Volltext - ub-dok - Universität Trier
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Kapitel 3: Reaktante Persistenz und Rumination 41<br />
Nichtkontingenz-Bedingung erfolgende Rückmeldungsstrategie kann allerdings auch als ein<br />
Blockieren des Handlungsvorsatzes, die Aufgabe instruktionsgemäß und korrekt zu bearbeiten,<br />
aufgefaßt werden. Eine konstante Quote von 50 Prozent negativer Rückmeldungen bei der<br />
Bearbeitung einer Aufgabe führt mehr oder weniger handgreiflich vor Augen, daß das Handlungsziel<br />
einer angemessenen Aufgabenbearbeitung noch nicht erreicht ist (Untersuchungen mit<br />
einem hohen Prozentsatz zwar nichtkontingenter, aber positiver Rückmeldungen finden typischerweise<br />
keine Hilflosigkeitseffekte, vgl. Benson & Kennelly, 1976; Koller & Kaplan, 1978).<br />
Kuhl (1981) konnte dementsprechend nachweisen, daß die mit diesem Paradigma der Hilflosigkeitsforschung<br />
berichteten Leistungseinbußen eher ein funktionales denn ein generalisiertes<br />
(hilf- oder hoffnungslosigkeitsbedingtes) motivationales Defizit widerspiegeln. Kuhl (1981, 1983)<br />
interpretiert die in der zweiten Experimentalphase beobachteten Leistungseinbußen als mißerfolgsinduzierte<br />
Lageorientierung: Die Personen verharren in einer Fokussierung auf die in der<br />
ersten Phase induzierte Diskrepanz zwischen Anspruch und Leistung. Die Gelegenheit zu einer<br />
weiteren Bearbeitung der ersten Aufgabe ist nicht mehr gegeben und es fehlt die Gelegenheit,<br />
diese Diskrepanz durch weiteres Handeln zu reduzieren (Kuhl, 1983, bezeichnet solche Zielbindungen<br />
ohne Realisierungsmöglichkeit als „degenerierte“ Zielintentionen). Die kognitive Fixierung<br />
auf die unerfolgreich bearbeitete erste Aufgabe während der Bearbeitung der zweiten<br />
Aufgabe geht daher mit kognitiven Kapazitätsverlusten einher, die die beobachteten Leistungseinbußen<br />
hervorrufen. Dieser Erklärungsansatz, der die Ergebnisse der Hilflosigkeitsforschung<br />
im Sinne von Ruminationseffekten des Zeigarnik-Typs interpretiert, wird auch durch Ergebnisse<br />
von Untersuchungen gestützt, in denen die wahrgenommene Wichtigkeit der Aufgaben in der<br />
Trainingsphase experimentell manipuliert wurde. Hier konnte gezeigt werden, daß Leistungseinbußen<br />
nach nicht-kontingenter Rückmeldung dann besonders stark ausgeprägt waren, wenn die<br />
in der Induktionsphase bearbeiteten Aufgaben als diagnostisch für wichtige Fähigkeiten dargestellt<br />
wurden (Dyck & L. J. Green, 1978; Mikulincer, 1986, 1994; Roth & K<strong>ub</strong>al, 1975;<br />
Skinner, 1979). Dieses Ergebnismuster ist plausibel, wenn die Leistungseinbußen als Ausdruck<br />
eines funktionalen kognitiven Defizits aufgefaßt werden, das durch mißerfolgszentrierte Ruminationen<br />
entsteht. Nach dem Relevanzprinzip der Informationsverarbeitung sollte die Häufigkeit<br />
und Intensität solcher ruminativen Intrusionen direkt von der Wichtigkeit der blockierten oder<br />
gescheiterten Ziele und Handlungsvorhaben abhängen (vgl. L. L. Martin & Tesser, 1989). In<br />
einem lerntheoretischen Ansatz, wie er in der Hilflosigkeitsforschung vertreten wird, lassen sich