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Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung

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DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />

BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Mindestlohn:<br />

FluchoderSegen?<br />

<strong>Die</strong> Aussicht auf 8,50 Euro proStunde<br />

beunruhigt die <strong>Wirtschaft</strong><br />

VON THOMAS PERTZ<br />

LINGEN. Stefanie Pasch* ist 25<br />

undwohntnochbei ihren Eltern.Darüber<br />

istsie auch ganz<br />

froh. Mitdem „Hotel Mama“,<br />

wo es ebenso schönwie bequem<br />

ist, hatdas abernichts zu tun.<br />

„EineeigeneWohnung könnte<br />

ichmir vonmeinemVerdienst<br />

garnichtleisten“, sagt diegelernteFriseurin<br />

ausLingen.<br />

Spätestens ab 2017 soll jeder Arbeitnehmer<br />

inDeutschland mindestens<br />

8,50 Euro inder Stunde<br />

verdienen, haben CDU/CSU und<br />

SPD im Koalitionsvertrag beschlossen.<br />

Ein Segen, betonen die<br />

einen, kein Fluch zwar, meinen<br />

andere, kritisieren aber gleichwohl<br />

die staatliche Reglementierung.<br />

Und sie befürchten, dass etwas<br />

Gutgemeintes amEnde denjenigen<br />

schadet, die eigentlich die<br />

Nutznießer sein sollten. Was sagen<br />

die Interessenvertreter in der<br />

Region?<br />

Der Vorsitzende des DGB-Ortsverbandes<br />

Lingen, Manfred Mielcarek,<br />

verweist darauf, wie wichtig<br />

für Arbeitnehmer die zügige<br />

DasFriseurhandwerk gehört zu den<strong>Wirtschaft</strong>sbereichen, in denenaktuell häufigLöhne unterhalbder alsMindestlohnvorgesehenen 8,50Euro<br />

proStundegezahlt werden.<br />

Foto: Colourbox<br />

Einführung des gesetzlichen Mindestlohns<br />

sei. „<strong>Die</strong>ser ist unbedingt<br />

erforderlich, damit Kolleginnen<br />

und Kollegen, die einen<br />

Vollzeitjob bekleiden, in Würde<br />

leben können, ohne Aufstockungsbeiträge<br />

beantragen zu<br />

müssen.“ Durch den Mindestlohn<br />

flössen auch wieder mehr Mittel<br />

in die Sozialkassen. Auch die<br />

Kaufkraft werde gestärkt.<br />

Nach Angaben des DGB inLingen<br />

gab esimJahr 2011 imEmsland<br />

11 274 sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

mit Löhnen unter 6,50 Euro<br />

die Stunde. Hinzu kamen der Gewerkschaft<br />

zufolge fast 25000<br />

Minijobverhältnisse mit Löhnen<br />

unter 8,50 Euro. Als Branchenbeispiele<br />

nennt der DGB die Landwirtschaft,<br />

das Hotel- und Gaststättengewerbe,<br />

das Friseurhandwerk,<br />

die Floristik, Angestellte im<br />

Einzelhandel, die Sicherheitsbranche<br />

und die Fleischindustrie.<br />

Natürlich sind auch Ansgar<br />

Kuiter und Horst Hagemann dafür,<br />

dass Arbeit anständig bezahlt<br />

werden soll. ImHandwerk sei der<br />

Mindestlohn aber eigentlich kein<br />

Thema, sagen der Kreishandwerksmeister<br />

und der Hauptgeschäftsführer<br />

des Lingener Handwerks.<br />

In den meisten Innungen<br />

werde deutlich mehr gezahlt.<br />

Auch im Friseurhandwerk gelte<br />

seit dem 1. August ein Mindestlohn-Tarifvertrag<br />

mit einer stufenweisen<br />

Anhebung auf 8,50 Euro<br />

ab 1. August 2015. Kein Unternehmer<br />

könne es sich heute mehr<br />

erlauben, Fachkräften unter zehn<br />

Euro zu zahlen, betont Kuiter.<br />

Der Tischlermeister aus Thuine<br />

ist Chef eines großen Unternehmens,<br />

das sich auf Messebauten<br />

spezialisiert hat. Im Emsland<br />

herrsche bei einer Arbeitslosenquote<br />

von teilweise unter drei<br />

Prozent Vollbeschäftigung, erläuterte<br />

Hagemann. Auch der einfache<br />

Staplerfahrer könne bereits<br />

10,50 Euro verdienen.<br />

<strong>Die</strong> beiden Handwerksvertreter<br />

machen aber auch eine andere<br />

Rechnung auf: Wenn in Branchen,<br />

womehr als 8,50 Euro gezahlt<br />

wird, künftig ein Mindestlohn<br />

gilt, könnten billigere Arbeitskräfte<br />

Jobbesitzer verdrängen.<br />

„Dann geht der Schuss nach<br />

hinten los“, meint Hagemann. Er<br />

und Kuiter hätten es besser gefunden,<br />

wenn sich die Tarifpartner<br />

weiter um dieses Thema gekümmert<br />

hätten und nicht die<br />

Politik von oben alles hinunterregelt.<br />

Oder wenn sich Deutschland<br />

an dem englischen Modell der<br />

„Low Pay Commission“ orientiert<br />

hätte, das jährliche Empfehlungen<br />

über den Mindestlohn abgibt.<br />

Dem Gremium gehören je drei<br />

Vertreter der Arbeitgeber und der<br />

Gewerkschaften und drei unabhängige<br />

Fachleute an. Am Ende,<br />

erinnert Unternehmer Kuiter an<br />

eine Binsenweisheit, müssten<br />

Löhne auch erwirtschaftet werden.<br />

Der Kreishandwerksmeister<br />

verweist auf das erst vier Jahre<br />

zurückliegende Krisenjahr 2009<br />

mit massiven branchenübergreifenden<br />

Umsatzeinbrüchen. Damals<br />

stand nicht der Mindestlohn<br />

auf der politischen Agenda, sondern<br />

der Erhalt des Jobs.<br />

Den hat Stefanie Pasch sicher,<br />

denn mit Kamm und Schere und<br />

allem Weiteren, was zum Friseurhandwerk<br />

gehört, kann die junge<br />

Frau prima umgehen. „Ich mag<br />

meinen Beruf“, betont sie. Über<br />

den neuen Tarifvertrag ist sie<br />

froh, auch darüber, dass ihr Arbeitgeber<br />

viel Wert auf Fortbildungen<br />

legt. Das ändert vorläufig<br />

aber nichts daran, dass ihr verdientes<br />

Geld für die eigenen vier<br />

Wände nicht reicht. Also bleibt<br />

sie weiter bei ihren Eltern wohnen.<br />

„Ich bin froh, dass ich mich<br />

mit ihnen gut verstehe“, sagt sie.<br />

*Namevon derRedaktion geändert<br />

FIRMENPORTRÄT<br />

<strong>Neue</strong>s Leben für Traumwagen der 1960er<br />

–ANZEIGE –<br />

Arbeiten: Jeder Motor wird<br />

bei Vechta Motors in alle Einzelteile<br />

zerlegt, ausführlich<br />

gereinigt und aufgearbeitet<br />

und dann wieder zusammengesetzt.<br />

3,5 l: Ein gut 50 Jahre alter<br />

3,5l Achtzylinder,der wie neu<br />

aussieht.<br />

Wenn die einst schicken<br />

Karossen bei Vechta Motors<br />

in Goldenstedt ankommen<br />

haben die kaum<br />

noch etwas von ihrem alten<br />

Glanz. Öl, Dreck, Rost und<br />

der Zahn der Zeit haben an<br />

den ehemaligen Traumkarossen<br />

genagt. „Wir sind<br />

eine Fachwerkstatt, die<br />

sich auf die Motorinstandsetzung<br />

alter Motoren, besonders<br />

Mercedes, spezialisiert<br />

hat“, erklärt Inhaber<br />

Wolfgang Harpenau. Aber<br />

auch Karosserien, Achsen,<br />

Getriebe und sogar ganze<br />

Autos wird bei Vechta<br />

Motors neues Leben geschenkt.<br />

Dabei geht es Harpenau<br />

nicht um das oberflächliche<br />

Aufpolieren der Oldtimer:<br />

„Wenn ich ein Auto restauriere,<br />

dann mache ich das absolut<br />

genau.“ Das bedeute,<br />

dass jeder Motor, jedes Auto<br />

bis auf die letzte Schraube<br />

auseinandergenommen wird.<br />

Jedes Teil wird gereinigt,<br />

wenn nötig aufgearbeitet und<br />

erst dann wieder zusammengebaut.<br />

„Wer sein restauriertes<br />

Auto bei uns abholt, hat<br />

praktisch einen Neuwagen.<br />

Nur halt einen mit Baujahr<br />

1960“, lacht Harpenau. „Ich<br />

will, dass jeder Wagen perfekt<br />

wird. Zustand 1ist das<br />

Ziel.“<br />

Ein besonderer Fall ist das<br />

6,3 Liter-Aggregat von Mercedes.<br />

Was heute in einem<br />

Neuwagen undenkbar wäre<br />

war vor über 50 Jahren ein<br />

Traum für Autoliebhaber.<br />

„Mit den 250 PS konnte man<br />

den 1,8 Tonnen schweren<br />

Wagen in 6,5 Sekunden auf<br />

100 km/h beschleunigen“,<br />

staunt Harpenau noch heute<br />

über die Technik von damals.<br />

Jedes einzelne Teil des komplexen<br />

Motors wird einzeln<br />

gesäubert. „Hierfür verwenden<br />

wir feinste Pulverstrahltechnik,<br />

ohne das Material<br />

dadurch zu beschädigen“,<br />

so Harpenau. <strong>Die</strong> Einzelteile<br />

und Schrauben werden<br />

galvanisiert, Verschleißteile<br />

ausgewechselt, wenn nötig<br />

werden original Neuteile verwendet.<br />

<strong>Die</strong> allerdings gibt<br />

es oft kaum noch. „Für den<br />

6,3l-Motor beispielsweise<br />

gibt es noch die Ventile und<br />

die Dichtungsgummis. Alles<br />

andere ist ausverkauft“,<br />

erklärt Harpenau. Und das,<br />

was es gibt, ist extrem teuer.<br />

Deswegen habe er es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, bei<br />

Vechta Motors möglichst viele<br />

Teile zu retten und wieder<br />

aufzuarbeiten. „Das erhält<br />

Karosserie: Mit einer selbsterfundenen,<br />

patentierten<br />

Drehbühne wird das Auto<br />

bei Vechta Motors von allen<br />

Seiten bearbeitet.<br />

die Originalteile und macht<br />

die Restaurierung günstiger“,<br />

so Harpenau. Dafür<br />

kauft er auch immer wieder<br />

alte Schrottwagen auf und<br />

zerlegt sie in ihre Einzelteile.<br />

„Vieles, was ich retten kann,<br />

würde im Normalfall in der<br />

Presse landen“, meint Harpenau.<br />

Ersatzteile, die in den<br />

kommenden Jahren noch<br />

gute <strong>Die</strong>nste in aufbereiteten<br />

Autos leisten können.<br />

Manchmal wird aber nicht<br />

nur originalgetreu aufgearbeitet.<br />

Aktuell wirdbei Vechta<br />

Motors an einem modifizierten<br />

6,3l-Motor gearbeitet.<br />

Der soll dann sogar 6,9l<br />

Hubraum haben und einen<br />

Mercedes 280SL Cabrio (Pagode)<br />

antreiben. Der Wagen<br />

wirdzusätzlich noch mit einer<br />

orginalgetreuen Mercedes-<br />

Luftfederung aus der damaligen<br />

Zeit ausgestattet. Neben<br />

den ganz großen Maschinen<br />

kümmert man sich bei<br />

Vechta Motors aber auch um<br />

600er: Kraft und Energie: 250<br />

PS leistet dieser Mercedesmotor<br />

mit 6,3 lHubraum.<br />

Wie neu: Aufgearbeitet, gereinigt<br />

und frisch galvanisiert<br />

sind die alten Motoren wieder<br />

„wie neu“.<br />

die 3,5l Achtzylindermotoren<br />

der 1960er oder auch den<br />

als besonders kompliziert<br />

geltenden Aluminiummotor<br />

des 300SE oder SL (Flügeltürer)<br />

Mercedes. Und auch die<br />

komplexen Automatikgetriebe<br />

stellen kein Problem da.<br />

Grundsätzlich können bei<br />

Vechta Motors alle Oldtimer<br />

instandgesetzt werden, Der<br />

Grund für die Spezialisierung<br />

auf die Oldies mit dem Stern<br />

ist einfach: „Gute Restaurierungen<br />

sind zeitaufwändig<br />

und teuer“, so Harpenau. Das<br />

lohne sich für viele Leute natürlich<br />

nur bei entsprechend<br />

hochwertigen Wagen. Spezialwissen,<br />

Spezialwerkzeug<br />

und Genauigkeit sind die<br />

Grundlage für eine erfolgreiche<br />

Restaurierung. Mit einer<br />

eigenen patentierten Drehbühne<br />

können bei Vechta<br />

Motors die Karosserien sicher<br />

gehalten werden und<br />

gleichzeitig von allen Seiten<br />

intensiv bearbeitet werden.<br />

Erst so wird eine vollständige<br />

Restaurierung möglich.<br />

Neben der Instandsetzung<br />

von Oldtimern hat sich Harpenau<br />

auch einem äußerst<br />

modernen Projekt verschrieben.<br />

Praktisch nebenbei hat<br />

er einen eigenen Elektrowagen<br />

entwickelt. Auf Basis<br />

eines zehn Jahre alten<br />

Citroën Saxo hat der Erfinder<br />

einen Wagen mit einem<br />

ganz eigenen elektrischen<br />

Antriebssystem entwickelt.<br />

Das besondere: Eine Batterie<br />

gibt es in Harpenaus<br />

Wagen nicht. Dafür versorgt<br />

der kleine Viertaktmotor eines<br />

Notstromaggregats über<br />

einen Trafo im Kofferraum<br />

den E-Motor mit Strom. 80<br />

km/h schnell wird der kleine<br />

Saxo mit dem Goldenstedter<br />

Hybridantrieb. Mit modernen<br />

Elektromotoren und besseren<br />

Verbrennermaschinen<br />

könnte der Wirkungsgrad<br />

noch deutlich verbessert<br />

werden, ist sich Harpenau<br />

sicher. Ein Patent auf seine<br />

Erfindung hat sich der Bastler<br />

in jedem Fall schon gesi-<br />

Einbau: Praktisch wie neu:<br />

<strong>Die</strong> vollkommen restaurierten<br />

Autos sind praktisch wie<br />

Neuwagen –nur mit einem<br />

Baujahr in den 1960ern.<br />

chert. „Ich habe mein Hobby<br />

zum Beruf machen können“,<br />

freut sich Harpenau.<br />

INFO/KONTAKT ::::::::::::::<br />

Vechta Motors<br />

Wolfgang Harpenau<br />

Amselweg 6<br />

49424 Goldenstedt<br />

Telefon 04442 8879033<br />

Telefax 04442 8879034<br />

info@vechta-motors.de<br />

www.vechta-motors.de

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