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fdw Nr. 4 Dezember 2006 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV

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Aus <strong>der</strong> Arbeit des <strong>Bund</strong>es <strong>Freiheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

IV. Hochschulabschlüsse<br />

Der <strong>Bund</strong>esgesetzgeber hat mit<br />

<strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismusreform die Befugnis<br />

erhalten, den Bereich <strong>der</strong><br />

Hochschulabschlüsse und Hochschulzulassung<br />

nunmehr als konkurrierende<br />

Gesetzgebung zu regeln.<br />

Der <strong>Bund</strong> wird von diesen<br />

Kompetenzen vorerst keinen Gebrauch<br />

machen. Denn es besteht<br />

<strong>der</strong>zeit kein Regelungsbedarf.<br />

Peter Greislers Vortrag ...<br />

Der <strong>Bund</strong> hatte bereits im Jahre<br />

2002 die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

als Regelabschlüsse<br />

etabliert. Diese Vorgaben, die<br />

aus dem Bologna-Prozeß resultieren,<br />

wurden in allen Landesgesetzen<br />

umgesetzt. Die konkrete Umstellung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Studiengänge<br />

auf das neue Abschlußsystem<br />

ist ein Prozeß in den Hochschulen,<br />

<strong>der</strong> grundsätzlich keines gesetzgeberischen<br />

Eingriffs bedarf. Dieser<br />

Prozeß wird sich auch noch über<br />

mehrere Jahre erstrecken. Mittlerweile<br />

führen bereits 45 % aller<br />

Studiengänge an deutschen Hochschulen<br />

zu den Abschlüssen Bachelor<br />

und Master; sogar 70 % aller<br />

Studiengänge bei den Fachhochschulen.<br />

Die Zahl ist seit<br />

1999 stetig angestiegen. Dies ist<br />

ermutigend. Das nationale Akkreditierungssystem,<br />

das die Erfüllung<br />

von Mindeststandards bei<br />

den neuen Studiengängen sicherstellt,<br />

ist erfolgreich etabliert. Allerdings<br />

muß die Akkreditierung<br />

weiter beschleunigt werden. Erst<br />

ein Drittel <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit angebotenen<br />

Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

sind akkreditiert. Das Akkreditierungssystem<br />

selbst muß im<br />

Hinblick auf die europäischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

weiterentwickelt und<br />

die Qualitätssicherung an den<br />

Hochschulen insgesamt gestärkt<br />

werden.<br />

Die Erfahrung zeigt, daß die einzelnen<br />

Fachbereiche sehr unterschiedlich<br />

und mit unterschiedlichem<br />

Tempo die Umstellung betreiben.<br />

Hier erscheint es mir weise,<br />

weniger auf Zeitvorgaben zu<br />

setzen, son<strong>der</strong>n die Umstellung<br />

durch eine fundierte fachliche<br />

Diskussion voranzutreiben. Qualität<br />

geht auch hier vor Schnelligkeit.<br />

In einer beson<strong>der</strong>en Situation befinden<br />

sich die Staatsexamensstudiengänge.<br />

Der Umstellungsprozeß auf die<br />

Bachelor-Master-Struktur ist im<br />

Bereich <strong>der</strong> Lehramtsstudiengänge<br />

voll im Gange.<br />

Die innerdeutsche Mobilität<br />

<strong>der</strong>Studierenden erhalten!<br />

Hier werden die in <strong>der</strong> Sache zuständigen<br />

Län<strong>der</strong> verstärkt darauf<br />

achten müssen, daß die innerdeutsche<br />

Mobilität <strong>der</strong> Studierenden<br />

erhalten bleibt. Erkennbaren<br />

Fehlentwicklungen muß entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Eine interessante Diskussion entwickelt<br />

sich zur Zeit im Bereich<br />

<strong>der</strong> Rechtswissenschaften.<br />

Die Justizministerinnen und Justizminister<br />

haben auf ihrer Herbsttagung<br />

2005 eine Umstellung <strong>der</strong><br />

Rechtswissenschaften als <strong>der</strong>zeit<br />

noch nicht sinnvoll eingestuft.<br />

Gleichwohl haben sie beschlossen,<br />

sich zur Konferenz 2008 u.a.<br />

über Berufsfel<strong>der</strong>, die für eine<br />

Ausbildung nach <strong>der</strong> Bachelor-<br />

Master-Struktur relevant sein<br />

könnten, und über die Einführung<br />

<strong>der</strong> Bachelor-Master-Struktur in<br />

<strong>der</strong> Juristenausbildung an<strong>der</strong>er europäischer<br />

Staaten berichten zu<br />

lassen. Vor kurzem hat sich mit<br />

Frau Müller-Piepenkötter zum ersten<br />

Mal eine Justizministerin eines<br />

großen <strong>Bund</strong>eslandes ausdrücklich<br />

auch für eine Umstellung<br />

<strong>der</strong> Rechtswissenschaften<br />

ausgesprochen. Die Debatte müssen<br />

wir führen und zwar zusammen:<br />

<strong>Bund</strong> und Län<strong>der</strong>, Justizund<br />

Bildungspolitiker und mit<br />

Blick auf die in Betracht kommenden<br />

Arbeitsmärkte und die europäischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

V. Internationalisierung,<br />

Bologna<br />

Noch ein paar Bemerkungen zum<br />

wichtigen Komplex <strong>der</strong> Internationalisierung.<br />

Ein Beispiel für das Engagement<br />

des <strong>Bund</strong>es aus <strong>der</strong> Praxis: Die<br />

Mobilität innerhalb <strong>der</strong> neu eingeführten<br />

Studiengänge kann sich<br />

insbeson<strong>der</strong>e beim <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong><br />

Regel dreijährigen Bachelor organisatorisch<br />

durchaus schwierig gestalten.<br />

Um hier praktikable Lösungsansätze<br />

zu erarbeiten, hat<br />

das BMBF den DAAD mit einem<br />

Projekt zur Transnationalen Mobilität<br />

in Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

beauftragt.<br />

Mobilität ist während des Studiums<br />

ein wichtiges Thema und<br />

nach Abschluß <strong>der</strong> Ausbildung<br />

erst recht. Ein europäischer Arbeitsmarkt<br />

erfor<strong>der</strong>t als Grundlage<br />

auch einen europäischen Hochschulraum<br />

und eine europaweit<br />

verwendbare Ausbildung. Deutsche<br />

Son<strong>der</strong>wege bei Abschlüssen,<br />

beson<strong>der</strong>e Berufszulassungsregelungen,<br />

staatliche Reglementierungen<br />

für Studiengänge etc.<br />

benachteiligen im Ergebnis deutsche<br />

Studierende und Absolventen<br />

und schwächen mittelfristig die<br />

Konkurrenzfähigkeit deutscher<br />

Hochschulen. Deutschland hat im<br />

Grunde keine Alternative. Es muß<br />

sich aktiv in die Bologna-Debatten<br />

einbringen und den weiteren<br />

Prozeß mitgestalten.<br />

„DerBologna-Prozeß ... ist ungemein<br />

nützlich für Deutschland.“<br />

Der Bologna-Prozeß selbst ist ungemein<br />

nützlich für Deutschland.<br />

Er schärft wie allgemein die Debatte<br />

über die Internationalisierung<br />

von Forschung und Lehre<br />

den Blick für die Stärken und<br />

Schwächen des eigenen Systems.<br />

Uns wird ein – manchmal vielleicht<br />

sogar eher unwillkommener<br />

– Spiegel vorgehalten. Wir sollten<br />

den Blick in den Spiegel jedoch<br />

nicht scheuen. Ein Prozeß wie Bologna<br />

schafft Transparenz, transportiert<br />

Ideen, sorgt für einen Bezugsrahmen<br />

für unsere eigene nationale<br />

bildungspolitische Debatte.<br />

Und nicht zuletzt entlarvt er<br />

manche Diskussion, die in<br />

Deutschland geführt wird, als „typisch<br />

deutsch“. Diese Chance, von<br />

an<strong>der</strong>en zu lernen und unsere Erfahrungen<br />

aber auch an<strong>der</strong>en zur<br />

Verfügung zu stellen, sollten wir<br />

uns nicht entgehen lassen.<br />

Die nächste Gelegenheit hierzu<br />

wird sich auf <strong>der</strong> Bologna-Ministerkonferenz<br />

in London im Mai<br />

2007 ergeben. Deutschland wird<br />

diese Konferenz im Rahmen seiner<br />

europäischen Ratspräsidentschaft<br />

gemeinsam mit dem Gastgeberland<br />

Großbritannien veranstalten.<br />

Beide Län<strong>der</strong> haben überdies<br />

im ersten Halbjahr 2007 den<br />

Vorsitz in <strong>der</strong> Bologna-Follow up-<br />

Gruppe inne. Deutschland wird im<br />

März und April 2007 Gastgeber<br />

für zwei Sitzungen dieser Gruppe<br />

sein und damit in einer beson<strong>der</strong>en<br />

Verpflichtung für die weitere Entwicklung<br />

des europäischen Hochschulraums<br />

stehen.<br />

Die Internationalisierungsstrategien<br />

<strong>der</strong> Hochschulen und die Maßnahmen,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> vom<br />

BMBF initiierten „Konzertierten<br />

Aktion Internationales Marketing“<br />

durchgeführt wurden, zeigen<br />

deutliche Wirkung. Beispielsweise<br />

ist das Ziel <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esregierung,<br />

den Anteil <strong>der</strong> ausländischen<br />

Studierenden auf 10% zu erhöhen,<br />

in greifbare Nähe gerückt. Im<br />

Wintersemester 2004/2005 wurde<br />

schon ein Anteil von 9,5% erreicht.<br />

Deutschland wird attraktiver.<br />

Deshalb denke ich, sollten wir<br />

auch im Hinblick auf die <strong>der</strong>zeitige<br />

sicherheitspolitische Debatte<br />

über die Verschärfung <strong>der</strong> aufenthaltsrechtlichen<br />

Bestimmungen<br />

für ausländische Studierende<br />

praktikable Lösungen mit Weitblick<br />

finden. Ansonsten gefährden<br />

wir unsere langjährigen<br />

Bemühungen um eine Internationalisierung<br />

des Hochschulstandorts<br />

Deutschland.<br />

VI. Hochschulzulassung<br />

Die Hochschulzulassung in den<br />

bundesweit zulassungsbeschränkten<br />

Studiengängen hat <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esgesetzgeber<br />

auf Initiative <strong>der</strong><br />

<strong>Bund</strong>esregierung erst 2004 neu<br />

geregelt. Danach können 60 % aller<br />

Studienplätze nunmehr von<br />

den Hochschulen besetzt werden.<br />

Autonomie <strong>der</strong> Hochschulen<br />

wird deutlich gestärkt.<br />

Damit wird die Autonomie <strong>der</strong><br />

Hochschulen auch in diesem<br />

wichtigen Bereich deutlich ge-<br />

10<br />

<strong>fdw</strong> 4/<strong>2006</strong>

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