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Fallstudie Makedonien (Nr. 50) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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mit unterschiedlichen Mitteln (repressiv: Kontrolle/Gewalt oder nicht-repressiv: Schaffung von<br />

Anreizen) durchgeführt werden können. <strong>50</strong><br />

Die Auswahl der angewandten Mittel (nicht aber der Strategie) der institutionellen Konfliktregelung<br />

und deren möglicher Erfolg werden in besonderer Weise durch die Staatsform beeinflusst.<br />

Ein Großteil der Literatur geht dabei der Frage nach, welche Auswirkungen die Demokratie<br />

auf einen ethnischen Konflikt hat. Gemeinhin gilt sie als nicht nur geeigneter Mechanismus,<br />

um gesellschaftliche Konflikte dauerhaft zu entspannen, sondern sogar als einzige<br />

Möglichkeit dazu, selbst wenn Ethnizität „the most difficult type of cleavage for a democracy<br />

to manange“ 51 ist. Ein nicht-demokratischer Umgang mit einem (ethnischen) Konflikt führe<br />

lediglich zu einer (zeitweiligen) Verschiebung seines gewaltsamen Ausbruches oder seiner<br />

konstruktiven Lösung. Da die Herrschaftsform der Demokratie stets auch eine moralische<br />

Überlegenheit <strong>für</strong> sich beansprucht, erscheint sie normativ und funktionell als einzige Möglichkeit<br />

zur wirklich dauerhaften Konfliktlösung. 52<br />

[B]ecause democracy has proven successful in keeping the peace – and has a host of<br />

other benefits, ranging from human rights superiority to personal satisfaction to reduced<br />

government corruption, it must be considered first as a solution. 53<br />

Somit wären dann auch repressive Maßnahmen zur Einhegung eines ethnischen Konfliktes<br />

als illegitim und unfunktional zu betrachten.<br />

Doch scheint im besonderen Maße die Phase der Transformation eine wichtige Rolle in der<br />

Konfliktregelungskapazität von Demokratien einzunehmen. Nicht zufällig kam diese Konfliktform<br />

gerade in den ‚neuentstehenden Demokratien’ zum Vorschein. Gerade grundlegende<br />

demokratische Tugenden wie Rede- und Versammlungsfreiheit können als potentielle Gefahr<br />

gesehen werden, wenn diese von politischen Akteuren gegenüber breiter Massen mit<br />

wenig demokratischer politischer Kultur und Erfahrung ausgenutzt werden. 54 Auch wenn<br />

Demokratisierung nicht unbedingt mit einer Verschärfung eines bereits vorhandenen ethnischen<br />

Konfliktes gleichgesetzt werden kann, entstehen besonders in Umbruchsphasen von<br />

einem politischen System in ein anderes persönlich-perzeptionelle, institutionelle und sicherheitsstrategische<br />

Unsicherheiten, die den Einzelnen durch ihr Bedrohungspotenzial anfällig<br />

<strong>für</strong> ethno-politisches Unternehmertum machen – gerade weil die ethnische Identität, wie bereits<br />

erwähnt, einen besonderen Mobilisierungsvorteil hat. 55 Somit bedeutet Demokratisierung<br />

häufig zumindest die Ethnisierung einer Gesellschaft. 56 Dass die Transformationsphase<br />

<strong>50</strong> Schneckener unternimmt eine andere Einteilung, nämlich die nach Eliminierung, Kontrolle oder Anerkennung<br />

von Differenz, vgl. Schneckener 2002: 58ff.<br />

51 Aklaev 1999: 57.<br />

52 Vgl. Aklaev 1999: 57ff, Byman 2002: 152f.<br />

53 Byman 2002: 152f.<br />

54 Vgl. Aklaev 1999: 65ff.<br />

55 Vgl. ebd., 37ff; Sisk 1996: 21 und 80ff.<br />

56 Vgl. Pfaff-Czarnecka, Joanna 2004: Demokratisierung und Nation-Building in “geteilten Gesellschaften”, in:<br />

Hippler, Jochen (Hrsg.): Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept <strong>für</strong> friedliche Konfliktbearbeitung?, Bonn, S. 49-68<br />

(hier: S. <strong>50</strong>f).

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