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Fallstudie Makedonien (Nr. 50) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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dieser Abstimmung von Seiten der makedonischen Behörden und Politiker wurde daraufhin<br />

von Mitgliedern eines radikalen Flügels der ethnisch albanischen Partei Demokratischer<br />

Prosperität (PDP) die „unabhängige Republik Illirida“ ausgerufen, die die albanischdominierten<br />

Gebiete <strong>Makedonien</strong>s umfassen sollte. Dieser Schritt wurde von den zahlreicheren<br />

gemäßigten albanischen Politikern zwar nicht unterstützt, aber auch nicht konkret abgelehnt.<br />

Die Vorgänge blieben ohne großes Nachspiel: Weder die Zentralbehörden in Skopje<br />

noch die betreffenden Politiker in Westmakedonien verfolgten diesen Prozess weiter.<br />

Solche Forderungen nach territorialen Lösungen sind zeitweise immer wieder leiser geworden,<br />

aber anscheinend nie ganz von der Agenda verschwunden. 193 An gefährliche Brisanz<br />

gewannen sie erneut 2001, als Kämpfer der albanischen Ushtria Çlirimtare Kombëtare<br />

(UÇK) in der frühen Phase des bewaffneten Konflikts nach der direkten Bedrohung der<br />

Hauptstadt Skopje Forderungen nach föderaler Teilung des Staates entlang ethnischer Linien<br />

laut werden ließen. 194 Doch diese verstummten relativ bald, sei es weil die Kämpfer<br />

durch solche Ziele die Internationale Gemeinschaft nicht <strong>für</strong> sich überzeugen hätten können,<br />

sei es weil sie sich der Unterstützung der albanischen Bevölkerung <strong>Makedonien</strong>s nicht sicher<br />

sein konnten. 195 Mit den schon im Frühjahr veränderten Forderungen nach größeren politischen<br />

Rechten vermochte es die UÇK dann einen Großteil der albanischen Bevölkerung in<br />

<strong>Makedonien</strong> <strong>für</strong> sich zu gewinnen. 196<br />

Diese anfangs vorgebrachten territorialen Ansprüche (wenn auch seltener vertreten) sind bei<br />

den ethnischen Makedonen besonders auf Ablehnung gestoßen. Immer wieder wurden sie<br />

als erster Schritt in Richtung Sezession verstanden 197 und damit in Richtung Auseinanderbrechen<br />

des <strong>für</strong> die makedonische Identität so wichtigen Staates. 198 Diese Bedrohungsvorstellungen<br />

der ethnischen Makedonen können so als eine weitere wesentliche strukturelle<br />

Konfliktursache angesehen werden. 199 Auch wenn konkrete Forderungen nach Sezession<br />

von Seiten der Albaner tatsächlich eher selten anzutreffen waren, hegten (und hegen) die<br />

Makedonen Ängste vor einer hidden agenda der albanischen Politiker – die als einheitlicher<br />

Block wahrgenommen werden. Den makedonischen Medien kann man den Vorwurf machen,<br />

einseitig immer wieder die extremen Forderungen nach Föderalisierung oder Sezession einzelner<br />

Politiker herauszustellen; dies spiegelt aber im Grunde nur die allgemein verbreiteten<br />

193 Z.B. streitet Xhaferi (1998: 7) <strong>für</strong> eine politische und territoriale Autonomie; daher sind Behauptungen, weder<br />

die DPA noch die PDP hätten vor 2001 territoriale Forderungen gestellt – z.B. von der International Crisis Group<br />

(ICG) 2004: Pan-Albanianism: How Big A Threat to Balkan Security? (= Europe Report No. 153), S. 18 – nicht<br />

korrekt.<br />

194 Vgl. CEDIME-SE 2002: 8.<br />

195 Vgl. Balalovska, Kristina/Silj, Alessandro/Zucconi, Mario 2002: Minority Politics in Southeast Europe: Crisis in<br />

Macedonia, Ethnobarometer Working Paper Series, Rom, S. 15f.<br />

196 Vgl. Treneska 2004: 227.<br />

197 Vgl. Willemsen 2001: 15.<br />

198 Zur zentralen Bedeutung des unabhängigen Staates <strong>für</strong> die makedonische Identität vgl. vor allem: Brunnbauer<br />

2001: 165; <strong>Institut</strong>e for Regional and International Studies (IRIS) u.a. 2006: The Process of Decentralization in<br />

Macedonia: Prospects for Ethnic Conflict Mitigation, Enhaced Representation, <strong>Institut</strong>ional Efficency and Accountability,<br />

Sofia/Skopje, S. 11,<br />

URL: http://www.iris-bg.org/MACEDONIA_DECENTRALIZATION.FULLREPORT_APPENDIX.pdf<br />

199 Vgl. Calic 2002: 7.

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