Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />
13<br />
BRANCHEN &BETRIEBE<br />
BRANCHEN&BETRIEBE<br />
WieHightech<br />
dieLandwirtschaft<br />
grüner machen soll<br />
Kartoffeln, Steine und Erdklumpen kommen vom Acker in die<br />
Erntemaschine und werden dort mit einem Luftstrahl voneinander<br />
getrennt. Grimme –Marktführer bei Technik für Kartoffelanbau<br />
–arbeitet an dem Gerät AirSep. Bislang gab esfür das Trennen<br />
der Knollen von unerwünschten Beimengen nur mechanische<br />
Verfahren, die der Frucht teils arg zugesetzt haben. Heute beträgt<br />
der Ausschuss auch wegen Beschädigungen bis zu40Prozent –der<br />
Wert kann laut Hersteller durch die neue Technik sinken.<br />
Landtechnik-Unternehmen aus dem westlichen Niedersachsen<br />
entwickelnProduktefür einennachhaltigeren Anbau<br />
SmartControl heißteineApp desGüllespezialisten Kotte. An der HochschuleOsnabrück wird an<br />
weiteren Anwendungen für dieDigitalisierung der Landwirtschaft geforscht.<br />
Foto:Kotte<br />
Nachhaltigkeit<br />
bedeutet für die<br />
Landtechnik Effizienz.<br />
<strong>Die</strong> Digitalisierung<br />
der Landwirtschaft<br />
schreitet voran.<br />
Innovationen<br />
aus Deutschland<br />
an der Weltspitze.<br />
VON ALEXANDER KLAY<br />
DAMME/RIESTE/EMSBÜREN. Mehr<br />
Ertrag, höhereGeschwindigkeit,<br />
wenigerPflanzenschutzmittelund<br />
sinkenderAusschuss.Inder Landtechnik<br />
ist derGedanke derNachhaltigkeitdurch<br />
diegesellschaftlicheDebatte<br />
um Ökologie unddas<br />
Streben nach mehr Effizienzgetrieben.<br />
Dabeibringen Hersteller<br />
aus derRegionmit großen Schritten<br />
dieDigitalisierungvoran.<br />
Ein roter Koloss wird von einem<br />
Traktor über einen Kartoffelacker<br />
gezogen. <strong>Die</strong> Erntemaschine sieht<br />
von außen gewöhnlich aus, hat es<br />
aber in sich: Ununterbrochen läuft<br />
ein Strom von Kartoffeln, Steinen<br />
und Erdklumpen über das Förderband.<br />
Steine und schwere Erdbrocken<br />
fallen nach unten in einen<br />
Sammelbehälter, die wertvollen<br />
Knollen gleiten auf dem Luftteppich<br />
auf das nächste Band zum Zwischenbunker.<br />
Und ganz nebenbei<br />
sortiert der Luftstrom unerwünschtes<br />
Kartoffelkraut aus.<br />
AirSep heißt die Erfindung, die in<br />
ein paar Jahren die Kartoffelernte<br />
komplett umkrempeln soll. Entwickelt<br />
wird das System bei Grimme.<br />
Das Unternehmen aus Damme ist<br />
weltweiter Marktführer im Bereich<br />
Kartoffeltechnik. Esbeseitige einen<br />
Flaschenhals in der Ernte, reduziere<br />
den Ausschuss massiv, steigere die<br />
Effizienz –und spare Personal ein,<br />
das für die Landwirtschaft immer<br />
schwieriger zu bekommen ist. Geht<br />
es nach Geschäftsführer Franz<br />
Grimme, bedeutet die Erfindung eine<br />
Revolution für den Ernteprozess.<br />
Nachhaltigkeit wird in großen<br />
Teilen der Landwirtschaft vor allem<br />
als steigende Effizienz der Maschinen<br />
bei geringerem Ressourcenverbrauch<br />
verstanden. Verluste minimieren,<br />
Kosten senken, Ertrag steigern<br />
–das sind die Schlagworte in<br />
einer Branche, die immer wieder im<br />
Zentrum der gesellschaftlichen Debatte<br />
steht. <strong>Die</strong> Landwirtschaft<br />
muss eine stetig wachsende Weltbevölkerung<br />
ernähren, während Anbauflächen<br />
zurückgehen und der<br />
Anspruch an ökologisch einwandfrei<br />
erzeugte Produkte steigt.<br />
In diesem Feld sind deutsche<br />
Landtechnik-Hersteller Technologieführer.<br />
Zusammen erreichen sie<br />
im laufenden Jahr nach Angaben<br />
des Verbands Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA) einen<br />
Rekordumsatz von geschätzten<br />
8,2 Milliarden Euro –Tendenz stark<br />
steigend. „Wir müssen die Prozesse<br />
optimieren, um mehr Effizienz zu<br />
erreichen“, sagte Bernd Scherer, Geschäftsführer<br />
von VDMA Landtechnik,<br />
zum Auftakt der Leitmesse<br />
Agritechnica in diesem November.<br />
AirSep ist eine dieser Innovationen.<br />
Bislang gab esfür das Trennen<br />
von Kartoffeln und unerwünschten<br />
Gegenständen nur mechanische<br />
Möglichkeiten. Auf sogenannten<br />
Igelbändern sollen Gumminoppen<br />
die Kartoffeln von Steinen und Kluten<br />
trennen. <strong>Die</strong>se Systeme neigen<br />
nicht nur zum Verstopfen, erzählt<br />
Franz Grimme. <strong>Die</strong> Knollen würden<br />
teilweise aufgeschlitzt. Damit seien<br />
sie unverkaufbar und durch mögliche<br />
Schimmelbildung ein Risiko für<br />
das ganze Lager. Vom Feld bis zum<br />
Verkaufsregal betrage der Verlust<br />
deshalb bis zu 40 Prozent. Ein enormer<br />
Wert, der sich durch sanftere<br />
Behandlung der Knolle deutlich<br />
senken lasse. Grimme: „Da geistert<br />
einem durch den Kopf: Wie kriegst<br />
du das System weiterentwickelt?“<br />
„Wir müssen<br />
die Prozesse<br />
optimieren, um<br />
mehr Effizienz<br />
zu erreichen.“<br />
Bernd Scherer, Verband<br />
DeutscherMaschinen-und<br />
Anlagenbau<br />
<strong>Die</strong> moderne Landwirtschaft kann<br />
auf Pflanzenschutzmittel kaum verzichten<br />
–der Hersteller Amazone<br />
aus Hasbergen bei Osnabrück will<br />
aber dafür sorgen, dass von den<br />
Substanzen sowenig wie gerade nötig<br />
auf den Feldern landet. AmaSelect<br />
heißt das System, das einzelne<br />
Düsen an- oder abschaltet, wenn etwa<br />
Flächen zum zweiten Mal befahren<br />
werden oder sich nebenan ein<br />
Entwässerungsgraben oder Bach<br />
befindet. Das steigert für den Landwirt<br />
die Effizienz und ist gut für die<br />
Ökobilanz, wirbt der Hersteller.<br />
Vorbild waren US-Fabrikate, die<br />
mit einem Vakuumsystem die Knollen<br />
von unerwünschten Objekten<br />
trennen. „Wahnsinnig laut und mit<br />
großem Energiehunger“, sagt Grimme.<br />
Alleine für das Vakuum war ein<br />
180 PS starker Motor nötig. „Das<br />
Prinzip war aber vom Ansatz gut.“<br />
Trotz vieler Rückschläge stellte er<br />
die Entwicklung nicht ein. In diesem<br />
Jahr war essoweit: Der Weltmarktführer<br />
präsentierte seine Neuheit.<br />
Marktreif ist das System aber<br />
noch nicht – das sei vielleicht in<br />
zwei, drei Jahren der Fall, sagt der<br />
Chef des Familienunternehmens.<br />
Trotzdem gab es dafür auf dem<br />
Branchentreff Agritechnica prompt<br />
die Goldmedaille. Das Produkt zählt<br />
zu den vier wichtigsten Innovationen<br />
des Jahres. AirSep könne wegen<br />
der hohen Effizienz Standorte<br />
für den Kartoffelanbau sichern, die<br />
sonst nur mit kosten- und energieintensiver<br />
Bodenbearbeitung nutzbar<br />
wären, urteilte die Deutsche<br />
Landwirtschafts-Gesellschaft DLG.<br />
In „Problemgebieten“, wie Grimme<br />
steinige Äcker etwa inder Lüneburger<br />
Heide bezeichnet, werde der<br />
Anbau von Qualitätskartoffeln tendenziell<br />
auf mehr Flächen als bisher<br />
möglich. Das Interesse der Landwirte<br />
an solch innovativen Produkten<br />
ist enorm. Das belegte der Besucherandrang<br />
auf der Agritechnica.<br />
An den Ständen drängten sich die<br />
Fachbesucher um die Neuheiten,<br />
die mehr Effizienz versprechen.<br />
Das spürt auch Amazone aus<br />
Hasbergen bei Osnabrück. AmaSelect<br />
heißt ein neues System, das die<br />
Düsen beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln<br />
metergenau steuert.<br />
Ist die Kontur eines Feldes per<br />
GPS erfasst, schalten sich einzelne<br />
Düsen automatisch an und aus. Das<br />
System ermögliche es Landwirten,<br />
bei der Behandlung eines Feldes die<br />
Abstände zu angrenzenden Flächen<br />
automatisch präzise einzuhalten.<br />
„Durch den zielgerichteten Einsatz<br />
lassen sich Überlappungsbereiche<br />
reduzieren und Pflanzenschutzmittel<br />
deutlich einsparen“, sagt Geschäftsführer<br />
Christian Dreyer, „ein<br />
Beitrag zum Umweltschutz.“ Er<br />
spricht von einer „neuen Dimension<br />
im Pflanzenschutz“.<br />
Laufend entwickelt der Familienbetrieb,<br />
der rund 1800 Menschen<br />
beschäftigt, das System weiter. „<strong>Die</strong><br />
gesellschaftlichen Anforderungen<br />
werden wachsen“, sagt Dreyer. In<br />
der Klimadiskussion komme immer<br />
wieder zur Sprache, die Landwirtschaft<br />
dürfe die Umwelt nicht über<br />
Gebühr belasten. <strong>Die</strong> Landtechnik-<br />
Branche stelle sich dieser Herausforderung.<br />
Inder technischen Entwicklung<br />
sieht Dreyer enorme<br />
Chancen. Mit intelligenter Technik<br />
Fotos: Amazone,Grimme,Kotte<br />
Das Ausbringen von Gülle bringt oft einen üblen Geruch mit<br />
sich. In den benachbarten Niederlanden und neuerdings<br />
auch in Dänemark ist beim Düngen<br />
von Grünland die Injek-<br />
vorgeschrieben –und<br />
tion der Gülle unter die Erdoberfläche<br />
Hersteller Kotte aus Rieste liefert dafür die nötige Technik.<br />
Der Mittelständler ist Marktführer. r. Von der Gülle ist ander<br />
Oberfläche schließlich nichts mehr<br />
zu sehen und zuriechen<br />
–das entlaste nicht nur die Umwelt: Wird genau gearbeitet,<br />
erhält das Saatgut im Boden die optimale Menge an Dünger.<br />
sinke der Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln<br />
und durch weniger<br />
Arbeitsgänge der Kohlendioxid-Ausstoß.<br />
„Es geht darum, die Umwelt<br />
so wenig wie möglich zubelasten.“<br />
Und mit der wachsenden Flexibilität<br />
der Maschinen könne der<br />
Trend zugroßflächigen Monokulturen<br />
umgekehrt werden, sagt Dreyer.<br />
„Je einfacher es ist, kleinere Flächen<br />
zu bearbeiten, desto eher geht<br />
es wieder inRichtung Vielfalt.“<br />
Im Fokus der öffentlichen Debatte<br />
steht ebenfalls das Geschäftsfeld<br />
des Güllespezialisten Kotte aus<br />
Rieste. Umdas Ausbringen der übel<br />
riechenden Fäkalien –für die Landwirtschaft<br />
ein wertvoller Naturdünger<br />
– effizienter zu gestalten, hat<br />
das Unternehmen an der Digitalisierung<br />
gearbeitet. Mit SmartControl,<br />
einer App für das iPad, haben<br />
Fahrer und Disponenten beim Ausbringen<br />
von Gülle alle Betriebsda-<br />
ten imBlick. „Das ist ein sehr innovatives<br />
Feld“, sagt Geschäftsführer<br />
Stefan Kotte. „Landwirte wollen<br />
besser dokumentieren, was sie tun.“<br />
Mit der Gülle-App können sie nachvollziehen,<br />
auf welchen Flächen<br />
welche Mengen ausgebracht worden<br />
sind. So sei das von der Politik<br />
diskutierte Güllekataster technisch<br />
längst kein Problem mehr.<br />
Mehr Effizienz verspricht zudem<br />
die Injektion von Gülle direkt in<br />
den Acker –imIdealfall landet der<br />
Dünger unterirdisch genau in den<br />
Furchen, in denen später etwa Saatkörner<br />
für Mais gesetzt werden.<br />
Beim Düngen von Grünland ist das<br />
Verfahren inden benachbarten Niederlanden<br />
Pflicht, in Deutschland<br />
wird über diese Technik noch diskutiert.<br />
<strong>Die</strong> passenden Maschinen<br />
dafür hat Kotte bereits parat.<br />
Mit dem System FlowCheck –<br />
entwickelt in Kooperation mit der<br />
Hochschule Osnabrück –will Hersteller<br />
Kotte künftig das Ausbringen<br />
von Gülle besser kontrollieren.<br />
Akustisch werde der Fluss in den<br />
Leitungen überwacht. Kommt es<br />
zum Stillstand, werde der Fahrer<br />
gewarnt. Auch hier steigen die Effizienz<br />
und die Genauigkeit.<br />
Mehr und bessere Kontrolle ist<br />
ebenso ein Thema beim Milchvieh.<br />
Hier macht Futter bis zu 50 Prozent<br />
der Kosten aus. <strong>Die</strong> Maschinenfabrik<br />
Bernard van Lengerich (BvL)<br />
aus Emsbüren erfasst den kompletten<br />
Vorgang digital: Welche Mengen<br />
von welchem Futter sind ausgeteilt<br />
worden? Wogibt esPotenzial<br />
zur Optimierung? <strong>Die</strong> Technik soll<br />
es aufzeigen. Der „DairyFeeder“ dokumentiert<br />
jeden Schritt bei der<br />
Fütterung von Milchvieh.<br />
An der Digitalisierung arbeitet<br />
auch Kartoffelspezialist Grimme.<br />
Dort wird nicht nur anTrenngeräten<br />
für die Kartoffelernte geforscht.<br />
„<strong>Die</strong> Intelligenz steckt in der Maschine“,<br />
sagt Franz Grimme. So meldet<br />
die Erntemaschine Daten über<br />
Bodenbeschaffenheit, Durchsatz<br />
und andere Zustandsparameter an<br />
den Trecker. Der Fahrer erhält zusätzliche<br />
Informationen und kann<br />
entscheiden, ob er manuell in die<br />
Steuerung eingreift.<br />
Bislang werde das Potenzial der<br />
großen Geräte kaum ausgeschöpft.<br />
„Der Fahrer muss die Spur halten,<br />
Geräte überwachen, Personal im<br />
Blick haben –das ist Stress. Bei einem<br />
Kartoffelroder bleiben 30 bis<br />
40 Prozent der Leistung unausgelastet“,<br />
sagt Grimme. Bei entsprechender<br />
technischer Überwachung<br />
und Rückmeldung an den Fahrer<br />
könne die Geschwindigkeit deutlich<br />
steigen. Das bedeute unter dem<br />
Strich: steigende Effizienz bei sinkendem<br />
Einsatz anRessourcen.<br />
IntelligenteVernetzung<br />
aufdem Acker<br />
Hochschule Osnabrück entwickelt Apps<br />
VON ALEXANDER KLAY<br />
OSNABRÜCK. Wie lässt sichinder<br />
Landwirtschaftdie Effizienzweiter<br />
steigern? Mechanisch ist bei<br />
denmeisten Maschinen das Maximumerreicht,<br />
meinen Forscher<br />
derHochschuleOsnabrück. Deshalb<br />
treibensie dieDigitalisierung<br />
desBauernhofesvoran. Und<br />
sie arbeiten bereitsamnächsten<br />
Schritt: derintelligenten Vernetzung<br />
derMaschinen.<br />
An einem iPad haben Maximilian<br />
Kleingräber und Jens Meyer alles<br />
im Blick: Bei welcher Erntemaschine<br />
muss der Bunker demnächst entladen<br />
werden? Wobefinden sich die<br />
Fahrzeuge für die Abfuhr der Knollen<br />
zum Hof? Kleingräber und Meyer<br />
sind zwei der 14 wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter im Labor für<br />
Landtechnik von Professor Bernd<br />
Johanning an der Hochschule Osnabrück.<br />
Sie arbeiten ander Vernetzung<br />
der Landmaschinen.<br />
So sind an dem Institut in den<br />
vergangenen Jahren im Projekt<br />
„Komobar“ bereits Anwendungen<br />
für die Mais- und Kartoffel-Ernte<br />
entstanden: <strong>Die</strong> Apps für Tablet-<br />
Computer erfassen alle Schritte des<br />
Ernteprozesses. <strong>Die</strong> Vernetzung soll<br />
einen deutlichen Sprung bei der Effizienz<br />
ermöglichen. „Es geht um<br />
das Generieren von zusätzlichen Informationen,<br />
die allen Beteiligten<br />
zur Verfügung stehen“, sagt Meyer.<br />
In der Praxis haben Fahrer von<br />
Erntemaschinen auf dem iPad im<br />
Blick, wo sie ihren Bunker entladen<br />
können. Abfuhr-Fahrer sehen, wo<br />
leere Anhänger benötigt und volle<br />
abgeholt werden müssen. Und<br />
wenn es Leerlauf gibt, können Fahrer<br />
eine Pause einlegen oder das<br />
Tempo drosseln. „Sonst sind die<br />
Fahrer so schnell wie möglich unterwegs“,<br />
sagt Kleingräber. <strong>Die</strong> neue<br />
Methode spart Sprit und eventuell<br />
sogar einzelne Maschinen.<br />
2011 ist das System erstmals im<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land bei dem Lohnunternehmen<br />
Kreyenhagen während<br />
der Maisernte getestet worden.<br />
<strong>Die</strong> Technik stoße bei den Anwendern<br />
auf großes Interesse –bis<br />
zur Marktreife hätten es die Apps<br />
jedoch noch nicht geschafft.<br />
<strong>Die</strong> Digitalisierung soll Fahrer<br />
nicht entmündigen. Im Gegenteil:<br />
Das webbasierte System soll relevante<br />
Informationen aus der Vielzahl<br />
erhobener Daten herausfiltern<br />
–und den Fahrern einige Aufgaben<br />
abnehmen. Meyer: „Der Weg führt<br />
an einer Teil-Automatisierung gar<br />
nicht vorbei.“ Dabei gehe es etwa<br />
um Assistenzsysteme zum Spurhalten.<br />
Kleingräber arbeitet außerdem<br />
in Kooperation mit dem Hersteller<br />
Kotte aus Rieste an dem System<br />
FlowCheck, das den Güllefluss beim<br />
Ausbringen des Düngers überwacht.<br />
Ein Problem bei der Digitalisierung<br />
ist auf dem Land die nach wie<br />
vor mangelhafte Netzabdeckung für<br />
den Mobilfunk. Dafür haben die<br />
Wissenschaftler bei der Entwicklung<br />
der Mais- und Kartoffel-App<br />
eine simple Lösung gefunden: Erntemaschinen<br />
geben anderen Fahrzeugen<br />
ihre Statusdaten mit auf den<br />
Weg. Sobald diese etwa auf dem<br />
Hof wieder Empfang haben, erfolgt<br />
der Abgleich mit der Datenbank.<br />
Und es fehlten einheitliche<br />
Schnittstellen zwischen Traktoren,<br />
Erntemaschinen und der entsprechenden<br />
Software. Das Competence<br />
Center Isobus (CCI), an dem sich<br />
Hersteller aus der Region beteiligen,<br />
schaffe zwar gute Voraussetzungen.<br />
Doch die Großen der Branche,<br />
vor allem aus dem Ausland,<br />
gingen eigenständig voran. „So entstehen<br />
verschiedene Systeme, die<br />
nicht kompatibel sind“, sagt Meyer.<br />
Auch ist die Flut der bei der Ernte<br />
erhobenen Daten für Landwirte<br />
ein sensibles Thema. „<strong>Die</strong> Daten<br />
müssen in sicherer Hand sein“, sagt<br />
Kleingräber. „Landwirte sind da<br />
sehr eigen.“ Trotz durchdachter Sicherheitssysteme<br />
bei kommerziellen<br />
Anbietern werde in der Regel die<br />
heimische Festplatte vorgezogen,<br />
höchstens noch das System eines<br />
Lohnunternehmers genutzt.