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102 $17 Dipolmoment und Konstitution<br />
Vorhandensein eines speziellen inneren elektrischen Feldes Rechnung<br />
tragt, und das Dipolmoment aus der Molekularpolarisation<br />
der in polaren Losungsmitteln gelosten Substanz zu berechnen<br />
gestattet. Wie zu erwarten ist, findet man, wegen des zwitterionischen<br />
Charakters der Aminosauren, sehr hohe Werte der Dipolmomente,<br />
die proportional zur Wurzel aus der Zahl der Kettenglieder<br />
ansteigt (Tabelle 16).<br />
In neuester Zeit ist es moglich geworden, die Dipolmomente mit<br />
Hilfe der Mikrowellenspektroskopie genau zu bestimmen. Die<br />
Methode beruht auf der Er-<br />
Tabelle 16<br />
mittlung des Absorptions-<br />
Glykokoll 15,5 . 10-l8 e.8t.E. koeffizienten der Substans-<br />
Alanin 19,O . 10-l8 zen im Wellenlangenbereich<br />
Aminocapronsaure 28,O 10-l8<br />
Hexaglyzin 50,O . 10-l8<br />
von 1,5-3<br />
cm, die ener-<br />
Eiweisstoffe 250-1500. 10-18 getisch den Anderungen<br />
des Rotationszustandes der<br />
Molekule entsprechen. Sie gestattet, aus den Intensitaten des in<br />
diesem Wellenbereich gelegenen reinen Rotationsspektrums oder<br />
aus denLinienaufspaltungen im elektrischenFeld (stark-Effekt)]das<br />
Dipolmoment einer Substanz zu bestimmen. Die Rotationszustande<br />
sind nach Masgabe ihrer Rotationsquantenzahl (2 J + 1)fach entartet,<br />
weil der Energiezustand des rotierenden Molekuls sich mit der<br />
Rotationsquantenzahl J auf (2 J + I) Weisen aufbauen last. Durch<br />
Anlegung eines elektrischen Feldes wird die Gleichheit der Energiezustande<br />
teilweise gestort und damit die Entartung aufgehoben.<br />
Die der Aufspaltung entsprechenden Energiedifferenzen d E werden<br />
dargestellt durch :<br />
worin @ die elektrische Feldstarke, I das Tragheitsmoment (fur<br />
den Fall eines linearen Molekuls), ,U das Dipolmoment und M die<br />
magnetische Quantenzahl bedeuten.<br />
Die tabellarische Zusammenstellung einer Reihe von Dipolmomenten,<br />
die nach dieser Methode ermittelt wurden, last aus den<br />
angegebenen Dezimalstellen die Genauigkeit der neuen Methode,<br />
die vor allem bei kleinen Dipolmomenten ins Gewicht fallt, erkennen<br />
(Tabelle 17).<br />
$ 18 Molekularrefraktion, magn. Suszeptibilitat U. chem. Bindung 103<br />
Tabelie 17. Dipolmomente aus dem Stark-Effekt des Mikrowellempektrums<br />
Substanz<br />
cos<br />
N2O<br />
H20<br />
D20<br />
0 3<br />
HNCO<br />
BrCl<br />
CH20<br />
CH,OH<br />
Dipolmoment<br />
Substanz<br />
Dipolmoment<br />
g 18 Molekularrefraktion,<br />
magnetische Suszeptibilitat und chemische Bindung<br />
Auch die elektrische Verschiebungspolarisation, welche durch<br />
die auf unendliche Wellenlange extrapolierte Molekularrefraktion<br />
gemessen wird, hat durch die neue Elektronentheorie organischer<br />
Verbindungen eine Wandlung in der Form der Anwendung zur<br />
Aufklarung der chemischen Konstitution erfahren. Die Molekularrefraktion<br />
ist eine fur den Elektronenzustand des Molekuls sehr<br />
charakteristische Konstante, weil sie das durch das Anlegen eines<br />
auseren elektrischen Feldes induzierte Dipolmoment mist und damit<br />
die Verschieblichkeit der elektrischen Ladungen innerhalb des<br />
Molekuls angibt. Dieser Zusammenhang kommt in folgenden Gleichungen<br />
zum Ausdruck :<br />
worin a die mittlere Polarisierbarkeit des Molekuls, d. h. das durch<br />
die Einheit der Feldstarke @ induzierte, uber die drei Raumrichtungen<br />
gemittelte Dipolmoment pind., bedeutet,. Das ein eventuell<br />
vorhandenes permanentes Dipolmoment durch die Molekularrefraktion<br />
nicht mitgemessen wird, ruhrt davon her, das die Molekule<br />
als Trager der permanenten Dipole wegen der Massetragheit<br />
durch das hochfrequente Wechselfeld des sichtbaren Lichtes nicht<br />
ausgerichtet werden. Die Elektronen hingegen folgen dem raschen<br />
Feldwechsel des elektrischen Lichtvektors, der Anlas zur Erzeugung<br />
eines induzierten Dipolmomentes gibt. Da aber auch die Elektronen<br />
Tragheit besitzen, bleiben sie im raschen Feldwechsel etwas