Unternehmensstudie: Bewertung von Humankapital - PwCPlus
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<strong>Unternehmensstudie</strong>: <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Humankapital</strong><br />
Bisherige Ansätze zur <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Humankapital</strong> in der Rechnungslegung<br />
und Berichterstattung<br />
2 <strong>Bewertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Humankapital</strong> im Rahmen des<br />
Value Reporting<br />
Im Mittelpunkt der Diskussion um Value Reporting steht in Deutschland der Konzernlagebericht,<br />
der sich zunehmend zu einem Instrument der wert- und zukunftsorientierten<br />
Berichterstattung entwickeln soll. Das Komitee des Deutschen Rechnungslegungsstandards<br />
hat im Standard Nr. 15 (DRS 15) ab dem Jahr 2005 neue Anforderungen für den<br />
Lagebericht aufgestellt.<br />
Die Prämisse für diese neuen Empfehlungen zum Lagebericht ist, dass die Prognose<br />
zukünftiger Erfolgswerte nicht allein aus historischen Finanzdaten abgeleitet werden kann.<br />
Um solche Prognosen zu plausibilisieren, sind neben Markt- und monetären Daten auch<br />
diejenigen Werte eines Unternehmens wichtig, die sich nicht bzw. noch nicht quantifizieren<br />
lassen. Dies stellt die Berichterstattung vor ein gewichtiges Informationsproblem, das sich<br />
nur über nicht-finanzielle Angaben (Nonfinancials) lösen lässt.<br />
In der Anlage zu DRS 15 wird empfohlen, bei den einzelnen betrieblichen Aufgabenbereichen<br />
über die dafür jeweils maßgeblichen immateriellen Werte zu berichten. „Diese<br />
Berichterstattung“, so heißt es weiter, „schließt eine Erläuterung der Angaben im Hinblick<br />
auf die voraussichtliche Entwicklung des Konzerns mit ihren wesentlichen Chancen und<br />
Risiken ein.“ Im Folgenden werden die immateriellen Werte summarisch genannt, wobei<br />
die Auflistung nicht als vollständig bzw. vorgeschrieben gelten kann. Neben <strong>Humankapital</strong><br />
wird eine entsprechende Berichterstattung zu Kundenbeziehungen, Lieferantenbeziehungen,<br />
Kapitalmarktbeziehungen, Organisations- und Verfahrensvorteilen sowie zu Standortfaktoren<br />
empfohlen. Eine nähere Beschreibung, in welcher Weise die Berichterstattung<br />
erfolgen sollte, gibt DRS 15 nicht – lediglich die Anmerkung, dass die immateriellen Vermögenswerte<br />
hinsichtlich ihres Einflusses auf die Entwicklung des Konzerns dargestellt<br />
werden sollten.<br />
Die Einordnung des <strong>Humankapital</strong>s als Nonfinancial legt es methodisch nahe, für seine<br />
Darstellung im Lagebericht mit nicht-finanziellen Kennzahlen zu operieren. Beispiele<br />
hierfür sind Angaben zu Fluktuation, Mitarbeiterqualifikation, Weiterbildungsaufwendungen<br />
pro Mitarbeiter, Entlohnungssystem und Vergütungsregelungen sowie<br />
wesentliche Änderungen der tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen. Um solche<br />
Angaben über den Einzelfall hinaus vergleichbar zu machen, schlägt der Arbeitskreis<br />
„immaterielle Werte im Rechnungswesen“ der Schmalenbach Gesellschaft ein Scoring-<br />
Modell vor, das mit einem Indikatorenset <strong>von</strong> Kennzahlen arbeitet. Hierbei tauchen jedoch<br />
Probleme auf. Die vorgeschlagenen Scoring-Ansätze enthalten Kennzahlen, die jede für<br />
sich in ihrer Bedeutung so interpretationsbedürftig ist, dass sie für sich genommen keine<br />
Aussage erlauben. So ist etwa ein hohes Durchschnittsalter der Belegschaft nicht per se<br />
negativ, sondern kann darauf beruhen, dass ein Unternehmen in hohem Maß auf Spezialisten<br />
mit großem Erfahrungswissen angewiesen ist. Eine hohe Fluktuationsrate wiederum<br />
muss kein Zeichen <strong>von</strong> Führungsproblemen sein, sondern ergibt sich fast zwangläufig bei<br />
Unternehmen, die der Einstellung junger Mitarbeiter Priorität einräumen. Erst in der expliziten<br />
Verbindung mit den Chancen und Risiken eines Unternehmens, mit seiner Personalpolitik<br />
und seiner Branchenzugehörigkeit können die Kennzahlen Aussagekraft entfalten;<br />
eine „Gesamtwertung“ wäre eher kontraproduktiv.<br />
Sinnvoll hingegen können solche Kennzahlen-Sets bei Vergleichen innerhalb einer Branche<br />
sein. Wenn entsprechend dem Drei-Ebenen-Modell (zu dem Three Tier Modell vgl.<br />
DiPiazza, S./Wagner, W., The market’s responsibility for better markets, in: CriticalEYE<br />
2004, September–November, S. 36–40) die Scoring-Modelle als branchenspezifischer<br />
Standard ausgewiesen würden, dann kann über den Vergleich eine Aussagekraft entstehen.<br />
Dazu bedarf es natürlich – über die gegenwärtigen Empfehlungen hinaus – eines<br />
branchenspezifischen Katalogs <strong>von</strong> Kennzahlen, die grundsätzlich geeignet sind, branchenspezifische<br />
Personalrisiken abzubilden. Eine konsistente Berichterstattung der Unternehmen<br />
einer Branche würde dann auch ein Benchmarking ermöglichen.<br />
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