Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
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Potenziale für Wachstum<br />
April 2012<br />
DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />
11<br />
BRANCHEN&BETRIEBE<br />
Windbranche<br />
wartet auf<br />
Signale ausBerlin<br />
Wasbringtdas neueEnergie-Gesetz?<br />
Emsland besonders betroffen<br />
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Hoffnungsträgeraus demEmsland: dieneueSchwachwind-AnlageGE2.5-120 vonGEWindEnergyist diegrößte ihrerArt.<br />
Foto: GE<br />
VON HERMANN-JOSEF<br />
MAMMES,BURKHARD MÜLLER,<br />
UND CHRISTIAN SCHAUDWET<br />
SALZBERGEN/ASCHENDORF. Was<br />
bringt dieNovelledes Erneuerbare-Energien-Gesetzes(EEG)<br />
im erstenHalbjahr 2014?<strong>Die</strong><br />
Windenergiebranche blicktwie<br />
gebannt nachBerlin. DerAnlagenherstellerGEWind<br />
Energy<br />
in Salzbergen mitZuversicht,<br />
dieBetreiber desWindparks<br />
nördliches Emsland in Aschendorf<br />
mitwachsender Sorge.<br />
Dass Windenergiegewinnung auf<br />
See und vermutlich auch an der<br />
Küste im Jahr 2014 schwächer<br />
gefördert werden soll, bringt Andreas<br />
von Bobart nicht aus dem<br />
Konzept. Entsprechende Pläne von<br />
Union und SPD bedrohten GE<br />
Wind Energy in Salzbergen nicht,<br />
sagt der Chef des deutschen Windgeschäftsdes<br />
amerikanischen Technologiekonzerns<br />
General Electric<br />
(GE).<br />
Von Bobart rechnet für die GE-<br />
Windkraftanlagen-Produktion im<br />
Emsland stattdessen mit steigender<br />
Nachfrage aus Deutschland. Der<br />
Grund: Das Unternehmen vermarktet<br />
seit Kurzem ein neues,<br />
größtenteils inSalzbergen gefertigtes<br />
Modell, das sich besonders für<br />
Binnenstandorte mit geringen<br />
Windgeschwindigkeiten eignet. An<br />
der Förderung solcher Anlagen<br />
wollen SPD und CDU/CSU seiner<br />
Interpretationnachfesthalten.<br />
„<strong>Die</strong> politische Absicht, die Offshore-Ausbauziele<br />
herunterzuschrauben<br />
und das Onshore-Fördermodell<br />
zu modernisieren, beurteilen<br />
wir positiv“, sagt von Bobart.<br />
Beim Bau neuer Windparks gehe<br />
der Trend nach Süddeutschland –<br />
„dorthin, woder Strom gebraucht<br />
wird“. Genau für solche Gebiete<br />
mit schwächerem Wind habe man<br />
dieneueGE2.5-120 entwickelt.<br />
<strong>Die</strong> Anlage ist nach Angaben ihres<br />
Herstellers mit 2,5 Megawatt<br />
Leistung, einem Rotordurchmesser<br />
von 120 Metern, 139<br />
Meter Nabenhöhe und der<br />
Möglichkeit, einen Batteriespeicher<br />
zu integrieren,<br />
das größte und<br />
modernste Serienmodell<br />
ihrer Art. Mit den filigranen<br />
Riesen rüstet das Unternehmen<br />
derzeit drei Windparks in Bayern<br />
und Rheinland-Pfalz aus. Ende<br />
November ging die erste Anlage in<br />
Betrieb, Anfang Dezember besuchte<br />
Niedersachsens Umweltminister<br />
Stefan Wenzel (<strong>Die</strong> Grünen)<br />
das Werk in Salzbergen zur Eröffnung<br />
der neuen Fertigungslinie<br />
fürdie GE 2.5-120.<br />
„GE wird in Deutschland im<br />
nächsten Jahr deutlich stärker<br />
auftreten als bisher“, sagt von Bobart.<br />
Bis 2015 will er einen zweistelligenMarktanteilgewinnen.<br />
Dazu muss das Unternehmen<br />
mit seinen 900 Mitarbeitern den<br />
deutschen Markt allerdings erst<br />
einmal betreten –bisher überließ<br />
GE mangels hierzulande vermarktbarer<br />
Anlagen das Feld Wettbewerbern<br />
wie dem übermächtigen<br />
Marktführer Enercon aus Ostfriesland,<br />
der 50 Kilometer nördlich<br />
von Salzbergen bei Haren Rotorblätter<br />
fertigt und ebenfalls das<br />
Montage: Colourbox/Michel<br />
Schwachwind-Marktsegment in<br />
denBlick genommenhat.<br />
<strong>Die</strong> knapp 300 Anlagen aus Salzbergen,<br />
die im vergangenen Jahr<br />
verkauft wurden, drehen sich außerhalb<br />
Deutschlands, unter anderem<br />
im größten Onshore-Windpark<br />
Europas an der rumänischen<br />
Schwarzmeerküste. Der US-Konzern<br />
habe sich im Windgeschäft<br />
bisher mehr auf den amerikanischen<br />
Markt konzentriert, sagt von<br />
Bobart. Mit dem neuen Modell soll<br />
sich das ändern. <strong>Die</strong> Emsländer –<br />
zuständig für den europäischen<br />
Markt und den Nahen Osten –sehen<br />
Absatzpotenzial nun außer in<br />
Deutschland vor allem inOsteuropa<br />
undSkandinavien.<br />
Dem Informationsdienst Bloomberg<br />
New Energy Finance zufolge<br />
belegte GE 2012 auf dem Weltmarkt<br />
für Windkraftanlagen mit<br />
11,8 Prozent Marktanteil den ersten<br />
Platz neben dem dänischen Hersteller<br />
Vestas (ebenfalls 11,8 Prozent),<br />
gefolgt von Siemens, Enercon<br />
und dem indischen Hersteller Suzlon.<br />
Zurück ins Emsland: Weniger<br />
Optimismus als Windmühlenherstellervon<br />
Bobart hatWilhelm Jansen,<br />
der Geschäftsführer des Windparks<br />
nördliches Emsland mit Unternehmenssitz<br />
in Aschendorf bei<br />
Papenburg. Unter den Windparkbetreibern<br />
herrsche „große Verunsicherung“,<br />
sagt Jansen. <strong>Die</strong> 1997<br />
als 100-prozentige Tochter des<br />
Landwirtschaftlichen Kreisvereins<br />
Aschendorf-Hümmling gegründete<br />
Gesellschaft will allein indie Neuausrüstung<br />
(Repowering) ihrer älteren<br />
Windparks 2014 rund 100<br />
Millionen Euro investieren. Allerdings<br />
sei die Realisierung dieser<br />
Großprojekte im Emsland davon<br />
abhängig, welche Einspeisevergütungen<br />
die Koalitionäre der neuen<br />
Bundesregierung amEnde aushandelten.<br />
Nach Einschätzung von Jansens<br />
Mitarbeiter Jürgen Coßmann gibt<br />
es dabei unterschiedliche Ansätze.<br />
EinmöglichesSzenario sei, dass für<br />
Windenergie geeignete Gebiete wie<br />
das Emsland geringere Vergütungen<br />
erhielten, was den weiteren<br />
Ausbau in der Region gefährden<br />
würde. Jansen selbst appelliert:<br />
„Wir brauchen schnell einen Vertrauensschutz<br />
gerade für die bereits<br />
anvisierten Projekte.“ Denn allein<br />
schon in die Planungen und<br />
Genehmigungen von Windparks<br />
flössen Millionenbeträge.<br />
Allerdings nicht mehr soüppig<br />
aus der Finanzbranche. Einhellige<br />
Einschätzung beim Betreiber<br />
Windpark nördliches Emsland:<br />
Auch die Banken sind verunsichert,<br />
und das erschwert die Finanzierung.<br />
<strong>Die</strong> Gesellschaft betreibt Parks<br />
an 13 Standorten und hat seit 1998<br />
insgesamt 160 Millionen Euro investiert.<br />
Ihre 75Windenergieanlagen<br />
liefern einen Ertrag von rund<br />
200 Millionen Kilowattstunden im<br />
Jahr. 2014 wollen Jansen und seine<br />
Kollegen 25 Windkraftanlagen, die<br />
14 oder 15 Jahre alt sind, durch<br />
neue Drei-Megawatt-Anlagen ersetzen.<br />
Pro Windmühle rechnen die<br />
Planer mit einer Investitionssumme<br />
von bis zu vier Millionen Euro.<br />
Aber auch neue Flächen würde der<br />
Windpark nördliches Emsland in<br />
den nächsten Jahren gern mit Anlagen<br />
bestücken.<br />
Lohnt sich das noch, wenn die<br />
Förderung mit der Neuauflage des<br />
EEG verringert wird? Jansen und<br />
seine Kollegen betonen, Onshore-<br />
Windkraft werde bereits heute<br />
über das EEG mit vergleichsweise<br />
niedrigen Vergütungssätzen<br />
pro Kilowattstunde<br />
entgolten. Dabei werde in<br />
Deutschland die Hälfte der erneuerbaren<br />
Energie von Windkraftanlagen<br />
an Land erzeugt.<br />
Was der niedersächsische Umweltminister<br />
während seines Besuchs<br />
bei GE Wind Energy in<br />
Salzbergen sagte, wird die Windmüller<br />
aus Aschendorf kaum beruhigt<br />
haben. Erwerde sich „für<br />
die weitere Realisierung der<br />
Energiewende einsetzen“, versprach<br />
Wenzel. Allerdings gebe es<br />
sowohl bei fossilen als auch bei<br />
erneuerbaren Energien Korrekturbedarf.<br />
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