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Fallstudie Makedonien (Nr. 50) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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schen Makedonen ihre Dominanz auf Dauer gegen die (zahlenmäßig erstarkenden) Albaner<br />

festigen könnten, gab es dabei nicht. 216<br />

Auch wenn bis 2001 (und wohl auch danach) die meisten albanischen Politiker eher eine<br />

Kultur- denn eine Territorialautonomie be<strong>für</strong>worteten, reichten einzelne gegenteilige Aussagen<br />

– von ethnisch makedonischer wie auch albanischer Seite – immer wieder aus, um das<br />

Misstrauen der Makedonen zu schüren und die Albaner als geschlossenen, sezessionistischen<br />

Block wahrzunehmen. 217<br />

Letztlich bleibt festzuhalten: Die Sprach- und Bildungsforderungen der Albaner gingen weit<br />

über das klassische Recht auf Förderung der eigenen Kultur zur Gewährleistung des (bloßen)<br />

Überlebens der eigenen Gruppe hinaus. Dazu hätten allein Primär- und weiterführende<br />

Schulen gereicht wie es sie seit der Unabhängigkeit (und schon vorher) gab, und die im Laufe<br />

der Zeit erweitert wurden und immer mehr (albanische) Schüler erfassten. Die Albaner in<br />

<strong>Makedonien</strong> waren auf eine Statuserhebung konzentriert, das Überleben der eigenen Ethnie<br />

schien ihnen – auch trotz der „Abgeschnittenheit“ durch die Grenze(n) zu ihren co-nationals<br />

– nie gefährdet zu sein. Dies spiegelt sich auch in der eigenen Vorstellung wider eine (gesamtalbanische)<br />

Mehrheit zu sein.<br />

So lässt sich zusammenfassend sagen: Der Großteil der albanischen Forderungen ging in<br />

Richtung nicht-territorialer Autonomie, auch wenn (eher vereinzelt und mit weniger Unterstützung)<br />

bisweilen auch territoriale Forderungen gestellt wurden. Abgelehnt wurden sie aus<br />

den Be<strong>für</strong>chtungen heraus, dass der Staat auseinanderbrechen könnte. Nichtterritoriale Autonomien<br />

hätten aufgrund der geschlossenen Siedlungsweise der Albaner in <strong>Makedonien</strong> zu<br />

ähnlichen Ergebnissen geführt wie territoriale Regelungen, auch wenn damit zumindest eine<br />

nicht nur symbolisch bedeutsame „Grenzziehung“ vermieden worden wäre. Die Segregation<br />

der albanischen Minderheit wurde auch deshalb zu verhindern gesucht, da andere Minderheiten<br />

ähnliche Forderungen hätten stellen können. Stattdessen wurde die Zentralisierung<br />

weiter vorangetrieben und eine noch stärkere Konzentration auf individualrechtliche Regelungen<br />

gelegt.<br />

Die staatlichen <strong>Institut</strong>ionen haben nur zögernd auf die Forderungen reagiert, was als<br />

Hauptgrund genannt werden kann, weshalb sie von Seiten der Albaner als illegitim betrachtet<br />

wurden. Gleichzeitig entwickelte sich (wenn auch in geringeren Zügen) eine Kultur des<br />

außerinstitutionellen Protestes (Parlaments- und Volkszählungsboykotte), der die staatlichen<br />

Einrichtungen weiter delegitimierte. 218<br />

216 Vgl. Fußnote 128; Vgl. Keiichi 2004: 201.<br />

217 Vgl. Ackermann 1999: 65; Willemsen 2001: 15.<br />

218 „In <strong>Makedonien</strong> herrscht die schlechte Angewohnheit, dass sich der effektivste Weg die eigenen Ziele zu erreichen<br />

– egal ob es sich dabei um Minderheitenangelegenheiten oder unzufriedene Arbeitnehmer handelt, außerhalb<br />

der <strong>Institut</strong>ionen des Systems befindet. Daran haben zum Teil die (...) unangemessenen Reaktionen der<br />

<strong>Institut</strong>ionen schuld. Wenn der Staat nicht in der Lage ist, eine rote Linie zu ziehen, werden die Bürger das Gefühl<br />

bekommen, dass die <strong>Institut</strong>ionen nicht funktionieren und dass ihnen alles erlaubt ist.“ Simovska, Emilija: Obrazo-

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