AdB-Jahresbericht 2012
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44 Politische Bildung ist eine Zukunftsaufgabe<br />
Erfolgreich fortgesetzt werden konnte auch das Programm Politische<br />
Jugendbildung im <strong>AdB</strong>. Die gewählten Themen erwiesen sich<br />
als tragfähig für die Bildungsarbeit der Jugendbildungsreferent/-<br />
innen, die bereits im zweiten Jahr ihrer Zusammenarbeit eigene<br />
Projekte, innovative Arbeitsformen und interessante Fortbildungen<br />
als Ergebnisse vorweisen konnten. Mit dem Schwerpunktthema<br />
Antiziganismus nahmen sich die Mitwirkenden im Programm eines<br />
schwierigen, aber notwendigen und lange vernachlässigten Themas<br />
an. In der Jugendbildungsstätte Kaubstraße in Berlin, aktive<br />
Einrichtung im Programm Politische Jugendbildung, entstand eine<br />
Arbeitshilfe für die politische Bildung, die praxisnah aufzeigt, wie<br />
Antiziganismus in der politischen Bildungsarbeit aufgegriffen und<br />
erfolgreich umgesetzt werden kann.<br />
Entwicklungsbedarf<br />
Die Zentralstellenarbeit des <strong>AdB</strong> im Bereich der internationalen<br />
Arbeit hat sich erfreulich positiv entwickelt. Die Zahl der teilnehmenden<br />
Mitgliedseinrichtungen und damit auch die Zahl der Austauschmaßnahmen<br />
sind gestiegen. Im Berichtsjahr konnte der <strong>AdB</strong><br />
als Zentralstelle Austauschmaßnahmen mit China, der Mongolei,<br />
mit Russland, Israel, Tschechien und den USA fördern.<br />
Dabei legt der <strong>AdB</strong> Wert darauf, die internationalen Fördermittel<br />
nicht nur zu administrieren und an die Mitgliedseinrichtungen<br />
weiterzuleiten. Für den <strong>AdB</strong> ist die Zentralstelle eine Fachstelle für<br />
den internationalen Austausch. Damit verbunden sind die konzeptionelle<br />
und förderpolitische Beratung der antragstellenden<br />
Einrichtung, die Unterstützung bei der Suche nach dem geeigneten<br />
Partner im Ausland, die fachliche Begleitung der Maßnahme<br />
sowie die Hilfe bei allen abrechnungstechnischen Fragen. Mit dieser<br />
Unterstützung hilft der <strong>AdB</strong>, die Qualität der einzelnen Maßnahmen<br />
zu sichern und weiterzuentwickeln. Die hier gemachten<br />
Erfahrungen fließen im Rahmen der Kommissionsarbeit und bei<br />
den Fortbildungsangeboten auch in die anderen Mitgliedseinrichtungen<br />
des <strong>AdB</strong>.<br />
Diese umfassenden Qualitätssicherungsmaßnahmen sind im Sinne<br />
der fachlichen Weiterentwicklung der internationalen politischen<br />
Bildungsarbeit notwendig, die Bildungspraxis in den Einrichtungen<br />
profitiert davon. Eine finanzielle Förderung der fachorientierten<br />
internationalen Zentralstellenarbeit ist bisher jedoch nicht möglich.<br />
Perspektivisch gesehen ist eine Unterstützung durch das Internationale<br />
Fachreferat im Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend jedoch notwendig, soll die gute und erfolgreiche<br />
Arbeit im <strong>AdB</strong> fortgesetzt werden.<br />
Strukturabbau verhindern<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> hat die Mitgliederversammlung des <strong>AdB</strong> zwei neue<br />
Mitglieder aufgenommen: die Jugendbegegnungsstätte Anne<br />
Frank aus Frankfurt/Main sowie die Akademie für Politische Bildung<br />
Tutzing. Damit hat der Verband bundesweit über 100 Mitgliedseinrichtungen,<br />
die politische Bildungsangebote für junge und<br />
ältere Menschen bereithalten. Die zentralen Orte für politische<br />
Bildungsarbeit sind Bildungsstätten. Sie bieten die Möglichkeit,<br />
durch ein Zusammenleben auf Zeit einen eigenen, vorübergehend<br />
geschützten Sozialraum zu schaffen mit einem hohen Maß an<br />
Gestaltungsfreiheiten und informellen Lerngelegenheiten. So entsteht<br />
ein Raum für Aktivitäten, für die ansonsten häufig der Raum<br />
und die Zeit fehlen und die so im lebensweltlichen Alltag schwerer<br />
zu organisieren sind. In der Verknüpfung von Bildungsarbeit,<br />
Freizeit und Alltagsleben ist es möglich, Reflexion, Erfahrung und<br />
Handeln optimal zu verbinden.<br />
Leider muss der <strong>AdB</strong> jedoch in den letzten Jahren den Verlust von<br />
Einrichtungen und damit den Abbau von Strukturen der politischen<br />
Bildung beklagen. In den letzten beiden Jahren hat der <strong>AdB</strong> eine<br />
Einrichtung in NRW, eine in Niedersachsen, eine in Brandenburg<br />
und gleich zwei in Sachsen-Anhalt verloren. In der Regel waren es<br />
finanzielle Gründe – verringerte oder ausbleibende Fördermittel,<br />
Einstellung von Projektförderungen etc. –, die die Einrichtungen<br />
zur Aufgabe gezwungen haben. Diesen Abbau von Infrastruktur<br />
betrachtet der <strong>AdB</strong> mit großer Sorge, zumal auch andere Akteure<br />
der politischen Bildung wie der Deutsche Gewerkschaftsbund oder<br />
die Konrad-Adenauer-Stiftung sich von ihren Häusern trennen.<br />
Vor dem Hintergrund von Politikverdrossenheit und Demokratiegefährdung,<br />
sozialer Ungleichheit und Fragen des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalts, Rechtsextremismus und Wertevermittlung<br />
braucht die Gesellschaft jedoch mehr politische Bildung und nicht<br />
weniger. Und es werden Einrichtungen gebraucht, die finanziell<br />
und personell abgesichert, die entsprechenden Angebote bereithalten.<br />
Dafür wird sich der <strong>AdB</strong> weiterhin einsetzen.