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Fallstudie Makedonien (Nr. 50) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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48<br />

gramme zu. 225 Nach der Unabhängigkeit <strong>Makedonien</strong>s etablierte sich die PDP schnell als<br />

größte Partei der ethnischen Albaner. Sie war aus der sozialistischen Konkursmasse hervorgegangen<br />

und koalierte in der ersten Parteienregierung mit dem Sozialdemokratischen Bund<br />

<strong>Makedonien</strong>s (SDSM), ihrem ethnisch makedonischen ex-sozialistischen Pendant. In dieser<br />

Regierungsphase bis 1998 hatte die PDP unter mehreren Ministerialneuverteilungen bis zu<br />

sechs Ministerposten inne, darunter die Ministerien <strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit, Entwicklung, Kultur<br />

sowie Transport und Finanzen. Die Schlüsselpositionen Außen-, Verteidigungs- und Innenministerium<br />

blieben in der Hand ethnischer Makedonen, auch wenn die PDP den Vizeminister<br />

der Verteidigung stellte.<br />

Nach dem Regierungswechsel 1998 übernahm die als nationalistisch geltende ethnisch makedonische<br />

VMRO-DPMNE 226 diese ‚Tradition’. Obwohl zunächst der Trend festzustellen<br />

war, dass ethnischen Albanern weniger Einfluss innerhalb der Regierung zugebilligt wurde<br />

als zuvor, darf nicht übersehen werden, dass mit den Regierungsumbildungen bis 2000 wieder<br />

Schlüsselpositionen an ethnische Albaner verteilt wurden. Ende 2000 stellte der ethnisch<br />

albanische Regierungspartner DPA folgende Posten: Vizepremier, Justizminister, Minister <strong>für</strong><br />

Arbeit und Soziales, Minister <strong>für</strong> die Lokale Selbstverwaltung und einen Minister ohne Portfolio;<br />

zudem befanden sich ethnische Albaner in höchsten Positionen im Verteidigungs- und<br />

Innenministerium. Das Ministerium <strong>für</strong> Lokale Selbstverwaltung war von den Albanern von<br />

vornherein als ein Posten von <strong>für</strong> sie wesentlicher Bedeutung beansprucht worden. Mit der<br />

VMRO-DPMNE/DPA-Regierung wurden sogar einflussreiche Positionen in der zweitgrößten<br />

(und zu drei Vierteln von ethnischen Albanern bewohnten) Stadt <strong>Makedonien</strong>s, Tetovo, an<br />

ethnische Albaner verteilt: Dazu gehörten neben anderen kulturell und ökonomisch bedeutenden<br />

Posten vor allem der des Polizeichefs und des Gefängnisvorstehers. 227<br />

Es zeigt sich also, dass in den Regierungen bis 2002 ethnische Albaner durchaus einen entsprechenden<br />

Anteil an Ämtern innehatten. Dabei bekamen diese vor allem „minderheitenrelevante“<br />

Ministerposten, obwohl sie durch Vizeminister auch im Innen- und Verteidigungsministerium<br />

repräsentiert waren. Der Einfluss dieser Funktionen auf die tatsächlichen Regierungsentscheidungen<br />

ist aber als eher gering einzuschätzen. Zugleich blieben Albaner (wie<br />

auch die anderen Minderheiten) in den Staatsstrukturen unterhalb dieser hohen Ebenen<br />

stark unterrepräsentiert. 228<br />

b) Die Haupterrungenschaften der ethnisch albanischen Parteien in den Regierungen <strong>Makedonien</strong>s<br />

bis 2001 sind sicherlich im kulturellen und im Bildungsbereich zu suchen. Die Klärung<br />

der Universitätsfrage, die sich im Laufe der 90er Jahre zum ethnischen Politikum<br />

225 Vgl. Oschlies 2004: 205; Schmidt-Neke, Michael 1999: <strong>Makedonien</strong>s Albaner. Konfliktpotential oder Stabilisierungsfaktor?,<br />

in: Südosteuropa, 48: 3, S. 191-212 (hier: S. 202ff).<br />

226 Innermakedonisch Revolutionäre Organisation – Demokratische Partei der makedonischen nationalen Einheit<br />

227 Vgl. CEDIME-SE 2002: 30.<br />

228 Vgl. ebd.

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