Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
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DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />
3<br />
MACHER &MÄRKTE<br />
Kreuzfahrer<br />
nehmen Kurs<br />
aufUmweltschutz<br />
MeyerWerft arbeitet an saubererenSchiffen –<br />
NABU hält scharfeKritikaufrecht<br />
Heile Welt am Deich? Kreuzfahrtschiffe wiedie „Aidastella“der MeyerWerft werden immer stärker unter dem Aspekt derUmweltfreundlichkeitbeurteilt.<br />
Foto:dpa<br />
VON CHRISTOPH ASSIES<br />
UND STEFAN PRINZ<br />
PAPENBURG. <strong>Die</strong>Papenburger<br />
MeyerWerft bautseit30JahrenimEmsland<br />
Kreuzfahrtschiffefür<br />
Reedereien aufder<br />
ganzen Welt.Der Titel „größtes<br />
jemals in Deutschland gebautes<br />
Kreuzfahrtschiff“wirdinden<br />
nächsten Jahren immerwieder<br />
an dasjeweils neuesteSchiffder<br />
Werftweitergegeben.Zunehmend<br />
wichtigerals immer neue<br />
SuperlativeimGrößenvergleich<br />
wird aberdie Umweltverträglichkeit<br />
derSchiffe.<br />
Der Naturschutzbund Deutschland<br />
(NABU) sorgte im vergangenen<br />
Sommer mit einem Vergleich für<br />
Aufsehen: Ein Kreuzfahrtschiff verursacht<br />
soviel Emissionen wie fünf<br />
Millionen Pkw. <strong>Die</strong> Aufregung in<br />
der Reise-Branche war groß. Denn<br />
längst sind die Urlauber an Bord<br />
der Schiffe nicht mehr nur daran<br />
interessiert, wie groß die Auswahl<br />
der Restaurants ist. <strong>Die</strong> Umweltverträglichkeit<br />
der Kreuzfahrtriesen ist<br />
zum Imagefaktor für die Reedereien<br />
geworden.<br />
Auf der diesjährigen Seatrade,<br />
der europäischen Leitmesse für die<br />
Kreuzfahrtindustrie im September,<br />
stand das Thema „Green Cruising“<br />
im Vordergrund. „<strong>Die</strong> Kreuzfahrtindustrie<br />
bringt erhebliche Mittel auf<br />
und hat weitreichend investiert, um<br />
gemeinsam mit den Schiffsdesignern<br />
und Ausrüstungsherstellern<br />
eine Vielzahl neuer Technologien<br />
zum Schutz der Luft- und Wasserqualität<br />
und Steigerung der Energieeffizienz<br />
zuentwickeln“, sagt Robert<br />
Ashdown, Generalsekretär des<br />
internationalen Kreuzfahrtverbands<br />
Cruise Lines International Association<br />
(CLIA) Europe.<br />
Auch die Papenburger Meyer<br />
Werft, als feste Größe auf dem internationalen<br />
Kreuzfahrtschiffbaumarkt,<br />
arbeitet permanent daran,<br />
die Kreuzfahrtschiffe noch energieeffizienter<br />
zubauen. <strong>Die</strong> Maßnahmen<br />
reichen von der Nutzung von<br />
wiederaufbereitetem Warmwasser<br />
zum Heizen der Passagierkabinen<br />
über den Einsatz speziell getönter<br />
„Ein Vergleich<br />
von Äpfeln mit<br />
Birnen ist immer<br />
angreifbar.“<br />
Holger Watter,Professorfür<br />
nachhaltige Energiesysteme<br />
und Schiffsbetriebstechnik<br />
NABU-Umwelt-Ranking der Kreuzfahrtschiffe<br />
Fenstergläser, die Flure kühler halten,<br />
bis hin zum Wechsel zu LED-<br />
Lampen, die 80 Prozent Strom einsparen.<br />
„Innovative und umweltfreundliche<br />
Schiffe zu bauen, um<br />
das Ökosystem Meer zu entlasten,<br />
gehört zu unseren zentralen Aufgaben“,<br />
sagt Werftchef Bernard Meyer.<br />
Aktuelle Kreuzfahrtschiffe der<br />
Meyer Werft verfügen beispielsweise<br />
über Fotovoltaikanlagen auf den<br />
Oberdecks zur Energiegewinnung,<br />
Wärmerückgewinnungssysteme<br />
und einen speziellen Unterwasseranstrich.<br />
<strong>Die</strong> auf Silikon basierende Lackierung<br />
des Unterwasserschiffes<br />
ist mit einer haushaltsüblichen Teflonpfanne<br />
zu vergleichen: Liegt ein<br />
Schiff für mehrere Stunden im Hafen,<br />
können sich Algen oder Muscheln<br />
am Rumpf absetzen. Bei einer<br />
herkömmlichen Lackierung<br />
greifen diese Lebewesen auf längere<br />
Sicht die Farbe an, die blättert ab,<br />
und eine immer dicker werdende<br />
Schicht der Meeresorganismen<br />
führt zu einem Zusatzgewicht am<br />
Rumpf und damit zueinem höheren<br />
Verbrauch. Der nun entwickelte<br />
spezielle Unterwasseranstrich sorgt<br />
schon bei langsamer Fahrt des<br />
Schiffes dafür, dass alle Lebewesen<br />
am Rumpf abgespült werden. Zusätzlich<br />
hat die Farbe eine versiegelnde<br />
Eigenschaft.<br />
Weiterer Bestandteil für eine bessere<br />
Energiebilanz bei modernen<br />
Kreuzfahrtschiffen sind ein energiesparendes<br />
Beleuchtungssystem mit<br />
Wieder Naturschutzbund Deutschland die Umwelteigenschaften aktueller und künftiger Kreuzfahrtschiffebeurteilt<br />
2013<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
Linie Schiffsname SCR-Katalysator 1) Rußpartikelfilter Scrubber 2) NABU-Wertung<br />
Hapag-Lloyd Europa 2<br />
Aida Aidastella 3)<br />
MSC<br />
MSC Preziosa<br />
Norwegian Norwegian Breakaway 3)<br />
Ponant<br />
Le Soléal<br />
Princess<br />
Royal Princess<br />
Sea Cloud Sea Cloud Husar<br />
TUI Mein Schiff 3<br />
Costa<br />
keine Angabe<br />
Norwegian Norwegian Getaway 3)<br />
Princess<br />
keine Angabe<br />
Royal Caribbean keine Angabe<br />
Viking Ocean keine Angabe<br />
TUI Mein Schiff 4<br />
Aida<br />
keine Angabe<br />
P&O Cruises keine Angabe<br />
Royal Caribbean keine Angabe<br />
Viking Ocean keine Angabe<br />
Aida<br />
Viking Ocean<br />
keine Angabe<br />
keine Angabe<br />
1) SCR-Katalysator: Gezieltekatalytische Reduzierung. Sie entfernt Stickoxide aus den Abgasen.<br />
2) Entschwefelungsanlage 3)Bau auf der MeyerWerft, Papenburg<br />
Quelle: Naturschutzbund Deutschland · Grafik: Matthias Michel<br />
LED-Technik und ein Spezialglas<br />
bei Kabinen und großen Panoramafenstern.<br />
Das Glas filtert die Sonneneinstrahlung<br />
und sorgt so in<br />
den Räumen, gekoppelt mit der Klimaanlage,<br />
für eine effiziente Heizung<br />
oder Kühlung der Räume.<br />
Duschköpfe und Wasserhähne an<br />
Bord mischen Luft und Wasser und<br />
sparen dadurch Wasser bei gleichbleibenden<br />
Fließeigenschaften.<br />
Weitere Fortschritte bei der Umweltfreundlichkeit<br />
wären technisch<br />
ohne Weiteres möglich. So könnte<br />
der Schadstoffausstoß schon erheblich<br />
reduziert werden, wenn das<br />
derzeit übliche Schweröl als Treibstoff<br />
durch vergleichsweise sauberen<br />
Schiffsdiesel ersetzt würde. Das<br />
ist allerdings auch eine Preisfrage<br />
und den meisten Reedereien im<br />
Kreuzfahrtalltag zu teuer. Denn<br />
Schiffsdiesel ist doppelt so teuer<br />
wie Schweröl. Ein Tag mit einem<br />
Kreuzfahrtschiff auf hoher See<br />
führt zu Preisunterschieden von<br />
mehreren Zehntausend Euro. Denn<br />
bei entsprechender Geschwindigkeit<br />
verbraucht ein Kreuzfahrtschiff<br />
rund 300 Tonnen Treibstoff pro<br />
Tag.<br />
Der NABU-Vergleich zwischen<br />
Kreuzfahrtschiffen und Pkw stieß<br />
in Teilen der Wissenschaft aufheftige<br />
Kritik. Eine Nachrechnung<br />
durch das Maritime Zentrum der<br />
Fachhochschule Flensburg zeigte<br />
nach Ansicht der Forscher, dass der<br />
NABU ein Kreuzfahrtschiff mit einem<br />
parkenden Pkw vergleiche.<br />
„Wir waren schon sehr erstaunt,<br />
dass der NABU mit einem Pkw-<br />
Kraftstoffverbrauch von zwei Kilogramm<br />
pro Tag gerechnet hat und<br />
die gesamte Presse dies kritiklos<br />
und ohne Nachrechnung übernimmt“,soHolger<br />
Watter,Professor<br />
für nachhaltige Energiesysteme und<br />
Schiffsbetriebstechnik an der Fachhochschule<br />
Flensburg.<br />
Seine Kritik an den Umweltschützern:<br />
Lege man einen Verbrauch<br />
von sechs Litern pro 100 Kilometer<br />
für einen Pkw zugrunde,<br />
entspreche dies einer Fahrzeit von<br />
20 bis 30Minuten. „Alle Emissionsfaktoren<br />
der NABU-Berechnung basieren<br />
auf dieser Annahme und<br />
dem Vergleich mit einem 24-stündig<br />
operierenden Schiff mit zum<br />
Beispiel 2600 Personen an Bord.“<br />
Sie seien damit als rechensystematischfalscheinzustufen.<br />
„Ein Vergleich von Äpfeln mit<br />
Birnen ist nie richtig und immer<br />
angreifbar“, sagt der Professor. So<br />
seien technische und marktwirtschaftliche<br />
Randbedingungen zu<br />
beachten, die einen Vergleich<br />
schwer machten. Eine vereinfachte<br />
Berechnung –quasi nach Dreisatzmethode<br />
ohne Erörterung des genauen<br />
Sachverhalts –sei eben nicht<br />
seriös.<br />
Auf gute<br />
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