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22 5 7 Die Unscharferelation von Heisenberg 8 7 Die Unscharferelation von Heisenberg 23<br />

in seinem ursprunglichen Zustand zu storen. Wollte man beispielsweise<br />

den Abstand zweier Korper voneinander bestimmen, so<br />

muste man einen Masstab anlegen und sie beruhren, d. h. sie anstosen,<br />

was ihre Lage verandern wird. Fur makroskopische Gegenstande<br />

ist die dadurch verursachte Verruckung ohne Belang. Fur<br />

Atome jedoch sind die Veranderungen von der Grose atomarer<br />

Dimensionen, d. h. sehr erheblich und beeinflussen und verschleiern<br />

alle Auskunfte, die wir uber den Zustand des Systems erhalten.<br />

Man mus gleich zu Beginn im Klaren daruber sein, das dies<br />

nichts zu tun hat mit der technischen Unvollkommenheit unserer<br />

Apparate. Selbst mit den auserst idealisiert gedachten Hilfsmitteln<br />

bleiben die erwahnten Veranderungen des zu messenden Systems<br />

bestehen. Dies in einer Reihe scharfsinniger Gedankenexperimente<br />

gezeigt zu haben, ist das Verdienst von W. HEISE~BER~.<br />

Es sei versucht, im Bohrschen Atommodell gleichzeitig Lage<br />

und Geschwindigkeit des Elektrons zu bestimmen, mit der Absicht,<br />

eine scharf gezeichnete Elektronenbahn zu konstruieren. Um den<br />

Ort des Elektrons zu einer bestimmten Zeit festzustellen, gibt es<br />

kein anderes Mittel als ein Photon zu schicken, das am Elektron<br />

reflektiert wird und zuruckkommend dessen Standort anzeigt.<br />

Wiederholt man dieses Gedankenexperiment zu verschiedenen aufeinander<br />

folgenden Zeiten, so konnte man aus der Gesamtheit aller<br />

so erhaltenen Lagen die Elektronenbahn zusammensetzen. Um<br />

jedoch das Elektron zu sehen, mus man ein Mikroskop benutzen,<br />

dessen Auflosungsvermogen, d. h. seine Fahigkeit zwischen 2 benachbarten<br />

Punkten zu unterscheiden, sehr gros ist. Bekanntlich<br />

ist das Auflosungsvermogen des Mikroskops gegeben und eingeschrankt<br />

durch die Beziehung<br />

I<br />

Ax = n sin a '<br />

worin A die Wellenlange des benutzten Photons, n der Berechnungsindex<br />

des Mediums und a der Aperturwinkel des Mikroskops<br />

sind. Will man Ax moglichst klein machen, d. h. die jeweilige Lage<br />

des Elektrons moglichst scharf bestimmen, so mus man ein sehr<br />

kurzwelliges Licht, etwa einen y-rcltrahl, verwenden. Die Wahl<br />

eines kurzwelligen Lichtes kann jedoch nicht weit getrieben werden,<br />

ohne die Geschwindigkeit des beobachteten Elektrons zu<br />

beeintrachtigen. Denn das Licht ist nicht nur Welle, sondern auch<br />

Korpuskel, der ein Impuls h V /C zukommt. Dieser Impuls wird bei<br />

der Streuung des Photons am Elektron auf letzteres teilweise ubertragen<br />

(Compton-Effekt). Die Impulsanderung betragt<br />

COS 9) ,<br />

worin 6 den Streuwinkel bedeutet. Ap ist aber zugleich der unvermeidliche<br />

Fehler in der Impulsbestimmung des Elektrons. Das<br />

Produkt der Fehler in der gleichzeitigen Bestimmung der beiden<br />

konjugierten Variabeln, d. h. der Lage und der Geschwindigkeit<br />

(nach BOHR heisen sie komplementare Grosen) ware somit<br />

h V<br />

~x-Ap=(i-c0~8).-- -h.<br />

sin a<br />

Folglich konnen wir die eine Grose nicht exakt bestimmen, ohne<br />

gleichzeitig die komplementare Grose unscharf zu sehen. Mogen<br />

wir die Versuche anstellen wie wir wollen, immer bildet das Wirkungsquantum<br />

h durch seine Verknupfung mit den zu bestimmenden<br />

Koordinaten eine naturliche untere Grenze, unterhalb welcher<br />

jede Aussage ihren bestimmten Charakter verliert. Die Frage nach<br />

Wirkungen, die kleiner sind als h, wird fur uns sinnlos, da solche<br />

Zustande ununterscheidbar waren. Es zeigt sich, das es unmoglich<br />

ist, die Unscharferelation zu umgehen, da wir mit Masstaben materieller<br />

Art - und wir kennen keine anderen im physikalischen<br />

Experiment - an die zu messenden Objekte herangehen.<br />

Je empfindlicher die apparativen Hilfsmittel werden, um so<br />

mehr rucken die durch den Eingriff der Mesinstrumente hervorgerufenen<br />

Veranderungen in den Bereich der Nachweisbarkeit. Ein<br />

sehr instruktives Beispiel dafur bilden die Sattigungserscheinungen<br />

bei der magnetischen Kernresonanz. Wie in $ 22 dargelegt wird, ist<br />

die Absorption elektromagnetischer Strahlung durch Kernresonanz<br />

durch die Unterschiede in den Belegungszahlen der einzelnen<br />

Energieniveaus mit verursacht. Durch den Absorptionsvorgang<br />

jedoch werden diese Unterschiede, zumal sie sehr gering sind, ausgeglichen,<br />

so das die Absorptionsintensitat bei starker Einstrahlung<br />

bis auf Null herabgedruckt werden kann. Diese Selbstausloschung<br />

durch Sattigung war lange Jahre hindurch die Ursache fur die Miserfolge,<br />

die Existenz der Kornresonanz in festen Stoffen nachzuweisen.<br />

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