AdB-Jahresbericht 2012
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12 Politische Bildung für alle ermöglichen<br />
tausch über eigene Bilder und Vorurteile. Es herrschte eine relative<br />
Unsicherheit vor, wie dieses Thema pädagogisch umgesetzt<br />
werden könnte. Mit Blick auf die Mehrheitsgesellschaft wäre es<br />
wichtig, Antiziganismus zu thematisieren und eine Auseinandersetzung<br />
mit Vorurteilen und deren Dekonstruktion voranzubringen.<br />
Mit Blick auf jugendliche Sinti und Roma muss das Empowerment<br />
im Mittelpunkt der Bildungsarbeit stehen. Das Methodenhandbuch<br />
zum Antiziganismus der Jugendbildungsstätte Kaubstraße<br />
bot hier erste Orientierungen, Übungen und pädagogische Hilfestellungen,<br />
die Kerem Atasever, Autor der Publikation, der Projektgruppe<br />
vorstellte.<br />
Eine Tagung vom 12. bis 14. November <strong>2012</strong> in der Berliner<br />
Ju gendbildungsstätte Kaubstraße nutzte die Projektgruppe zum<br />
Einstieg in das Thema Multiperspektivität in der historisch-politischen<br />
Bildung. Zusammen mit einer Referentin der Stiftung Erinnerung,<br />
Verantwortung, Zukunft diskutierte sie die Interkulturalität in<br />
der Auseinandersetzung mit Geschichte und die Frage, wie Rekonstruktion<br />
von Geschichte funktioniert. Anhand der Geschichte der<br />
Einwanderungsgesellschaft konnten Aspekte der Re- und Dekonstruktion<br />
von Geschichte erörtert werden. Die Projektgruppe wird<br />
die Arbeit zu diesem Thema im folgenden Jahr fortsetzen.<br />
Zum Einstieg in die gesellschaftliche Analyse der Arbeitswelt diskutierte<br />
die Projektgruppe Arbeitsweltbezogene politische<br />
Bildung bei ihrer Arbeitstagung in der Villa Fohrde vom 30. Mai<br />
bis zum 1. Juni eine Zusammenschau von Forschungsergebnissen,<br />
Texten und Theorien zum Thema „Beschleunigung und Entgrenzung<br />
der Arbeitswelt“. Begonnen wurde hier außerdem die<br />
Arbeit am Thema „Grundeinkommen“, die im November fortgesetzt<br />
wurde. Dazu schaute sich die Gruppe z. B. das Portal www.<br />
bge-interaktiv.de an und diskutierte u.a. die Voraussetzungen für<br />
ein Grundeinkommen aus Sicht der Geschlechtergerechtigkeit.<br />
Einig waren sich die Beteiligten, dass Alternativen zum bestehenden<br />
Wirtschaftssystem noch stärker in den Fokus der Projektgruppenarbeit<br />
genommen werden sollten. Als zusätzlicher Themenaspekt<br />
für die inhaltliche Vertiefung und methodische Aufbereitung<br />
wurden im November außerdem die anhaltende Wirtschafts- und<br />
Bankenkrise und die damit einhergehende Vermögensverteilung/-<br />
umverteilung aufgenommen.<br />
Über die hier beschriebenen Diskussionen und das gegenseitige<br />
Feedback reflektierten die Jugendbildungsreferent/-innen kritisch<br />
ihre bestehenden Konzepte. Dabei tauschten sie sich insbesondere<br />
darüber aus, welche der bisher ausgemachten Themen tatsächlich<br />
auch bei den Teilnehmenden ankommen, welche von ihnen selbst<br />
bzw. von den Kooperationspartnern gewünscht werden, welche<br />
Fragen die Teilnehmenden dabei aufwerfen und wie diese in der<br />
Bildungsarbeit methodisch und zielgruppengerecht umgesetzt<br />
werden können.<br />
Weiter intensiviert wurde im Berichtsjahr zudem der Austausch von<br />
Film- und Literaturhinweisen, aber auch die kollegiale Empfehlung<br />
von Materialien, Übungen und Filmtipps für den methodischen<br />
Einsatz in Seminaren. Diese wurden z.T. direkt vor Ort erprobt bzw.<br />
vorgestellt; vermehrt genutzt wurde hierzu außerdem die virtuelle<br />
Plattform mixxt, wo die Jugendbildungsreferent/-innen im Jahresverlauf<br />
einzelne Texte, Methoden oder auch eine dokumentierte<br />
Sammlung von Filmen über die Arbeitswelt einstellten.<br />
Die vertiefte Reflexion der eigenen Arbeit und die der gesamten<br />
Projektgruppe stand im Fokus der Herbsttagung vom 14. bis<br />
16.11.<strong>2012</strong> im Haus Rissen in Hamburg. Nach der inhaltlichen<br />
und organisatorischen Vorbereitung des <strong>Jahresbericht</strong>es beteiligte<br />
sich die Gruppe an der Evaluation des Kinder- und Jugendplanes<br />
durch das Deutsche Jugendinstitut in Form eines Gruppeninterviews<br />
mit einer DJI-Vertreterin. Am Vorabend besuchten die<br />
Jugendbildungsreferent/-innen zudem gemeinsam mit dem Bundestutor<br />
die Veranstaltung des Gastgebers Haus Rissen „Einigkeit<br />
und Recht und Freiheit? – Europäische Werte als Herausforderung<br />
für die Integration von Muslimen“ mit der Soziologin und<br />
Autorin Necla Kelek und diskutierten anschließend kritisch die dort<br />
vorgetragenen Inhalte auch im Hinblick auf die eigene politische<br />
Jugendbildungsarbeit.<br />
Der Bundestutor traf sich zu zwei gemeinsamen Sitzungen<br />
(27.01.<strong>2012</strong> und 08.10.<strong>2012</strong>) mit den Koordinator/-innen der Projektgruppen<br />
in Berlin, um die jeweils anstehenden Arbeitstagungen<br />
inhaltlich vorzubereiten, einen Austausch über die jeweiligen<br />
Arbeitsschwerpunkte zu ermöglichen und aktuelle Fragen aus der<br />
Umsetzung des Kinder- und Jugendplans zu erörtern.<br />
Erfahrungen<br />
Die Zusammenarbeit der Jugendbildungsreferentinnen und -referenten<br />
in themenspezifischen Projektgruppen hat sich bewährt.<br />
Nach der Findungs- und Einarbeitungsphase im ersten Jahr ist es<br />
den Projektgruppen im zweiten Jahr ihrer Arbeit gelungen, bei<br />
aller Unterschiedlichkeit der Einrichtungen und der Bildungsarbeit<br />
gemeinsame Themen zu identifizieren und zu bearbeiten.<br />
Beleg dafür ist z. B. der von der Projektgruppe „Aufwachsen in<br />
der Einwanderungsgesellschaft“ vorbereitete Fachtag während<br />
der Zentralen Arbeitstagung zum Antiziganismus. Wichtige und<br />
ertragreiche gemeinsame Aktivitäten waren darüber hinaus das<br />
Barcamp in Hütten und der Fachtag zur Partizipation in der Schule<br />
in Bremen. Solche gemeinsamen Veranstaltungen unterstützen die<br />
Zusammenarbeit der Jugendbildungsreferent/-innen, fördern den<br />
Austausch und die kollegiale Beratung und dienen, da ihre Ergebnisse<br />
in das Gesamtprogramm eingebracht werden, der fachlichen<br />
Weiterentwicklung der politischen Bildung.<br />
Als ein gemeinsames Vorhaben aller im Programm Beteiligten steht<br />
die Definition von Gelingensbedingungen politischer Bildungsarbeit<br />
an, die im Berichtsjahr begonnen und im nächsten Jahr fortgeführt<br />
wird. Es ist eine Stärke des Programms „Politische Jugendbildung<br />
im <strong>AdB</strong>“, solche Prozesse gemeinsam anzugehen und auch<br />
die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren. Da mit der Frage nach<br />
den optimalen Bedingungen für eine gelingende Bildungsarbeit<br />
immer auch die Frage nach der Qualität dieser Arbeit verknüpft<br />
ist, darf man auf die Ergebnisse dieses Prozesses gespannt sein.