Ausgabe herunterladen - Die Wirtschaft - Neue Osnabrücker Zeitung
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DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />
VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT<br />
„Wir brauchen keine<br />
Lebensmittelpolizei“<br />
Ernährungsindustrie:Kriminelle Akteurekonsequent<br />
verfolgen undKommunikation im Krisenfall verbessern<br />
VON SIEGFRID SACHSE<br />
OSNABRÜCK. Über dieLage<br />
in derErnährungsindustrie<br />
unterhieltenwir unsmit<br />
Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführervon<br />
BVE Bundesvereinigungder<br />
Deutschen<br />
Ernährungsindustrieund BLL<br />
Bund fürLebensmittelrecht<br />
undLebensmittelkunde.<br />
Herr Minhoff, die Kaufbereitschaft<br />
der Bundesbürger ist<br />
nach wie vor beachtlich. Profitiert<br />
von dem guten Konsumklima<br />
auch die Ernährungsindustrie?<br />
Umsatzsteigerungen sind eher<br />
nicht zu erwarten, da aufgrund<br />
des demografischen und gesellschaftlichen<br />
Wandels sowie<br />
des harten Wettbewerbs für<br />
die Ernährungsindustrie im Inland<br />
Stagnation herrscht. Erfreulich<br />
ist aber, dass die Konsumenten<br />
wieder bereit sind, mehr<br />
Geld für unsere Produkte auszugeben.<br />
Das Exportgeschäft der Ernährungsindustrie<br />
hat sich in<br />
den letzten zehn Jahren mehr<br />
als verdoppelt, mittlerweile<br />
verdient die Branche jeden<br />
dritten Euro imAusland. WelcheBranchen<br />
derErnährungsindustrie<br />
engagieren sich am<br />
stärkstenimAusland?<br />
Besonders beliebt sind Fleischund<br />
Milcherzeugnisse sowie Süßwaren<br />
und alkoholische Getränke.<br />
Und welche Länder sind aktuell<br />
für Deutschland die<br />
wichtigsten Absatzmärkte?<br />
Ein Großteil von 77 Prozent<br />
der deutschen Lebensmittelexporte<br />
geht indie EU. <strong>Die</strong> wichtigsten<br />
Handelspartner sind die<br />
Niederlande, Frankreich und Italien.<br />
Außerhalb der EU importieren<br />
die USA, Russland, die<br />
Schweiz und China unsere Produkte.<br />
Steigende Produktionskosten,<br />
erheblicher Wettbewerbsdruck<br />
und eine starke Konzentration<br />
des Lebensmitteleinzelhandels<br />
belasten die Ertragslage<br />
der Unternehmen<br />
der Ernährungsindustrie. Mit<br />
welcher Strategie steuert die<br />
Branchedagegen?<br />
Produktinnovationen und die<br />
effizientere Gestaltung von Produktionsprozessen<br />
können Unternehmen<br />
helfen, sich gegen<br />
Wettbewerber durchzusetzen.<br />
Zur Sicherung von Wachstumspotenzialen<br />
dehnen die Lebensmittelhersteller<br />
ihr Auslandsgeschäft<br />
weiter aus, das birgt aber<br />
auch neue Herausforderungen<br />
für das Ressourcenmanagement.<br />
Maßgeblich für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ist eine gute Qualifikation<br />
der Beschäftigten in der<br />
Branche.<br />
Gerade in jüngster Zeit gab<br />
es zahlreiche Neuorientierungen.<br />
So wurden alteingesessene<br />
Unternehmen verkauft<br />
oder Teile der Firmen von<br />
Konzernen bzw. Mitbewerbern<br />
übernommen. Wie beurteilen<br />
Sie den Trend in den<br />
nächsten Jahren?<br />
Seit 2000 hat sich in der Branche<br />
ein Konsolidierungsprozess<br />
vollzogen, vor allem durch den<br />
Wettbewerbs- und Kostendruck.<br />
Christoph Minhoff<br />
Foto: bve<br />
Mittlerweile zählen wir eine<br />
recht stabile Anzahl von 6000<br />
Betrieben in der Branche. Laut<br />
einer BVE-Umfrage gehen über<br />
die Hälfte der befragten Unternehmen<br />
auch zukünftig von einer<br />
weiteren Marktkonzentration<br />
aus, jedoch in gemäßigterem<br />
Tempo.<br />
In der Vergangenheit war<br />
immer wieder zu hören, dass<br />
im internationalen Vergleich<br />
die Lebensmittelpreise in<br />
Deutschland nach wie vor<br />
günstig seien. Trifft dies auch<br />
noch fürdiesesJahrzu?<br />
<strong>Die</strong> gestiegenen Produktionskosten<br />
sowie nachhaltige Angebots-<br />
und Nachfrageschwankungen<br />
am Markt wirken sich mittelfristig<br />
auch auf die Verbraucherpreise<br />
aus. In den ersten drei<br />
Quartalen 2013 verteuerten sich<br />
die Verbraucherpreise insgesamt<br />
um +1,6%, die Preise für Nahrungsmittel<br />
und alkoholfreie Getränke<br />
um +4,1%. Damit folgte<br />
die Verbraucherpreisentwicklung<br />
dem Trend aus dem Vorjahr. Besonders<br />
imEU-Vergleich fällt die<br />
Teuerung bei Lebensmitteln in<br />
Deutschland moderat aus, seit<br />
1996 stiegen die Preise hier nur<br />
um +25% im EU-Durchschnitt jedoch<br />
um +42%.<br />
<strong>Die</strong> Deutschen geben knapp<br />
zwölf Prozent des verfügbaren<br />
Einkommens für Lebensmittel<br />
aus. Ist dies im Vergleich<br />
zu anderen Industrienationen<br />
ein geringer Anteil?<br />
Im EU-Vergleich geben die<br />
Deutschen mit am wenigsten für<br />
Lebensmittel aus, wie Sie schon<br />
sagten, knapp zwölf Prozent. Damit<br />
liegen wir aber immer noch<br />
vor unseren westeuropäischen<br />
Nachbarn aus Dänemark, Irland,<br />
Österreich, Großbritannien oder<br />
Luxemburg. Das zeigt, dass das<br />
Preisniveau für Lebensmittel in<br />
Deutschland deutlich unter dem<br />
der EU-Länder mit vergleichbarer<br />
Kaufkraft liegt.<br />
Lebensmittelskandale erschüttern<br />
immer wieder<br />
Deutschland. Verschiedentlich<br />
wird die Ansicht vertreten,<br />
dass das Überwachungssystem<br />
bei uns imLande noch<br />
sehr zu wünschen übrig lasse.<br />
Wie beurteilen Sie diese Vorwürfe?<br />
<strong>Die</strong> Lebensmittelsicherheit hat<br />
in Deutschland und der Europäischen<br />
Union einen sehr hohen<br />
Standard erreicht. <strong>Die</strong> Lebensmittelwirtschaft<br />
trägt die<br />
Verantwortung für die Sicherheit<br />
ihrer Produkte. Ergänzend zu<br />
den betrieblichen Eigenkontrollen<br />
unterstellen sich die Unternehmen<br />
zunehmend einer weiteren<br />
zweiten Kontrollstufe durch<br />
externe, unabhängige Auditoren<br />
auf der Grundlage privatrechtlicher<br />
Standards der Lebensmittelkette.<br />
<strong>Die</strong> stichprobenweise<br />
Überprüfung der Maßnahmen<br />
der Eigenkontrolle erfolgt dagegen<br />
als ergänzende „Kontrolle<br />
der Kontrolle“ durch die amtliche<br />
Lebensmittelüberwachung.<br />
<strong>Die</strong> amtliche Lebensmittelüberwachung<br />
kontrolliert die Betriebe<br />
zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit<br />
heute nach<br />
einem risikoorientierten Ansatz.<br />
<strong>Die</strong>ser Ansatz, Lebensmittelunternehmen<br />
in Abhängigkeit von<br />
ihrer Größe, der Art ihrer Produkte,<br />
ihrer Vermarktungsstrategien,<br />
ihrer bisherigen Überwachungsergebnisse<br />
und der Funktionsfähigkeit<br />
ihrer Eigenkontrollsysteme<br />
einzustufen und zu<br />
inspizieren, ist nach wie vor richtig.<br />
Als Konsequenz aus den<br />
jüngsten Skandalen fordert<br />
SPD-Chef Gabriel die Gründung<br />
einer europäischen Lebensmittelpolizei.<br />
Was halten<br />
Sievon dieserForderung?<br />
Wir brauchen keine Lebensmittelpolizei,<br />
sondern einen besseren<br />
Informationsaustausch<br />
zwischen EU und Mitgliedstaaten<br />
und eine konsequente Verfolgung<br />
kriminellen Handelns auf<br />
Ebene der Mitgliedstaaten.<br />
Was muss aus Ihrer Sicht<br />
auf der politischen Bühne zur<br />
Eindämmung der Lebensmittelskandale<br />
verbessert werden?<br />
Neben einer konsequenten<br />
Verfolgung von kriminellen Akteuren<br />
war es immer eine<br />
Hauptforderung der Ernährungsindustrie,<br />
die Vernetzung, Koordination<br />
und Kommunikation<br />
von Bund und Ländern –und wo<br />
nötig der europäischen Ebene –<br />
im Krisenfall dauerhaft zu verbessern.<br />
Hierzu sind im letzten<br />
Jahr sehr positive Vereinbarungen<br />
von Bund und Ländern<br />
getroffen worden. So wurde Einigkeit<br />
darüber erzielt, dass in<br />
länderübergreifenden Krisensituationen<br />
ein länderübergreifendes<br />
Krisenmanagement notwendig<br />
ist und die Grundsätze der<br />
Krisenkommunikation zwischen<br />
Bund und Ländern näher fixiert.<br />
<strong>Die</strong>se Schritte sind aus Sicht<br />
der Ernährungsindustrie als<br />
deutlicher Fortschritt zu begrüßen.<br />
Außerdem wünschen wir<br />
uns eine Bündelung der Kommunikationsbefugnis<br />
beim nationalen<br />
Krisenstab, um möglichst<br />
„mit einer Stimme“ zu<br />
sprechen.<br />
Sind die Strafen in Deutschland,<br />
die nach aufgedeckten<br />
Skandalen verhängt werden,<br />
zu niedrig, bzw. mit welcher<br />
Strategie sollte man gegensteuern?<br />
Wir finden es entscheidend,<br />
den Verfolgungsdruck und damit<br />
das Risiko, bei kriminellen Machenschaften<br />
„erwischt“ zu werden,<br />
zu erhöhen. <strong>Die</strong>s und die<br />
wirkliche Ausschöpfung des geltenden<br />
Strafrahmens sind sehr<br />
viel abschreckender und effektiver,<br />
als der populären Forderung<br />
nach einer pauschalen Verschärfung<br />
der Strafandrohung nachzugeben.<br />
Immer mehr Bio<br />
Ein großer Teil des Gemüses wird mittlerweile importiert<br />
Bei frischem Gemüse ausbiologischemAnbau liegt dieImportquote teilweise bei50Prozent.<br />
s.sa. OSNABRÜCK. Nicole Kidmann<br />
tut es, Gwyneth Paltrow<br />
auch: Beide Hollywood-Größen ernähren<br />
sich vor allem von Bio-<br />
Kost. Doch nicht nur inder Welt<br />
der Reichen und der Schönen stoßen<br />
ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />
auf immer mehr Interesse,<br />
auch deutsche Normalverbraucher<br />
greifen ins Bio-Regal.<br />
Laut einer Studie des Bundesagrarministeriums<br />
kaufen 74 Prozent<br />
der Bürger zumindest gelegentlich<br />
Bio-Ware. Dafür sorgen<br />
vor allem die jungen Leute.<br />
Gerade wenn Lebensmittelskandale<br />
aufgedeckt werden, greifen<br />
die Verbraucher verstärkt auch zu<br />
Biolebensmitteln. Viele Konsumenten<br />
stellen aus Angst oder<br />
Verunsicherung ihren Speiseplan<br />
zumindest vorübergehend teilweise<br />
um. Das war schon zu BSE-Zeiten<br />
so und ist heute nicht anders.<br />
Doch immer bleiben auch einige<br />
bei ihren neuen Verzehrgewohnheiten<br />
hängen, sodass die Umsätze<br />
der Biobranche Jahr für Jahr kontinuierlich<br />
zulegen konnten.<br />
Im vergangenen Jahr stieg das<br />
Marktvolumen für Bio-Produkte in<br />
Deutschland gegenüber 2011 um<br />
sechs Prozent auf 7,04 Milliarden<br />
Euro, davon entfielen 3,52 Milliarden<br />
Euro oder 50 Prozent auf den<br />
Lebensmitteleinzelhandel. In den<br />
Naturkostfachgeschäften wurden<br />
2,21 Milliarden Euro umgesetzt,<br />
das entsprach einem Marktanteil<br />
von 31Prozent. Laut Expertenmeinung<br />
dürfte der Appetit auf Bio-<br />
Kost künftig weiter zunehmen.<br />
Das Beratungsunternehmen Booz<br />
& Company rechnet 2016 bereits<br />
mit einem Marktvolumen von bis<br />
zu zehn Milliarden Euro.<br />
Schon heute können die heimischen<br />
Bio-Bauern die Nachfrage<br />
nach ökologisch erzeugten Produkten<br />
allerdings nicht mehr alleine<br />
stemmen. Mittlerweile stammen<br />
auch die meisten Biobirnen<br />
im deutschen Handel aus dem<br />
Ausland, ebenso werden Ökozwiebeln,<br />
-möhren und -kartoffeln in<br />
großem Stil in die Bundesrepublik<br />
eingeführt. Bei frischem Gemüse<br />
aus ökologischem Anbau beträgt<br />
die Importquote teils 50 Prozent<br />
und mehr.<br />
Bester Geschmack<br />
für köstliche Lebensmittel<br />
<strong>Die</strong> AVO-GewürzwerkeinBelm zählen zu den führenden Gewürzunternehmen<br />
in Europa. Guter Geschmack, hohe Qualitätsstandards<br />
und ein feines Gespür für Trendentwicklungen sind wesentliche<br />
Kriterien des anhaltenden Geschäftserfolges.<br />
AVO verbindet guten Geschmack mit sicherer Technologie und<br />
bietet ein Sortiment von über 5.000 Produkten für die Verarbeitung<br />
von Lebensmitteln: Naturgewürze und Kräuter,Gewürzmischungen,<br />
Marinaden und Dressings,Würzsaucen und Würzpasten,<br />
Flüssigwürzungen und technologische Zusatzstoffe.Zuden<br />
mehr als 10.000 Kunden in aller Welt zählen die Lebensmittel<br />
herstellende Industrie,Handwerk und Handel.<br />
Mit inzwischen über 500 Mitarbeitern ist AVO inden letzten<br />
Jahren kontinuierlich gewachsen, was auch durch die großzügigen<br />
Kapazitätserweiterungen der Produktions- und Logistikgebäude<br />
weiterhin sichtbar ist.<br />
AVO-WERKE August Beisse GmbH<br />
Industristraße 7 D-49191 Belm Tel. 05406/508-0<br />
info@avo.de www.avo.de<br />
Foto:dpa