30.12.2013 Aufrufe

fdw Nr. 4 Dezember 2006 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV

fdw Nr. 4 Dezember 2006 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV

fdw Nr. 4 Dezember 2006 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Europäische Union setzt große Erwartungen<br />

in die <strong>Wissenschaft</strong>en, um<br />

Europa zum wettbewerbsfähigen Raum<br />

zu machen.<br />

Die nationalen Regierungen sind aufgerufen,<br />

den Anteil <strong>der</strong> Ausgaben für <strong>Wissenschaft</strong><br />

und Forschung auf drei Prozent<br />

zu steigern. Neue Konzepte und Institutionen<br />

wie das European Research<br />

Council o<strong>der</strong> das European Institute of<br />

Technology (EIT) werden entwickelt,<br />

um die Leistungsfähigkeit im Bereich<br />

von <strong>Wissenschaft</strong> und Forschung zu<br />

bündeln und zu steigern.<br />

Der Greifswal<strong>der</strong> Rektor verwies auf<br />

die Gefahren für die Hochschulen in<br />

den ärmeren <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n:<br />

„Groß-Universitäten werden sich auf<br />

Kosten des breiten universitären Mittelstandes<br />

aufrüsten“. Die Ernst-Moritz-<br />

Arndt-Universität als wohl kleinste<br />

Voll-Uni Deutschlands habe ihren<br />

Strukturwandel aktiv und offensiv angegangen.<br />

„Wir müssen uns von Studiengängen<br />

trennen und konzentrieren,<br />

holen Leistungsträger nach Greifswald<br />

und för<strong>der</strong>n die internationale Zusammenarbeit.“<br />

Schlußbemerkungen<br />

Dieser Bericht stützt sich sowohl auf<br />

Pressemitteilungen als auch auf eigene<br />

Kenntnisse.<br />

Eine Stellungnahme des <strong>Bund</strong>es <strong>Freiheit</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> sollte zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erfolgen, da in <strong>der</strong> neuen SPD-<br />

CDU-Koalitionsregierung in Mecklenburg-<br />

Vorpommern das Bildungsministerium<br />

CDU geleitet wird und die Auswirkungen<br />

wie die <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismusreform<br />

einschließlich <strong>der</strong> Einflußnahme des<br />

<strong>Bund</strong>es auch über den Europäischen Rat<br />

noch nicht abschätzbar sind.<br />

Professor Dr. Klaus-Dieter Rosenbaum<br />

ist Regionalbeauftragter des <strong>Bund</strong>es<br />

<strong>Freiheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> für Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Korrespondenzadresse s.S. 5<br />

■<br />

Bayern<br />

Wirtschaftslobby: zweifelhafte Loyalität zum Gymnasium<br />

Von Willi Eisele<br />

Einer <strong>der</strong> Grundpfeiler des Gymnasiums<br />

ist <strong>der</strong> wissenschaftspropädeutisch<br />

angelegte Unterricht in klar umrissenen<br />

Fächern. Erste Belege, daß die Wirtschaftslobby<br />

genau hier den Hebel ansetzt,<br />

kennen wir seit <strong>der</strong> Einführung<br />

von „Natur&Technik“, dem bisher je<strong>der</strong><br />

Definitionsversuch als „Fach“ fern ist.<br />

Wer sich für das Gymnasium als<br />

Schulart ernsthaft einsetzt, darf bezweifeln,<br />

daß in solchen „Mischfächern“<br />

gymnasiale Bildungsprinzipien umgesetzt<br />

werden können.<br />

Ein jüngster Beleg für die zweifelhafte<br />

Loyalität zum Gymnasium ist auch in<br />

Positionen zu erkennen, die <strong>der</strong> stellvertretende<br />

Abteilungsleiter für Bildung<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esvereinigung <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände<br />

(Köln), Dr. Christoph Anz,<br />

vor, auf und nach dem Historikertag im<br />

Hinblick auf die Qualitätssicherung von<br />

Bildung mit Zielrichtung auf das Fach<br />

Geschichte vertreten hat.<br />

Auf unsere Nachfrage zum Fach Geschichte<br />

ging uns eine Antwort zu, die<br />

im Auszug zitiert werden soll: „Ein eindeutiges<br />

Bekenntnis zum Fach Geschichte<br />

als ,Leitfach <strong>der</strong> Geisteswissenschaften‘<br />

(so von uns nicht erfragt,<br />

BGLV) werden Sie von mir nicht bekommen.<br />

Ich bin überzeugt davon, daß<br />

das, was Sie (BGLV) inhaltlich vermittelt<br />

wissen wollen, auch in an<strong>der</strong>en Zusammenhängen<br />

unterrichtet werden<br />

kann. Ob ein solcher Unterricht dann als<br />

,Geschichtsunterricht‘ o<strong>der</strong> ,Gemeinschaftskunde‘<br />

o<strong>der</strong> ,Philosophie‘ o<strong>der</strong><br />

was auch immer bezeichnet wird, ist<br />

letztlich unerheblich, eben weil es um<br />

die Inhalte geht“.<br />

Diese Aussage und die naßforsche Art,<br />

wie die Wirtschaftslobby hier gegen (!)<br />

das Fach Geschichte auftritt und die Unbekümmertheit,<br />

wie hier mit wesentlichen<br />

Bildungsinhalten umgesprungen<br />

wird, muß alle Fächer und damit auch<br />

die Berufsvertretung <strong>der</strong> Gymnasiallehrer<br />

in Alarmzustand versetzen. Es ist zu<br />

vermuten, daß es genau diese Lobby ist,<br />

die einerseits bundesweit verbindliche<br />

„Bildungsstandards“ von <strong>der</strong> KMK for<strong>der</strong>t,<br />

aber gleichzeitig toleriert, daß bestimmte<br />

Fächer davon ausgeschlossen<br />

bleiben – genau jene, die nach Vorentscheidungen<br />

einzelner Kultusministerien<br />

bereits nur noch in „Fachverbünden“,<br />

„Mischfächern“ o<strong>der</strong> „Integrationsfächern“<br />

an Sekundarschulen, Regelo<strong>der</strong><br />

Mittelschulen sowie dem Etikettenschwindel<br />

– zur Vermeidung des abgegriffenen<br />

Reizwortes Integrierte Gesamtschule<br />

aus den 70-er Jahren – nun<br />

als „Schule für alle“ (Gemeinschaftsschule)<br />

angeboten werden.<br />

Lobbyisten im Bildungsbereich, <strong>der</strong>en<br />

Ideologie „integrative“ (Gesamt-) Schulsysteme<br />

einfor<strong>der</strong>t, betreiben hier das<br />

Geschäft <strong>der</strong> Wirtschaftslobby und umgekehrt.<br />

Wie sehr unser Fach Geschichte<br />

den Ideologen ein Dorn im Auge ist,<br />

kann <strong>der</strong> Bayerische Geschichtslehrerverband<br />

e.V. auch für Tendenzen in<br />

Bayern seit 1996/98 belegen, wo auch<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> politischen Entscheidungen<br />

die Loyalität zur geschichtlichen<br />

Bildung in einem eigenständigen<br />

Fach zunehmend zweifelhaft ist. Verfassungsloyalität<br />

<strong>der</strong> politisch Verantwortlichen<br />

in Bayern ist angesagt. Angemahnt<br />

wurde sie in bezug auf das Fach<br />

Geschichte bereits eindrucksvoll im<br />

Prinzregententheater anläßlich des<br />

Bayerischen Verfassungstages 2005.<br />

Das diesjährige 60. Jubiläum <strong>der</strong> Verfassung<br />

des Freistaates Bayern steht unmittelbar<br />

bevor – eine passende Gelegenheit,<br />

dem Fach Geschichte an den<br />

Schulen in Bayern eine Schlüsselrolle in<br />

seinen Inhalten für eine vertiefte Allgemeinbildung<br />

zuzuweisen.<br />

Oberstudiendirektor Willi Eisele ist<br />

Landesvorsitzen<strong>der</strong> des Bayerischen<br />

Geschichtslehrerverbandes e.V.<br />

Willi Eisele ist auch Regionalbeauftragter<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>Freiheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

für Bayern. Korrespondenzadresse s. S. 5.<br />

■<br />

18 <strong>fdw</strong> 4/<strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!