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130 1 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 131<br />
gegenseitigen Uberlappung der n-Elektronen beruht. Seine Wirkung<br />
ist der des induktiven Effektes entgegengesetzt, d. h. er verursacht<br />
eine Schwachung des Saurecharakters, weil ein Fliesen<br />
von Ladung von der Doppelbindung zu der Carboxylgruppe stattfindet.<br />
Was man beim Ubergang zur ungesattigten Saure als Anstieg<br />
der K beobachtet, ist die Differenz dieser beiden Effekte.<br />
Der Induktionseffekt ist starker als der Mesomerieeffekt. Letzterer<br />
wird uberdies bereits durch Einschalten einer CH,-Gruppe, wegen<br />
Aufhebung der Konplanaritat des Molekuls, vollstandig unterbunden.<br />
In den Vergleichsreihen der aliphatischen und aromatischen<br />
Alkohole und Amine laufen beide Effekte gleichsinnig. Wahrend<br />
der Methylalkohol CH,OH eine Dissoziationskonstante (in CH30-<br />
und H+) von 10-l6 aufweist, erhohen sich die sauren Eigenschaften<br />
beim Phenol C,H50H bis zu einer Dissoziationskonstante von<br />
1,06 10-l0. Dieser sprunghafte Anstieg ruhrt vom Zusammenwirken<br />
beider oben genannter Effekte her. Neben dem Ersatz der (sp3-2p)-<br />
Bindung zwischen C- und O-Atomen beim CH30H durch eine<br />
(sp2-2p) beim Phenol (der einen negativierenden Einflus auf den<br />
Sauerstoff hat), findet durch mesomere Ausbreitung der einsamen<br />
Elektronen des O-Atoms uber die n-Elektronen des Phenylkernes ein<br />
weiterer Abtransport von negativer Ladung nach den Phenylkernen<br />
hin statt. Es handelt sich somit um einenEffekt, der durch die Formel<br />
U<br />
dargestellt wird.<br />
Durch Einfuhrung eines Elektronenacceptors in den Phenylkern,<br />
wie z. B. der NO,-Gruppe, wird der -M-Effekt noch verstarkt,<br />
wie der weitere Anstieg der Dissoziationskonstante im<br />
p-Nitrophenol (5,6 10-s) zeigt. Die gleichen Gesetzmasigkeiten<br />
beobachtet man in der Aminreihe, aus welcher die einsamen Elektronen<br />
des Stickstoffes in Wechselwirkung mit den n-Elektronen des<br />
Phenylkerns treten. Ihr Abtransport vom Stickstoff zum Phenylkern<br />
(+ M-Effekt) erschwert die Anlagerung von HC1 nach dem Schema :<br />
so das die Basizitat des Anilins kleiner ausfallt als die eines Alkylamins<br />
CH3NH2. Wahrend die Einfuhrung von Methylgruppen,<br />
durch die Elektronen-Donatoreigenschaften derselben, eine Erhohung<br />
der Basizitat der Alkylamine mit sich bringt, verursacht der<br />
sukzessive Ersatz der H-Atome durch Phenylreste eine Verringerung<br />
der Basizitat, die so weit geht, das das Triphenylamin<br />
(C6HJ3N nicht mehr imstande ist HCl anzulagern. Parallel dazu<br />
geht eine Erhohung der Aciditat der am Stickstoff gebundenen<br />
Wasserstoffatome. Das Diphenylamin (C6H5),NH vermag seinen<br />
Wasserstoff gegen metallisches Kalium auszutauschen.<br />
Die gleiche Aziditatszunahme stellt man in der Reihe Pvrol<br />
0 , l n d o l m , ~ arbazolwu3 fest, da hier das einsame<br />
V /<br />
NH NH NH<br />
Elektronenpaar des Stickstoffes mit einer zunehmend groseren<br />
Zahl der n-Elektronen in Wechselwirkung tritt, und der Abtransport<br />
der Ladung mit steigender Zahl der Phenylreste groser wird.<br />
Auch die H-Atome der CH3-Gruppe erlangen saure Eigenschaften<br />
und konnen als Protonen abgegeben werden, wenn durch Einfuhrung<br />
von starken Elektronenacceptoren eine Verarmung der CH-<br />
Bindung an bindenden Elektronen erfolgt. Dies last sich in der<br />
Reihenfolge Toluol C6H5CH3, Diphenylmethan<br />
Triphenylmethan<br />
(C6H5)3CH verfolgen. Letztere Verbindung fungiert<br />
als sehr schwache Saure mit der Dissoziationskonstante 10-33, und<br />
das Wasserstoffatom des Methyls ist durch Kalium ersetzbar. Noch<br />
starker werden die sauren Eigenschaften dieses Kohlenwasserstoffes,<br />
wenn in p-Stellung eine Nitrogruppe eingefuhrt wird, die<br />
ein starker Elektronenacceptor ist. Das p-Trinitrotriphenylmethan<br />
bildet eine Kaliumverbindung (p-NO,-C6H,),CK, die durch Alkohol<br />
nicht zersetzt wird.<br />
Der mesomere Elektronenausgleich zwischen Carboxylgruppe<br />
und einer unmittelbar benachbarten doppelten oder dreifachen<br />
Bindung (+ M-Effekt), der dissoziationsschwachend wirkt, ist nur<br />
dann moglich, wenn Carboxylgruppe und doppelte Bindung in<br />
einer Ebene liegen. Dies Iast sich an den Dissoziationskonstanten<br />
von raumisomeren cis- und trans-Carbonsauren verfolgen. Man<br />
findet, das die substituierten Athylencarbonsauren einen Anstieg<br />
ihrer Starke zeigen, so bald die Raumer<strong>full</strong>ung die Substituenten<br />
aus der durch die Athylendoppelbindung festgelegten Ebene herausgedrangt<br />
werden, und das Molekul nicht mehr eben ist. Die<br />
cis-Dimethylathylencarbonsaure