumüller literaturverlag. Aphasie – wenn Sprache zerbricht Aphasie ist mehr als der Verlust der Sprache. Sie ist eine fundamentale Veränderung des Lebens. Aphasie verändert alles: den Lebensstatus, Lebensplanungen, Prioritäten, die Sicht aufs Leben. Dies hat Auswirkungen auf Angehörige, Freunde, das gesamte Umfeld. Die Autorin, selbst Angehörige, leidet an der «Mit-Aphasie». Ihr Buch soll Sprachrohr sein zwischen der «normalen Welt» und der «Aphasie-Welt». Sie möchte diese neue Welt Fachleuten und Aussenstehenden fassbar machen. Ausleihe: biasio@fragile.ch, Tel. 044 360 30 60 «Aphasie – wenn Sprache zerbricht» von Erika Pullwitt und Andreas Winnecken (2012). Die Betroffenheit der Mitbetroffenen. Schulz-Kirchner Verlag. Filme Halt auf freier Strecke Eine intakte Familie. Das neue Haus am Stadtrand ist eben erst bezogen. Glücklich, bis Frank Lange diese Diagnose erhält: Hirntumor – bösartig und inoperabel. Wie geht man mit so etwas um? Wenn Lebenswege sich plötzlich trennen? Wenn Krankheit, Sterben, Abschiednehmen allgegenwärtig werden? Ein tief gehender Film, der am Tabu des Todes ritzt und lange in Erinnerung bleibt. Ausgezeichnet gespielt und mit dem Deutschen Filmpreis 2012 geehrt. Ausleihe: biasio@fragile.ch, Tel. 044 360 30 60 «Halt auf freier Strecke» von Andreas Dresen (2011). Deutsch, Untertitel E, F, Sp. 106 Min. Pandora Film GmbH Trotzdem reden Ob Kommunikationstafel, Sprechcomputer, Handzeichen, Gebärdensprache oder komplexe elektronische Kommunikationshilfen: Die Unterstützte Kommunikation (UK) ermöglicht vielen Menschen mit Beeinträchtigung den Zugang zu unabhängiger Kommunikation. Sie öffnet den Zugang zu Bildung und Kultur und erlaubt die aktive Teilhabe an der Gesellschaft. Der Doku- und Lehrfilm zeigt Formen, Methoden, Techniken, die UK bietet und die je nach Möglichkeiten der Betroffenen eingesetzt werden können. Verkauf: tularoy@bluewin.ch Ausleihe: biasio@fragile.ch, Tel. 044 360 30 60 «Trotzdem reden» von Tula Roy und Christoph Wirsing (2011). 147 Min. Deutsch, Untertitel F, E. Pandora Film. GmbH Mittagstreff Text: Yvonne Brand Der Mittagstreff von FRAGILE Zürich gewinnt Start-up-Preis von Clienia Die Nachfrage nach Treffpunktangeboten ist bei FRAGILE Zürich sehr gross. Deshalb hat sich die Regionale Vereinigung entschieden, zusätzlich zu den bestehenden Angeboten einen Mittagstreffpunkt zu lancieren. Am 1. November fanden erstmals Betroffene in Zürich-Oerlikon zusammen. Sie bereiteten gemeinsam ein Essen zu, diskutierten, redeten und lachten. Hier sollen sie den Raum erhalten, Ideen umzusetzen, zu werkeln und zu tüfteln. Der Treffpunkt findet jeweils am Donnerstag von 10 bis 13 Uhr statt. Bevor FRAGILE Zürich mit dem Mittagstreff startete, wurde das Projekt bei einem Wettbewerb der Psychiatrie-Klinikgruppe Clienia eingereicht. Die Idee überzeugte die Jury und bei einer feierlichen Veranstaltung in Littenheit im Herbst 2012 übergab sie FRAGILE Zürich den Preis von 6500 Franken. FRAGILE Zürich, Tel. 044 262 61 13 Rege Gespräche und einen feinen Lunch gönnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am ersten Mittagstreff von FRAGILE Zürich. 12 FRAGILE Suisse 04 | 2012
Eduard Meltzer, Miss Handicap Organisation Menschen mit einer Behinderung sollen sich nicht verstecken, sondern sich zeigen. Dafür setzt sich der neue Mister Handicap Michael Fässler in seinem Amtsjahr ein. «Durch den Sport werde ich ernst- und wahrgenommen» Interview: Dominique Marty Der 24-jährige Michael Fässler erlitt 2005 im Eishockeytraining eine schwere Hirnblutung und leidet seither unter den Folgen einer Hirnverletzung. Als Mister Handicap setzt er sich als Botschafter für Menschen mit Behinderung ein. FRAGILE Suisse 04 | 2012 Seit Oktober sind Sie als Mister Handicap Botschafter für Menschen mit Behinderung. Welche Botschaft möchten Sie vermitteln? Ich möchte erreichen, dass sich Menschen mit einer Behinderung nicht zuhause verstecken, sondern dass sie versuchen sich zu engagieren und zu zeigen. Das kann im Sport oder sonst in der Gesellschaft sein. Sie haben 2005 im Eishockeytraining eine Hirnblutung erlitten und leiden seither unter den Folgen einer Hirnverletzung. Die Rückkehr in den Alltag ist mit einer Beeinträchtigung nicht immer leicht. Das stimmt. Mir fiel es zu Beginn schwer, wieder eine Perspektive für mein Leben zu entwickeln. Den Versuch, wieder eine Lehre zu machen, musste ich abbrechen, weil meine Konzentrationsfähigkeit sehr schlecht war und ich unter Wahrnehmungsstörungen leide. Selbst ein 50-Prozent-Pensum war zu viel. Das nagte an meinem Selbstbewusstsein. Doch ich war nie ein Mensch, der sich versteckt. Der Sport hat mir geholfen, wieder Anschluss zu finden. Er ermöglicht mir, auch mit Menschen ohne Behinderung in Kontakt zu sein – mit ihnen messe ich mich auch gerne. Vor Ihrer Hirnblutung spielten Sie im Nationalkader Eishockey, heute trainieren Sie für die Paralympics Tischtennis. Was bedeutet Ihnen dieser Wechsel? Sport war für mich stets ein wichtiger Lebensinhalt. Dank meiner körperlichen Fitness habe ich meinen Schicksalsschlag überlebt. Nun ist Tischtennis ein sehr wichtiger Inhalt in meinem Leben. Der Sport hat Hemmungen gelöst, durch ihn werde ich ernst- und wahrgenommen und kann mir Respekt verschaffen. Anfangs war es schwer zu akzeptieren, dass ich nicht mehr Eishockey spielen kann, doch nun bin ich mit Tischtennis sehr glücklich. Eishockey aber wird immer in meinem Herzen verankert sein, weshalb ich Spiele in der ganzen Schweiz besuche. Wo ecken Sie heute wegen Ihrer Beeinträchtigungen noch an? Oft fehlt mir eine zweite funktionsfähige Hand oder die nötige Stabilität, um nicht umzufallen. Eigentlich ist aber nicht mein grösstes Problem, dass meine linke Körperseite nicht mehr richtig funktioniert, sondern dass die Leistungsfähigkeit meines Gehirns so schlecht geworden ist. Den heutigen wirtschaftlichen Anforderungen kann ich einfach nicht gerecht werden. Dafür erlebe ich von meiner Familie die grösste Unterstützung, besonders wenn ich emotionale Schwankungen habe. Die meisten Folgen von Hirnverletzungen sind unsichtbar und darum für Aussenstehende nicht zu erkennen. Wie erleben Sie das? Ich empfinde es als sehr schwierig, den Menschen zu erklären, wo meine Einschränkungen sind. Weil man diese nicht sieht, werde ich oft überschätzt, was mich in eine Erschöpfung treibt. Häufig genug nehme ich dies erst zu spät wahr. Treffe ich auf Unverständnis oder Diskriminierung, tut mir das sehr weh und ich beginne, mich zu hassen. «Warum kann ich nicht dieselbe Leistung erbringen wie ein Mensch ohne gesundheitliche Probleme?», frage ich mich dann. Ich versuche jeweils nach vorne zu schauen und das Geschehene zu verdauen. Zum Schluss: Welchen Lebenstraum möchten Sie sich unbedingt erfüllen? Ich möchte unbedingt eine Familie gründen, aber zuerst möchte ich mich auf mein Amtsjahr als Mister Handicap konzentrieren. Zudem verfolge ich meine Sportkarriere mit dem Ziel, mich für die Paralympics 2016 in Rio zu qualifizieren. Miss Handicap Den Titel der Miss Handicap holte sich die 21-jährige Genferin Celine van Till. Auch sie lebt mit den Folgen einer Hirnverletzung, die sie sich durch einen Sturz von ihrem Pferd zuzog. In ihrem Amtsjahr will sie Betroffene darin bestärken, sich nicht entmutigen zu lassen. Celine van Till hat sich ins Leben zurückgekämpft: Sie studiert heute und reitet sogar wieder. Eduard Meltzer, Miss Handicap Organisation 13
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