AdB-Jahresbericht 2012
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10 Politische Bildung für alle ermöglichen<br />
Vortragenden. Die dadurch entstandene Dynamik bestimmte die<br />
Tagung während der gesamten Dauer und schuf eine konstruktive<br />
und intensive Arbeitsatmosphäre.<br />
Den thematischen Schwerpunkt „Antiziganismus in Deutschland“<br />
bereitete die Projektgruppe „Aufwachsen in der Einwanderungsgesellschaft“<br />
vor. Anhand von Vorträgen, Diskussionen,<br />
Filmbeiträgen und methodischen Hinweisen erschlossen die<br />
Jugendbildungsreferent/-innen das Thema. Während seines einführenden<br />
Vortrags stellte Markus End vom Zentrum für Antisemitismus<br />
der TU Berlin klar, dass der Begriff des Antiziganismus<br />
nicht unumstritten ist, da er Bilder und Vorurteile konstruiert, die<br />
sich Menschen von vermeintlichen „Zigeunern“ machen. Dabei<br />
zielt dieser Begriff eher auf deren Diskriminierung, Ausgrenzung<br />
und Verfolgung ab. End gab während seines Vortrags einen differenzierten<br />
Einblick in das Leben von Sinti und Roma in Deutschland<br />
und Europa und stellte heraus, dass in der Bevölkerung nur wenig<br />
bis gar kein Wissen über Sinti und Roma vorhanden ist, was von<br />
den Jugendbildungsreferent/-innen nur bestätigt werden konnte.<br />
Wie Antiziganismus zum Thema der politischen Jugendbildung<br />
werden kann, stellte Kerem Atasever von der Berliner Jugendbildungsstätte<br />
Kaubstraße eindrucksvoll vor: Ein interaktives Wissensquiz<br />
für Jugendliche und die Beschäftigung mit Musik verdeutlichten,<br />
wie anhand dieser Beispiele Bildungsprozesse mit Jugendlichen<br />
gestaltet werden können.<br />
Informationen und Positionen der Sinti- und Roma-Jugendorganisation<br />
Amoro Drom lieferte deren Vorstandssprecher Merfin Demir<br />
aus Düsseldorf mit seinem Vortrag. Das wesentliche Identitätsmerkmal<br />
der jugendlichen Mitglieder sei „Romanus“ – die Sprache<br />
der Roma. Für Amoro Drom ist der Antiziganismus eine kritische<br />
Kategorie, da er Sinti und Roma abwertet und eine Wirkungskraft<br />
auf Jugendliche entfaltet. Für die Jugendbildungsreferent/-innen<br />
stellte die Beschäftigung mit dem Antiziganismus ein interessantes<br />
und noch weiter zu entwickelndes Themengebiet dar, so die Auswertung,<br />
und motivierte zu einer intensiveren Auseinandersetzung<br />
und Einbindung in die eigene politische Bildungsarbeit.<br />
Literarisch und politisch gestaltete sich die Exkursion zur Mitte der<br />
Tagung nach Lübeck. Dort besuchten die Teilnehmenden die Ausstellungen<br />
im Willy-Brandt-Haus und im Günter-Grass-Haus. Beide<br />
waren bzw. sind Personen der Zeitgeschichte, politisch aktiv und<br />
Nobelpreisträger und somit sind auch ihre Biografien und Aktivitäten<br />
für die politische Bildung von Interesse. Die Ausstellungsbesuche<br />
sollten die Nutzungsmöglichkeiten beider Häuser als Lernorte<br />
der außerschulischen politischen Bildung ausloten. Im Anschluss<br />
an die Führungen durch die Ausstellungen kamen alle zu einem<br />
Gespräch mit den Verantwortlichen beider Häuser zusammen,<br />
um mehr über deren Bildungsangebote für junge Menschen und<br />
Kooperationsmöglichkeiten für außerschulische politische Bildung<br />
in Erfahrung zu bringen. Die Jugendbildungsreferent/-innen konnten<br />
sich vorstellen, für bestimmte zeitgeschichtliche Seminarformate<br />
die beiden Häuser oder ähnliche Einrichtungen als zusätzliche<br />
Lernorte mit einzubeziehen. Auch Themen, die im engen<br />
Zusammenhang mit beiden Persönlichkeiten stehen, wie z. B. Vertreibung,<br />
Migration und Menschenrechte, sind für die politische<br />
Bildungsarbeit von aktueller Relevanz.<br />
Die vier Projektgruppen des Programms Politische Jugendbildung<br />
hatten darüber hinaus einen ganzen Tag zur Verfügung, um ihren<br />
internen Arbeitsprozess weiter voranzubringen. Sie stellten ihre<br />
<strong>Jahresbericht</strong>e fertig und planten weitere Aktivitäten für die kommenden<br />
Monate. Dazu gehörte auch das gemeinsame Projekt<br />
„Gute Bedingungen für politische Jugendbildung“: Kategorisiert<br />
nach etwa 10 Schwerpunkten wurden und werden in einem zweijährigen<br />
Prozess inhaltliche, infrastrukturelle und weitere Voraussetzungen<br />
zusammengetragen und in einem Papier beschrieben,<br />
das die verbandsinterne Diskussion über das Selbstverständnis des<br />
Arbeitsfeldes beleben und Empfehlungen für die Zukunft der politischen<br />
Jugendbildung markieren soll.<br />
Eine weitere gemeinsame Projektgruppensitzung fand vom 30.05.<br />
bis 01.06.<strong>2012</strong> in der Villa Fohrde in Brandenburg statt. Traditio-