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Volltext - ub-dok - Universität Trier

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Kapitel 3: Reaktante Persistenz und Rumination 31<br />

Zeitintervalle und trotz auftretender Hindernisse und Schwierigkeiten erfolgreich anstreben zu<br />

können (vgl. Kuhl, 1985, 1987a, b).<br />

Experimentelle Hinweise auf ein Perseverieren kognitiver Einstellungen finden sich bereits<br />

in Untersuchungen von Ach und Mitarbeitern (Ach, 1910; zur Übersicht vgl. Ach, 1935).<br />

In diesen Untersuchungen wurden Leistungsbeeinträchtigungen bei der Bearbeitung eines<br />

Aufgabentyps nachgewiesen, wenn zuvor über einen längeren Zeitraum ein anderer<br />

Aufgabentyp mit demselben Stimulusmaterial auszuführen war. Die Perseverationseffekte<br />

sind bei hoher Schwierigkeit der Vorläuferaufgabe besonders ausgeprägt. In späteren<br />

Experimenten zum Nachweis kognitiver Trägheitseffekte wurde das Paradigma des<br />

Aufgabenwechsels benutzt (vgl. hierzu die im Exkurs zu strategisch und automatisch<br />

bedingten Set-Effekten [2.1.3] dargestellten Ergebnisse).<br />

Eine hohe Persistenz zielbezogener kognitiver Einstellungen wird auch dadurch erreicht, daß<br />

Schwierigkeiten und Mißerfolge bei der Ausführung zielbezogener Tätigkeiten automatisch zu<br />

einer Verstärkung der beschriebenen Relevanzfokussierung führen. Heise, Gerjets und Westermann<br />

(1994, 1997) konnten etwa zeigen, daß Ablenkungseffekte durch konkurrierende Anreize<br />

bei hoher Schwierigkeit der aktuell bearbeiteten Aufgabe geringer ausfallen. Dieser<br />

schwierigkeits- oder mißerfolgsbezogene „Reaktanz“-Mechanismus der Zielfokussierung kann<br />

durch verschiedene Grundprozesse erklärt werden.<br />

In der Reaktanztheorie von Brehm (1966, 1972; Wortman & Brehm, 1975) wird postuliert,<br />

daß mögliche Einschränkungen von Zieloptionen eine Aufwertung der bedrohten Ziele auslösen.<br />

Nach Mißerfolg ist also mit einer reaktanten Aufwertung des angestrebten Ziels und einer<br />

entsprechenden Verschärfung der zielbezogenen Relevanzfokussierung zu rechnen. Außerdem<br />

setzen anspruchsvolle und schwierige Aufgaben automatisch die notwendigen Anstrengungsreserven<br />

frei, die für eine erfolgreiche Bearbeitung erforderlich scheinen - ein Sachverhalt, der<br />

bereits von Ach (1935) als „Schwierigkeitsgesetz der Motivation“ bezeichnet wurde (experimentelle<br />

Untersuchungen zur Mobilisierung kognitiver Reserven bei schwierigen Aufgaben wurden<br />

von Achs Schüler Hillgr<strong>ub</strong>er, 1912, durchgeführt; neuere Untersuchungen finden sich bei Düker,<br />

1963, und Kukla, 1974; Nachweise für antizipatorische physiologische Bereitstellungsreaktionen<br />

vor schwierigen Aufgaben referiert Wright, 1996). Die hohe Anstrengung geht dann ihrerseits<br />

mit einer Verstärkung der Relevanzeffekte einher: Zum einen führen anstrengende Tätigkeiten zu<br />

einer Erhöhung der wahrgenommenen Wichtigkeit der ausgeführten Aktivität und einer Aufwertung<br />

der angestrebten Anreize (zum Überblick vgl. Brehm & Self, 1989; Wright & Brehm,<br />

1989), die das Relevanzgefälle zwischen aufgabenbezogenen und nicht aufgabenbezogenen

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