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SERIE<br />

34<br />

Unser Mann aus Kuba<br />

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Während ich diese Zeilen schreibe, ist Erzabt<br />

Jeremias gerade auf dem Weg zum<br />

Flughafen. Seine Besuche – dieser war der<br />

zweite – sind für uns immer Wegmarken,<br />

denn sie geben Anlass, grundlegende Fragen<br />

zu besprechen und die nächste Zukunft<br />

zu planen. Seit einem Jahr gibt es<br />

Benediktiner auf Cuba, seit der Ankunft<br />

von Pater Emmanuel Löwe aus St. Ottilien<br />

am 17. Dezember 2008. Der Erzabt hatte<br />

dieses Mal schweres Gepäck dabei: Einen<br />

ganzen Satz Töpfe aus Edelstahl. Als ich<br />

die Töpfe in den Schrank räumte, entfuhr<br />

der Cubanerin, die gerade in der Küche<br />

half, bei jedem einzelnen ein „Que linda!“<br />

(Wie schön!) Ich konnte ihre Begeisterung<br />

gut verstehen, denn auf Cuba gibt es zwar<br />

Töpfe zu kaufen, aber nach der besseren<br />

Sorte muss man lange suchen, und meistens<br />

bleibt die Suche vergeblich. Nicht nur<br />

den Sorgen des Alltags galt der Besuch<br />

unseres Erzabtes, sondern auch einem Fest:<br />

Der Dreikönigstag hat für uns eine besondere<br />

Bedeutung – er ist unser Titularfest, da<br />

wir den Namen Priorat der Erscheinung des<br />

Herrn (Priorato de la Epifanía del Señor)<br />

tragen. Durch die Diakonenweihe von Prior<br />

Br. Jacques und von mir (Br. Robert) wurde<br />

unser erstes Titularfest noch besonders herausgehoben.<br />

Wir konnten bei der Gelegenheit<br />

mal wieder feststellen, dass es in der<br />

Kirche Cubas viel „familiärer“ zugeht als<br />

in Deutschland. Angesichts der geringen<br />

Zahl der praktizierenden Katholiken und<br />

angesichts von nur wenig mehr als 300<br />

Priestern im ganzen Land, verteilt auf 11<br />

Bistümer, ist das auch kein Wunder. Wem<br />

wir denn wohl eine offi zielle Einladung<br />

schicken sollten, hatten wir vorher einen<br />

Mitarbeiter des Kardinals gefragt. „Den<br />

beiden Weihbischöfen, dem Generalvikar<br />

und dem Nuntius“, lautete die Antwort.<br />

Dass diese dann auch alle kommen würden,<br />

war für mich mit meiner deutschen Erfahrung<br />

einfach nicht vorstellbar. Doch alle<br />

Genannten kamen wirklich und so ging es<br />

dann im Altarraum unserer kleinen Kirche<br />

ziemlich eng zu. Aus Agbang in Togo, dem<br />

Heimatkloster von Br. Jacques, war Prior<br />

Boniface gekommen, Abt José Maria hatte<br />

die Anreise aus Venezuela auf sich genommen.<br />

P. Konrad Schaefer OSB, ein großer<br />

Freund Cubas, war aus seinem Kloster in<br />

Mexiko angereist, um uns vor der Weihe die<br />

Exerzitien zu halten. So war nicht nur unser<br />

Kirchlein mit den Besuchern gut gefüllt,<br />

sondern auch ein Zeichen der Verbundenheit<br />

mit den benediktinischen Brüdern in<br />

aller Welt gesetzt. Obwohl Jaime Kardinal<br />

Ortega eine gewisse Müdigkeit seiner über<br />

70 Jahre anzusehen war, strahlte er eine<br />

große Herzlichkeit aus. Offensichtlich ist<br />

ihm die gute weitere Entwicklung unserer<br />

Gemeinschaft ein großes Anliegen. In seiner<br />

Predigt erinnerte er noch einmal an<br />

die kurze Geschichte unseres Klosters. Die<br />

begann mit einem Fax des Kardinals an<br />

Erzabt Jeremias. „Wir bekommen so viele<br />

Anfragen aus aller Welt wegen Klostergründungen,<br />

dass ich dafür schon eine<br />

vorformulierte Antwort habe,“ sagte der<br />

Erzabt beim anschließenden Essen, „aber<br />

irgendetwas war an diesem Fax, das mich<br />

veranlasst hat, es P. Emmanuel zu zeigen.<br />

Und der war sofort bereit, zu einer ersten<br />

Erkundung nach Cuba zu reisen.“ Das Fest<br />

ist vorbei, die Gäste sind wieder abgereist<br />

oder reisen in den nächsten Tagen. Der<br />

Alltag ist durch den Aufbau auf dem zukünftigen<br />

Klostergrundstück außerhalb der<br />

Stadt geprägt, durch die Arbeit in unserer<br />

Kirchengemeinde und durch viele kleine<br />

Schwierigkeiten, aber auch viele schöne<br />

Erlebnisse. Nach einem Jahr kommen wir<br />

mit der spanischen Sprache immer besser<br />

zurecht, und vor allem haben wir mehr<br />

Freunde gefunden, die uns durch die Tücken<br />

des Alltags hindurchhelfen. Ein Erlebnis<br />

mag für viele stehen: „Fahr schnell<br />

in die Stadt. Toni hat angerufen, es gibt<br />

Filter zu kaufen“, so sagte Br. Jacques mir<br />

kurz vor Weihnachten. Ich schwang mich<br />

also auf das Fahrrad und tatsächlich fand<br />

v.l.n.r.: Nuntius Becciu, Br. Robert, Kardinal Ortega, Br. Jacques, Erzabt Jeremias<br />

ich nach einigem Fragen das passende Geschäft.<br />

So haben wir dank Tonis Hinweis<br />

die Qualität unseres Trinkwassers deutlich<br />

verbessern können. Ein kleiner Anfang ist<br />

gemacht, aber die Erwartungen von Kardinal<br />

Ortega und der Christen hier sind groß.<br />

Bitte nehmen Sie die Menschen Cubas und<br />

unsere junge Gemeinschaft mit in Ihr Gebet<br />

und „Danke!“ auch für Ihre wertvolle<br />

fi nanzielle Unterstützung, die wir im vergangenen<br />

Jahr erfahren durften.<br />

Br. Robert Sandrock OSB<br />

Geboren 1966 in Geesthacht •<br />

Profess 1987 • Mathe- und Physiklehrer<br />

• Missionseinsatz Peramiho<br />

2007–2009 • Seit April<br />

2009 Cellerar der Gemeinschaft Monasterio<br />

Benedictino de la Epifania del Señor in Havanna/Cuba

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