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72 8 15 Hybridisierung 3 15 Hybridisierung 73<br />
Eine Vermischung der Elektronenzustande mus jedoch auch<br />
bei isolierten Atomen, beispielsweise im C-Atom, angenommen<br />
werden,<br />
kzp<br />
wenn man ihrem valenzmasigen Verhalten Rechnung<br />
tragen will. Denn wenn wir die Elektronenzustande des C-Atonis<br />
nach den in fj 8 gegebenen Bezeichnungen<br />
niederschreiben, gelangen wir zu folgendem<br />
Schema :<br />
(1s) i T (2s) L? (2px)f(2pu)f(2 pdO<br />
-'<br />
K L<br />
I<br />
Die erste, K-Schale, ist mit zwei Elektronen<br />
entgegengesetzten Spins von kugelartiger<br />
Raumverteilung besetzt. Da sie keine weiteren<br />
Elektronen aufnehmen kann, gilt sie<br />
2s<br />
als abgeschlossen. Die zweite, L-Schale, ist<br />
mit zwei verschiedenen Arten von Elek-<br />
I tronen besetzt, einem 2 s-Paar und zwei 2 p-<br />
I<br />
Elektronen, die mit parallelem Spin auf die<br />
I<br />
X- und y-Zustande verteilt sind (Hundsche<br />
1s<br />
I<br />
Regel). Der 2pz-Zustand bleibt unbesetzt.<br />
- r/r Da fur die chemische Valenz die Elektronen<br />
Abb. 14. Verbreiterung<br />
der Energieterme der auseren Schale verantwortlich gemacht<br />
werden, muste der Kohlenstoff entsprechend<br />
den vier auseren Valenzelektronen zwar vierwertig, jedoch mit je<br />
zwei ungleichwertigen Valenzen ausgestattet seinl. Dies aber widerspricht<br />
der Erfahrung, da man eindeutig feststellt, das alle vier<br />
Va,lenzen des C-Atoms gleichwertig sind, und das sie eine ganz<br />
bestimmte Richtung im Raume besitzen, indem sie untereinander<br />
einen Winkel von log0 bilden (regulares Tetraeder).<br />
Nan mus annehmenz, das, bevor das C-Atom eine kovalente<br />
Bindung eingeht, eine neue Ordnung der Elektronenzustande stattfindet.<br />
Man verfolgt diesen Vorgang, indem man ihn in zwei Stufen<br />
zerlegt: Ein Elektron des 2s-Zustandes wird auf den unbesetzten<br />
2pz-Zustand gehoben, wobei eine Energie von nicht weniger als<br />
1 Es sei an dieser Stelle auf die Darlegungen von K. ARTMANN, Z. Naturforsch.<br />
1, 426 (1946) hingewiesen, nach welchen die tetraedrische bzw.<br />
trigonale Anordnung in den freien Atomen als Folge des Paulischen Prinzipes<br />
vorgebildet sind.<br />
L. PAULING, J. Amer. chem. Soc. 53, 1367 (1931); 54,992 (1932).<br />
96 Kcal/Mol verbraucht wird. Der resultierende Zustand wird durch<br />
folgendes Schema dargestellt :<br />
d. h. es sind vier Elektronen mit gleichgerichteten Spins auf die<br />
vier Zustande verteilt. In der zweiten Stufe werden die vier verschiedenen<br />
Elektronenwolken zu vier gleichen Elektronenwolken<br />
gemischten Charakters, den man als Hybrid bezeichnet, vermengt.<br />
Der Vorgang der Vermischung oder Hybridisierung fuhrt zu vier<br />
gleichen Valenzhybriden, die eine bestimmte Raumrichtung besitzen.<br />
Im vorliegenden Fall der Vermischung eines 2s-Elektrons<br />
mit drei 2p-Elektronen weisen die resultierenden vier sp3-Hybride<br />
eine tetraedrische Anordnung auf.<br />
Die Vermischung geschieht mathematisch derart, das man aus<br />
den vier ursprunglichen Wellenfunktionen yZs, yZp+, Yzpy und yZps<br />
der oben genannten vier Zustande, durch lineare Kombination, unter<br />
Wahlen geeigneter Koeffizienten al, dl bzw. bz, cz, dz<br />
usw. vier neue *-Funktionen yz, Y3 und Y)4 herausarbeitet, die<br />
zwar untereinander gleichwertig sind, jedoch verschiedene Raumrichtungen<br />
besitzen:<br />
Bei der Ableitung dieser neuen vier Wellenfunktionen, die zueinander<br />
orthogonal1 sind, gilt folgende Bedingung: Sie mussen<br />
so beschaffen sein, das bei ihrer Vereinigung zur Bildung einer<br />
kovalenten Bindung, etwa mit einem H-Atom oder einem anderen<br />
C-Valenzhybrid, eine maximale Uberlappung ihrer Elektronenwolken<br />
gewahrleistet wird. Denn die maximale Uberlappung fuhrt<br />
zu einer maximalen Festigkeit der Bindung. Gerade diese Tatsache<br />
rechtfertigt und deckt den Energieaufwand von 96 kcal/<br />
Mol, der als Auftakt zur Hybridisierung verbraucht wurde.<br />
Es ergibt sich aus der Rechnung ohne zusatzliche Annahmen,<br />
das die vier gleichwertigen sp3-Hybride nach den Ecken eines<br />
Man nennt zwei Funktionen y~ und y~ dann orthogonal, wenn ihr<br />
Uberlapp~ngsinte~ral den Wert null hat, d. h. wenn J YAWB d~ = 0.