Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung

DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013
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GELD &GESCHÄFT
GlobaleVisitenkarte
Worauf es beim WebdesignfürsinternationaleGeschäftankommt
VON LENA VERFÜRTH
GEESTE/MELLE. Es gibt viele Möglichkeiten,wie
Unternehmen
Kunden mitihrem Internetauftrittabschrecken
können. Gerade
beim Webdesign international
tätigerFirmengiltes, Fehler
zu vermeiden.
Die Pannen reichen von schwer zu
findenden Kontaktmöglichkeiten
über schummerige Fotos bis zu
schlecht übersetzten Texten.
Rechtschreibfehler werden vom
Leser mit dem Verlassen der Website
bestraft. Die Website ist die
weltweite Visitenkarte des Unternehmens.
Gerade wer international
agiert, muss sich Mühe geben,
damit Besucher nicht nach einem
verunglückten Willkommensgruß
abspringen.
„Zuallererst steht die Entscheidung
an: Wie stark will das Unternehmen
in den ausländischen
Märkten vertreten sein? Bleiben
Corporate Design und Corporate
Identity dieselben wie inDeutschland,
oder passe ich mich den Verhältnissen
im Ausland an?“, sagt
Christoph Preuß von der auf Websites
für mittelständische Firmen
spezialisierten Agentur Euroweb
Internet inDüsseldorf. Anders gestaltet
essich, wenn die potenzielle
Kundschaft in Asien oder Übersee
ist: Verschiedene Kulturen, Sitten
und Gebräuche müssten bei
der Konzeption der Website als
wichtigstem Kommunikationstool
unbedingt berücksichtigt werden,
so Preuß. Schon bei der Farbgebung
müssen landesspezifische
Konnotationen beachtet werden.
Preuß: „In Indien ist die Trauerfarbe
Weiß. Auch sonst setzen asiatische
Designer eher auf schrille
denn auf gedeckte Töne. Daheißt
es auch auf der Website: Farbe bekennen!“
Oft, so Preuß, unterschätzten
Unternehmen die völlig
anderen digitalen Kulturen. Besonderheiten
bei Schriftzeichen
oder in den Datenbankkonstruktionen
könnten „zu bösen Überraschungen“
führen“. In China zudem
nutzten die User überwiegend
die Suchmaschine Baidu.
„Alle auf Google abgestimmten
Suchmaschinenoptimierungen
müssen dort angepasst werden.“
Auch die Firma Klasmann-Deilmann
im emsländischen Geeste
stand vor 15Jahren vor der Frage,
wie sie sich im weltweiten Netz
präsentieren wollte. Der Hersteller
von Torfsubstraten für den Gartenbau
mit Vertriebspartnern und
Kunden auf der ganzen Welt legte
schon bei seiner ersten Website
Wert auf Internationalität. Die
erste Herausforderung sei die
Sprache, sagt Dirk Röse, Leiter der
Unternehmenskommunikation.
Ein Übersetzungsbüro kümmerte
sich um die Aufbereitung der zuerst
auf Deutsch konzipierten Seite.
Der Kernauftritt ist auf
Deutsch und Englisch zu sehen,
weitere Seiten decken die marktspezifischen
Anforderungen inPolen,
den Niederlanden und Frankreich
ab. Zudem werden auf einer
Weltkarte die Vertriebspartner in
80 verschiedenen Ländern mit ihren
Kontaktdaten vorgestellt. „Wir
haben vor allem auf eine angemessene
Darstellung unserer Produkte
Wert gelegt“, so Röse.
Auch Melos in Melle bei Osnabrück,
ein Produzent von farbigen
Kunststoffen und Gummigranulaten,
hat sich intensiv mit seinem
Internetauftritt auseinandergesetzt.
Kürzlich wurde die Seite einem
Relaunch unterzogen. Nach
einer Bedarfsanalyse und dem Ergänzen
vieler neuer Produkte und
technischer Informationen wurde
die Webseitenstruktur vollständig
erneuert, „Genauso wie unsere
Kunden aus Deutschland, Europa,
den USA, dem Mittleren Osten
und anderen Ländern kommen,
spiegelt sich eine ähnliche User-
Verteilung in unseren Website-
Auswertungen wider, sagt Marit
Schumacher von der Kölner Agentur
Siccma Media, die den Webauftritt
gestaltet hat. „Etwa 15 Prozent
unserer User kommen aus
dem deutschsprachigen Raum und
70 Prozent aus englischsprachigen
Abgestimmt aufden US-Markt: Kampagnen-Websitedes Granulatherstellers Melos ausMelle.
Ländern. Deshalb haben wir uns
im ersten Schritt für eine deutsche
und englische Version entschieden“.
Inhaltlich seien die Versionen
identisch, beizeiten seien aber
wie auch bei Klasmann-Deilmann
mehr landesspezifische „Landingpages“,
also Startseiten, geplant.
Für eine aktuelle Kampagne in
den USA habe man die Landingpage
im Zeichen des Brandenburger
Tors mit der Überschrift „Get
the Berlin Feeling“ gestaltet.
Nicht zuvergessen bei der Gestaltung
einer Firmenseite ist
auch das Thema Corporate Identity.
„Bei uns spiegelt sich das farblich
vor allem in großen weißen
Flächen, einem bestimmten Grünton
und orangefarbenen Akzenten
wider“, sagt Röse von Klasmann-
Deilmann. Auch bei Melos sind
die Farben nicht zufällig gewählt.
Die Farbgebung hat sich nach dem
Relaunch nicht geändert, durch ei-
Screenshot: Siccma Media
nen neuen, transparenten Einsatz
aber eine moderne Anmutung erhalten.
Noch wichtiger: die Nutzerfreundlichkeit,
die sogenannte
Usability. Das bedeutet Leserfreundlichkeit,
Übersichtlichkeit
und eine schnelle Navigation mit
wenigen Klicks durch das gesamte
Portal. Gerade bei umfangreichen
und sehr technischen Produktpaletten
ist es wichtig, Übersichtlichkeit
zu bewahren. Um die Usability
zu überprüfen, studieren viele
Unternehmen das Besucherverhalten.
„Die Seite wird nach dem Relaunch
genau beobachtet. Von regelmäßigen
Auswertungen und
Analysen lernt man und kann die
Seite stetig optimieren“, erklärt
Schumacher. So beobachtet Melos
zurzeit, wie sich die Zugriffe von
mobilen Endgeräten entwickeln.
Falls es einen Bedarf gebe, werde
eine abgespeckte Version der Webseite
für die Nutzung per Handy
oder Tablet erstellt. Klasmann-
Deilmann ist diesen Schritt bereits
gegangen –mit einer App, die die
Kunden zum einen zum nächsten
Händler oder Vertriebspartner
führt und zum anderen aktuelle
Wetterdaten bereithält. Zwar ist
das vielleicht nicht entscheidend
für die Kundengewinnung –aber
ein nicht zu unterschätzender Faktor
bei der Imagebildung. Und auf
die komme esan, sagt Christoph
Preuß: „Alle Branchen treffen ihre
Kunden im Netz, alle Kunden suchen
nach Angeboten im Netz.
Unternehmen, die im Internet
nicht professionell aufgestellt
sind, werden verlieren. Das gilt
angesichts der digitalen Globalisierung,
in der die Konkurrenz
nicht mehr zwei Straßen, sondern
zwei Kontinente weiter sitzt, insbesondere
für international agierende
Unternehmen.“
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