Unternehmensstudie: Bewertung von Humankapital - PwCPlus
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<strong>Unternehmensstudie</strong>: <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Humankapital</strong><br />
Grundfragen der <strong>Humankapital</strong>bewertung<br />
Es ist einleuchtend, dass derart unterschiedliche Fragen zu unterschiedlichen<br />
Antworten führen. Um die Diskussion über sinnvolle <strong>Bewertung</strong>sideen und tragfähige<br />
<strong>Bewertung</strong>sverfahren in geordnete Bahnen zu lenken, sind im Rahmen der<br />
vorliegenden Studie folgende Grundsätze definiert worden:<br />
• Die <strong>Humankapital</strong>bewertung bewertet nicht Menschen, sondern Arbeitsleistung.<br />
Und da es in dieser Studie um die <strong>Bewertung</strong> im Kontext der Unternehmensführung<br />
und der Unternehmensberichterstattung geht, geht <strong>von</strong> der gesamten<br />
Arbeitsleistung nur die für ein bestimmtes Unternehmen erbrachte Leistung in die<br />
<strong>Bewertung</strong> ein. Nicht der Mensch wird also auf eine ökonomische Größe reduziert,<br />
sondern die Untersuchung beschränkt sich auf das, was für das Unternehmen<br />
ökono- misch relevant ist. Wegen des hohen Aggregationsgrads <strong>von</strong> Bilanzen und<br />
Unternehmensberichten ist im Übrigen nicht einmal die individuelle Arbeitsleistung<br />
Gegenstand der Betrachtung. Der hier verfolgte <strong>Bewertung</strong>sansatz für <strong>Humankapital</strong><br />
stellt die Arbeitsleistung <strong>von</strong> Funktionsgruppen eines Unternehmens in den<br />
Mittelpunkt.<br />
• Die <strong>Humankapital</strong>bewertung orientiert sich nicht an dem Wert, den die Arbeit für<br />
den jeweiligen Mitarbeiter hat. Dieser sogenannte intrinsische Wert ist Grundlage<br />
für Motivation und Engagement des Einzelnen. Die Arbeitsleistung als Resultat<br />
einer intrinsischen Motivation heraus zu erklären, ist Aufgabe der Psychologie. Im<br />
Rahmen dieses <strong>Bewertung</strong>sverfahrens wird die Arbeitsleistung jedoch an einem<br />
externen Wertmaßstab gemessen, da es um ihre Relevanz für den Unternehmenserfolg<br />
und damit für die Unternehmensberichterstattung geht. Es wird folglich<br />
akzeptiert, dass die zu bewertende Arbeit „entfremdet“ ist, also eine Leistung, die<br />
für ein Unternehmen erbracht wird und diesem auch einen Wert stiften muss.<br />
• Die <strong>Humankapital</strong>bewertung interessiert sich nicht dafür, ob eine bestimmte<br />
Arbeitsleistung im volkswirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Kontext Werte<br />
schafft oder vernichtet. Die Volkswirtschaftslehre insbesondere die Mikroökonomie<br />
versteht unter dem Begriff <strong>Humankapital</strong> den Faktor Arbeit, der neben den weiteren<br />
Produktionsfaktoren Kapital (Maschinen und Anlagen) sowie Boden zur unternehmerischen<br />
Gewinnerzielung eingesetzt wird. Die volkswirtschaftliche <strong>Humankapital</strong>theorie<br />
war der Ausgangspunkt und das Fundament des Human Resource<br />
Accounting (Mitte der 1960er Jahre in den USA) bzw. der Humanvermögensrechnung<br />
(Mitte der 1970er Jahre in Deutschland), allerdings wurde dabei eine<br />
Übertragung des Gedankenguts auf den betrieblichen Bereich vorgenommen.<br />
<strong>Humankapital</strong> ist insofern <strong>von</strong> Belang, als es Auswirkungen auf ein bestimmtes<br />
Unternehmen hat, und hat dann einen Wert, der prinzipiell in der Bilanz als Vermögenswert<br />
oder als Teil eines Unternehmenswerts ermittelt werden muss.<br />
• <strong>Humankapital</strong> ist nicht einfach die Summe der Personalkosten. Vergütung galt<br />
immer als die Gegenleistung, die jemand für erbrachte Arbeit erwarten durfte.<br />
Damit wäre in der Vergütung der Marktwert der Arbeitsleistung und mithin des<br />
<strong>Humankapital</strong>s gegeben, die Personalkosten wären dann gleich diesem Wert. Dies<br />
stimmt allerdings schon lange nicht mehr. Ein Indiz dafür ist, dass die Sprache<br />
sehr feine Differenzierungen hervorgebracht hat, um den Wert der Vergütung zu<br />
beschreiben: So ist nur der Lohn, den ein Arbeiter bekommt, als genauer Gegenwert<br />
für die erbrachte Leistung zu sehen. Schon das Gehalt eines Angestellten<br />
bezeichnet mehr den Lebensunterhalt, der für ein Dienstverhältnis gewährt wird.<br />
Alle weiteren Begriffe für Vergütungen – Honorar, Diäten, Sold, Gage – führen weg<br />
<strong>von</strong> dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen erbrachter Leistung und Wert<br />
der Leistung. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass durch Globalisierung <strong>von</strong> Arbeit,<br />
durch sozialstaatliche Eingriffe in die Entlohnungssysteme und vielerlei Einflüsse,<br />
die Unmittelbarkeit dieses Zusammenhangs aufgelöst worden ist. Vor allem aber<br />
gilt für das <strong>Humankapital</strong> wie für alle anderen Produktionsfaktoren, dass ihr Einsatz<br />
mehr oder weniger Nutzen erwirtschaften kann, als ihr Einsatz kostet, was<br />
aus Unternehmenssicht eben genau den entscheidenden Unterschied zwischen<br />
Gewinn und Verlust ausmacht.<br />
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