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6<br />

DONNERSTAG,19. DEZEMBER 2013<br />

MACHER &MÄRKTE<br />

Showdown in Werlte<br />

Audi erprobt im Emslanddie Gasgewinnung aus Strom–So könnte regenerativ erzeugteEnergiegespeichertwerden<br />

VON CHRISTIAN SCHAUDWET<br />

WERLTE. Im Sommerwurde sie<br />

eröffnet,bald geht sie in Betrieb:<br />

AudisE-Gas-Anlage im<br />

Emsland produziertmittels<br />

Elektrolyseaus StromGas für<br />

Automotoren.NochimDezembersollteder<br />

dazugehörige Audi<br />

„A3 g-tron“inden Bestellkatalogkommen.<br />

Doch es gibtauch<br />

Zweifel am E-Gas-Konzept.<br />

Reiner Mangold ist ein Exot im<br />

Volkswagen-Konzern. Der 51-jährige<br />

„Leiter nachhaltige Produktentwicklung<br />

und Audi e-fuels“ hat die<br />

Aufgabe, weit über das Bauen und<br />

Verkaufen von Autos hinauszudenken.<br />

Das tut er derzeit besonders<br />

oft auf einem von Bäumen<br />

gesäumten Industriegelände vor<br />

den Toren der emsländischen<br />

Samtgemeinde Werlte. Dort beginnt<br />

demnächst der Serienbetrieb<br />

in einem der ehrgeizigsten Zukunftsprojekte<br />

des Autoherstellers:<br />

<strong>Die</strong> VW-Konzerntochter Audi<br />

wandelt imEmsland in einer sogenannten<br />

E-Gas-Anlage Strom von<br />

einem nahen Netzknotenpunkt in<br />

synthetisches Erdgas um. Dazu bedient<br />

sie sich der Elektrolyse und<br />

verarbeitet Kohlendioxid aus der<br />

benachbarten Biogas-Anlage des<br />

Energiekonzerns EWE.<br />

<strong>Die</strong> 20 Millionen Euro teure,<br />

von dem Stuttgarter Unternehmen<br />

ETOGAS entwickelte Apparatur ist<br />

die weltgrößte ihrer Art und soll<br />

überschüssigen Wind- und Solarstrom<br />

zuGas machen. Denn das<br />

lässt sich viel leichter speichern<br />

als Strom, es kann in unterirdischen<br />

Kavernen wie im ostfriesischen<br />

Jemgum und im gesamten,<br />

viele Milliarden Kubikmeter fassenden<br />

deutschen Gasnetz aufbewahrt<br />

werden. „Das Gasnetz ist<br />

ein idealer Energiespeicher, und<br />

es ist bereits vorhanden“, sagt<br />

Mangold.<br />

Das E-Gas, das Audi in Werlte<br />

ins Netz einspeist, können künftig<br />

die Besitzer von 1500 Audi „A3 g-<br />

tron“ an Gas-Tankstellen tanken.<br />

Das rund 26000 Euro teure Modell<br />

wird Audi zufolge im Dezember<br />

bestellbar sein. Käufer können<br />

zum Auto optional eine E-Gas-<br />

Tankkarte dazubestellen. 15 000<br />

Kilometer Fahrleistung im Jahr<br />

pro A3 g-tron soll die Anlage in<br />

Werlte abdecken. Das entspricht<br />

etwa 1000 Tonnen Methan oder<br />

6,3 Megawatt Strom für alle 1500<br />

Autos. Laut Mangold wird das alles<br />

nahezu CO2-neutral stattfinden,<br />

denn bei der Methanisierung<br />

des inden drei größten Elektrolysemaschinen<br />

der Welt erzeugten<br />

Wasserstoffs soll genau die Menge<br />

Kohlendioxid gebunden werden,<br />

die aus den Fahrzeugmotoren anschließend<br />

wieder in die Atmosphäre<br />

gelangt.<br />

Innovative<br />

Raumkonzepte<br />

ELA-Büro-, Wohn-, Mannschafts-, Sanitär-,<br />

Lager-Container, Kindergärten, Schulen,<br />

Verkaufsräume, Bankgebäude, Jugend-,<br />

Freizeit- und Seniorenresidenzen.<br />

Lieferung sofort, europaweit.<br />

Mann für neue Antriebsformen: Reiner Mangoldleitet AudisE-Gas-Projekt.DessenHerzstück isteineMethanisierungsanlage im emsländischenWerlte.<br />

<strong>Die</strong> Neugier im Markt sei groß,<br />

sagt Audis Mann für neue Antriebsformen.<br />

Haben will den Wagen<br />

unter anderem das Umweltbundesamt,<br />

dessen Präsident Jo-<br />

40<br />

chen Flasbarth an der Eröffnung<br />

der Pilotanlage im Juni teilnahm.<br />

Auch der Energiekonzern Eon hat<br />

für seine <strong>Die</strong>nstwagenflotte Interesse<br />

bekundet.<br />

<strong>Die</strong> Betriebskosten sollen über<br />

denen eines regulären mit Erdgas<br />

betriebenen Pkw liegen, aber unter<br />

denen eines Autos mit Benzinoder<br />

<strong>Die</strong>selantrieb. Mit dem E-<br />

Gas-Antrieb will Audi auf dem<br />

Mobilitätsmarkt dort vorstoßen,<br />

wo Elektroautos auf absehbare<br />

Zeit wegen ihrer begrenzten<br />

Reichweite Akzeptanzprobleme<br />

haben dürften. „Wir liefern mit E-<br />

Gas nachhaltige Mobilität für die<br />

Fläche“, sagt Mangold. Auch noch<br />

im Jahre 2030, ist er überzeugt,<br />

würden 80 Prozent aller Autos von<br />

Verbrennungsmotoren angetrieben.<br />

Aber –so lauten die Vorgaben<br />

der EU-Kommission – dann<br />

bei deutlich geringerem CO2-Ausstoß<br />

als heute: Ab 2021 gilt für<br />

Pkw-Hersteller eine Durchschnittsobergrenze<br />

von höchstens<br />

95 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer<br />

ihrer Neuwagen. Mit Elektro-<br />

und anderen schadstoffarmen<br />

Autos werden die Hersteller den<br />

CO2-Wert ihrer Flotte überproportional<br />

verringern können. <strong>Die</strong>ser<br />

Bonus soll die Autohersteller dazu<br />

bringen, die Entwicklung klimafreundlicherer<br />

Antriebe zu beschleunigen.<br />

Mangold, der an der Entwicklung<br />

von verbrauchsreduzierten<br />

VW-Modellen der Reihe „Blue Motion“<br />

beteiligt und auch im Werk<br />

Emden beschäftigt war, glaubt,<br />

dass neue Energieträger für Audis<br />

Zukunft von entscheidender Bedeutung<br />

sein werden: „Wenn die<br />

neuen Flottengrenzwerte in Kraft<br />

treten, wollen wir in der Lage<br />

sein, die Antriebe der Zukunft zu<br />

liefern.“ Für ein Projekt wie in<br />

Werlte zu kämpfen ist in einem<br />

großen Autokonzern nicht immer<br />

leicht. Aber Mangold ist von<br />

seiner Mission überzeugt:<br />

„Wir verlassen<br />

damit<br />

den Bilanzrahmen ,Auto‘ und<br />

denken und handeln auch außerhalb<br />

der bekannten Bahnen für<br />

Mobilität.“<br />

Bis Audi bereit ist für das, was<br />

Klimaschützer die „postfossile Mobilität“<br />

nennen, haben Mangold<br />

und seine Kollegen jedoch noch<br />

viel Arbeit vor sich. Zurzeit vor allem<br />

Arbeit mit Behörden: Anfang<br />

Dezember bekam das Team auf<br />

der Pilotanlage in Werlte in dichter<br />

Folge Besuch von Gutachtern<br />

des Gewerbeaufsichtsamts, des<br />

Eichamts und anderer Stellen, die<br />

bei der Zulassung der Anlage mitzureden<br />

haben.<br />

Apropos Zulassung: Was Mangold<br />

und andere Befürworter des<br />

Der Haken:<br />

<strong>Die</strong> Anlage<br />

unterliegt der<br />

Stromsteuer.<br />

Foto: ChristianSchaudwet<br />

sogenannten Power-to-Gas-Konzepts<br />

(„Strom zu Gas“) ärgert, ist,<br />

dass ihre Anlagen als „Letztverbraucher“<br />

von Strom klassifiziert<br />

werden. Denn damit fallen sie unter<br />

die Stromsteuer. Deshalb forderte<br />

die von der Deutschen Energie-Agentur<br />

(Dena) und Unternehmen<br />

getragene „Strategieplattform<br />

Power toGas“ Anfang November<br />

in einem Eckpunktepapier von der<br />

Politik auch, den Letztverbraucherstatus<br />

für E-Gas-Erzeuger zu<br />

streichen. Geschehe das nicht,<br />

warnt Mangold, „sind Anlagen wie<br />

die in Werlte mittelfristig nicht<br />

wirtschaftlich zu betreiben, und<br />

die Entwicklung der für die Energiewende<br />

notwendigen Technologie<br />

ist gefährdet“.<br />

Dem Durchbruch der Power-to-<br />

Gas-Methode stehen aber nicht<br />

nur rechtliche Hürden im Weg,<br />

sondern auch Zweifel an ihrer<br />

Sinnhaftigkeit. Denn noch, bemängeln<br />

Kritiker, sei der aufwendige<br />

Umwandlungsprozess von<br />

Strom inGas bei Weitem zu teuer,<br />

und esgehe zuviel der ursprünglichen<br />

Energiemenge verloren. Besonders<br />

dann, wenn das E-Gas<br />

nicht etwa in Autos eingesetzt,<br />

sondern durch Verbrennung in<br />

Kraftwerken zurück in Strom verwandelt<br />

werde. Mancher vermutet<br />

hinter der Kampagne für Power to<br />

Gas vor allem die Interessen großer<br />

Gasversorger – an der Plattform<br />

beteiligen sich unter anderem<br />

Eon, RWE, EWE, Wingas und<br />

Bayerngas.<br />

Unzweifelhaft verlockend dagegen<br />

ist die Chance, große Stromüberschüsse<br />

aus Wind- und Solarparks<br />

bei starkem Wind und viel<br />

Sonne in eine speicherbare und<br />

bei Bedarf jederzeit abrufbare<br />

Energieform zubringen.<br />

<strong>Die</strong> Probe aufs Exempel wird im<br />

Emsland stattfinden. Hinter den<br />

Bäumen an der Loruper Straße bei<br />

Werlte.<br />

ELA-Premium-Mietcontainer<br />

... sind ½mbreiter<br />

ELA Container GmbH<br />

Zeppelinstr. 19-21 •49733 Haren (Ems)<br />

Tel: (05932) 506-0 •info@container.de<br />

Kommt mit Tankkarte für synthetisches Gas auf<br />

denMarkt :das Audi-Modell„A3 g-tron“<br />

Foto:Audi

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